Baden In Blut Metal Open Air am 19.07. und 20.07.2024 in Weil am Rhein

Mit Wasserschlauch und Sprühbefeuchtung trotzen wir der Hitze

Eventname: Baden In Blut Open Air

Bands: Paradise Lost, Zeal & Ardor, Insomnium, Brutus, Uada, Hate, God Dethroned, Black Mirrors, Dust Bolt, Mental Cruelty, Setyøursails, Thron, Act Of Creation, Firtan, Pinghost

Ort: Dreiländergarten, Weil am Rhein

Datum: 19.07. – 20.07.2024

Kosten: Wochenende 99 €, Freitag 55 €, Samstag 70 €

Besucher: 2.250 (ausverkauft)

Genres: Thrash Metal, Death Metal, Black Metal, Deahcore, Metalcore, Post Rock, Gospel

Dass ich das Baden In Blut als mein Lieblingsfestival bezeichne, dürfte mittlerweile bekannt sein. Jedes Jahr ist die Vorfreude auf dieses Event ziemlich groß, denn für meine Gruppe und mich ist es nicht nur ein x-beliebiges Festival, sondern eine Art Familientreffen. Auch bei der 19. Ausgabe legen sich die Metal Maniacs Markgräflerland wieder mächtig ins Zeug und gehen die wenigen Kritikpunkte des Vorjahres an, um das Festival zu einem perfekten Erlebnis für alle zu machen.

Freitag

Meine Anreise läuft unproblematisch. Gegen 9 Uhr starte ich bei Karlsruhe und biege schon kurz nach 11 Uhr auf den kostenlosen Parkplatz vor dem Dreiländergarten. Mein Kollege René erwartet mich bereits. Zur Begrüßung gönnen wir uns erst mal ein kühles Bierchen, um kurz darauf mal die Lage auf dem Festivalgelände zu checken. Dabei läuft mir auch gleich Jürgen, der Hauptveranstalter, über den Weg. Nach über zehn Jahren Freundschaft ist die Freude über das Wiedersehen auf beiden Seiten groß, auch wenn man ihm den Stress des Endspurtes vor der Eröffnung des Geländes deutlich ansieht. Da das Gelände erst offiziell erst um 13:30 Uhr öffnet, fahren wir erst mal Richtung Hotel, um dort einzuchecken und unsere Zimmer zu beziehen.

Zurück am Festivalgelände trifft nun auch der Rest unserer Truppe ein und die Bändchenausgabe hat mittlerweile auch geöffnet. Hier hat man sich mit mehr Personal und einer früher geöffneten Ausgabe direkt darum gekümmert, dass die lange Warteschlange vom Vorjahr der Vergangenheit angehört. Das hat perfekt funktioniert und wir können uns anschließend den wichtigen Dingen zuwenden. Richtig, Merch und Bier! Mit beidem in der Tasche, bzw. in der Hand, haben wir uns erst mal das erweiterte Festivalgelände genauer angeschaut und uns zur Stärkung etwas zu Essen gegönnt. Auch hier hat sich im Vergleich zum Vorjahr einiges getan. Nicht nur das Essensangebot hat man aufgestockt, es gibt jetzt auch eine kleine Chill Out Area. Zudem haben die Veranstalter auf die angekündigte Hitze reagiert und an einem metallenen Torbogen, welche in regelmäßigen Abständen auf dem Weg im Dreiländergarten angebracht sind, eine Art Sprühnebelbefeuchtung für die Gäste installiert. Wie sich später herausstellt, hat sich das Teil zum Hit über das komplette Festivalwochenende entwickelt.

Act Of Creation

Aber kommen wir nun endlich zur Musik! Pünktlich um 15 Uhr eröffnen Act Of Creation aus Siegen das Baden In Blut Open Air. Die mittlerweile bei Massacre Records unter Vertrag stehende Combo sorgt direkt zum Start des Festivals mit ihrem Stilmix aus Melodeath und Thrash für die erste Bewegung im Publikum. Doch auch hier haben die Veranstalter für etwas Hilfe gegen die Hitze in petto. Während die Circlepits an Größe gewinnen, hat sich die Graben-Security mit Gartenschlauch bewaffnet, um den Sportbegeisterten etwas Abkühlung zu verschaffen. Ein Großteil der Setlist besteht aus Songs von Moments To Remain, das an diesem Freitag Release feiert.

Mit Thron stehen als Nächstes die Lokalmatadoren auf den Brettern. Samu, der Bassist, ist selbst bei den Metal Maniacs aktiv und schon viele Jahre Helfer auf dem BiB. Die Schwarzwälder stehen nicht zum ersten Mal in Weil am Rhein auf der Bühne, denn bereits 2019 haben sie schon einmal ihr Können unter Beweis stellen dürfen. Dass sie seitdem nicht untätig geblieben sind, zeigen die drei Alben, die durchweg positiv in der Musikpresse aufgenommen wurden. Und auch wenn die Sonne noch ordentlich brennt, schaffen es Thron, die Menge vor der Bühne zu begeistern und zumindest das Klangbild aus den Lautsprechern in absolute Düsternis und Kälte zu hüllen.

