Final Error – Dead Man Walking

Schneller, härter, lauter und aggressiver lautet die Devise

Artist: Final Error

Herkunft: Lippstadt, Deutschland

Album: Dead Man Walking (EP)

Spiellänge: 21:53 Minuten

Genre: Thrash Metal, Death Metal, Crossover

Release: 09.04.2021

Label: Kernkraftritter Records

Link: https://www.facebook.com/finalerrorband/

Bandmitglieder:

Gesang – Nico Paiva
Bass – Jens „Hammer“ Schillhammer
Gitarre – Fabian Sendfeld
Gitarre – Juan Manuel Fuentes
Schlagzeug – Andreas „Andi“ Krämer

Tracklist:

01. Your Own Reality
02. Hells Fire
03. Dead Man Walking
04. Human
05. Deathbringer
06. All About The D

Dead Man Walking erschien bereits im April, doch hier handelt es sich hoffentlich nicht um den letzten Gang, entsprechend dem US-amerikanischen Spielfilm von Regisseur Timothy Francis Robbins aus dem Jahr 1995, dieser noch einigermaßen frischen Truppe aus der ältesten Gründungsstadt Westfalens. Obwohl ich mittlerweile seit vielen Jahren im Exil im Schwarzwald lebe, versuche ich als gebürtiger Lippstädter noch immer die Metalszene in meiner alten Heimat im Auge zu behalten. Unerklärlicherweise gelangte das neueste Machwerk von Final Error dennoch erst jetzt zu mir …, Schande auf mein Haupt!

Final Error gründeten sich im Sommer 2014 und bestanden damals aus dem Sänger Achim Kietz, dem Bassisten Jens „Hammer“ Schillhammer, dem Gitarristen Chris Krause und dem Schlagwerker Michael Joachimsmeier. Dieser ist mir übrigens aus meiner frühesten Jugend, als wir noch als HMFC Metal Eagles Lippstadt um die Häuser zogen und die Lippstädter/Soester Schädelspalter-Truppe Störmtrooper, damals mit Joachimsmeier aka Mike „Megadeth“, ihr legendäres Head Count-Album rausbrachten, noch persönlich bekannt. Heute, nachdem man sich ein gutes Stück dem Thrash Metal zugewandt hat, würde man sich wahrscheinlich eher Final Terror nennen, aber im Hause Final Error war eben auch noch nicht alles Gold was glänzte. 2016 erschien dann mit der Demo-EP Sick Of Your Lies ein erstes Lebenszeichen zum mit nach Hause nehmen der Lippstädter mit insgesamt sieben Songs, die allesamt in den WestWood Recording Studios in Pa-Pa-Paderborn unter der Leitung von Malte Rinkens eingeprügelt wurden. Eine gut 28-minütige Hardcore-Punk-Odysee, die zwar vermutlich jedem Fan des Genres den Angstschweiß auf die Stirn trieb, jedoch für meinen Geschmack zu wenig bis gar keine brettharten Metal-Riffs zu bieten hatte. Manche Kollegen urteilten damals, ein krankhaft anmutendes Gekreische, dem man sich nicht entziehen kann, doch mir, im traditionellen Metal verwurzelt, war es ganz einfach too much. Zum eröffnenden Deadly Fate, dem durchaus besten Track des Debüts, wurde damals sogar gemeinsam mit Matthias Kollek (u.a. Kreator, Wacken) ein Videoclip produziert, welches wir für euch hier noch einmal ausgegraben haben.

https://www.youtube.com/watch?v=8vAwAHvplTI

Noch im selben Jahr sollte sich dann das Bandkarussell ein erstes Mal drehen, denn Gitarrist Chris verließ die Truppe und wurde durch den im Death Metal beheimateten Fabian Sendfeld ersetzt und man begann regelmäßig Gigs zu absolvieren. 2017 stieß zudem der spanische Gitarrist Juan Manuel Fuentes, der bis dahin in einigen spanischen Punk- und Metal-Combos sein Handwerk lernte, zu den Lippstädter Hardcore-Rabauken und vervollständigte das Line-Up. So enterte man dann Ende 2018 das Authentic Audio Studio im fränkischen Hof und spielte unter der Regie von Markus Plietsch insgesamt elf neue Songs für das Debütalbum ein, welches dann im Mai 2019 unter dem Titel The Blind Lead The Blind via Dedication/Edel auf das Volk losgelassen wurde. Alles neu macht der Mai war hier jedoch nicht ganz zutreffend, denn trotz neuer Besetzung an der Gitarrenfront wurde der extreme Metalanteil nur geringfügig erhöht, jedoch servierte man die Hardcore-Punk/Metalcore-Hymnen variabler und routinierter. Final Terror …, äh …, Error, setzten ihren eingeschlagenen Weg solide fort. Wieder wurde mit Matthias Kollek ein Video zu Darling produziert.

