Beast In Black und Myrath am 06.11.2019 in der La Laiterie in Strasbourg, France

Altbewährtes und Exotisches für die Ohren

Event: From Hell With Love – Tour 2019

Headliner: Beast In Black

Support: Myrath

Ort: La Laiterie, 13 Rue du Hohwald, 67000 Strasbourg, Frankreich

Datum: 06.11.2019

Kosten: 26,30 € VVK

Besucher: ca. 550

Genre: Power Metal, Heavy Metal, Progressive Metal, Oriental Metal

Veranstalter: La Laiterie Artefact https://www.artefact.org/la-laiterie/die-laiterie und Contra Promotion GmbH https://www.contrapromotion.com

Link: https://www.facebook.com/events/2816897464993482/

Setlisten:

Myrath:
01. ASL
02. Born To Survive
03. You`ve Lost Yourself
04. Dance
05. Darkness Arise
06. Wicked Dice
07. The Unburnt
08. Tales Of The Sands
09. Mersal
10. Beyond The Stars
11. Lili Twil
12. Nobody`s Lives
13. Monster In My Closet
14. Believer
15. Endure The Silence
16. No Holding Back
17. Shehili

Beast In Black:
01. Cry Out For A Hero
02. Unlimited Sin
03. Beast In Black
04. Eternal Fire
05. Blood Of A Lion
06. The Fifth Angel
07. True Believer
08. Heart Of Steel
09. Born Again
10. Ghost In The Rain
11. Die By The Blade
12. No Surrender
13. Crazy, Mad, Insane
14. Sweet True Lies
15. From Hell With Love
16. Blind And Frozen
17. End Of The World

Seit ihrer Bandgründung im Jahr 2015 haben Beast In Black aus Helsinki eine mehr als beachtliche Karriere hingelegt und sind aus dem momentanen Power Metal-Dschungel nicht mehr wegzudenken. Nicht nur die Alben gehören zu den besten, die der Power Metal in den letzten Jahren hervorgebracht hat, auch live konnten die Finnen immer wieder überzeugen. Kein Wunder, steckt doch mit Gitarrist Anton Kabanen, der zuvor mit seiner Ex-Band Battle Beast schon für ordentlich Wirbel sorgen konnte, ein echter Vollprofi hinter Beast In Black. Nun absolviert das finnische Heavy Metal-Biest derzeit den zweiten Teil ihrer From Hell With Love Tour und die führt sie unter anderem auch nach Strasbourg in den Elsass. Nun gehört die La Laiterie nicht unbedingt zu meinen bevorzugten Konzert-Locations, da die Bedingungen dort nicht immer die allerbesten sind, aber manchmal kommt man halt nicht dran vorbei, wenn man im Dreiländereck Deutschland/Frankreich/Schweiz wohnt. Viele Gigs der From Hell With Love Tour sind schon seit Langem ausverkauft und Strasbourg steht kurz davor. Als Support sind heute übrigens die französisch-tunesischen Oriental Progressive Metaller von Myrath mit im Boot, auf die ich sehr gespannt bin, da ich sie bisher noch nie live gesehen habe.

Die Anfahrt nach Frankreich ist ziemlich nervig, da die A5 mit all ihren Baustellen wieder einmal völlig dicht ist. Doch auch in Frankreich sieht es dann nicht wirklich besser aus, die A35 ist nach einem Unfall ebenfalls dicht und der Verkehr staut sich auf mehrere Kilometer zurück. Meine Chancen, Myrath heute noch auf der Bühne zu erleben, schwinden von Minute zu Minute, denn kaum bin ich von der Autobahn runter, stecke ich im allerfeinsten Feierabendverkehr von Strasbourg. Glücklicherweise ist es von der Autobahnausfahrt nur noch ein kleines Stück bis zur Location, doch die sieben Glücksgötter sind heute definitiv nicht auf meiner Seite, denn der große Parkplatz vor der La Laiterie ist aufgrund einer Baustelle gesperrt und so bin ich hier nicht der einzige, der verzweifelt einen Parkplatz sucht. 20 Minuten später habe ich dann endlich eine kleine Lücke in einer Seitenstraße entdeckt, leider ein Anwohnerparkplatz, doch das eventuelle Knöllchen nehme ich nun in Kauf, mir reichts! Zwei Stunden von Denzlingen nach Strasbourg, Parkplatzsuche nicht mit gerechnet …, der ganz normale Wahnsinn!

