ASP – Verfallen, Folge 2: Fassaden

“Facettenreich und morbide“

Artist: ASP

Herkunft: Frankfurt am Main, Deutschland

Album: Verfallen, Folge 2: Fassaden

Spiellänge: 78:43 Minuten

Genre: Gothic Novel Rock

Release: 01.04.2016

Label: Trisol Music Group (Soulfood)

Link: https://www.aspswelten.de/index.php

Produktion: Principal Studios, Senden von Vincent Sorg

Bandmitglieder:

Gesang, Programming – Alexander „Asp“ Frank Spreng
Gitarre, Keyboard, Bass, Mandoline – Lutz Demmler
Gitarre – Sören Jordan
Bassgitarre – Andreas „Tossi“ Gross
Schlagzeug – Stefan Günther (live)

Tracklist:

1. Fortsetzung Folgt 2 (Vorspann)
2. Bitte Nicht Stören! (Intro)
3. Unwesentreiben
4. OdeM
5. Höhepunkt
6. Das Kollektiv
7. Hinter Den Flammen
8. Abfall
9. Köder
10. Ich Lösche Dein Licht
11. Ich Lösche Dein Licht (Reprise)
12. Ich Bringe Dir Nichts Mehr
13. Umrissmann
14. SouveniReprise

ASP - Verfallen, Folge 2 Fassaden

Bereits ein knappes halbes Jahr nach dem grandiosen Konzeptalbum Verfallen, Folge 1: Astoria veröffentlichen ASP mit Verfallen, Folge 2: Fassaden den zweiten und abschließenden Teil der Geschichte über den im Leipziger Hotel Astoria gestrandeten Paul. Damit bezieht sich auch Fassaden auf die von Kai Meyer verfasste Kurzgeschichte Das Fleisch der Vielen, die der Erfolgsautor exklusiv für die Bonusscheibe der Limited Edition von Fassaden gelesen hat. Doch auch die Standard-Ausgabe mit sechsseitigem Digipak und kunstvollem 48-Seiten-Booklet kann sich durchaus sehen lassen. So bleibt nur zu prüfen, ob die Hessen musikalisch einen ähnlichen Aufwand betrieben haben:

Mit einem wunderschönen Akustikintro versehen, greift Fortsetzung Folgt 2 textlich wie musikalisch den Rausschmeißer des Vorgängeralbums auf und stellt somit einen gelungenen Vorspann zu Fassaden dar. Die eigentliche Einleitung hierzu erfolgt mit dem rein instrumentalen Bitte Nicht Stören!. Das sich anschließende Unwesentreiben setzt konzeptionell 15 Jahre nach dem „Hinscheiden“ von Loreley ein und lässt die seither von Paul begangenen Untaten Revue passieren. Damit wird der Hörer direkt ins Geschehen gezogen. Überzeugend sind hier auch die eingesetzten Streicher und der eingängige Chorus. Den historischen Rahmen für das Geschehen im Astoria bilden auf Fassaden sowohl die Zeit des Nationalsozialismus als auch der deutschen Teilung. Neben dem eigentlichen Erzählstrang lässt es sich Asp dabei nicht nehmen, die NS-Zeit als von Menschenhand gemachten Terror zu kritisieren.

Egal, ob das rockig, kraftvoll und tanzbar daher kommende OdeM, das leicht schwermütige Höhepunkt, das durch eine Kombination aus Dudelsack und elektronischen Klängen eher experimentierfreudige Das Kollektiv oder das von Akustikgitarre und Asps Gesang getragene Abfall: Sämtliche Songs offenbaren einen wandlungs- und facettenreichen Blick hinter die Fassaden des Geschehens im Astoria sowie Pauls morbide Gedankenwelt. Somit gelingt es ASP erneut, den Hörer in eine eigene Welt eintauchen und diese fühlen zu lassen, auch wenn dies beispielsweise im Falle des teils teuflisch, düsteren, teils melancholischen, andererseits beschwingten aber auch gebetsartigen Hinter Den Flammen bisweilen etwas anstrengend ist. Allerdings gehören Liebhaber von seichter Kost sowieso nicht unbedingt zur Zielgruppe von ASP, wenngleich mit Umrissmann oder Ich Lösche Dein Licht auch einfacher gestrickte, melodiöse Rocknummern auf Fassaden zu finden sind. Dass Asp hingegen stimmlich auch sehr gefühlvoll auftreten kann, beweist der Abgesang auf die Beziehung zwischen Astoria und Paul in Ich Bringe Dir Nichts Mehr, bei welchem Produzent Vincent Sorg das Klavier gekonnt bedient. Der Rausschmeißer SouveniReprise greift den Refrain von Souvenir, Souvenir des Vorgängeralbums auf und erzählt das Ende von Paul und Astoria, womit auch die konzeptionelle Abrundung gelingt.

Fazit: Verfallen, Folge 2: Fassaden besticht durch die gleichen Qualitätsmerkmale, wie sein Vorgänger. Erneut gelingt es ASP, mithilfe der stimmlichen Variabilität von Frontmann Asp sowie dem facettenreichen, qualitativ hochwertigen Einsatz des Instrumentariums den Hörer in die morbide Welt von Paul eintauchen zu lassen. Einziger Wermutstropfen bleibt, dass natürlich der ein oder andere Bezug zum Vorgängeralbum – obwohl ins Konzept passend – etwas an Innovation verliert.

Anspieltipps: Unwesentreiben, OdeM und Das Kollektiv
Christian G.
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