Eiskristall – Ís

Spannendes Projekt mit Ecken und Kanten

Artist: Eiskristall

Herkunft: Bochum, Deutschland

Album: Ís

Spiellänge: 53:56 Minuten

Genre: Dark Rock

Release: 28.02.2022

Label: Bühnenfall / Timezone Distribution

Link: https://www.facebook.com/BandEISKRISTALL

Bandmitglieder:

Gesang – La Sonnambula
Instrumente – Tim Tucker

Tracklist:

  1. Eishauch
  2. The First Snow
  3. Manca Sollecita
  4. Take Me Back To Myself
  5. Kristalllicht
  6. In My Forest
  7. Divina
  8. Am Mondsee
  9. Cheerokee Prayer Blessing
  10. Mein Engel
  11. Die For My Sins
  12. Winds Of Autumn

Eiskristall, die Dark Rock Band mit dem festen Blick zum Gothic und auch Metal, hat nach sechzehn Jahren Bandgeschichte Ende Februar das erste Album Ís mit zwölf Tracks über das Bühnenfall Label veröffentlicht. Das Artwork setzt auch weiche Konturen, die von der Kälte geprägt den Bandnamen und Identität direkt aufgreifen und auf den Hörer übertragen. Bei sechs Tracks handelt es sich um Neuaufnahmen von Werken, die bereits im Jahr 2011 auf einer physischen Mini-EP erschienen sind. Das Bochumer Duo um Sängerin La Sonnambula und Musiker Tim Tucker ist also kein Zufallsprodukt, das mal eben Ís ausspuckt. Nach immer wieder wechselnder Besetzung entschieden die beiden Künstler, als Duo weiterzumachen und setzen für Auftritte auf ein Live-Line-Up. Sämtliche Stücke entspringen somit aus den Händen von La Sonnambula und Tim Tucker, die sie gemeinsam komponiert und eingespielt haben. Für die Lyrics ist die charismatische Frontfrau zuständig, die ihre Gesangsfarben nicht auf eine Landessprache reduzieren möchte. Deutsch und englische Stücke wechseln je nach Emotion ihren Platz in der Tracklist, ohne dadurch Gräben im Gesamtwerk auszuheben. Eher suchen sie den Schulterschluss und gehen gemeinsam durch die dunklen Klänge.

Mit dem feinen Windstoß von Eishauch springt für Eiskristall die Tür auf. Langsam dringt die Wärme des Raumes nach außen und Kälte macht sich breit. Technisch drehen die beiden Künstler im Heavy Metal / Rock von Doro ihre Runden, springen in moderne Hard Rock Elemente, saugen symphonische Ansätze von Tarja Turunen auf und bleiben trotzdem auf einem kleinen, schmalen Metal Sims stehen, um von dort aus atmosphärische Gitarrenriffs anzustimmen und in den Female Gothic Metal abzudriften. Gesanglich liegt La Sonnambula jedoch nicht grundsätzlich im Tarja Muster, dafür haben beide Stimmen ganz eigene Klänge und die Finnin zelebriert die klassischen Momente deutlich intensiver. Mir persönlich sagen die englischen Stücke etwas besser als die deutschen zu. Bei La Sonnambula schwingen dann Parallelen zur Ikone Dolores O’Riordan der The Cranberries mit, die leider viel zu früh von uns gegangen ist. Rockig, frech, mit Alternativen im Blut drehen The First Snow, Manca Sollecita und Take Me Back To Myself zu Beginn ihre Kreise. Erst einmal eingetaucht in die Welt von Eiskristall, findet mal viele kalte, glitzernde Wassertropfen, die im feinen Schein der Sonne das Licht brechen. Die einzelnen Lichtfarben flackern auf der matten wie kargen Wand. Ein Höhepunkt ist der mit der italienischen Sprache versetzte Manca Sollecita. Dennoch glaube ich, dass hier noch mehr möglich wäre. Noch wilder, ungestümer oder ungezwungener würden die Bochumer noch mehr Staub aufwirbeln. Auf Kosten der Eigenständigkeit greifen sie in schwierigen Situationen lieber zu Altbewährtem, als mal den Mut zur Lücke zu wagen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ganz so darf man es bei Eiskristall nicht sehen. Vielmehr agieren sie nach dem Motto „Lieber ein Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach“. Punktum – neben den guten wie spannenden Strukturen bleibt noch Luft nach oben. Womit sie nicht geizen, ist die Spielzeit mit deutlich über 50 Minuten, die für neue Interessenten genug Zeit bietet, um den persönlichen Geschmack mit den Nummern zu verweben. Mystisch, gar gruselig gleitet das kleine Ruderboot bei Am Mondsee in den kleinen Teich, um dort vom Mondlicht erfasst im Rampenlicht zu stehen. Die Vielseitigkeit muss man dabei als sehr positiv erwähnen. Zwar gehören die einzelnen Sequenzen irgendwie zusammen, leben jedoch von einem guten Abstand, ohne zu weit auf Distanz voneinander zu gehen.

Eiskristall – Ís
Fazit
Eiskristall werden ihre Zielgruppe finden, diese anfixen und auch langfristig binden können. Das Duo hat definitiv Potenzial in seinem Schaffensradius. Die Mixtur aus Rock, Metal und auch Gothic-Säulen kommt gut an und bildet für Ís ein Fundament, welches man nicht zum Wackeln bringt. Hört selber rein und lasst euch den Soundtrack des Winters auf die nasse Haut legen. Gespannt dürfe man sein, wann es für Eiskristall mit neuem Material weitergeht oder ob sie wieder diverse Jahre für ein Album brauchen, was wirklich schade wäre.

Anspieltipps: Manca Sollecita und Am Mondsee
René W.
7.5
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