Night Of Light: der Bericht zur bundesweiten Aktion am 22.06.2020

Eine Branche sieht rot

Eventname: Night Of Light

Ort: bundesweite Aktion

Datum: 22.06.2020

Kosten: freier Zugang

Veranstalter: Night Of Light (https://night-of-light.de/#die_aktion)
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#TheRedAlertisOn

Externe Bilder: Jever Schloss (Nordwest-Zeitung),

Rot ist ja eine Farbe, mit der viel in Verbindung gebracht wird. In der Veranstaltungswirtschaft regieren aber in 2020 vor allem rote Zahlen, d. h. es werden immense Verluste verbucht, welche früher oder später zu einem Massensterben und entsprechender Arbeitslosigkeit führen. Dabei geht es nicht nur um die Musikclubs oder großen Eventhallen. Es sind vor allem die vielen unscheinbaren Menschen hinter den Kulissen. Das Licht auf der Bühne sieht jeder. Den Menschen, der für das Licht auf der Bühne sorgt, allerdings niemand. Das sind sehr oft sogenannte „Solo Selbstständige“, die bis März des Jahres auch ein absolut solides Geschäftsmodell hatten. Mit Corona wurde das Geschäftsmodell quasi von einem Tag auf den anderen stillgelegt. Wir betrachten natürlich primär das Musikbusiness und die Konzerte. Aber es gehört viel mehr zur Veranstaltungswirtschaft: Messebau, Catering, Kunstausstellungen usw. Alles stillgelegt oder mit einer derart geringen Auslastung unterwegs, dass der Betrieb nur mit Verlusten geführt werden kann. Die Branche ist heterogen, so findet die Veranstaltungswirtschaft leider kaum bis kein Gehör in der Politik. Aber es arbeiten sehr viele Menschen in diesem Wirtschaftssektor. Die Zahl ist schwer genau zu definieren, aber es sind auf jeden Fall weit mehr als eine Mio. Menschen. So entstand die Aktion Night Of Light (Klick).

Viele Gebäude, in denen Veranstaltungen stattfinden könnten, stehen leer bzw. werden nicht für den eigentlichen Zweck genutzt. So entstand die Idee von Tom Koperek (Vorstand LK AG) am 22.06.2020 Gebäude rot zu illuminieren. Die Vision war, dass man einen Beitrag in den Tagesthemen bekommt. So startete man einen Aufruf an Veranstalter, Lichttechniker, Caterer, Hotels usw., sich an dieser Aktion zu beteiligen. Das erste Ziel waren 50 Unternehmen – das war schnell erreicht – so kam ein Stein ins Rollen und am Ende standen mehr als 8.000 Gebäude in 20 Ländern auf der Liste.

Wir waren in verschiedenen Regionen und Städten unterwegs. Es gibt einige Eindrücke und Informationen zu den Aktivitäten, welche in der Nacht vom 22.06. auf den 23.06. stattgefunden haben. Dieser Bericht bildet stellvertretend für alle Teilnehmer und unserer Partner einen Querschnitt. Zudem bedanken wir uns für zur Verfügung gestellte Bilder bei der Nordwest-Zeitung, Carsten Drieling, dem Summer Breeze Open Air, dem Lahrer Schlachthof, dem Party.San Metal Open Air, Frank Wilkens, Das Bett, DJ Sam, Michael Diers, Kai Kestner und Volkhard Kulisch (Django-Foto.de)

