Das Interview mit Dirty Sound Magnet zu ihrem neuen Album „DSM III“

Im April startet die Tour auch bei uns in Deutschland

Artist: Dirty Sound Magnet

Herkunft: Schweiz

Genre: Psych Rock, Psychedelic Rock, Rock

Label: Hummus Records

Link: http://dirtysoundmagnet.com/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Stavros Dzodzosz
Bassgitarre, Gesang – Marco Mottolini
Schlagzeug, Gesang – Maxime Cosandey

Alle Informationen zum aktuellen Album DSM III findet ihr HIER! in unserem Review.

Time For Metal / René W.:
Hallo liebe Band, ich freue mich, dass ihr schon Zeit gefunden habt, um über euer kommendes Album Dirty Sound Magnet zu sprechen. Als Erstes würde ich jedoch gerne noch ein paar Worte über Live Alert sprechen. Wie kamt ihr zum Live-/ Studiokonzept und wie sehr trauert ihr der UK-Tour noch nach, die ihr nicht spielen konntet?

Dirty Sound Magnet:
Das kam ganz natürlich. Der Plan war, das Album auf der Tour in Großbritannien aufzunehmen, aber dann kam die Pandemie. Wir dachten, „lass uns unser Live-Set im Studio aufnehmen“. Das war eine gute Entscheidung, da wir das Beste aus beiden Welten bekamen – die Live-Energie und die Studioqualität. Wir brauchten nicht über die UK-Tour hinwegzukommen, denn wir konnten die Shows verschieben und letzten Dezember auf der Insel spielen.

Time For Metal / René W.:
Ich finde, Live Alert hat auch das neue Album DSM III hörbar geprägt. Ihr setzt nicht auf einen typischen Studiosound, sondern versucht bei den Aufnahmen so authentisch und live wie möglich zu klingen. Was hat euch zu diesem Handeln beflügelt?

Dirty Sound Magnet:
Das ist vollkommen richtig. Wir haben mit Live Alert verstanden, dass die Leute sich nach Authentizität sehnen. Es gibt so viel Zeug da draußen, das nach den Standards der großen modernen Produktionen aufgenommen wird. Heute klingt alles gewaltig und komprimiert und leider auch ein bisschen gleich (das ist Geschmackssache). Wir haben beschlossen, das anderen zu überlassen, die das viel besser können als wir. Wir haben verstanden, dass unsere Stärken woanders liegen. Wir drei haben unser Leben im Proberaum und auf der Bühne verbracht. Wir wissen genau, wie wir unsere Instrumente klingen lassen wollen und wie wir zusammen klingen wollen. Und genau das sollen die Leute hören. Die echten Dirty Sound Magnet. Also haben wir uns darauf konzentriert, die besten Performances einzufangen.

Time For Metal / René W.:
Das Artwork von DSM III versprüht nordamerikanischen Flair, die typischen Bemalungen der Ureinwohner ähneln denen der Psych Rock Bewegung in Europa. Eine bewusste Balance zwischen diesen Welten oder ein Zerfallsprodukt des Künstlers?

Dirty Sound Magnet:
Wir haben uns wirklich viele Gedanken über das Cover gemacht. Wir hatten alle sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie das Artwork aussehen sollte, aber als Marco vorschlug, dieses alte Bild eines unveröffentlichten Musikvideos von uns zu verwenden, haben wir uns alle in die Idee verliebt. Wir fanden, dass es aus mehreren Gründen perfekt zur Musik passte:

  • Für uns ist Musik immer eine religiöse Erfahrung gewesen. Das ist es, was wir bei unseren Shows vermitteln wollen. Mich auf dem Cover als Schamane darzustellen, schien also angemessen.
  • Andererseits machen sich die ersten beiden Songs des Albums über Europäer lustig, die sich mit asiatischem oder indianischem Spiritualismus verbunden fühlen. Dieser Dualismus war also sehr interessant.
  • Unsere anderen Alben haben mehr instrumentale Ebenen und daher abstraktere Cover. Wir wollten etwas Direktes und Einfaches.