Der Einlass ist mittlerweile natürlich gelaufen und ich komme problemlos vor zur Abendkasse und offenbar geht es heute etwas später los, denn im Inneren ist es noch verdächtig ruhig. Um kurz nach 20:00 Uhr geht es dann aber los und die Tunesier von Myrath betreten die Bühne, jedoch nicht alleine. Die Show beginnt etwas Metal-untypisch mit Bauchtanz, der von einer ansehnlichen Blondine gekonnt dargeboten wird. Für das Auge wird definitiv schon mal was geboten und so wird die Lady auch dementsprechend mit Pfiffen und Applaus bedacht. Der Platz vor der Bühne hat sich nun rasch gefüllt und auch die Tribüne füllt sich zusehends, was dafür spricht, dass Myrath in den letzten Jahren mit ihrer Musik durchaus wahrgenommen wurden und auch zunehmend auf Resonanz stoßen. Die 2001 unter dem Bandnamen X-Tazy gegründete Band um Frontmann Zaher Zorgati steigt dann mit Born To Survive vom aktuellen Album Shehili in ihr Set ein. Auch jetzt zeigt sich wieder deutlich, dass die Band ganz offenbar am Zahn der Zeit ist, denn das Publikum ist vom ersten Moment an voll dabei. Zwar ist kaum einer in der Lage mitzusingen, aber das überwiegend französische Publikum ist in Feierlaune und geht gut mit. Anfangs liegt das Hauptaugenmerk ganz klar auf dem neuen Album, denn mit You`ve Lost Yourself, Dance, Darkness Arise und Wicked Dice folgen noch vier Songs von eben diesem und auch die smarte Bauchtänzerin kommt, wie könnte es anders sein, zu Dance noch einmal in neuem Outfit zurück und wird frenetisch bejubelt. Erst mit The Unburnt besinnt man sich auf älteres Material vom 2016er Legacy-Album. Ich muss zugeben, jeden Tag, vor allem von Konserve, kann ich mir das nicht geben, aber die bestens aufeinander eingespielte Band bringt die perfekte Symbiose aus progressivem Metal und Elementen der tunesischen Folklore auf die Bühne. Stimmlich ist Zorgati voll auf der Höhe und zeigt all seine Variationsmöglichkeiten und heimst nicht umsonst anhaltenden Applaus ein. Aber auch die Band, Gitarrist Malek Ben Arbia und Bassist Anis Jouini, spielen auf technisch hohem Niveau und können in ihren Soli begeistern, während Morgan Berthet, der Mann hinter der Schießbude, für den passenden und druckvollen Rhythmusteppich sorgt, der von Keyboarder Elyes Bouchoucha noch melodisch verziert wird. Die weitere Setlist zieht dann quer durch alle Alben und zeigt viel von der gesamten Bandbreite der Tunesier, wobei die Legacy Songs wie z.B. Believer oder Endure The Silence die größten Reaktionen im Publikum auslösen, wobei das natürlich auch an der Bauchtänzerin liegen könnte. Die taucht auch noch ein paarmal in verschiedenen Outfits auf der Bühne auf, jedoch kann ich nicht so ganz nachvollziehen, warum eine französisch-tunesische Band, eine Bauchtänzerin auf die Bühne lässt, die im französischen Elsass deutsche Flaggen schwenkt. Der Elsass und Deutschland haben ja bekanntlich ihre Vorgeschichte, und eine deutsche Band wäre sicherlich schnell als Nazi-Band verschrien, so aber stehen einige besoffene Metaller nur sabbernd vor der Bühne und machen große Augen. Nichtsdestotrotz, showmäßig ist man hier auf einem hohen Level unterwegs, denn zwischendurch spielt auch noch eine Art orientalischer Gaukler eine Rolle, denn mal fliegt ein Leuchstab durch die Gegend, dann wieder ein schwerer hölzerner Hocker. Beast In Black werden sich im Anschluss anstrengen müssen. Überraschend ist sicherlich auch, dass die Supportband auf dieser Tour offenbar sehr fair behandelt wird, denn der Sound ist für die Location top und auch die Spielzeit von über eine Stunde, die Platz für 17 Songs bietet, kann sich sehen und hören lassen. Einzig das Licht könnte etwas besser sein, doch die gedämpfte Beleuchtung ist bestimmt auf den orientalisch angehauchten Sound zurückzuführen. Als der Gig dann mit Shehili zu Ende geht, werden immer noch Zugaberufe laut, die aber nicht mehr erfüllt werden. Dennoch, wer auf Exotisches für die Ohren steht, der kam hier voll auf seine Kosten.