Jürgen F.: Hamburg
Grünspan, Hamburg

Für mich geht es gegen 19 Uhr los. Auf der Reeperbahn beginnen die Vorbereitung ebenso wie an der Freiheit. Das eine oder andere bekannte Gesicht trifft man natürlich und so unterhält man sich über den Stand der Dinge. Auf der Reeperbahn/Spielbudenplatz läuft die Aktion nur bis Mitternacht. Markthalle und Logo bis 1 Uhr. So werfe ich meinen eigentlichen Plan über Bord und starte auf dem Kiez mit der Berichterstattung. Insgesamt sind 193 Firmen aus und um die Hansestadt an der Aktion beteiligt. Auf dem Spielbudenplatz gibt es Lichttechnik. Die gerade nicht nutzbaren Elemente können hier mal richtig zur Geltung gebracht werden. So gibt es ein Flammenmeer und viel rotes Licht. Die gesamte Reeperbahn ist rot illuminiert. Es ist aber in zwei Stunden unmöglich, hier alle Gebäude abzulaufen. Für mich geht es über das Kulturhaus St. Pauli (Pauli Bahnhof), dem Schmidts Tivoli und dem Beatles Platz zur Großen Freiheit 36 und dem Grünspan. Zwei Clubs auf dem Kiez, wo es nicht nur einmal Metal und Hardrock zu sehen und zu hören gab. Wie oft ich hier vor den Bühnen stand, kann ich nicht sagen. So geht es dann einmal quer rüber in Richtung Übel & Gefährlich bzw. dem Hochbunker. Hier ist es aber bereits dunkel und das rote Licht nicht mehr an. Also dann in die U-Bahn und ab zum Baumwall. Die Illumination der Elbphilharmonie ist eher schwach, so geht es über das Museumsschiff Cap San Diego rüber zum Hauptbahnhof.

Markthalle, Hamburg

Die Markthalle sieht man eigentlich erst, kurz bevor man vor der Location ist. Heute leuchtet es bis zum Bahnhof. Der Club wurde von der Deaf Forever zum beliebtesten Club in Germany 2019 gekürt. Sehr traurig, die schöne Location so zu sehen. Aber die Zeit ist knapp und das Logo ist noch auf der Liste. Auch hier ist alles rot mit der einen oder anderen Message an die Besucher. Über alles wacht der Heinrich Hertz Turm (Fernsehturm), welcher heute auch in Rot strahlt. Nun ist es bereits weit nach Mitternacht und das CCH sowie die Neue Flora schaffe ich nicht mehr.
Ein Fazit zu dem heutigen Abend ist mehr als schwierig – eher ein Aufruf: Wenn Veranstaltungen und allen voran Musik nicht systemrelevant sind, dann möchte ich mal sehen, wie es ist, wenn wir allen Menschen in diesem Land die Musik abstellen. Da reichen wohl schon vier Wochen. Ich vermute, dass die Erkenntnis recht schnell da sein wird, dass Musik evtl. mehr Relevanz hat als viele andere Branchen.

Kai R.: Köln & Düsseldorf

Unsere Tour startet relativ spät am heutigen Tag. Erst so gegen 21:15 Uhr stehen wir vor dem Auto und schauen auf den Plan. Köln, Düsseldorf, Krefeld und natürlich die direkte Umgebung stehen darauf. Der Fokus liegt auf den Veranstaltungsorten, die in der Regel auch durch uns besucht werden und/oder von den Bands, von denen wir berichten, als Location genutzt werden.

