Black & Damned – Servants Of The Devil

Gelungener Nachfolger mit reichlich Tiefgang

Artist: Black & Damned

Herkunft: Stuttgart, Deutschland

Album: Servants Of The Devil

Spiellänge: 50:31 Minuten

Genre: True Metal, Power Metal, Classic Metal

Release: 28.04.2023

Label: ROAR! Rock of Angels Records

Links: http://blackanddamned.com/
https://www.facebook.com/blackanddamned

Produktion: Musik von Michael Vetter, Aki Reissmann und Roland „Bobbes“ Seidel, Lyrics von Roland „Bobbes“ Seidel, Mark Green und Christiana Karkomitaki, Produziert von Roland „Bobbes“ Seidel (Backguard Studios, Bad Boll, Deutschland), Mix und Mastering von Achim Köhler (Indiscreet Audio, Deutschland, u.a. Primal Fear, Sodom, Brainstorm), Cover Design von Simon Bossert (Metal Artworks), Fotos und Booklet Design von Michael Vetter (Menschbilder)

Bandmitglieder:

Gesang – Roland “Bobbes” Seidel
Gitarre – Michael Vetter
Gitarre – Aki Reissmann
Bass – Pappe Lee
Schlagzeug – Axel Winkler

Gastmusiker:

Backing Vocals – Bastian Rose, Vöhri und Georgia Bacher
Keyboards, Piano and Samples – Daniel Galmarini
Lyrics – The Quantum You by ©2022 Christiana Karkomitaki
Lyrics – Hyena’s Call & Rise To Rise by ©2022 Mark Green

Tracklist:

  1. Hyena’s Call
  2. Rise To Rise
  3. Dreamhunter
  4. The Quantum You
  5. Golden Wings
  6. Inside
  7. Black And Damned
  8. King And Allies
  9. Hail To The Gods
  10. Welcome To Madness
  11. Servants Of The Devil
(Quelle: Black & Damned)

Nachdem mein Redakteurskollege Tobias K. das Debütalbum Heavenly Creatures zu Beginn des Jahres 2021 rezensiert hatte, darf ich mir den am 28.04.2023 erscheinenden Nachfolger Servants Of The Devil zu Gemüte führen.

Was ist die vergangen zwei Jahre bei Black & Damned passiert? Es gab einen Wechsel am Bass und der neue Mann am Tieftongerät heißt Pappe Lee, seines Zeichens zuvor Bassist bei Licence. Ansonsten bleiben die grundsätzlichen Strukturen die gleichen. Im Label ROAR! Rock of Angels Records vertraut man weiterhin auf einen stabilen Partner und auch im Bereich des Mix und Mastering hat man wiederum auf Achim Köhler zurückgegriffen. So weit, so gut.

Um es gleich vorwegzunehmen, alle Musiker der Band sind mir persönlich bestens bekannt, man könnte gar von sehr freundschaftlichen Beziehungen sprechen, worunter meine Objektivität allerdings nicht leidet und vor allem nicht dazu führt, ein besseres oder wohlwollenderes Review zu verfassen. Wenn dieser Aspekt überhaupt zu etwas führen könnte, dann, dass ich mich etwas tiefer in die Band und deren Protagonisten hineinversetzen kann. Für mich zählt bei allen Reviews ausschließlich die musikalische Qualität und die Herangehensweise im Songwriting. Dies aber nur am Rande erwähnt.

(Quelle: Black & Damned, Foto: Michael Vetter)

Servants Of The Devil besticht bereits beim ersten Durchlauf durch eine sehr homogene und technisch versierte Produktion. Das klingt alles wirklich fett und durchdacht, wenngleich der Einsatz diverser Samples und weiteren technischen Gimmicks nicht immer meinen ungeteilten Zuspruch findet. Ich möchte nicht von überproduziert sprechen, aber manches Mal könnte weniger auch mehr bedeuten.