Time For Metal / René W.:
Wenn ein Dirty Sound Magnet Fan euch fragen würde, worin die größten Unterschiede zwischen Transgenic und dem neuen Material liegen würde, welches wäre eure kurze und knappe Antwort in drei Sätzen?

Dirty Sound Magnet:
Transgenic
ist ein komplexes Konzeptalbum, während DSM-III auf roher Energie und Emotionen basiert. Transgenic ist experimentell und hat mehrere instrumentale Komponenten, während DSM-III nur wenige Overdubs hat. Auf DSM-III kann man die musikalischen Persönlichkeiten (Soli und so) der Musiker hören, während auf Transgenic der Schwerpunkt mehr auf der Atmosphäre und dem Aufbau einer alternativen Realität liegt.

Time For Metal / René W.:
Wir haben schon viel über die neuen Kompositionen gehört. Fasst in einem kleinen Track-by-Track bitte einmal in euren Worten und Ideen die einzelnen Werke des neuen Silberlings zusammen.

Dirty Sound Magnet:

Body In Mind
Am meisten DSM. Dieser Track ist eine gute Synthese von Dirty Sound Magnet. Der Text ist sarkastisch, die Musik ist groovig und energiegeladen, aber gleichzeitig sehr unkonventionell. Der zweite Teil des Songs ist eine Bandimprovisation, bei der jedes Mitglied alles gibt, was es im Tank hat. Es ist wahrscheinlich der beste Jam, den wir je aufgenommen haben. Und eines meiner liebsten Gitarrensolos.

Meet The Shaman
Der düstere Song. Hier zeigen sich Dirty Sound Magnet von ihrer bedrohlichsten Seite. Ein Tribal-Beat und indische Harmonien sorgen für einen ziemlich unheimlichen Track. Ich könnte mir dieses Stück sehr gut auf einer Raveparty vorstellen.

Toxic Monkeys
Der verrückte Song. Der Homo sapiens ist das gefährlichste aller Tiere, also hat unsere Spezies einen Track am Rande des Wahnsinns verdient. Dieser Track macht sich über mehr oder weniger jeden auf diesem Planeten lustig.

Mr Robert
Der emotionale Titel. Hier spielen Dirty Sound Magnet den Blues. Der Erzähler ist der Teufel und er verleitet Robert Johnson zu lebenslanger Knechtschaft und einem frühen Tod. 80 Jahre später werden die drei Musiker von DSM selbst vom Teufel angesprochen und schließen denselben Pakt der lebenslangen Hingabe an die Musik.

DSM-III
Der klingt wie Morricone. Ein kurzes psychedelisches Gedicht über Leben und Tod. Klanglich wollten wir die weiten Räume nachbilden, die man in der Musik von The Good, The Bad And The Ugly hören kann.

Heavy Hours
Der Heavy Blues. Hier haben wir einfach Spaß mit schweren Riffs und Slide-Gitarre.

Sunday Drama
Das magische Lied. Es ist ein Instrumentalstück, aber ich glaube, dass dieses Stück unendlich viele Geschichten erzählen kann. Wir haben es schon sehr lange live gespielt, und jetzt ist es endlich auf einem Album. Ich habe alle Melodien in den letzten zehn Jahren perfektioniert. Die Fans haben auf eine Albumversion gewartet und jetzt ist sie endlich da. 🙂

Time For Metal / René W.:
Wie bei den letzten Veröffentlichungen seid ihr eurem heimischen Label Hummus Records treu geblieben. Habt ihr in Erwägung gezogen, zu einem größeren Label zu wechseln, oder ist euer Platz bei Hummus Records fest in Stein gemeißelt?