Night Of Light 2020 NRW – Live Music Hall Köln

Bis nach Köln sind es ca. 45 Minuten, sagt das Navigationssystem und da wir als ersten Stopp die Live Music Hall in Köln-Ehrenfeld auf dem Plan haben, kommen wir natürlich an anderen ehrwürdigen Locations vorbei. Da, wo früher das Underground stand und auch am Nachtclub Helios 37. Kurz raus, Foto machen, die anderen Fotografen, die man so antrifft, mit einem freundlichen “Hallo” begrüßen und wieder los. Da die Night Of Light zeitlich begrenzt und unsere Liste relativ lang ist, bleibt nicht viel Zeit für ein wirklich ausschweifendes Gespräch unter Kollegen. Vor der Live Music Hall ist es relativ leer und die rot beleuchtete Fassade wirft die gesamte Lichtstraße in ein fast schon gespenstisches Licht. Auf dem Weg zum E-Werk und dem Palladium sehen wir immer wieder mal eine Kirche, einen Club oder einen alten Turm in rotem Licht erstrahlt. In Köln ist klar ersichtlich, dass die Stadt von der Veranstaltungsbranche lebt und Kultur in der (zweit)schönsten Stadt am Rhein großgeschrieben wird. Auf der Schanzenstraße angekommen scheint die Straße fast schon zu glühen. Da das E-Werk und das Palladium nur von einer Straße voneinander getrennt sind, wirkt die Beleuchtung noch ein wenig intensiver. Zusätzlich hat man das Logo der Initiative Night Of Light auf die Fassade des E-Werks projiziert und eine Präsentation erklärt den Schaulustigen, warum man heute zu dieser Aktion aufgerufen hat. Zusätzlich zu den wenigen Schaulustigen scheint man hier den Anlass zu nutzen, um sich “Corona-konform” zu einem Bier zu treffen. Ich empfinde es als ein tolles Zeichen, dass man selbst in einer so schweren Zeit noch Gemeinsamkeit zeigt – und das trotz 1,5 m Abstand. Weiter geht es über die A3 in Richtung Düsseldorf. Da wir leider doch ein wenig länger durch den Großstadtjungle gebraucht haben als geplant, wird Düsseldorf dann doch unser letzter Ort für die heutige Tour bleiben.

Zu sehen gibt es echt weniger als in der Nachbarstadt Köln, doch das liegt wohl eher daran, dass in Düsseldorf die klassische Kunst/Musik etwas mehr im Vordergrund steht – hier präsentiert sich Köln bei Weitem offener für die Metal- und Rockszene. Wir fahren an der Mitsubishi Electric Halle (emotional wird sie für immer die Philipshalle bleiben) vorbei, machen einen kurzen Stopp am Zack und sind total erstaunt, wie man das Wahrzeichen der Stadt – den Rheinturm – so schon illuminieren kann. So erstrahlt das 234 m hohe Gebäude in einem kräftigen Rot mit einer Laserprojektion mit den Lettern #NightOfLight2020.

Persönlich finden wir die Aktion echt super. Was wäre die Welt ohne Kulturveranstaltungen, Messen, Kongresse und ohne Konzerte/Festivals. Sicher auch möglich, aber irgendwie nicht gut. Wir hoffen, dass die Aktion “laut” genug war, dass sich politisch etwas ändert. Die einzige Frage ist, warum nicht an einem Samstag, denn dann hätten wir auch noch weitere Orte abklappern können!

Heike L.: Gelsenkirchen
stadt.bau.raum, Gelsenkirchen

Mich zieht es heute an einen besonderen Fleck in Gelsenkirchen, genauer gesagt, zum stadt.bau.raum. Das Kulturobjekt bildet ein leuchtendes Mahnmal und ein flammender Appell der Veranstaltungswirtschaft zur Rettung unserer Branche, welches heute bei der Night Of Light Aktion nicht fehlen darf. Der ehemalige Schacht Oberschuir bietet mit den denkmalgeschützten Gebäuden aus der Jahrhundertwende und dem Kubus aus Glas und Beton aus den 1990er-Jahren den perfekten Raum für Ausstellungen und Veranstaltungen aller Art. Ab 19:00 bis 22:00 Uhr haben Künstler, die dem Haus verbunden sind (Chris Seidler & Opera School, Andi Hägler, Akra Boa und Frank Ripke (Mr. Blue)) musiziert. Kein Rock oder Metal, aber trotzdem erwähnenswert. Gegen 22:00 Uhr bis ca. 01:00 Uhr wird das Schachtgebäude inkl. des Förderturms durch Mareike Helbing (Kystlys.eu) sowie Herbert Vonau (mac-veranstaltungstechnik.de) illuminiert. Eine, wie ich finde, einmalige Kulisse, die alleine durch den Förderturm einige Tonnen an Metal(l) aufweist. Jetzt heißt es Daumen drücken, dass die Politik in der Bundesrepublik reagiert. Anmerken möchte ich hier zudem, dass auch im Ausland und das nicht nur direkt an den Landesgrenzen, an dieser magischen Nacht mitgewirkt wurde!