Das Album beginnt mit Hyena’s Call, zu dem bereits auch das erste offizielle Video erschienen ist. Das Riffing geht sofort, direkt und unvermittelt auf einen los. Der durch die offen gehaltenen Chords vermittelte Groove ist in der Tat beeindruckend. Ausbalanciert im Midtempo und etwas zügigeren Drums kann Hyena’s Call durch das Arrangement glänzen. Man legt Wert auf Akzentuierung und eine spezielle Auflockerung des Songs durch die Keyboards. Gesanglich begegnet uns Roland „Bobbes“ Seidel mit seiner gewohnt tief-sonoren Stimme. In den tieferen Regionen seiner Range fühlt er sich wohl und legt sehr viel Emotion und Pathos in die Strophen, insbesondere aber in den Refrain. Die hohen Backing Vocals ergänzen die Melodien punktgenau. Hyena’s Call wird immer wieder durch diverse Bridges gebrochen, ohne dabei den Spannungsbogen zu verlieren. Diese Nummer setzt sich unweigerlich im Ohr fest. Ein sehr gelungener Start liegt hier vor.

Etwas monumentaler, beinahe epischer geht Rise To Rise zu Werke. Die technische Fertigkeit der Gitarristen blitzt hervor. Eingefangen in eine mystische und dunkle Inszenierung liegt der Fokus hier im Refrain. Im Wechselspiel zwischen teils gesprochenen und sanft anmutend melodischen Strophen lässt mit einem unüberhörbaren, guttural dargebotenen Growling Mr. Devil seine Anwesenheit andeuten. Das macht Rise To Rise am Ende auch aus. Er lädt dazu ein, sich intensiver in den Song hineinzuarbeiten und die Details zu erkennen.

Bei Dreamhunter bin ich zunächst mit den Klangwelten von Mystic Prophecy getriggert. Was allerdings positiv zu werten ist. Dreamhunter ist insgesamt einfacher strukturiert und geht deshalb leichter von der Hand. Die Black & Damned typischen Trademarks kommen auch hier voll zur Geltung. Eher direkt und ohne große Umwege zur inne liegenden Bestimmung. An die beiden Vorgänger kommt Dreamhunter meinem Dafürhalten nach allerdings nicht ganz heran.

The Quantum You setzt für mich das erste große Highlight auf diesem Album. Schwer, durchdringend und schön doomig pflügt sich dieses Arrangement durch den Gehörgang. Und dann noch diese dezenten Anleihen an Pink Floyd lassen mich durchaus aufhorchen. Diese psychedelischen Momente paaren sich mit den überwiegend balladesken Anteilen des Songs. Die Vocals sind abermals Garant für den Tiefgang der Nummer. Wer es schwermütig und düster mag, ist bei The Quantum You bestens aufgehoben. Die instrumentelle Opulenz sorgt allenthalben für magische Momente.

Wie beschreibt man einen Song, der zwar gefällig rüberkommt, aber nicht wirklich zündet? Nun, so ergeht es mir mit Golden Wings. Trotz der Einfachheit des Songs trägt Golden Wings das Potenzial in sich, einfach etwas langatmig zu wirken. Auch wenn der Refrain für abstrakte Momente sorgt, kann ich mich auf diesen golden Flügeln nicht lange halten. Solide gemacht, jedoch fehlt es mir ein wenig an Inspiration und Eindrücklichkeit.

Anders gestaltet es sich mit Inside. Highlight Nummer zwei. Lehne dich zurück und lass dich in die ergreifende Atmosphäre hineinfallen. Eine lupenreine Metalballade, die durch den Refrain zum Hinhörer wird. Am Gesang werden im positiven Sinne häufig Nadelstiche gesetzt, die dem Song seine Wiederkennung verleihen. Inside ist gekennzeichnet durch ein stringent durchdachtes Songwriting und abermals opulente Instrumentierung, die dabei nie überfrachtet wirkt. Ein schönes Stück Musik.