Dirty Sound Magnet:
Das ist eine schwierige Frage. Der Deal, den wir mit Hummus Records haben, ist ein Deal, bei dem wir super unabhängig sind und unsere Karrieren selbst managen. Es sind gute Leute und sie haben das Label wirklich gegründet, um Bands zu helfen und nicht um Geld zu verdienen. Ein Label zu haben, das die Bands nicht abzockt, ist heutzutage schon fantastisch.
Sie widmen sich dem, was sie tun, und machen alles so gut wie möglich.

Trotz unserer harten Arbeit haben wir immer noch Mühe, am Ende des Monats über die Runden zu kommen. Eine Schweizer Psychedelic-Rock-Band im Jahr 2022 zu sein, ist also eine enorme Herausforderung. Und natürlich wäre es sinnvoll, irgendwann ein größeres Label zu haben, das wirklich etwas bewirken kann. Aber solange es kein Angebot von einem größeren Label gibt, sehe ich keine Notwendigkeit, von einem kleinen und liebevollen Label zu einem anderen zu wechseln.

Time For Metal / René W.:
Wie schon am Anfang gesagt, musstet ihr früh in der Pandemie die UK-Tour absagen. Wie ist die Lage bei euch in der Schweiz? Könnt ihr das neue Material zum Release live präsentieren oder sind Shows noch schwer zu realisieren?

Dirty Sound Magnet:
Die Situation sieht jetzt besser aus. Wir werden ohne Einschränkungen in der Schweiz und auch in Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien Konzerte spielen können. Bis heute ist Deutschland noch ein Fragezeichen. Wir wissen nicht, ob unsere Konzerte im April stattfinden werden. Es ist eine stressige Situation, weil alles organisiert werden muss und die Tickets verkauft werden müssen.

Time For Metal / René W.:
Im Sommer soll der Spuk laut diverser Aussagen endlich vorbei sein. Habt ihr Festivalshows in Deutschland geplant oder konzentriert ihr euch erst einmal auf die Shows im April, wenn sie hoffentlich laufen können?

Dirty Sound Magnet:
Wir würden gerne auf Festivals in Deutschland spielen, aber es ist wirklich schwer, freie Plätze zu finden, da die meisten Festivals Bands, die eigentlich 2020 und 2021 spielen sollten, umplanen. Aber es ist wirklich ein Ziel, mehr Festivals in Deutschland zu spielen.

Time For Metal / René W.:
Die letzte lockere Frage, bevor ich euch aus dem Kreuzverhör entlasse. Wie konsumiert ihr drei eure Lieblingsmusik? Old School auf Vinyl oder lieber modern bei Streamingdiensten und wie steht ihr im Allgemeinen zu Digitalisierung der musikalischen Kunst?

Dirty Sound Magnet:
Ich bin ein CD-Fan. Ich bin mit ihnen aufgewachsen. Die Streamingdienste haben meine Gewohnheiten über den Haufen geworfen. Wie jeder andere tappe ich in die offensichtlichen Fallen, und es wird immer seltener, dass ich mich tief in die Diskografie eines Künstlers einarbeite (auch weil ich weniger Zeit habe als früher). Die Digitalisierung der Musik hat sich also negativ auf meine eigenen Gewohnheiten ausgewirkt, aber allgemeiner betrachtet halte ich sie für eine künstlerische Katastrophe. Playlists haben das Konzept des Albums zerstört, in dem sich ein großer Künstler am besten ausdrücken kann.
Natürlich gibt es immer noch Leute, die sich Alben anhören, aber ich spreche hier vom Mainstream. Natürlich hat die Digitalisierung auch einige Vorteile, aber insgesamt glaube ich nicht, dass sie gut für die Musik ist.

Time For Metal / René W.:
Danke für eure offenen Worte und viel Erfolg mit DSM III. Das letzte Wort gehört euch und kann ganz frei an eure Fans und unsere Leser gewandt werden.

Dirty Sound Magnet:
Botschaft an unsere Fans: Wir wollen euch im April in Deutschland sehen!!!