Kay L. und Maren J.: Kiel

In Kiel sind wir zu zweit unterwegs und haben die lokalen Clubs und solidarischen städtischen Locations besucht. Los geht es bei der Räucherei, die gegen 22.00 Uhr zwar schon beleuchtet ist, aber durch die Helligkeit kommt dies erst zur späteren Stunde voll zur Geltung. Draußen treffe ich den Veranstalter und so können wir kurz über die doch sehr angespannte Situation im Gewerbe reden. Er vermietet die Halle derzeit u.a. an eine Tanzschule, um zumindest etwas einzunehmen. Hier hat sich bereits eine größere Menge an Menschen eingefunden, um Solidarität zu beweisen. Weiter geht es dann zur Pumpe, die sich in schönem Licht präsentiert. Auch hier sind ein paar Freunde des Vereins und gesellen sich zu den Beleuchtern. In der Nähe der Pumpe ist Kiels größte Halle, die Sparkassen Arena (für uns Kieler immer noch die Ostseehalle), die sich ebenfalls herausgeputzt hat. Die heimische Halle der Zebras, dem THW Kiel, und auch Veranstaltungsort anderer großer Acts fährt ordentlich auf. In der Nähe ist das Kieler Rathaus, das solidarisch seine Gemäuer in das fotografenfreundliche Rot hüllt und eine imposante Erscheinung bietet. Hier haben sich viele Menschen eingefunden, um das auf Zelluloid (heute Speicherkarte) abzulichten.

Traumfabrik, Kiel

Weiter geht es zur Schaubude, einem kleinen Club, bei dem an der weißen Fassade das rote Licht gut zur Geltung kommt. Auch hier werde ich angesprochen und erkläre, dass wir von unserem Magazin Time For Metal schon des Öfteren Gast in den Räumlichkeiten waren. Nächster Halt ist das Maxx. Dort treffen wir Fabian Lippke, ebenfalls ein in der Szene bekannter Fotograf, der sich das Spektakel natürlich nicht entgehen lässt, denn auch er ist ja betroffen. Ein paar Worte gewechselt, und schon geht es weiter. Zur Traumfabrik und dem damit verbundenen Orange Club ist es nur ein Katzensprung. Anschließend zur heute letzten Station, dem alten Güterbahnhof, in dem sich das Budenzauber Catering befindet. Hier ist es ziemlich ruhig, dafür aber die Umgebung schön dunkel und so kommt die stille Mahnung gut zur Geltung. Damit beenden wir unsere kleine Rundreise. Bestimmt nehmen noch weitere Hot Spots in der Landeshauptstadt an der Aktion teil, aber gegen Mitternacht reicht es uns.

René W.: Hessen /Frankfurt und Grävenwiesbach

In Grävenwiesbach hat sich Frank Wilkens (Musikfachwirt IHK) CEO direkt beteiligt. Er widmet sich wortgetreu ganz dem eigen „Baby“- mit dem Namen NauntownMusic. Ob PR, Beratung, Mediaproduktionen, Promotion oder das komplette Künstlermanagement. Alles bringt der 55-jährige Überzeugungstäter unter einen Hut. In diversen Redaktionen hat er mitgewirkt und kennt alle Seiten des Business. Mit dem illuminierten Firmenlogo setzt er ein kleines Zeichen in die große Welt ab und genau das trägt den heutigen Abend. Alle Besucher, Künstler, Schausteller, Firmen und Berichterstatter der Austragungsstätten der verschiedensten Kulturen machen diesen Abend erfolgreich. Corona schwimmt da ohne Frage immer mit und stets wird auf die jeweiligen Hygienemaßnahmen geachtet und das nicht nur in Hessen. An diesem Punkt kann man bereits von einem vollen Erfolg sprechen. Friedlich Werte aufzeigen, ohne eine Situation sinnlos zum Eskalieren zu bringen. Nach den Vorfällen in Stuttgart auch ein klares rotes Signal gegen Gewalt und für einen gemeinsamen Dialog mit Schulterschluss, wo die einzigen Waffen Worte und hell erleuchtete Objekte sind!

