Hämatom – Lang Lebe Der Hass

Ohne Ohrwurm geht hier keiner heim ...

Artist: Hämatom

Herkunft: Speichersdorf, Deutschland

Album: Lang Lebe Der Hass

Spiellänge: 36:09 Minuten

Genre: Neue Deutsche Härte

Release: 04.11.2022

Label: Anti Alles/Believe

Link: www.haematom.de

Bandmitglieder:

Gesang – Thorsten Scharf
Gitarre – Jacek Zyla
Bass – Peter Haag
Schlagzeug – Frank Jooss

Tracklist:

  1. Es Regnet Bier
  2. GAGA
  3. Lang Lebe Der Hass
  4. Keinen Bock Auf Menschen
  5. Strassenbande 666
  6. Nobody’s Perfect
  7. SOS
  8. Ein Freund
  9. Räche Sich Wer Kann
  10. Olympia
  11. It’s Raining Beer

Am 04.11.2022 erschien mit Lang Lebe Der Hass das bereits achte Studioalbum der Oberfranken Hämatom. Nur elf Monate nach dem gerade im letzten Dezember veröffentlichten Die Liebe Ist Tot hauen die vier Himmelsrichtungen noch mal mit der Faust auf den Tisch. Optisch ist das neue Album eine Fortsetzung des Vorgängers und auch die Themen ergänzen sich. Es ist halt immer noch nicht alles rosig in unserer schönen Welt und Hämatom drücken gerne die Finger in genau diese Wunden. Das Album beginnt mit dem Dauer-Ohrwurm Es Regnet Bier. Entstanden aus einem Wettstreit gegen Saltatio Mortis und quasi rund um die Uhr beworben, hat es sich mittlerweile in jede Windung meines Gehirns gefressen und beginnt auch manchmal mitten in der Nacht vor sich hin zu dapdadadappen. Dem ganzen Drumherum mit Wettkampf, Verlosung eines Konzertes fürs beste Fanvideo zum Song und schließlich dem Live-Release auf Wacken konnte man kaum entkommen und sollte man auch nicht. Der Song ist sicherlich textlich nicht der wertvollste auf diesem Album, aber er macht einfach Spaß und kann auch mit hohem Alkoholpegel noch wunderbar mitgegrölt werden. Die Aufgabe „Festivalhymne erschaffen“, wurde hier definitiv mit Bravour bestanden.

GAGA beginnt etwas elektronisch und erinnert an Pop der 80er, doch das ändert sich in dem Moment, als der etwas irre Text beginnt. Ob man sich als geisteskrank bezeichnen sollte, weil man nicht der Norm entspricht, mag dahingestellt sein, aber das ist hier auch mit einem Augenzwinkern zu verstehen und geht mit der Erkenntnis einher, dass das Leben außerhalb eben jener Normen durchaus interessanter und lebenswerter ist. Der Sound ist auf jeden Fall tanzbar und lässt die Füße wippen. Lang Lebe Der Hass macht dann Hämatom-typisch das Maul auf, zeigt den Kritikern den verbalen Mittelfinger und stellt klar, dass diese Band offen und deutlich hinter ihrer Meinung steht und diese weiterhin vertreten wird. Und das ist verdammt noch mal auch gut so!

Tja und mit Keinen Bock Auf Menschen fassen sie so unfassbar klar zusammen, wie sehr einem diese ganze Gesellschaft manchmal einfach nur noch auf die Nerven geht, dass man rufen möchte „Ja man! Ich will auch hier weg, nehmt mich mit!“ Als Nächstes ballert dann Strassenbande 666 aus den Boxen und bei dieser Huldigung an die Metalszene muss ich einige Male grinsen. Ich mag’s einfach gut und geschickt getextet. Und natürlich findet man sich als Metalfan in der einen oder anderen Zeile wieder. Nobodys Perfect ist wieder sehr elektronisch und fast etwas anstrengend. Vielleicht ist auch gerade das das Ziel, denn es geht um den Egoismus der Gesellschaft und dass jeder nur noch an sich selbst interessiert ist. Und genau so was nervt mich auch. Passt also.

Mit dem sehr ernsten Thema Mobbing beschäftigt sich der Song SOS. Im Refrain bekomme ich dann auch sogleich eine Gänsehaut. Als Mutter von drei Kindern ist man dem Thema leider immer recht nah. Und es ist gut, dass hier laut drauf aufmerksam gemacht wird. Ein Freund ist wieder sehr poppig, aber im Gesangsteil dann doch wieder so typisch Hämatom, dass es mir trotzdem richtig Spaß macht zuzuhören. Dann folgt Räche Sich Wer Kann und das ist wieder so ein Hämatom-Text, der einem Harmoniesuchti wie mir etwas zu düster ist. Trotzdem kann ich mir den Song mit seinem starken Sound super auch live vorstellen. Olympia befasst sich, wie sollte es anders sein, mit Wettkampf, Entbehrung, Sieg und den nicht immer fairen Machenschaften im Hintergrund. Er kommt sehr pompös daher, was super zum Thema passt. Obwohl es ein insgesamt ruhigeres Stück ist, wirkt es sehr vorantreibend, irgendwie groß und kraftvoll. Der letzte Song ist dann die englische Version von Es Regnet Bier. Mit dem Unterschied, dass It’s Raining Beer sowohl im Gesang als auch an den Instrumenten unterstützt wird von Saltatio Mortis. Wie ich finde, ein gutes Ende sowohl für das Album als auch für den Metal Fight.

Hämatom – Lang Lebe Der Hass
Fazit
Hämatom haben in den letzten Jahren sehr viel auf den Markt gebracht und scheinbar geht ihnen auch die Lust an dem, was sie da tun, noch lange nicht verloren. Das Album ist jetzt keine Mega-Überraschung, sondern ein typisches, solides Werk der vier Musiker. Tatsächlich gefällt es mir noch etwas besser als der Vorgänger Die Liebe Ist Tot, da es meiner Meinung nach mehr Spaß macht und die Lieder sich noch schöner abfeiern lassen. Sicherlich wird das eine oder andere Stück live ganz hervorragend die Stimmung pushen. Mein Kopf wird jetzt wieder den Rest des Abends Es Regnet Bier vor sich hinträllern, aber was soll's … macht ja Spaß!

Anspieltipps: Es Regnet Bier, Strassenbande 666 und It’s Raining Beer
Alexandra D.
8.5
Leserbewertung2 Bewertungen
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