Die Demo-EP Sick Of Your Lies wurde zwischenzeitlich durch den US-amerikanischen Musikproduzenten Don Fury, der sich durch seine Arbeiten mit Hardcore-Legenden wie z.B. Madball, Agnostic Front, Sick Of It All, Quicksand, Gorilla Biscuits oder auch der Hamburger Ska-Punk-Band Rantanplan einen Namen machte, durch den Fleischwolf gedreht und überarbeitet und über Every Chord Counts Records als Vinyl veröffentlicht. Trotz mittlerweile hart erarbeitetem Kultstatus in der deutschen Hardcore-Szene drehte sich das Bandkarussell erneut, denn Brüllwürfel Achim packte seine Koffer und verließ die Band. Ersatz fand man in Nico Paiva, der bis dato nur in der regionalen Pantera-Tribute-Band Regular People spielte. Doch es sollte noch dicker kommen, denn nach Beginn der Corona-Pandemie im letzten Frühjahr verließ auch Drummachine Mike die Combo, jedoch war er auf der nächsten Final Error-Veröffentlichung noch zu hören. Passenderweise wurde die nächste EP kurz New Vocals benannt und erschien Anfang April 2020 als Free-Download mit sechs neuen Songs. So bitter Umbesetzungen für jede Band auch sein mögen, für die Metalwelt waren sie in diesem Fall ein Glücksfall, denn die Lippstädter schissen auf ihre Hardcore-Punk-Wurzeln und präsentierten in der Neuaufstellung einen brutalen Stilmix mit Old School Thrash Metal Strukturen und eingängigen Killerriffs.

Photo @ Final Error

Auf dem freigewordenen Platz hinter dem Drum-Kit nahm Andreas Krämer Platz und so ging es durch die konzertfreie fucking COVID-19-Pandemie. Untätig blieb man in Lippstadt offenbar dennoch nicht, denn bereits im April 2021 erschien die EP Dead Man Walking, auf der nun auch Neu-Drummer Andi zu hören ist. Die sechs neuen Tracks erschienen über Kernkraftritter Records und hier werden definitiv keine Gefangenen gemacht. Vom ersten Song an wird hier geknüppelt, was die Felle und Saiten hergeben und man kann es nicht anders sagen, die letzten Umbesetzungen und der neu eingeschlagene Weg tun Band und Sound gut. Warum die Band sich auf ihrer Facebook-Seite als Death Metal from Germany präsentiert, ist nicht so ganz nachvollziehbar, denn lupenreiner Death Metal geht definitiv anders. Mittlerweile im Old School Thrash Metal beheimatet, scheut man sich aber auch nicht vor einem Blick über den Tellerrand hinaus, so finden sich durchaus Death Metal-Spurenelemente und andere Einflüsse, ohne dass man das gewaltige Brett, das einem aus den Boxen vor den Latz knallt, gleich als Thrash Metal Crossover-Mix bezeichnen muss. Viele Köche müssen nicht zwangsläufig den Brei verderben, sondern können auch gemeinsam mit den richtigen Zutaten ein exzellentes Menü zaubern. Von der früheren Hardcore-Kapelle ist nicht mehr viel übrig, was nicht nur am neuen Frontmann Nico Paiva liegt, der hier einen großartigen Job macht und mir weit besser gefällt als alles, was der geschiedene Achim zuvor abgeliefert hat, wobei das völlig verschiedene Baustellen sind und ein Vergleich nur hinken kann. Die Shouts sind purer Abriss! Die Songs bestechen mit interessanten Tempo- und Rhythmuswechseln und sind abwechslungsreich gestrickt, sodass die Nummern auch in Dauerrotation noch Spaß machen und immer wieder neue Aspekte freigeben. Gitarre, Drums und Bass ergänzen sich perfekt und liefern den passenden Soundteppich, auf dem sich Nico nach Lust und Laune austoben kann. Wie das unter Pandemie-Bedingungen, die geprägt waren von Abstandsregelungen und Probe- sowie Konzertverboten möglich war, bleibt jedoch Geheimnis der fünf Lippstädter. Dead Man Walking kann im Übrigen als Konzeptalbum verstanden werden, denn alle Songs setzen sich auf die eine oder andere Art und Weise mit dem Thema Tod auseinander. Der Rausschmeißer All About The D war auch schon auf dem Debütalbum The Blind Lead The Blind vertreten, wurde jedoch in der Evolutionsphase der Band komplett durch den Fleischwolf gedreht und ist heute kaum wiederzuerkennen und geht durchaus als neuer Track durch. Der große Minuspunkt ist jedoch die Spielzeit, denn kaum ist man warm geworden, ist nach gut 28 Minuten schon wieder Schluss und man lässt einen mit runtergeklapptem Kiefer stehen, als hätte man den Bus verpasst. Doch bei dem Arbeitseifer, denn die Jungs in den letzten Jahren an den Tag gelegt haben, sind wahrscheinlich längst neue Songs in der Mache und wir werden in absehbarer Zeit mit einem kompletten Metalalbum beglückt. Bleibt eigentlich nur noch zu hoffen, dass man bald mal, sofern das Corona-Arschloch das zulässt, den Weg in den Süden der Republik findet, denn nach Westfalen komme ich in den letzten Jahren immer weniger, denn der Schwarzwald hat schließlich auch ’ne ganze Reihe cooler Krach-Kapellen zu bieten.

Die EP ist auf Vinyl und als Tape erhältlich, eine erweiterte CD-Version soll im Sommer folgen.

Zu Dead Man Walking gibt es natürlich auch wieder ein professionelles Video von Matthias Kollek, welches ihr euch gleich hier geben könnt.

Final Error – Dead Man Walking
Fazit
Fans der früheren Hardcore-Klänge werden die Band mittlerweile kaum wiedererkennen, denn der hässliche Bastard aus Hardcore-Punk und Metal musste komplett weichen. Fans von Thrash Metal und Extreme Metal können hier bedenkenlos zugreifen und werden garantiert Spaß an sechs abwechslungsreichen und sauber produzierten Songs mit Wiedererkennungswert finden. Schneller, härter, lauter und aggressiver lautet die Devise. Definitiv eine Band, die man in den nächsten Jahren nicht aus den Augen verlieren sollte!

Anspieltipps: Dead Man Walking und Hells Fire
Andreas F.
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