Frankfurt am Main – Das Bett

Ebenfalls in Hessen zu Hause: unser enger Partner Das Bett in Frankfurt. Erst Anfang März, noch vor dem großen Shutdown, haben wir von Time For Metal die Zusammenarbeit mit dem Betreiber m2a artitude Betriebs GmbH vertieft. Ab sofort hätten wir die Plakate und Flyer der Programmübersicht mit unserem Logo erweitert. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Das Bett ist für viele Rock- und Metalfreunde in Frankfurt am Main eine feste Anlaufstelle, die, wie ihr rechts sehen könnt, auch diese schöne blutrote Farbe an die Fassade gestrahlt bekommen hat. Ein kleiner erster Sonnenstrahl durchbricht jedoch schon den verdunkelten Himmel. KOMM zum KOMMunikationsfabrik Festival am 25.07 und 26.07.2020 wird auf dem Gelände der Kommunikationsfabrik, Schmidtstraße 12, 60326 Frankfurt durchgeführt. Der Eintritt ist frei. Der Samstag, 25.07., steht ganz im Zeichen des Classic Rock. Es erwartet euch Livemusikprogramm mit Meet Loaf, Mad Zeppelin und Hole Full Of Love. Weitere Informationen folgen bei uns in den nächsten Tagen in den News.

René W.: Friesland und Wilhelmshaven

Meine Heimat direkt an der Nordsee, wo viele Menschen nicht nur im Sommer Urlaub machen, geht am heutigen 22.06.2020 nicht leer aus. Viele werden denken, was soll es denn bitte für große Veranstaltungshäuser geben in einer Region, wo vermutlich mehr Schafe auf dem Deich und Kühe auf den Wiesen grasen? Der Künstler mit den kleinen Elefanten und der zerzausten Frisur, der gerne wie wild über die Bühne sprintet und gerne nach Friesland geschoben wird, hat seine Wurzeln einen Fingerstreich weiter westlich auf der Karte.

Jever, Schloss (Nordwest-Zeitung)

In Ottos Geburtsstadt Emden bleibt es auf den Straßen ebenfalls nicht ruhig und auch in Leer und Aurich gibt es Träger der Night Of Light, die aufgrund der größeren Entfernung nicht eingefangen werden konnten. Die Reise beginnt in Jever mit dem Wahrzeichen der Stadt. Wer jetzt schnell zum Kühlschrank läuft und die grüne Bierflasche begutachtet, es gibt tatsächlich mehr, was Jever ausmacht. Im Jahre 1667 gerieten die Herrschaft Jever und das Schloss, welches ihr links erblicken könnt, in den Besitz des Fürstentums Anhalt-Zerbst. Unter Fürst Johann August wurde der mächtige Mittelturm, der den kleinen Schlosshof vollkommen dominiert, von 1731 bis 1736 mit seiner barocken Haube bekrönt. Der über 60 Meter hohe Turm bildet heute das Wahrzeichen, das in ganz Deutschland bekannt und immer einen Besuch wert ist. Im Schnelldurchlauf geht es zum Bürgerhaus Schortens, Austragungsstätte jeglichen kulturellen Vergnügens. Nicht weit davon entfernt liegt die NachtSchicht, eine eher Mainstream getränkte Tanzhalle.

