Havok – Conformicide

“Politischer Thrash-Aktivismus“

Artist: Havok

Herkunft: Denver, Colorado, USA

Album: Conformicide

Spiellänge: 62:33 Minuten

Genre: Thrash Metal

Release: 10.03.2017

Label: Century Media Records

Link: http://www.havokband.com

Produktion: Steve Evetts in Garden Grove, California, USA

Bandmitglieder:

Gesang/Gitarre – David Sanchez
Gitarre – Reece Scruggs
Bass – Nick Schendzielos
Drums – Pete Webber

Tracklist:

  1. F.P.C.
  2. Hang ’em High
  3. Dogmaniacal
  4. Intention To Deceive
  5. Ingsoc
  6. Masterplan
  7. Peace Is In Pieces
  8. Claiming Certainty
  9. Wake Up
  10. Circling The Drain
  11. String Break
  12. Slaughtered

 

Conformicide ist das mittlerweile vierte Studioalbum von Havok, einem der Vorreiter der neuen Thrash-Bands. Diesem Credo wird die Band auf der Platte definitiv gerecht – aggressiv und schnell, einige Anleihen bei den großen Bands des Genres und eine große Portion Gesellschaftskritik. Leider überwiegen die letzten beiden Faktoren an mancher Stelle zu stark.

Die Platte wird von F.P.C. eröffnet. Der Song startet mit einem Akustik-Intro, geht in ein Bass-Solo mit vielen Slap-Elementen über und wird von einer gesprochenen Passage in das eigentliche Stück übergeleitet. Das große Problem ist hierbei, dass der Sprechgesang einhundertprozentig klingt, als käme er von Megadeth beziehungsweise Dave Mustaine. Kein guter Start, aber der Song drückt im letzten Drittel nochmal so richtig auf’s Gas, sodass die ersten drei Minuten schnell in Vergessenheit geraten.

Leider steht F.P.C. sinnbildlich für viele Songs des Albums, viele Parts sind klasse, der Gesamteindruck wird aber von vielen Details getrübt. Ausnahmen bilden Hang ’em High, Claiming Certainty und Masterplan, hier experimentiert die Band wenig und liefert klassische Thrash-Tracks ab.

Conformicide verdeutlicht zwei Probleme der Band: das Songwriting liegt zu großen Teilen in den Händen von David Sanchez, der zwar ein guter Songwriter ist, aber auch zu großer Megadeth-Fan und sich zu viele Gedanken um politische und gesellschaftliche Ungereimheiten macht. Das zweite Problem ist für sich genommen kein Problem, wird aber durch die Produktion zu einem: der neue Bassist Nick Schendzielos hat einen großen Fußabdruck auf Conformicide hinterlassen. Seine Finger-Technik und die vielen Slap- und Jazz-Elemente wirken bei schnellen Passagen fehl am Platz und sind im Mix zu deutlich hörbar.

Wie bereits erwähnt dreht sich bei Havok inhaltlich alles um Politik, Korruption, Kriege und soziale Missstände.

„With this album, I’m trying to inspire listeners to think for themselves and break the trend of blindly following.“ (David Sanchez, Gesang/Gitarre)

Da sich Sänger und Songwriter David Sanchez diese Thematik auf die Fahnen schreibt und mehr beschreibend als wertend agiert, ist das ja auch durchaus gerechtfertigt, allerdings ist die Kritik zu offensichtlich und nicht subtil genug. Eine Handvoll Songs mit diesem Thema und ein paar unterschwellige Andeutungen schön und gut, aber auf Conformicide hat jeder Titel und jeder Refrain eine ähnliche Aussage. Nach 12 Songs mit einer Dauer von 62:33 Minuten ist das etwas lästig. Sogar der Albumtitel spielt darauf an, dass sich die Menschen ihre eigenen Gedanken und Meinungen machen sollen. ‚conform’ ist englisch für ‚sich anpassen’ und ‚-icide’ der Suffix für Töten – wer zu sehr mit dem Strom schwimmt, verhindert nicht, dass jemand stirbt. Einzig positiver Ausreißer ist das Nachrichtensprecher-Intro aus Intention To Deceive: ‚…and in the news today we cover trivial stories to distract you from what’s really going on in the world. It’s 5 o’clock and here’s what we want you to think.’ Hier wird die Berichterstattung der Medien clever und einigermaßen subtil angesprochen.

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Die Produktion des Albums ist makellos, wenn da nicht dieser kleine Schönheitsfehler mit dem Bass wäre. Alle Instrumente klingen natürlich, differenziert und sind nicht überproduziert. Der Gesang ist passend und klingt trotz seiner Klarheit noch rotzig und aggressiv – natürlich nur an den Stellen, an denen er nicht klingt wie Dave Mustaine. Das Motto ‚Ist gut, aber…’ zieht sich leider wie ein roter Faden durch Conformicide.

Fazit: Conformicide ist ein anspruchsvolles modernes Thrash-Album, das moderne, Havok-eigene und Old-School-Thrash-Elemente wunderbar miteinander vereint und ein gelungenes Gesamtpaket schnürt. Leider hat die Platte durch die Texte, die Megadeth-Affinität und den Bass einen faden Beigeschmack.

Anspieltipps: Claiming Certainty, Masterplan, Hang ’em High
Carsten B.
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