Tja, Black & Damned tun das, was viele andere Bands auch tun oder bereits getan haben. Sie betiteln einen Song nach ihrem Bandnamen. Hierdurch wird einem zumeist allerdings eine große Bürde auferlegt, denn die Erwartung an diesen Song steigt damit selbstredend. Angenommen, Black And Damned sei dazu gedacht, die Band in irgendeiner Weise zu beschreiben, dann kämen als Ergebnis folgende Aspekte zum Tragen: Tightness, Groove, Power und Melodie. Das alles ist in Black And Damned enthalten und auf unkomplizierte Weise vorgetragen. Kann man durchaus so machen.

Es mutet mehr und mehr so an, als dass Black & Damned sich auf Servants Of The Devil den getragenen Songs verschrieben hätten. Denn auch King And Allies geht deutlich in diese Richtung. Als reine Ballade würde ich es nicht bezeichnen wollen, dennoch liegt erneut Schwere und Mystik inne, die sich offenbar am besten in balladesk anmutenden Songstrukturen zelebrieren lässt. Ja, denn auch King And Allies wird zelebriert, auf seine eigene vielsagende Art und Weise. Roland „Bobbes“ Seidel intoniert und moduliert grandios. Die ganze Breite seiner Stimme kommt schön zur Geltung. Der Refrain wirkt entgegen der Schwere dennoch frisch und besitzt Tiefgang. Die dezent eingesetzten Klaviertöne lockern auf und verleihen dem Song eine spezielle Note. Und selbst das Growling fügt sich reibungslos in das Songgerüst ein.

Stampfend und kompromisslos direkt feuert Hail To The Gods aus den Boxen. Das ist erneut ein Song, der Black & Damned auszeichnet. Die Herangehensweise an das Songwriting ist bekannt und deshalb auch zielführend. Kein Killersong in meinen Ohren, aber er lässt den roten Faden des Albums nie reißen.

Schwermut ist die neue Lebensfreude! Zumindest bei Black & Damned. Welcome To Madness gerät schon wegen der Mystik und der epischen Momente wieder zu einer sehr starken Nummer. Langsam, schön getragen und dennoch sehr hart inszeniert. Düstere Klangwelten laden geradewegs dazu ein, diese neu erschaffene Lebensfreude zu genießen.

Zum Abschluss des Albums kommt der Titeltrack Servants Of The Devil. Die Herren bieten in diesem Song nochmals all das auf, was über das gesamte Album hinweg immer wieder aufblitzte. Die Neigung zur Mystik, düsterer Atmosphäre und den mehrdeutigen Emotionen zu huldigen, vereint sich hier. Bedeutsame Vocals, kraftvolle Gitarrenarbeit, punktgenaue Drums und Bassarbeit im Gewand der Keyboards lassen Servants Of The Devil zu einem tiefgründigen Song werden, der ohne Umschweife auch dem Dark Metal zugeordnet werden könnte. Ein gelungenes Ende für ein gelungenes Album.

Black & Damned – Servants Of The Devil
Fazit
Mir gefiel Heavenly Creatures schon recht gut, Servants Of The Devil jedoch darf mit Fug und Recht als Weiterentwicklung und konsequent fortgeführte Herangehensweise an die Musik von Black & Damned bezeichnet werden. Das Niveau bleibt über das gesamte Album hinweg auf einem stabilen Level. Was andere vielleicht als durchschaubar bezeichnen würden, empfinde ich als wichtige strukturgebende Sicherheit. Die Arrangements geben eben diese Sicherheit bei Black & Damned. Diese Band hat genau das, woran man sie wiedererkennt und worauf sich der geneigte Fan auch verlassen kann. Wie so oft wird auch hier das Rad nicht neu erfunden, aber mit viel Enthusiasmus, Selbstbewusstsein und Spielfreude vorgetragen. Am Ende entscheidet wie immer der persönliche Geschmack. Letztlich aber ist das Album in musikalischer Hinsicht beinahe makellos. Produktion, Fertigkeit und das Vermögen, nachhaltige Songs zu schreiben, sind vorhanden. Man darf gespannt sein, was der dritte Longplayer mit sich bringt. Freunde, seid stolz auf dieses Album.

Anspieltipps: Hyena’s Call, The Quantum You und Inside
Peter H.
8.5
Leser Bewertung5 Bewertungen
8.3
8.5
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