Here Comes Trouble Vol. 1 am 07.07.2012 im JKC in Kamen

 

”Dicke Luft und massig Bands!”

Band: Essence

Vorbands: Of Traitors & Treason, Glaciersbay, Master Splinter, A Heritage Of Vergil, Choose Your Path

Location: JKC, Kamen

Homepage:

Datum: 07.07.2012

Einlass: 18:30 Uhr / Konzertbeginn: 19:00 Uhr

Kosten: VVK: 5 €; AK: 5€

Besucher: 70-100

Veranstalter: Straight Amity Music (https://www.facebook.com/StraightAmityMusic)

Lange ist es her, dass ich auf einem lokalen Konzert war und innerhalb der paar Jahre hat sich scheinbar einiges getan: Zum einen verzichtet man komplett auf ein Bühnengestell, sodass die Bands auf Augenhöhe spielen (dazu später mehr), zum anderen greifen sowohl das überwiegend noch aus Schülern bestehende Publikum als auch die Bands auf Kurzhaarschnitte zurück, was zu meiner Schulzeit nicht denkbar gewesen wäre. Aber gut, da auch ich mittlerweile haarlos bin und mir dieses ganze „du bist kein richtiger Metaller“-Gedöns eh auf die Nerven geht, verabschiede ich mich von dem Gedanken, heute ein paar Propellerhaare ins Gesicht zu bekommen und betrete das ehemalige Postgebäude, das mittlerweile ein Treffpunkt für Jugendliche ist und regelmäßig auch Konzerte der härteren Gangart Platz bietet.

Diesmal gibt es sechs Bands für 5 €, reich werden die Mitglieder von den Einnahmen höchstwahrscheinlich nicht, aber hier geht’s vor allem um den Spaß und um das Sammeln von Erfahrung, den Auftakt machen Of Traitors And Treason, die ich verpasst habe und zu denen ich leider auch nicht viel sagen kann, da es leider keine Lieder im weltweiten Netz über sie zu finden gibt. Sie selbst bezeichnen sich als Melodic Hardcore, ihre Einflüsse sagen mir ebenfalls nichts (Heart In Hand, The Eyes Of A Traitor und weitere), das einzig Erwähnenswerte, was ich herausgefunden habe, ist, dass es eine Quest bei World of Warcraft gibt, die den gleichen Namen wie die Band hat. Okay, so erwähnenswert war es nun doch nicht…

Ein älterer Flyer weist als folgende Band We Beheaded Medusa aus, die dann aber gegen Essence ausgetauscht wurden, sodass als nächstes die Dortmunder Gruppe Glaciersbay an der Reihe ist, welche sich ebenfalls als Melodic Hardcore ausweist, sodass ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Band dieses Genres live sehen kann. Obwohl die Band erst seit einem Jahr auf Achse ist, liefert sie einen professionell wirkenden Auftritt und sogar den einen oder anderen Ohrwurm-Song. Das „Melodic“ kommt gut zum Tragen und ist das Standbein der Band, da sie erfrischend zugänglicher ist als andere Bands des Hardcore-Genres.

Danach folgt mit Master Splinter die einzige Band, mit deren Namen ich etwas anfangen kann: Wer kennt die Ratte nicht, die den Turtles mit Rat und Tat zur Seite stand, jedenfalls in der Comicserie. Die Band klingt eine Spur härter als Glaciersbay und lässt sich ebenfalls nicht von der schlechten Luft im JKC bremsen. Die Rattenfans existieren schon seit 2006 und zeichnen sich vor allem durch ihre Liednamen aus: Blutpenis ist schon ein paar Jahre alt, aber mit dem gerade erst veröffentlichten Laugenbretzel beweist man, dass es auch in nächster Zeit Liednamen aus dieser Kerbe geben wird.

