Eventname: Frostfeuernächte 2024
Bands: Heretoir, Ost+Front, Gutalax, Dordeduh, Countless Skies, The Old Dead Tree, Istapp, Deliver The Galaxy, Fimbulvet, Ars Veneficium, Bootes Void, Haeresis, Unverkalt, Grabak, Vāmācāra, Kratt, Oceans, Mytherine, Full Assault, Burn Down Eden, Strydegor, Bowel Evacuation, Silent Leges Inter Arma
Ort: KieZ Frauensee, Heidesee
Datum: 08. – 10.02.2024
Kosten: Donnerstag 35 €; Freitag 45 €; Samstag: 45 €; Woche: 85 €
Genre: Black Metal, Death Metal, Doom Metal, Thrash Metal, Grindcore, Post Metal
Veranstalter: Frostfeuernächte
Link: https://www.frostfeuernaechte.de
Der Februar ist veranstaltungstechnisch nicht unbedingt der beste Monat. Die Sommerfestivals liegen noch in weiter Ferne und auch wenn die Planungen und Vorbereitungen bei dem einen oder anderen Metalhead Anfang des Jahres schon in vollem Gange sind, versüßen die alljährlichen Frostfeuernächte im Berliner Speckgürtel die Wartezeit. Idyllisch im Wald und an einem nahen See gelegen, bietet das Festival in einem ehemaligen Pionierferienlager eine Mischung aus Klassenfahrt und Urlaubsatmosphäre. Wir sind das zweite Mal für Time For Metal vor Ort und freuen uns auf das bevorstehende Wochenende.
Die Frostfeuernächte starten dieses Jahr am Donnerstag und enden am Samstag mit dem letzten Festivaltag. Da wir leider Donnerstag erst spät Feierabend machen können, beginnt für uns Freitagnachmittag die Veranstaltung. Schon bei der Einfahrt, die wir nach einem kilometerlangen Waldweg erreichen, stellt sich ein wenig Erholungsgefühl ein. Es riecht nach Lagerfeuer, Waldboden und sauberer Luft. An der Halle angekommen, besorgen wir uns unsere Pressepässe und werfen einen ersten Blick in den Saal. Dort spielen gerade noch Kratt ihren letzten Song. Wir nutzen die Umbaupause, um uns einen Überblick zu verschaffen. Vor der Bühne und auf dem Gelände haben sich noch nicht viele Besucher eingefunden und auch die Stände für das leibliche Wohl bauen noch auf. Wir treffen die ersten bekannten Gesichter und freuen uns auf ein Wiedersehen. Mit dem ersten Getränk in der Hand stehen wir dann auch schon vor der Bühne, um Deliver The Galaxy willkommen zu heißen. Die Melodic Death Metaller aus Quedlinburg ziehen dann doch ein paar mehr Menschen an und so kommt schnell Stimmung auf. Souverän führen sie durch ein 45-minütiges Set und bieten uns einen grandiosen Einstieg in das erste Festivalwochenende 2024.
Dass das Line-Up der Frostfeuernächte ein Mix aus mehreren Genres ist, macht es immer wieder spannend. So schallt mit der nächsten Band Unverkalt etwas ruhigerer Post Metal durch den Wald. Atmosphärische Instrumente und leidvolle Vocals fallen über das Publikum ein. Schwermütig und dramatisch ziehen die Düstergriechen jeden in ein musikalisches Doomloch. Auch wenn wir gegen ein wenig Melancholie nichts haben, ist uns das doch etwas zu viel und wir begeben uns nach draußen. Dort brennt das Lagerfeuer und wir wärmen uns ein wenig daran.
Das Programm kündigt um Punkt 17:40 Uhr die Thrash Metal Combo Full Assault an. Mit einem Mal ist die Konzerthalle dann doch gut gefüllt. Die Schweriner scheinen bereits eine kleine Fangemeinde um sich scharen zu können. Hier uns da finden sich an den Kutten Patches der Band und auch die Stimmung könnte nicht besser sein. Full Assault nutzen den Auftritt bei den Frostfeuernächten, um ihre am selben Tag veröffentlichte Platte Dying World zu vermarkten. Aus diesem Grund steht das ganze Album heute auf der Setlist und wird somit bei den Frostfeuernächten uraufgeführt. Die 45 Minuten vergehen wie im Flug und wir haben unser erstes Highlight des Festivals erlebt. Nach dem Auftritt treffen wir Sänger Robsess immer wieder einmal und plaudern ein bisschen. Eine sehr sympathische Band, nicht nur auf der Bühne.
