Feanor – Hellhammer

Weniger wäre mehr gewesen

Artist: Feanor

Herkunft: Buenos Aires, Argentinien

Album: Hellhammer

Genre: Heavy Metal, Power Metal, Melodic Metal, Metal Musical

Spiellänge: 67:13 Minuten

Release: 19.09.2025

Label: No Remorse Records

Link: https://www.facebook.com/feanorband

Bandmitglieder:

Gesang – Mike Stark
Violine – Diana Boncheva
Schlagzeug – Emiliano Wachs
Keyboard, Bass – Victor Gustavo Acosta
Gitarre – Thilo Herrmann
Gitarre – EV Martel

Tracklist:

  1. Sirens Of Death
  2. Bad Decisions
  3. Hellhammer
  4. Remember The Fallen
  5. The Conqueror’s Path
  6. The Epic Of Gilgamesh Pt2 (The Quest For Immortality)
  7. H.M.J
  8. Maglor The Singer
  9. Forged In Steel
  10. The Flight Of The Valkyries
  11. Houses Of Fire
  12. The Ballad Of Beren And Luthien
  13. This One’s For You

13 Stücke, eine Laufzeit von 67 Minuten und eine Liste von Gastmusikerinnen und Gastmusikern, die länger ist als die eigentliche Bandbesetzung. Auch wenn in der Liste der Gäste diverse hochkarätige und bekannte Namen zu finden sind (Sven D’Anna (Wizard), Piet Sielck (Iron Savior), Ross The Boss (ex-Manowar), David Shankle (ex-Manowar)), macht der erste Blick nicht unbedingt Lust auf den Genuss einer wahrscheinlich überfrachteten Platte. Angekündigt wird ein Metal Musical, an dem Musiker und Musikerinnen aus der ganzen Welt beteiligt sind. Aus deutscher Sicht dürfte der Name Thilo Herrmann (ex-Running Wild, ex-Grave Digger) einen gewissen Bekanntheitsgrad haben. Was haben die vielen Köche in der Musical-Küche aufbereitet?

Sirens Of Death liefert fast ein Paradebeispiel, wo zu viele Köche den Brei verderben. Eigentlich gibt es eine angenehme und runde Melodie auf die Ohren. Die hektischen Drums, die Screams beim Refrain, die Chöre, dazu noch die eine oder andere Wendung und Drehung im Rhythmus – fast wie erwartet ist das Stück mit zu vielen Features überladen. Bad Decisions ist bezüglich des Namens fast Programm. Der Start wirkt erneut hektisch und lässt der Hörerschaft nicht die Luft zum Atmen. Keyboardklänge, Violine, Drums: Feanor tischen mächtig auf. Die Melodie ist wie beim Vorgänger keine Sensation, aber mehr als nur solide. Die Überflutung des Tracks nimmt den Ideen jeden Raum zur Entfaltung.

Der Hellhammer verzichtet auf Keyboardklänge und setzt anfänglich nur auf Saiten und Drums. Der Rhythmus-Diebstahl bei Gypsy von Uriah Heep ist der nächste negative Punkt, dazu stören die verfärbten Vocals und die viel zu vielen weiteren Stimmen bei den Chorgesängen. Schade, hier lassen die Herren richtig Potenzial liegen. Das Ding kann was, wenn der Hellhammer gradlinig über die Ziellinie gebracht werden würde. Remember The Fallen gab es doch erst vor ein paar Jahren von Saxon. Die Feanor-Version hat nur den gleichen Namen, und so langsam, aber sicher scheinen die Protagonisten den Bombast als Ballast mehr und mehr abzuschütteln. Bis auf die Überbetonung des Chorgesangs kann das Teil überzeugen.

Über das Interlude The Conqueror’s Path geht es zu The Epic Of Gilgamesh Pt2 (The Quest For Immortality). Das klingt vom Namen bereits nach viel zu viel. Der Versuch, ordentlich Epic in die Nummer zu bekommen, ist vom Ansatz her gut gemacht. Einmal mehr scheitern Feanor an der Überladung des Tracks. Hier wäre eine klare und epische Gesangslinie die bessere Wahl gewesen, die nur beim Refrain Unterstützung erhält. Tatsächlich mischen sich Screams, Chöre und die Vocals von Mike Stark zu einem wenig geschmackvollen Cocktail, den Klavierklänge und balladeske Passagen garnieren.

H.M.J? Das steht für Heavy Metal Jesus. Es wird festgestellt, dass Heavy Metal als Gesetz betrachtet wird. Nicht spektakulär, aber klassisch gibt es ganz überraschend ein echtes Old-School-Metal-Highlight. Übrigens huldigen die Damen und Herren hier Rolf Kasparek von Running Wild als Heavy Metal Jesus. Die Suche nach weiteren Nummern in diese Richtung fördert zum Beispiel Maglor The Singer ans Tageslicht, wo den Gesangslinien rund um den Chorus mehr Raum gegeben wird.

Das Intermezzo endet mit dem balladesken Zwischenspiel Forged In Steel. The Flight Of The Valkyries tischt erneut mächtig auf, Houses Of Fire klingt anfänglich nach gradlinigem Power Metal. Der Refrain nimmt dem brennenden Haus etwas die Dynamik, trotzdem ist der Track eine der hervorstechenden Kompositionen. The Ballad Of Beren And Luthien klingt – genau – nach einer Ballade. Die verhunzt die Truppe mit unendlich vielen Features über mehr als acht Minuten nach Strich und Faden und kann als glatter Ausfall gewertet werden. Der Schlusspunkt nennt sich This One’s For You. Über knapp fünf Minuten legen Feanor und Gäste einen Power-Metaller auf den Tisch, der sich in die kritisierten Punkte bezüglich Überfrachtung einreiht.

Feanor – Hellhammer
Fazit
Weniger wäre im Fall von Feanor mehr gewesen. Hellhammer ist ein Brocken über mehr als eine Stunde, der immer wieder gute Ideen und Ansätze liefert. Aber das Muster wiederholt sich ebenfalls. Anstatt den Ansatz von Anfang bis zum Ende über die Ziellinie zu tragen, drehen und wenden sich die Stücke, bekommen noch mal einen Schlenker nach links, dann nach rechts und am Ende verliert sich die Hörerschaft in viel zu vielen Details. So gehen die Nummern mehr oder weniger durch den Gehörgang, ohne das größere Akzente im Gedächtnis bleiben. Nur wenige Tracks stechen etwas aus der Masse hervor. Hier ist vor allem H.M.J zu nennen, wo die Truppe einen Old-School-Ansatz fast bis zum Ende konsequent durchzieht.

Wie ein Metal Musical oder eine Rock Oper klingen kann, zeigen seit mehr als 20 Jahren Avantasia. Von der Qualität, die Tobias Sammet liefert, sind Feanor leider meilenweit entfernt.

Anspieltipps: H.M.J, Maglor The Singer und Houses Of Fire
Franziska W.
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