Beast In Black gehören zu den Abräumern in Sachen Power Metal, dennoch hatten die Finnen es bei vielen Medien nicht leicht, denn nachdem Anton Kabanen bei Battle Beast ausstieg und ein Bandprojekt mit ganz ähnlicher Ausrichtung aus der Taufe hob, da musste man viel Hass und Häme über sich ergehen lassen. Der Vorwurf, man würde doch eh nur die Ex-Band kopieren, stand im Raum, was aber Bullshit ist, denn Kabanen war bei Battle Beast für das Songwriting zuständig und ist es nun auch bei Beast In Black. Er würde sich also höchstens selbst kopieren. Während der Umbaupause zieht es dann auch die letzten Gäste ins Innere, die La Laiterie ist nun bestens gefüllt, aber nicht ganz ausverkauft und das ist gut so, denn bei anderen Events wurden hier auch schon zu viele Tickets verkauft. Als dann das Licht erlischt, leuchten überall auf der Bühne diverse Skulls, bevor dann ein erster blauer Strahler Licht ins Dunkel bringt und die Band die Bühne betritt. Die Mannen um Frontmann Yannis Papadopoulos geben gleich mit Cry Out For A Hero vom aktuellen Album From Hell With Love Vollgas und die Gäste sind vom Opener-Act noch auf Betriebstemperatur. Die Fans werden mit einer Energie überzogen, die sofort auf den Einzelnen überspringt. Die Musiker scheinen auch ordentlich motiviert und angestachelt von dem fast ausverkauften Haus, was an einem Mittwochabend ja auch nicht gerade selbstverständlich ist. Mit Unlimited Sin wird noch ein aktueller Titel nachgelegt, bevor man dann mit Beast In Black erstmals auf das Berserker-Debüt zurückgreift. Yannis Papadopoulos macht einen guten Job und trällert selbst die ganz hohen Gesangslinien routiniert in die Menge, die den 80er Retro-Pop-Metal auch entsprechend abfeiert. Die hohen Töne absolviert der Grieche wie einen lässigen Sonntag-Nachmittag-Spaziergang, aber er glänzt auch, wenn es einmal in tiefere Bereiche geht. Mit Eternal Fire wird gleich der nächste Party-Garant aus dem Hut gezaubert, der von den Franzosen frenetisch abgefeiert wird. Auch mit Blood Of A Lion und The Fifth Angel gibt es altbewährtes auf die Ohren, bevor dann mit True Believer und Heart Of Steel wieder neues Material ausgepackt wird. Neben dem agilen Frontmann sorgt aber natürlich auch die Saiten-Fraktion für reichlich Unterhaltung, denn am Bühnenrand wird wild drauflos gepost. Kasperi Heikkinen, der sogar den Job an den Saiten bei Altmeister U.D.O. für Beast In Black sausen ließ, hat neben den virtuosen Soli noch Zeit für jede Menge Späßchen und zieht Grimassen für die Fotografen. Mastermind Kabanen schreddert dagegen ein Solo nach dem anderen aus dem Ärmel und lässt sich feiern wie ein fucking Popstar. Bassmensch Màte Molnar glänzt mit einem Groove, dem man sich nicht entziehen kann und Schlagwerker Atte Palokangas zeigt so ganz nebenbei seine Kabinettstückchen mit den Sticks, die er immer wieder hoch wirft, um sie dann geschickt wieder aufzufangen und dem Fell den nächsten Schwinger zu verpassen. Dennoch wirkt all das wenig spontan, viel Spielraum für eigene Interpretationen und Aktionen bleiben den Musikern nicht. Jeder Schritt, jedes Posing scheint bis ins kleinste Detail durchgeplant. Die Samples kommen vom Band und werden nicht live gespielt. Bei jeder Kleinigkeit setzt man auf die sichere Karte, nichts wird dem Zufall überlassen, fast wie bei einem guten Schweizer Uhrwerk. Damit bleibt zwar das kraftvolle und beeindruckende Soundbild, aber die Einzigartigkeit eines Konzertes geht leider verloren. Somit reicht es völlig aus, von dieser Tour dieses eine Konzert zu sehen, denn morgen, übermorgen und auch nächste Woche wird der Apparat erneut in Gang gesetzt und das einstudierte Programm abgespult. Weiter im Programm geht es mit der Über-Nummer Born Again und mit Ghost In The Rain gibt man auch eine Ballade zum Besten. Während andere Bands die Handys eher verfluchen, fordert Drummer Atte nun den Einsatz eben dieser und er selbst kramt auch sein Handy hervor und präsentiert uns seine Taschenlampe. Nun ja, kann man machen, muss man aber nicht, denn das Handy-Lichtermeer kommt heutzutage bei Weitem nicht an das Stimmungsbild früherer Feuerzeuge heran. Das Keyboard kommt gewohntermaßen vom Band und Papadopoulos klingt schon fast feminin. Wie auch immer, die Vollgasnummern stehen der Band eh besser und solch eine folgt mit Die By The Blade. Es folgen noch No Surrender, Crazy, Mad, Insane und Sweet True Lies, bevor der Titelsong des aktuellen Albums das Ende des regulären Sets einläutet und die Band sich von der Bühne zurückzieht. Den Zugabenteil bildet dann noch Blind And Frozen und abschließend End Of The World, bevor der Mittwochabend endgültig zu Ende geht.

Beast In Black haben die La Laiterie zum Kochen gebracht und ziemlich sicher geht heute Abend niemand unzufrieden nach Hause. Die Band hat alles richtig gemacht und konnte mit Top-Sound, Spielfreude aller Beteiligten und einer genialen Setlist überzeugen. Mich persönlich hat heute aber der exotische Leckerbissen von Myrath mehr begeistert, aber das wird sicher jeder anders bewerten.