Dust Bolt

Dust Bolt entwickeln sich im Laufe ihres Auftritts zu meinem ersten Highlight an diesem Freitag. Obwohl ich recht wenig Thrash Metal höre, haben mich die Jungs mit ihrer absolut positiven Bühnenpräsenz und ihrer energiegeladenen Show sofort mitgerissen. Aber nicht nur die Band gibt alles, sondern auch ihre Fans, die den Circlepit immer größer werden lassen, damit selbst Frontmann Lenny mit seiner Gitarre und seinem Mikrofonständer in dessen Mitte Platz findet. Und das bei gänzlich angenehmen Temperaturen, die die 30 °C Hürde auch nur minimal überschreiten. Respekt an Band und Publikum!

Uada

Wieder düster wird es im Anschluss mit Uada. Die amerikanische Black Metal Formation um Jake Superchi ist längst keine Unbekannte mehr in der Schwarzmetallszene und steht für dichte Melodien, die von der schwedischen Black Metal Szene beeinflusst werden. Mit Songlängen weit über sechs Minuten, laden eben jene Melodien gerne mal ein, in Gedanken zu versinken und sich dahintreiben zu lassen. Das Ganze hätte bei Dunkelheit noch einen ganz anderen Stellenwert gehabt, doch auch schon am frühen Abend ein durchaus gelungener Auftritt der Amis.

Brutus

Kommen wir nun zu meinem absoluten Highlight des Tages. Eine Band, die bereits einige Jahre auf dem Schirm hat und die ich auch schon einmal bei Rock Am Ring live erleben durfte. Die Rede ist von der belgischen progressive Post Rock Formation Brutus. Als Sängerin und Schlagzeugerin Stefanie Mannaerts auf die Bühne kommt, winkt sie dem Publikum noch freudig zu, um sich kurze Zeit später bei emotionalen Hymnen wie War oder Liar die Seele aus dem Leib zu schreien. Zusammen mit ihren Mitstreitern Peter Mulders und Stijn Vanhoegaerden werden hier absolute musikalische Kunstwerke auf das fast volle Infield des Baden In Blut Open Airs losgelassen. Verstärkt wird der Auftritt noch durch die gerade herabsinkende Sonne, die auch noch ihren Teil zu dieser Atmosphäre beiträgt. Ich habe mich im Vorfeld so über die Ankündigung von Brutus gefreut und werde nicht enttäuscht.

Paradise Lost

Hätte man Jürgen vor zehn Jahren gesagt, dass eines Tages Small Town Boy aus den Lautsprechern seines Festivals erklingt und Paradise Lost auf der Bühne der Maniacs stehen, hätte er wahrscheinlich laut losgelacht. Doch genau diese Szenegröße bildet den heutigen Headliner und man kann in ein stolzes Funkeln in den Augen der Organisatoren sehen, die sich selbst den Auftritt von Paradise Lost nicht entgehen lassen wollen. In der Setlist reiht sich ein Klassiker an den nächsten und wirklich jeder, der in seiner Jugendzeit mal ein Tanzlokal der schwarzen Szene besucht hat, kennt mindestens einen Song dieser Gothic Metal Legende. Egal ob Enchantment, One Second, No Hope In Sight oder das namensgebende Gothic, Paradise Lost absolvieren einen headlinerwürdigen Auftritt, auch wenn Nick Holmes durch die Strapazen des Tages etwas müde wirkt.

Meine Festivaltruppe und ich machen uns nun langsam auf den Weg zum Hotel, damit wir ausgeschlafen den zweiten Tag angehen können, denn im Line-Up des zweiten Tages stehen unsere Highlights zum Teil recht früh auf der Bühne.

Samstag

Nach einer wohltuenden Dusche und einem reichhaltigen Frühstück, laufen wir wieder Richtung Festivalgelände. Unterwegs im Supermarkt noch ein kaltes Bier als zweites Frühstück geschnappt, geht es zügig weiter, denn den Opener wollen wir nicht verpassen.

Pinghost

Pinghost aus Balingen haben das diesjährige Blood Battle, den hauseigenen Bandcontest, gewonnen und konnten sich somit den Opener-Slot am Samstag auf dem Baden In Blut sichern. Dass so früh schon so viele Gäste anwesend sind, scheint die Band selbst zu überraschen. Die noch junge Band spielt modernen Metalcore, den vor allem Fans von Polaris oder Architects ansprechen dürfte.

Bei den aus Lörrach stammenden Black Metallern von Firtan spar ich mir meine Kräfte und suche mir ein Schattenplätzchen unter einem der Zelte im Infield. Mit einem kühlen Getränk (oder zwei oder drei) und einem Mittagssnack mach ich mich bereit für die nächsten beiden Kracher im Line-Up.

