Godzilla In The Kitchen – Exodus

Brillanter und progressiver Stoner-Trip mit dem König der Monster

Artist: Godzilla In The Kitchen

Herkunft: Leipzig, Deutschland

Album: Exodus

Spiellänge: 39:57 Minuten

Genre: Progressive Rock, Psychedelic Rock, Stoner Rock, Post-Rock, Instrumental Rock

Release: 28.10.2022

Label: Argonauta Records

Link: https://www.godzillainthekitchen.de/

Bandmitglieder:

Gitarre – Eric Patzschke
Bassgitarre – Simon Ulm
Schlagzeug – Felix Rambach

Tracklist:

  1. Is
  2. The Future Of Mankind
  3. Forced By
  4. The King Of Monsters
  5. Because
  6. Everything That Has Been Given
  7. Will Be Taken Away

Wie bekommt man Godzilla in den Kühlschr … ach, lassen wir das. Die Begegnung mit dem Leipziger Instrumental-Rock-Trio Godzilla In The Kitchen fällt unter die Kategorie: „Wie lerne ich neue Bands kennen, Teil siebenunddreißig.“ Ganz einfach: Band likt deinen Beitrag, du likst Band, weil sie einen urst fetzigen Namen hat. Nutze die Autofahrt vom Arzt zurück nach Hause, um dir einen ersten Überblick zu verschaffen. Da du dich gerade von einem medizinischen Mindfuck par excellence erholen musst, setzt du in den heimischen vier Wänden den Kopfhörer auf und hörst besagte Band intensiver. Zack, neue Band kennengelernt. Doch ich spule etwas zurück. Warum landen Bands, die unter dem Banner Stoner oder Psych Rock firmieren, eher selten auf meinem Plattenteller? Auch hier ist die Frage eher leicht zu beantworten: Sobald der Sänger einsetzt, hört der Spaß für mich meist recht schnell auf, da die Frontmänner doch eher selten mit der Qualität ihrer Mitstreiter mithalten können. Kann bei einer instrumentalen Band schon mal nicht passieren. Generell kommt mir Musik ohne Gesang am häufigsten in Form von Post-Rock-Bands unter. Ein Genre, dem ich sehr viel abgewinnen kann. Obacht, in der Band-Bio werden die britischen Post-Rock-Legenden von Mogwai genannt und dann steht da noch das Wort progressive. You Son of a Bitch, I’m in.

Mit wem haben wir es hier zu tun? Godzilla In The Kitchen wurden 2011 in Jena gegründet und sind allem Anschein nach mittlerweile in Leipzig ansässig. Ost-Power klingt schon mal vielversprechend. Das selbst betitelte Debüt von Eric (Gitarre), Simon (Bass) und Felix (Drums) kam 2015 in Eigenregie auf den Markt und erhielt vor einigen Jahren ein Remaster. Im letzten Jahr unterschrieben die Jungs ihren ersten Plattenvertrag beim italienischen Label Argonauta Records und es folgte ein gefeierter Auftritt beim allmächtigen Wacken Open Air. Im Herbst 2022 stand Album Nummer zwei, Exodus, vor der Tür. Alle Zeichen stehen auf Sturm. Kann der Stilmix aus Prog, Stoner und Psychedelic Rock ohne Gesang funktionieren?

Quelle: Godzilla In The Kitchen

Beim Studieren der Songs fallen wir die teilweise „unfertigen“ Songtitel ins Auge. Lies doch mal alle hintereinander. Ah, so wird ein Schuh draus, der riesige Fußstapfen hinterlässt. Is fungiert eher noch verhalten als klassisches Intro. Der Spannungsbogen wird gekonnt aufgebaut und mündet in verträumten Anschlägen der Gitarrensaiten, ehe The Future Of Mankind mit seinen fetten Basslinien die Tür eintritt. Der in den Kuntergrund und Freakwave Studios abgemischte Sound ist glasklar, ohne seine Stoner-Wurzeln zu verleugnen. Das ist mir tausendmal lieber als in Fuzz ertränkter Soundbrei. Auch bei diesem Stück wird ein Spannungsbogen erzeugt, der nach wenigen Minuten in brutalen Ohrwurmmelodien mündet. Immer wieder wird der Fuß vom Gaspedal genommen, ohne zu sehr in Trance zu verfallen. In den acht Minuten wird zum ersten Mal aufgezeigt, was in puncto technische Fertigkeiten an den Instrumenten möglich ist. Dem Bandfoto nach zu urteilen, besteht das Trio nicht gerade aus alten Hasen. Gute Gene in der Muttermilch oder einfach nur Fleiß und Schweiß im Proberaum? Egal, bis hierhin sitze ich nicht still und lasse lieber die Nackenmuskeln anstatt der Achseln zucken.

Da ist er ja, der Tritt aufs Fuzz-Pedal, aber immer noch dezent geschmackvoll in Forced By untergebracht. Ich kann den Schweiß im Club riechen, denn die Action nimmt gegen Ende der kurzen Nummer zu – die Haare fliegen. Aufgepasst Freunde, es folgt mal eben eine Machtdemonstration namens The Kings Of Monsters, um das sich im Folgenden alles dreht. Exodus lässt sich ohne Probleme am Stück konsumieren, doch dieses Biest ist eine dicke rote Nadel in Godzillas Reiseroute. Ich moshe, ich träume, ich schwelge in Momenten, die mir vermutlich noch nie begegnet sind. Die Gitarre erzeugt Nachhaltigkeit, die vertrackten Drums stehen meinen geliebten Bands aus dem Prog-Universum in nichts nach und der Bass pumpt ohne Ende. So viel Atmosphäre und Detailverliebtheit in 6:40 Minuten unterzubringen, zeugt von wahrer Hingabe. 10 von 10 Punkten. Jetzt nur nicht den Faden verlieren. Because schlägt zunächst deutlich nachdenklichere Töne an, bevor im Mittelteil wieder die (Ton)leiter erklommen wird. Es zeugt von großer Kunst, wenn man in der Lage ist, ohne Gesang so etwas wie Fixpunkte zu erschaffen, die sonst eher Refrains erzeugen.

Die bedrohlichen Gitarren- und Schlagzeugrhythmen in Everything That Has Been Given versuchen mich zu hypnotisieren. Ich folge dem Pfad weiter und lasse mich gedanklich treiben. Der immer perkussiver werdende Charakter der Nummer erinnert mich zunehmend an die alten Psych Rocker von Iron Butterfly. Ich brauche keine Substanzen, ich brauche nur Musik, Musik, Musik. Komme ich zum Ende tatsächlich doch noch auf meine Kosten in Sachen Post-Rock? Will Be Taken Away macht den Anschein. Nur gelegentlich durchbrechen schwere Stoner-Riffs den Bann. Die Melodien versetzen mich ein letztes Mal in Verzückung und die Drums hauen noch mal auf die Kacke, bevor die Reise zu Ende geht. Bleibt zum Abschluss noch eine Frage offen: Wer steckt wirklich hinter dem König der Monster? Seht euch das Video an und findet es heraus.

Godzilla In The Kitchen – Exodus
Fazit
Godzilla In The Kitchen spielen Musik, von der ich nicht wusste, dass ich sie in meinem Leben brauche. Musik, die die Fantasie anregt. Musik, die ich selbst gerne spielen würde. Progger und Stoner Rocker dieser Welt vereinigt euch und schließt euch Team Godzilla an. Ihr werdet es nicht bereuen.

Anspieltipps: Forced By, The Kings Of Monsters und Will Be Taken Away
Florian W.
9
Leser Bewertung14 Bewertungen
8.5
9
Punkte