Wilhelmshaven, Pumpwerk (Michael Diers)

In Wilhelmshaven nähern wir uns unserem eigentlichen Ziel, das als Schlusspunkt unserer Nachtwanderung fungieren soll. Vorher erblicken die Augen das Gorch-Fock Haus im Zentrum der Jadestadt. Statt harten Riffs gibt es Shanty Chor und Seemannsgarn, der zur Zeit aus bekannten Gründen nicht live auf die Ohren meist älterer Generationen getragen für gute Laune sorgen kann. Die Betreiber des Atlantic Hotel direkt am Jadebusen zeigen ebenfalls Flagge. Nur wenige Fußminuten davon entfernt das Pumpwerk. Mit etwas unter 1000 Besuchern ein für die Region wichtiger Treffpunkt in allen Belangen. Im Sommer wertet das Pumpwerk mit netten Open Air Veranstaltungen den Programmkalender auf. Wo bleibt bitte der Heavy Metal bei diesem Beitrag? Kaum zu glauben, aber Bands wie Subway To Sally, U.D.O., Doro und Co. machen nur zu gerne Halt im alten Pumpwerk. Ansonsten spielen viele Gruppen in Jugendzentren, die mittlerweile auf eine beachtliche Ansammlung an Technik blicken und meist zwischen 100 und 250 Besucher fassen. Da diese von staatlichen Trägern finanziert werden, fallen sie bei den Night Of Light fast zu 100 % aus dem Raster.

René W.: Summer Breeze, Party.San Metal Open Air, Lahrer Schlachthof und Jägerhof

Neben den fest Standorten, die es jeden Tag trifft, bekommen es die Veranstalter der Festivals knüppeldick ab. Zwölf Monate wird hart geschuftet, um in einer Woche bzw. einem Wochenende eine große Sause zu feiern. Das Resultat mit dem Verbot von Großveranstaltern: Eine Saison ohne Einnahmen und unglaublich viel vergeudete Kraft, ein Open Air mit eh schon großen Auflagen zum Leben zu erwecken. Aufstecken will keiner und durch viel Hilfe der treuen Besucher konnte bereits moralisch sowie finanziell ein Zeichen gesetzt werden, dass die diversen Teams nicht der Mut verlässt.

Thüringen, Partysan

Das Party.San Metal Open Air ist ein jährlich im August in Thüringen stattfindendes Extrem Metal Festival. Die musikalische Ausrichtung liegt bei Black-, Thrash-, Heavy-, Doom- und Death Metal sowie Grindcore. Seit 2011 findet das Open Air auf dem Flugplatz Obermehler-Schlotheim im Nordwesten Thüringens, zwischen Mühlhausen und Sondershausen statt. Seit diesem Jahr sind wir Medienpartner der Party San GmbH mit Sitz in Weimar. Links sieht man einen Teil des beleuchten Gebäudes, dem auch der Cudgel Vertrieb angehört. Das Party.San Metal Open Air ist eins der größten Extreme Metal Festivals weltweit.

Das Summer Breeze Open Air ist ein seit Ende der Neunziger jährlich stattfindendes Metal Festival, auf dem Flugplatz des Aeroclubs Dinkelsbühl und eines der größten Festivals in Deutschland überhaupt. Neben dem Wacken zieht das Breeze die zweitmeisten Kuttenträger an einen Fleck und bildet schon lange den Gegenspieler zum Norden. Das Festival findet in der Regel in der Woche des 15. August von Mittwoch bis Samstag statt. Durch seine zentrale Lage vereinen die Veranstalter SILVERDUST GmbH eine Metalhorde aus ganz Europa, die zu allen Subgenres feiern kann. Beleuchtet wird die Zentrale und auch hier gehen hoffentlich niemals die Lichter aus.