Mit Countless Skies stehen Melodic Death Metaller aus UK auf der Bühne. 2014 gegründet, wagen sie seit letztem Jahr immer mehr den Weg nach Europa und promoten das aktuelle Album, das im Studio sogar mit einer Cellistin aufgenommen wurde. Wir brauchen eine erste kleine Essenspause und begeben uns nach draußen. Das Wetter ist angenehm, der Platz am Lagerfeuer tut trotzdem gut. Das Angebot an Essen ist für das eher kleine Festival beeindruckend. Im Innenbereich gibt es schon verschiedene Angebote, die von der Location, dem KieZ Fraunesee organisiert wird. Draußen wird aber ebenfalls für das leibliche Wohl gesorgt. Hier gibt es Waffeln, Kartoffelvarianten und einen Burgerstand. Letzterer erfreut sich großer Beliebtheit und hat eigentlich fast immer eine kleine Schlange. Die selbst gemachten Burger bieten verschiedenen Varianten aus Pulled Pork, Pulled Beef und Chicken. Nach den ersten Bissen ist uns klar – dieser Stand wird uns während der nächsten Tage hauptsächlich ernähren. Wir kennen den Bratort (so der Name) schon vom letzten Jahr und müssen zugeben, dass wir uns im Voraus schon darauf gefreut haben.
Gut gestärkt wollen wir uns wieder in die Halle begeben und etwas aufwärmen. Auf dem Plan stehen die Black Metaller Ars Veneficum. Auch wenn ein Teil dieser Redaktion den schwarzmetallischen Klängen zugewandt ist, überzeugen uns die Belgier nicht wirklich. Zu eintönig und ohne Dynamik können wir keine Motivation finden, das Konzert weiterzuverfolgen. Wir holen uns was zu trinken und gehen wieder nach draußen. Doch Ars Veneficum haben durchaus Zuhörer, die den Auftritt genießen und haben eine tolle Zeit zu den Frostfeuernächten 2024.
Fimbulvet gehören im Grunde auch in das Genre der Vorgänger, mischen diese aber mit etwas Pagan und Folk. Das gefällt uns und wir erleben ein zweites Highlight. Das Schöne bei den Frostfeuernächten ist jedes Jahr, dass man neben Bands, auf die man sich freut und die man kennt, auch neue Künstler entdeckt. Bei Fimbulvet ist das der Fall und wir sind überrascht begeistert. Dabei ist das Ein-Mann-Projekt um Sänger Stephan schon zwanzig Jahre im Geschäft. Nach einer kleinen Pause veröffentlichte Fimbulvet ein neues Album, das den Pagan Metal erneuert und frischen Wind durchwehen lässt. Der erfrischende Auftritt dauert circa 45 Minuten und hinterlässt eine angenehme Stimmung.
Weiter geht es nach einer Umbaupause mit der österreichischen Kapelle Oceans. Energiegeladen und dynamisch legen die Herren auch gleich ordentlich los. Genretechnisch befinden wir uns hier irgendwie zwischen Metalcore und Death Metal. Das klingt gar nicht mal so schlecht und lässt uns trotz Metalcore-Einflüssen, die wir eigentlich nicht so mögen, eine Weile zusehen. Auf der Setliste stehen sowohl Songs aus dem 2022 veröffentlichten Album Hell Is Where The Heart Is als auch Stücke aus den vier Vorgängeralben und EPs. Auch hier dauert der Auftritt 45 Minuten, die Oceans für einen ordentlichen Abriss nutzen.
Schon ist die Zeit gekommen, den Headliner des Freitags auf der Bühne willkommen zu heißen. Dordeduh sind zu Recht heute am prominenten Platz der Running Order. „Dor de Duh“ ist römisch und bedeutet übersetzt so viel wie „Sehnsucht nach dem Geist“. Die Band besteht aus ehemaligen Mitgliedern von Negura Bunget und macht diesen Abend schon allein dadurch zu etwas Besonderem. Wir lauschen einem bunten Strauß aus Einflüssen aus unter anderem Folk, Gothic, Prog und Psychedelia, ohne die Basis an Black Metal zu verlieren. Edmond Hupogrammos Karban und Cristian Sol Faur Popescu schaffen eine Stunde mystische Folklore-Stimmung, die den Hörer in die romanische Natur verfrachtet. Ein gelungener Abschluss für uns.
Wir fahren nach Dordeduh nach Hause. Eigentlich stehen noch Grabak aus Leipzig auf dem Programm, aber uns überwältigt die Müdigkeit und gehen in Richtung Bett.
Am nächsten Tag beginnt auch schon der letzte Veranstaltungstag der Frostfeuernächte. Die mutigen Festivalbesucher können sich am Morgen ins kühle Nass des Frauensees begeben und den Rausch vom Vorabend endgültig überstehen. Wir schlafen lieber aus und frühstücken in Ruhe. Gegen 15 Uhr sind wir wieder vor der Halle. Hier erhaschen wir einen kurzen Blick auf Burn Down Eden. Die Berliner Technical Melo Death Metal Combo klingt ein wenig nach allem. Etwas Thrash, etwas Black, Death und Heavy. Kann man sich durchaus eine Weile anhören. Uns reicht es aber nach ein paar Songs und wir schlendern ein wenig im Außenbereich herum. Hier finden wir neben dem schon genannten Frauensee auch einen kleinen Hof mit allerlei Tieren. Ponys, Ziegen, Schweine und Esel sagen wir einmal Hallo und genießen das milde, sonnige Wetter.
