Bands: Coldrain, Letters Sent Home
Ort: Colos-Saal, Roßmarkt 19, 63739 Aschaffenburg
Datum: 13.08.2025
Kosten: 36,20 € VVK, 39,00 € Abendkasse
Besucher: Ca. 450
Genre: Post-Hardcore, Metal Core, Alternative
Veranstalter: Colos-Saal Berninger Musik und Gastronomie GmbH
Link: www.colos-saal.de
Setlist Coldrain:
- New Dawn
- Incomplete
- Cut Me
- The Revelation
- Revolution
- Bloody Power Fame
- The Side Effects
- Uninvited
- Envy
- Feed The Fire
- Rabbit Hole
- Mayday
- Before I Go
- Paradise
- Gone
- Chasing Shadows
- Vengeance
Schon seit einigen Jahren ist Deutschland für Coldrain ein Schlüsselland. Kaum ein anderes europäisches Publikum reagiert so enthusiastisch auf ihre Musik. „Wir spüren eine besondere Verbindung zu Deutschland“, betont Masato immer wieder in Interviews und auch auf der Bühne. Kein Wunder also, dass die Band für ein paar Konzerte im Sommer nach Deutschland kommt. Darunter vier Festivals und drei Clubshows.
Coldrain gründeten sich 2007 in Nagoya, Japan. Sänger Masato Hayakawa, die Gitarristen Y.K.C. (Yoshiyuki Katou) und Sugi (Ryo Shimizu), Bassist RxYxO (Ryo Ozawa) sowie Schlagzeuger Katsuma Minatani fanden früh einen Mix aus Post-Hardcore, Alternative Metal und Hard Rock, getragen von aggressiven Shouts, poppigen Refrains und melodischen Gitarrenriffs. Masatos Entscheidung, ausschließlich auf Englisch zu singen, öffnete der Band von Beginn an internationale Türen. In Japan erspielte sich Coldrain eine treue Fanbase, im Ausland schafften sie es vor allem durch Tourneen mit Papa Roach, Bullet For My Valentine oder Crossfaith, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Speziell auf Liveshows ist ihr Sound drückend und absolut mitreißend.

Draußen drückt aber wieder mal nur eins: die Hitze. Drinnen im Colos-Saal ist es dank Klimatisierung aber erstaunlich angenehm. Ich bin heute in einer etwas angeschlagenen Verfassung und ehrlich gesagt nicht ganz bereit für die geballte Soundladung an Rock und Metal. Schon um 19:50 Uhr, zehn Minuten früher als angekündigt, gehen die Lichter aus und Letters Sent Home aus Wolfsburg betreten die Bühne. Ich bin immer noch dabei, meine Kamera zusammenzuschrauben und meine Sachen zu verstauen, und dann geht’s auch schon Hals über Kopf los.
Sängerin Emily Paschke strahlt über die Bühne und überzeugt mit ihrer kraftvollen Stimme. Unterstützt wird sie von Robin Werner an der Gitarre, Lara Ripke am Bass und Louis Schramm am Schlagzeug. Letzterer sitzt hinter transparenten Plexiglasscheiben, die sein Drumset in dem Licht fast wie eine Kunstinstallation wirken lassen, diese aber natürlich nur einen rein praktischen Wert haben, als Schallfänger, bzw. zur Schallreflexion. Musikalisch bewegen sich Letters Sent Home zwischen Alternative Rock, Pop-Punk und Emo – mit düsteren Synth-Einschlägen, die den Songs Tiefe verleihen.
Die Crowd folgt begeistert jedem Impuls – beim kollektiven Hinsetzen, genauso wie beim Moshpit. Robin legt gegen Ende des Sets seine Gitarre zur Seite und shouted fleißig ins Mikrofon. Einen Song später leistet eine junge Frau, die aus dem Backstagebereich auf die Bühne kommt, der Band gesanglichen Beistand. Leider finde ich nicht heraus, wer sie ist. Es bleibt im Club noch auffallend hell – fast zu hell für meinen Geschmack. Leider ist die Soundabmischung nicht besonders gut. Es kommt natürlich auch darauf an, wo man steht, aber teilweise versteht man nicht viel und die Boxen übersteuern.
Zum Abschluss bedankt sich Emily ausdrücklich bei der Crew und beim Team. Das Licht geht an und als Outro läuft Kelly Clarkson Since U Been Gone. Ein obligatorisches Crowdfoto wird geschossen. Als der Refrain ertönt, singt und springt die Band inklusive Publikum mit.

Punkt 21 Uhr ertönt das Intro von Coldrain. Düstere Klänge füllen den Raum, als würde gleich eine Armee in die Schlacht ziehen. Dann springen die fünf Musiker auf die Bühne. Schon nach dem ersten Song müssen sie wegen technischer Probleme kurz unterbrechen – Masato lächelt charmant, nimmt die Fans mit und überspielt die Situation so, dass es niemanden stört. Die Unterbrechung hält ohnehin nicht lange an. Der Sound ist jetzt auch gut und die Stimmung von Beginn an auf hohem Level. Nach drei Songs nimmt sich Masato erstmals Zeit für ein paar Worte. Er scherzt über den Namen „Aschaffenburg“ – er habe sich Sorgen gemacht, ihn falsch auszusprechen, der Klang sei so hart. Das Publikum lacht und jubelt. Meine zu Beginn beschriebene Verfassung ist auch wie weggeblasen. Ich bin absolut im Konzert, im Hier und Jetzt, angekommen und genieße jede Sekunde. Songs wie Rabbit Hole oder Mayday sorgen für Moshpits und Mitsingchöre, während Masatos klare Vocals immer wieder Gänsehautmomente erzeugen, besonders bei: Uninvited. Nach der Songperformance bin ich danach kurz schockverliebt.
Zwischen den Songs findet sich ab und an Zeit für kurze Ansagen. So spricht Masato über den Traum, eines Tages als Headliner auf den großen deutschen Festivals wie Rock Am Ring oder Wacken zu stehen. „Wir sind nicht mehr die Jüngsten“, sagt er lachend, „aber wir geben jedes Mal 100 Prozent.“ Die Fans honorieren das natürlich mit gebührendem Applaus. Das Set geht eine Stunde, dann verschwinden sie von der Bühne. Sie lassen sich Zeit, bis sie wieder auf die Bühne kommen. Die Zugaberufe lassen aber nicht nach. Drei Zugaben folgen. Das Set endet mit ihrem aktuellen Banger Vengeance. Schließlich, um 22:15 Uhr, ist dann Schluss. Coldrain verabschieden sich mit ehrlicher Dankbarkeit: „Arigatō“ – „Arigatō“ und bis in zwei Tagen auf dem Reload Festival. Mir geht es inzwischen wieder blendend und ich fahre mit erstaunlich guter Laune nach Hause. Ab dem 22. November sind sie auf UK/EU Optimize Tour mit mehreren Stopps in Deutschland. Live sollte man Coldrain nicht verpassen
















