AlarmstufeRot: der Bericht zur Großdemonstration am 09.09.2020 in Berlin

Eine Branche sieht noch immer rot

Eventname: AlarmstufeRot, Großdemonstration

Ort: Berlin und Livestream

Datum: 09.09.2020

Kosten: freier Zugang

Veranstalter: AlarmstufeRot
https://www.alarmstuferot.org/
https://www.facebook.com/NightofLight2020/

Im Juni berichteten wir über die Night Of Light (Klick), ein Event zum Erhalt der Veranstaltungsindustrie. Seitdem sind nun weitere ca. zehn Wochen ins Land gegangen und die Situation ist für viele Menschen nach wie vor identisch. Großveranstaltungen sind bis Ende des Jahres abgesagt, kleinere Events je nach Region evtl. möglich, aber in der Regel ein Zuschussgeschäft für Künstler und Veranstalter. So steht auch heute, am 09.09.2020, eine Branche mit mehr als eine Mio. Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als 100 Milliarden Euro vor dem Ruin. Der Organisator von Night Of Light, Tom Koperek ist natürlich genauso vor Ort wie Politiker, Künstler und Vertreter von Verbänden. Doch der Reihe nach:

Der Stream startet pünktlich und zunächst gibt es Musik und die eine oder andere Stimme aus dem Publikum, u.a. auch von Corvus Corax, die mit Instrumenten unter den Zuhörern und Unterstützern der Demo stehen. Verschiedene Plakate und Forderungen werden gezeigt, u.a. natürlich, dass Kultur halt Bühnen benötigt. Ansonsten dominiert die Farbe Rot, das T-Shirt der Demo trägt hinten den Schriftzug „Stoppt Die Pleitewelle“. Sehr schön auch die einfache Zusammenfassung einer Tatsache: „Seit 225 Tagen Stillstand, 100 % Umsatzausfall, Hilfsprogramme Fehlanzeige, Neustart?Marcel Fery, einer der Initiatoren von AlarmstufeRot, sorgt dafür, dass sich die ca. 15.000 Menschen unter Einhaltung der Coronaregeln auf dem vorhandenen Platz verteilen. Auch über den Stream ist gut ersichtlich, dass ausreichend Abstand da ist und wirklich jeder einen MNS trägt. Schöne Sprüche auf Plakaten sind auch „Ohne Messen nichts zu essen“ und auch der Sensenmann bzw. der Reaper von Follow The Reaper (Children Of Bodom) ist extra vom Bodomsee aus Finnland nach Berlin gekommen, um die Veranstaltungsindustrie zu holen, den passenden Sarg hat er sogar schon mitgebracht ?. Aljoscha Höhn übernimmt dann die Moderation auf der Hauptbühne und es werden die sechs Kernforderungen vorgestellt:
– Überbrückungsprogramm
– Kreditprogramm
– Steuerlicher Verlustrücktrag
– Flexibilisierung der Kurzarbeiterregelungen
– EU-Beihilferahmen
– Rettungsdialog
Die Forderungen im Detail gibt es hier: https://www.alarmstuferot.org/forderungen

Aljoscha hatte zum Anfang den einen oder anderen Überraschungsgast angekündigt, einer kommt dann auch prompt auf die Bühne. Herbert Grönemeyer, mein persönlicher Nick ist „Nuschel Herbie“, aber ich glaube, es geht heute einfach mal rein gar nicht um Musik und Herbie singt auch nicht, sondern sagt, dass er dafür bekannt ist, undeutlich zu sprechen. Dafür kommt er aber sehr deutlich rüber, gerade mit seinen Worten zum Ende „wir sind die rauschende Seele, der öffentliche Herzschlag der Nation“, und er fordert die Politiker auf, endlich „loszurocken & rollen, ein Land stellt sein Zauber aufs Spiel und seine Zauberer zur Disposition“. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Vielen Dank!

Nach Herbie tauchen auch noch Alec und Sascha von The Boss Hoss auf und schlagen natürlich in die gleiche Kerbe. Also auch vor Ort durchaus namhafte Unterstützung. Anschließend bekommen diverse Politiker jeweils vier Minuten Redezeit, um zu erklären, was sie denn so für die stillgelegte Branche tun wollen. Die Prominenteste ist wohl Katrin Göring-Eckardt von Bündnis 90/Die Grünen. Es kommen alle demokratischen Parteien zu Wort, welche im Bundestag vertreten sind. Aber nun, wer Politiker kennt, weiß, dass die Damen und Herren viel reden, wenn der Tag lang ist. Hoffen wir mal, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lassen.

Zum Ende des Programms auf der Hauptbühne kommen die Verbandsvertreter zum Vorschein, die nun den Staffelstab übernehmen. Die Arbeit der AlarmstufeRot endet hier. Nun ist es an den Vertretern der Verbände, mit den Politikern Lösungen zu erarbeiten. Da wünschen alle gutes Gelingen und viel Glück. Das werden die Damen und Herren ganz bestimmt brauchen.

So endet die Veranstaltung gegen ca. 17:30 Uhr und für die Teilnehmer heißt es, den Heimweg anzutreten. Von der Niederlegung des letzten Hemdes am Reichstag gab es keine Bilder, aber davon sollten sicher noch Fotos in den sozialen Netzwerken auftauchen.

Falls in den nächsten vier Woche nichts passiert – am 07.10.2020 ist die nächste Demo bereits angemeldet. Wenn das auch nichts hilft, kann man den Staat auf Schadensersatz verklagen wegen Berufsverbot. Auch die Politiker müssen irgendwann verstehen, dass man nicht Künstler, Freiberufler oder Selbstständiger ist aus Verzweiflung, sondern weil man es genauso will.