Zurück in der Halle spielen Vamacara und wie bei den Vorgängern werden hier wieder mehrere Genres bedient. Das Psychedelic-Doom-Stoner-Death-Black-Metal-Projekt ist sicher nichts für jeden Metalhead, obwohl es durchaus interessante Ansätze und Wendungen hat. Eine Band aus den Tiefen des Untergrundes, die wir uns noch einmal in Ruhe zu Hause auf Band anhören müssen. Der Liveauftritt macht definitiv Lust auf mehr und wir schauen uns Vamacara einige Songs lang an.
Aus Schwerin angereist sind Strydegor. Melodischer Death Metal tönt von der Bühne, als die Band ihren Gig beginnt. Das Publikum empfängt die vier Herren mit ausgiebigem Headbangen und einer hervorragenden Stimmung. Strydegor vereinen neue mit alten Metalklängen, die erfrischenden Death Metal zur Folge haben. Ein bisschen Schweden hört man dennoch raus. Der 45-minütige Auftritt geht schnell zu Ende und hinterlässt zufriedene Metalheads.
Der nächste Programmpunkt kann als ein weiteres Highlight gesehen werden und das, ohne dass ein Ton von der Bühne kommt. Gutalax sind bekannt für Spaß, ordentliches Gequieke und harte Gitarrenriffs. So, wie es sich für eine Goregrind oder Porngrind Band gehört. Aber Gutalax kann man schwer in Schubladen stecken. Denn eine gute Portion Humor darf bei den Tschechen nicht fehlen. Im Publikum werden verschiedenste thematisch passende Objekte in die Höhe gehalten. Klobürsten sind da schon nichts Außergewöhnliches mehr. Die Herren auf der Bühne haben sichtlichen Spaß an ihrem Auftritt und das erste Mal ist die Festivalhalle richtig gut gefüllt. Gutalax hätten auch wunderbar ein Headliner sein können. Doch leider ist die Running Order auch hier erbarmungslos und auch hier ist nach nicht mal einer Stunde schon wieder Schluss.
Istapp sind die Nächsten, die ihr Equipment nun aufbauen und sich auf ihre Show vorbereiten. Wir verspüren ein wenig Hunger und eilen zum Bratort, um noch einmal in den Genuss des besten Burgers zu kommen. Dabei erspähen wir die zwei Stände für Bogenschießen und Axtwerfen. Nach dem Essen entscheiden wir uns, letzteres auszuprobieren. Keiner in unserer Gruppe hat je eine Axt geworfen und wir sind gespannt. Die inneren Wikinger kommen jedoch schnell zum Vorschein und nach einer kurzen Einweisung durch den sympathischen Betreuer gelingen uns auch erste Treffer. Das hat Spaß gemacht und hat die Geister wieder etwas belebt. Istapp haben wir dadurch leider verpasst. Die Besucher mit entsprechenden Merch-Shirts strömen aber mit zufriedenen Gesichtern aus der Halle.
Für uns kommt nun unser Headliner, denn wir haben schon vorher beschlossen, nach The Old Dead Tree die Heimfahrt anzutreten. Seit fünfzehn Jahren waren die Gothic Metaller nicht mehr auf deutschem Boden. Melancholie von ihrer besten Seite, etwas Gitarrenhärte und ein dramatischer Klargesang, der auch vor Growls nicht zurückschreckt, schaffen eine wunderbar bedrückende Atmosphäre. Das Warten hat sich gelohnt. Die Franzosen überzeugen nicht nur musikalisch, sondern liefern auch eine gute Liveshow ab. Man schaut gebannt zu und genießt jede Minute des Auftritts. Immerhin haben wir nun auch eine volle Stunde für The Old Dead Tree.
Den eigentlichen Headliner Ost+Front wollen wir uns nicht antun. Nachdem ein Teil dieser Redaktion vor ein paar Jahren schon wegen eines kritischen Reviews einen bösen Leserbrief erhalten hat, wollen wir uns dies lieber ersparen und gehen nach Hause. Ein wunderschönes erstes Festivalwochenende liegt hinter uns, mit vielen bekannten und neuen Gesichter, ein paar Neuentdeckungen und ersten Erfahrungen im Axtwerfen. Den Burger-Dealer am Bratort vermissen wir jetzt schon und freuen uns aufs nächste Jahr, wenn es wieder Zeit für das Winter Metal Festival südlich von Berlin ist.