Abtsgmünd, Summer Breeze

Der Lahrer Schlachthof wird von der Stadt Lahr im Schwarzwald betrieben. Der Schlachthof wird als Amt für Soziales, Schulen und Sport, sowie Städtische Kinder- und Jugendarbeit Schlachthof – Jugend Kultur eingesetzt. Zur Zeit läuft dort die Onlinestream-Reihe WeLive Musikfestival, die in ihren beiden ersten Auflagen jeweils über 25.000 User erreicht hat. (Klick)

Das Unternehmen im Jägerhof in Oebisfelde wurde 2010 als Arkivi UG gegründet. Ihr Ziel ist es, Kunden auf einfache und bequeme Weise, hochwertige historische Bilder in digitaler Form anzubieten.
Ihr Archiv umfasst derzeit 700.000 Bilder mit einer Auflösung von 72 bis zu 600 dpi. So kommen monatlich etwa 20.000 neue Motive hinzu. Am heutigen Abend eins der eigenen Städte im roten Rampenlicht.

René W.: Oldenburg und Bremen

Kurz wollen wir zum Abschluss auch noch Oldenburg und Bremen in unserem Beitrag erwähnen, wohlgemerkt, diese Standorte bilden nur einen kleinen Bruchteil der Night Of Light Aktion, Gleiches gilt für die Bilderreihe.

Cadillac, Oldenburg (DJ Sam)

Positiv vermerken dürfen wir die Eilmeldung, die am 24.06.2020 eintraf, dass die Politik den Weg zur Night Of Light Bewegung sucht und erste Gespräche geplant sind (Klick). Warten wir mal ab, ob es dort mehr als nur leere Worte aus Regierungskreisen für die zigtausende Firmen und Arbeitnehmer gibt.

Bekannt wie ein bunter Hund (so nennt man bei uns im Norden gerne Menschen, die jeder kennt) ist DJ Sam aus dem Cadillac. Mit dem Herz am rechten Fleck prägt sie liebevoll die Szene im Nordwesten. Auf ihren Bühnen nicht nur in Oldenburg haben schon diverse Bands gespielt. Im Cadillac haben wir von Time For Metal unseren dritten Geburtstag gefeiert und kommen nur zu gerne in die Studentenstadt, um im kleinen aber feinen Ambiente zu feiern.

Die Kulturetage ist jedem Musikfreund in der Nähe des Hauptbahnhofs ebenfalls eine Institution. Im Fenster hängt von außen ein Schild „Wir Vermissen Dich“, ein Statement mit einer ganz großen Wirkung. Rock und auch Heavy Metal Top-Acts haben hier schon die Bohlen zum Beben gebracht.

In der Kneipenstraße geht es feuchtfröhlich weiter. Bei der Night Of Light wachsen die Menschen an der Hunte zusammen. Viele Lichter brennen an den Straßen und ebnen den Weg in die benachbarte Hansestadt Bremen.

Night Of Light 2020 – Bremen (Volkhard Kulisch)

Dort angekommen, kann man an jeder Straße Halt machen. Die Stadt an der Weser hat dann doch mehr, als nur die Stadtmusikanten zu bieten, die man wenigstens einmal im Leben gesehen haben sollte. Von Theater, Kneipe, Konzertsaal – alle haben die in nur 14 Tagen geplante Nacht mitgetragen. Alle Bilder von Volkhard findet ihr in der Galerie. Bremen Macht Mit – diesen Slogan wollen wir als Ausklang sacken lassen. Neben den mehrfach genannten Betroffenen supporten ganze Gemeinden, Städte und Regionen ihre Hotspots. Jegliche Art von Kultur darf auch, oder gerade in einer Pandemie nicht vergessen werden. Freude bringt Hoffnung. Musik, Sport und Wissen sind nicht nur ein Hobby. Wir Metalheads wissen, es ist mehr – nämlich eine Lebenseinstellung, die ein Stück dazu beiträgt, Grenzen abzubauen und Mauern abzureißen – wie einst die Scorpions mit Wind Of Change musikalisch unterstrichen haben.

Jägerhof, Oebisfelde (Kai Kestner)