A Heritage of Vergil wurden im Vorfeld von einem Bekannten als sehr technisch hochgelobt und konnten mir auf Anfrage verschiedene Genres als Einfluss nennen (unter anderem Death Metal, Black Metal), von denen ich ehrlich gesagt nicht viel gehört habe, dafür gibt es aber auch keinen „Ich bin eine Statue und bewege mich nicht, weil ich Death Metal spiele“-Auftritt, sondern im Gegenteil: Die Jungens scheinen einen guten Adrenalinhaushalt zu haben – eine so agile Band habe ich selten zuvor gesehen! Dass keiner der Mitglieder vor Erschöpfung umgefallen ist, grenzt an ein Wunder, denn die dicke Luft war noch schwerer als bei den Vorgängerbands. A Heritage Of Vergil nutzt den am Anfang genannten Aspekt der nicht vorhandenen Bühne perfekt aus, wie man auch auf dem folgenden Bild sehen kann:

Leider verweilte ein Großteil der Leute vor der Tür an der frischeren Luft (es war das berühmtes Waschwetter, das wir alle kennen und lieben), weshalb es den Abend über nie so richtig voll wurde, obwohl es genügend Leute gab, um den Raum doppelt zu füllen. Aber da die Bands sichtlich Spaß an ihrer eigenen Musik hatten, tat das der Stimmung keinen Abbruch und wer sich bewegen wollte, wurde von den Bands direkt mit in ihre „Choreographie“ einbezogen, vor allem A Heritage Of Vergil nutzten die Gelegenheit.

Übrigens: Genau wie bei der nachfolgenden Band Choose Your Path gibt es auf deren Facebookseite kostenloses Material zum Herunterladen und Anhören. Die Truppe existiert seit 2008 und war seitdem fleißig am Schreiben von neuem Material, da seit der Gründung jedes Jahr (außer 2010) eine Demo oder eine EP veröffentlicht wurde. Einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul und dank der Wahl für Mediafire als Downloadserver ist das Material schnell geladen und kann mit den Erinnerungen an den Abend verglichen werden. Obwohl die Toneinstellungen an dem Abend durchgängig im grünen Bereich waren, ging vor allem bei A Heritage Of Vergil viel des versprochenen technischen Niveaus verloren, weshalb man es nur an den Handbewegungen belegen konnte. Andererseits konnte man dadurch auch ohne Vorkenntnisse den Liedern folgen, was für potentielle Fans gut, für eingefleischte Hörer jedoch schlecht ist. Choose Your Path reihten sich übrigens gut in die Bandauswahl ein und heizten den Leuten noch mal gehörig ein, bevor der Headliner Essence auf die Bühne trat.

Essence sind nicht nur die älteste sondern auch bekannteste Band des Abends, was sie nicht gegen die GEMA immun macht, denn auf ihrer Facebookseite ist ihr neustes Lied von der GEMA gesperrt worden. Wie bei Headlinern üblich, sind jetzt nur noch die Leute da, die die Band auch wirklich sehen wollten, sodass die Stimmung noch einmal hochkocht. Der Headlinerplatz wurde zu recht an Essence vergeben, denn trotz musikalischer Schnittpunkte mit den Vorgängern schaffen sie es, die Leute bei Laune zu halten, was nach vier Stunden Musik längst nicht selbstverständlich ist.

Fazit: Es ist immer wieder erstaunlich, wie ein lokales Konzert von der Qualität und auch Quantität mit größeren Veranstaltungen mithalten kann. Von der Überflüglung beim Preis-Leistungs-Verhältnis braucht man bei den aktuellen Konzertpreisen gar nicht erst zu sprechen. Auch der Wandel der Spielart ist erwähnenswert, spielten vor ein paar Jahren hauptsächlich Death Metal-Bands bei einer solchen Veranstaltung, dominieren heute die Core-Richtungen. Aber egal, welches Untergenre des Metals gespielt wird, es werden noch immer genügend – vor allem junge – Leute gelockt, um dem Metal einen gesunden Puls attestieren zu können. Einen großen Teil tragen solche kleinen Konzerte dazu bei, die es schaffen, gute Qualität sowohl im Klang als auch bei der Wahl der Bands zu schaffen. Wenn es auch außerhalb von Kamen solche Veranstaltungen gibt, wird der Metal auch noch in 30 Jahren existieren.