Setyoursails

Den Namen Setyøursails habe ich schon oft gelesen, allerdings habe ich mich mit der Musik dieser sympathischen Truppe noch nie auseinandergesetzt. Ein großer Fehler, wie sich herausstellen sollte! Die Metalcore-Combo um Frontfrau Jules, die ihre Musik gern mal als „poppy“ bezeichnet, hat richtig Bock auf ihren Auftritt und treibt die Temperaturen an diesem brütend heißen Samstagnachmittag im Moshpit noch mal auf die Spitze. Die Band spielt zu Recht momentan gefühlt auf jedem Festival und wer sich bisher noch nicht von der Energie von Setyøursails überzeugen konnte, sollte dies auf jeden Fall schleunigst tun!

Mental Cruelty

Über die nächste Band im Billing habe ich mich ebenfalls sehr gefreut. Mental Cruelty kommen aus meiner Homebase Karlsruhe und starten nach dem Positionswechsel am Gesang und dem aktuellen Album Zwielicht richtig durch. Lucas Nicolai hat sich auf seinem Sängerposten mittlerweile gut eingelebt und animiert das Publikum zu immer wilder werdenden Aktivitäten, inklusive Rudereinlage vor der Bühne. Absoluter Abriss des Deathcore-Fünfers, der nicht verwundern lässt, dass die Fangemeinde dieser Band immer weiterwächst. Die ganz dezent eingesetzten cleanen Gesangspassagen von Gitarrist Nawl tragen noch mal zusätzlich zu der Intensität der Songs bei. Höhepunkt dieses beeindruckenden Sets ist meiner Meinung nach Symphony Of A Dying Star, welches gekonnt Brutalität mit epischen Melodien verbindet. Auschecken!

Mit God Dethroned hat man eine wahre Death Metal Legende an Land gezogen. Die Holländer feiern zurzeit das 25-jährige Jubiläum ihres Albums Bloody Blasphemy und haben sich es nicht nehmen lassen, auch beim Baden In Blut das zweite Mal die Bühne zu erklimmen. Bei ihrem Auftritt sollen die anderen Werke nicht vernachlässigt werden und so spielen sich die Herren um Henri Sattler quer durch ihre Diskografie.

Impressionen

Über Auftritte von Black Mirrors und Hate kann ich leider nur wenig Auskunft geben, da ich in der Zeit bei netten Gesprächen im Biergarten hängen geblieben bin. Es hat mich so gefreut, alte Freunde wiederzutreffen, dass ich mich einfach nicht losreißen konnte. Aber genau das ist das Schöne hier beim Baden In Blut. Man trifft so viele bekannte Gesichter, die man über die Jahre kennengelernt hat, oder auch Leute aus alten Tagen, dass sich das Ganze wie ein Klassen- oder Familientreffen anfühlt. Da kann es schon mal passieren, dass das Programm auf der Bühne zur Nebensache mutiert.

Insomnium

Doch bei der nächsten Band sind sich dann alle einig, dass wir diesen Auftritt nicht verpassen dürfen. Die absoluten Sympathiegranaten von Insomnium stehen auf dem Timetable und das Infield des Festivals hat sich für diesen Auftritt massiv gefüllt. Kein Wunder, denn nicht nur die Alben der Truppe um Niilo Sevänen bekommen durchweg positive Rezessionen in der Fachpresse, auch ihre Auftritte sind jedes Mal ein kurzweiliges Erlebnis! Neben Songs des aktuellen Albums Anno 1696, welches das Set dominiert, finden auch ältere Stücke, bis hin zum 2006er-Album Above The Weeping World, ihren Weg ins Set der Melodic Death Metaller. Für mich jedenfalls sind Insomnium an diesem Wochenende Headliner der Herzen!

Zeal & Ardor

Nicht nur der Stilmix aus Gospel und Black Metal ist einzigartig, auch das Auftreten und die Show von Zeal & Ardor. Was Manuel Gagneux hier ins Leben gerufen hat, ist wirklich beachtlich und so hat sich die Truppe auch den Posten des Headliners wahrlich verdient. Ich bin immer noch geflasht von der Show und kann die Eindrücke kaum in Worte fassen. Ein wirklich fulminantes Finale für dieses tolle Wochenende.

Fazit

Das Baden In Blut Open Air ist mit seiner 19. Ausgabe endlich erwachsen geworden. Die Organisatoren haben sich die Kritiken des Vorjahres zu Herzen genommen und überall die Stellschrauben angelegt. Wenn man über das Festivalgelände geht, kann man spüren, wie viel Herzblut die Metal Maniacs in ihr Festival stecken. Das erweiterte Gelände empfand ich als super und obwohl das Festival noch etwas an Größe dazugewonnen hat, musste man nie lange auf Essen oder Getränke warten. Im Gegenteil, die Damen am „Hoppy-Hell-Stand“ haben schon angefangen zu zapfen, wenn man darauf zulief. Danke an das gesamte Baden In Blut Team, dass ich auch bei dieser Ausgabe wieder dabei sein durfte, und ich freue mich schon auf das 20-jährige Jubiläum nächstes Jahr!