Don Airey – Pushed To The Edge

Kurz nach Simon McBride legt Don Airey mit Soloaktivitäten nach

Artist: Don Airey

Herkunft: Sunderland, England

Album: Pushed To The Edge

Spiellänge: 56:03 Minuten

Genre: Classic Rock, Hardrock

Release: 28.03.2025

Label: earMUSIC / Edel Music & Entertainment

Format: CD, Vinyl, Digital

Link: Don Airey 

Bandmitglieder:

Keyboards, Gong – Don Airey
Gesang – Carl Sentance
Gesang – Mitchell Emms
Gitarre – Simon McBride
Bass – Dave Marks
Schlagzeug – Jon Finnigan
Strings, Trompete – Steve Bentley-Klein

Tracklist:

  1. Tell Me
  2. They Keep On Running
  3. Moon Rising
  4. Rock The Melody
  5. Flame In The Water
  6. Out Of Focus
  7. Power Of Change
  8. Girl From Highland Park
  9. Godz Of War
  10. Edge Of Reality
  11. Finnigan’s Awake

Mit seinem sechsten Album geht Don Airey keine neuen Wege. Hier werden mit knapp sechzig Minuten elf Classic-Rock-Songs präsentiert, die natürlich stark keyboardlastig sind. Don Airey setzt gesanglich wieder auf Carl Sentance und auf den hier noch nicht so bekannten Mitchel Emms. Ansonsten sind die Begleitmusiker alte Bekannte. Jon Finnigan am Schlagzeug, Dave Marks am Bass und an der Gitarre, der Purple-Kollege Simon McBride, der ja am 14. März sein eigenes neues Album veröffentlicht (Review hier). Alle haben auch beim letzten Album One Of A Kind (2018) mitgewirkt und so ist das eine homogene Sache. Wer jetzt denkt, Don Airey setzt da an, wo Deep Purple aufhören, der irrt. Don Airey macht sein eigenes Ding, wobei natürlich die Keyboards eine vorrangige Bedeutung haben. Aber es ist kein reines Keyboardalbum, sondern schon eine rockige Geschichte, die unterschiedliche Facetten bereithält.

Allerdings beginnt die erste Single-Auskopplung und der erste Song auf der Platte mit viel Keyboard und ist schon recht rasant. Simon McBride an der Gitarre ist der sechssaitige Gegenpart zu Aireys Hammond und hält hier etwas härter als auf der eigenen Platte dagegen. Carl Sentance sitzt als Sänger also zwischen den Stühlen, macht seine Sache aber souverän und lässt sich nichts vom Teller nehmen. Der zweite Track fängt mit mexikanischem Flair an, bevor er sich zu einem Bluesrock-Stampfer entwickelt. Erneut ist Sentance für den Gesang zuständig und der Fokus liegt hier auf der Drum/Bass-Abteilung, die den Rhythmus so treibend macht. Natürlich darf Simon auch mal glänzen und Don hält sich nicht so stark im Vordergrund auf, was sich im dritten Song aber gänzlich ändert. Moon Rising wird diesmal von Mitchell Ems eingesungen. Im Hintergrund, aber doch sehr präsent, schleichen sich die Keyboardsequenzen ins Gehör. Sicherlich gehört Don Airey zu einem der einflussreichsten und versiertesten Keyboarder seiner Zeit. Immerhin ist er auf über vierhundert Tonträgern zu hören und nicht nur bei Deep Purple haut er in die Tasten. Dio, Ozzy, Gillan, Collosseum II, Jethro Tull, Thin Lizzy usw. haben sich bereits in früheren Tagen seiner Künste bedient.

Es folgen Rock The Melody und Flame In The Water. Beide werden wieder von Sentance gesungen, der mir live noch einen Tick besser gefällt. Ich durfte Don Airey in Hamburg zu der One Of A Kind Tour sehen und da waren der damals noch nicht so bekannte Simon McBride sowie auch Carl Sentance dabei. Natürlich dürfen wir das Dabeisein der beiden für den Rhythmus Verantwortlichen, Dave Marks am Bass und Jon Finnigan an den Drums, nicht vergessen. Sie machten nicht nur damals, sondern auch hier einen immens wichtigen Job. Zurück zu Carl Sentance, der beim zweiten Track One Of A Kind, einer fast waschechten Ballade mit schönem Klaviereinsatz, sehr gut zur Geltung kommt. Zum Ende hin darf dann ein Solo die Ballade etwas verrocken. Wer kennt die Niederländer von Focus noch? Mit Hocus Pocus hatten die in den frühen Siebzigern einen riesigen Hit. Genau der Band ist der Track Out Of Focus gewidmet. Dabei ist der instrumentale Anteil deutlich höher und das Duell Airey McBride dürfte auf der Bühne mega sein. Bereits hier kommt das gut an. Es geht weiter mit zwei guten Rocksongs. Power Of Change, erneut von Emms eingesungen, und mit gutem Gitarrensolo von McBride. Das muss man Don Airey zugutehalten. Er lässt seinem jungen Deep-Purple-Kollegen viel Spielraum, aber setzt sich, wie auch hier, gern mit schönen Keyboard-Harmonien in Szene. Zum Ende hin wird das auch alles noch etwas psychedelisch und auch klassische Einlagen machen diesen Track besonders. Der folgende, Girl From A Highland Park, ist ein Instrumentalsong. Strings, Klavier, leichtes Schlagzeug, Lounge Musik laden zum Träumen ein. Davon wird man aber abrupt geweckt.

Godz Of War, mit über sieben Minuten der längste Song, lässt aufhorchen. Keyboardsequenz, Riff, und dann der fast schon entfesselt aufspielende Don Airey. Erinnerungen an Keith Emerson und Emerson Lake & Palmer werden kurz wach. Airey steht dem aber in nichts nach. Das kann er locker auch. Simon bekommt auch wieder Gelegenheit, sein markantes Spiel zu demonstrieren, bevor es wieder in den Hammondsound übergeht.  Bevor mit Finnigan’s Awake die Platte endet, kommt noch Edge Of Reality zum Zuge. Eher ein mäßiger Rocksong, mit einigen wenigen Highlights namens McBride. Finnigans Erwachen beendet dann die Scheibe, wobei es nochmals sehr Keyboard- und Synthesizerlastig zur Sache geht. Zum Ende hin dann eine interessante Wendung. Das Stück ist rein instrumental bis zum Schluss, ich kann nicht genau sagen, wer es ist, vermute aber Don by himself, der die Band komplett vorstellt und uns mitteilt, dass wir uns nächstes Jahr sehen werden. Tour?

Don Airey – Pushed To The Edge
Fazit
Don Airey legt kurz nach seinem Deep-Purple-Bandkollegen Simon McBride mit einem klassischen Rockalbum nach. In knapp 60 Minuten werden elf Songs dargeboten, die in vielerlei Hinsicht an sein letztes Studioalbum anknüpfen. Personell verstärkt um einen Sänger gelingt es Airey, mit Können und keinem Müssen die Songs frisch und authentisch klingen zu lassen. Natürlich ist viel Keyboard dabei und natürlich gibt es auch McBridsche Einlagen. Nicht alle Songs überzeugen auf der ganzen Linie, aber es ist ein solides, handwerklich hochwertiges Album mit vielen guten Nummern.

Anspieltipps: Tell Me, Out Of Focus und Finnigan's Awake
Kay L.
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