Interview mit der High Energy Dirt Rock ’n‘ Roll-Band Dust & Bones zum 20-jährigen Bandjubiläum der Schwaben

20 Jahre Spaß haben, Bierchen trinken & Lärm machen

Artist: Dust & Bones

Herkunft: Backnang, Deutschland

Genre: High Energy Dirt Rock ’n‘ Roll, Heavy Rock, Hard Rock, Punk

Bandmitglieder:

Gesang – Vöhri
Gesang, Bass – Thorsten
Gitarre – Bernd
Gitarre – Dirk
Schlagzeug – Jarle

Links: https://www.dustandbones.de
https://www.facebook.com/DustAndBonesBand/

Die High Energy Dirt Rock ’n‘ Roller Dust & Bones aus deutschen Landen veröffentlichten 2019 ihr mittlerweile viertes Werk The Great Damnation Stereo Parade und machten damit einen großen Schritt nach vorne. 2020 feiern die schwäbischen Backnang-Five ihr 20-jähriges Bandjubiläum. Grund genug, einmal nachzufragen, wie das in Zeiten von Corona, Social Distancing und Konzertverboten dennoch vonstattengehen kann. Natürlich haben wir das Interview in der aktuellen Situation mit Vöhri, Thorsten und Jarle per Mail gemacht, denn wir von Time For Metal wollen schließlich nicht schuld sein, wenn die geplanten Feierlichkeiten durch unsere Viren in die Hosen gehen.

Time For Metal / Andreas F.:
Moin, schön, dass ihr euch Zeit für ein Interview mit unserem Magazin nehmt.

Obwohl ihr mitten im 20. Bandjubiläum steckt und erst im letzten Jahr euer aktuelles Album The Great Damnation Stereo Parade veröffentlicht habt, denke ich mal, dass nicht jeder unserer Leser schon einmal von euch gehört hat. Wer seid ihr und was macht ihr so?

Dust & Bones / Jarle:
Hi Andreas, sehr gerne und erst mal vielen Dank an euch für dieses Interview. Ich bin Jarle und spiele Schlagzeug.

Dust & Bones / Vöhri:
Ich bin der Vöhri und bin einer von zwei Sängern bei den staubigen Knochen.

Dust & Bones / Thorsten:
Ich spiele Bass und bin der andere Sänger. Beim Interview nicht mit dabei sind die beiden Gitarristen Bernd und Dirk.

Time For Metal / Andreas F.:
Beschreibt eure Musik mal jemandem, der noch nie etwas mit Rockmusik am Hut hatte und überhaupt keine Ahnung von der Materie hat.

Dust & Bones / Jarle:
Energiegeladene Songs, eingängig mit Hooks zum Mitsingen. Schnell, teils heavy, teils punkig, aber auch langsam und groovy. Sie unterscheiden sich teilweise deutlich und folgen nicht einem bestimmten, eindimensionalen Schema.

Dust & Bones / Thorsten:
Ich würde noch hinzufügen, möglichst direkt auf den Punkt, ohne Schnörkel, kurzweilig. Was meinst du so, Vöhri?

Dust & Bones / Vöhri:
Wir erzeugen mithilfe von Strom Schallwellen und Schwingungen, die im Körper Endorphine freisetzen und einen für einen kurzen Augenblick Raum und Zeit vergessen lassen. Dieses Gefühl genießt man am besten mit Freunden und einem kühlen Bier! Es kann auch durchaus vorkommen, dass der Kopf dabei im Takt geschüttelt wird und das Arme und Beine den Schwingungen rotierende Bewegungen beisteuern.

Dust & Bones / Thorsten:
Oh, okay, … kann man natürlich auch so sehen.

Time For Metal / Andreas F.:
Habt ihr vorher schon in anderen Bands gespielt? Wenn ja, welche waren das, und was hat euch dann im Jahr 2000 dazu bewogen, Dust & Bones zu gründen?

Dust & Bones / Jarle:
Hauptsächlich bei Machinery, einer Thrash- und Power Metal Band, aber auch diversen anderen Bands. Immer mit Thorsten zusammen.

Dust & Bones / Thorsten:
Die Bands mit Jarle natürlich und dann habe ich noch mit Dirk zusammen bei Trigger 45 gespielt.

Dust & Bones / Vöhri:
Meine erste richtige Band, bei der ich gespielt habe, nannte sich Belching Beet. Dort habe ich auch Bernd kennengelernt.

Dust & Bones / Jarle:
Im Frühjahr 2000 hatte ich schon zweieinhalb Jahre von der Musik pausiert. Dann hat es wieder gekribbelt und ich habe Thorsten gefragt, ob wir wieder einmal gemeinsam jammen sollen. Zufällig haben wir Roberto (Roberto Garcia, Anm d. Red.), den damaligen Basser von Totenmond getroffen und ihm von unserem Plan erzählt. Da Totenmond, wenn ich mich richtig erinnere, damals gerade Pause hatten, in der sie weniger aktiv waren, war er sofort dabei. So entstand die erste Formation von Dust & Bones. Unser Sound sollte von Anfang an einfacher und eingängiger sein als das, was Thorsten und ich zuvor zusammen gemacht hatten. Es hat sofort gefunkt und nach der ersten Probe hatten wir schon zwei oder drei Songs.

Time For Metal / Andreas F.:
Ihr bezeichnet euren Sound selbst als High Energy Dirt Rock, jedoch seid ihr ja gar nicht so leicht in eine Schublade zu packen. In einem Review lautete die Schublade, in die ihr gesteckt wurdet, mal StraightShitDoomyHeavyRock. In euren Sound fließen eine ganze Reihe von unterschiedlichen Bands und Genres (Rock ’n‘ Roll, Hardrock, Doom, Street Rock, Punk, Heavy Rock …) ein, welche Bands haben euch über die Jahre am meisten beeinflusst, anfangs und heute?

Dust & Bones / Jarle:
Einige, AC/DC, Rose Tattoo, Motörhead, Godsmack, Judas Priest, Black Sabbath, Iron Maiden, Ozzy, Rainbow, Ramones, Volbeat, Alice In Chains, Metallica, Slayer, Anthrax.

Dust & Bones / Thorsten:
Ja, da bin ich größtenteils mit dabei. Ich würde noch Danko Jones, Billy Idol, Turbonegro, Mustasch, Kvelertak, Danzig, D-A-D, The Cult und Stoner Rock im Allgemeinen hinzufügen und alles, was im Bassbereich heftig scheppert und dröhnt. Type O`Negative rules. Was mir auch sehr gut gefällt sind Totenmond.

Dust & Bones / Vöhri:
Dass wir für dich nicht so leicht in eine Schublade zu packen sind, gefällt mir. Schubladendenken finde ich eh für die Katz. Wir hören innerhalb der Band fast jede Art von Musik und natürlich gibt es eine Menge Bands, die wir alle fünf lieben und gerne hören. Bei Dust & Bones versuchen wir, das alles zusammen mit unseren eigenen Ideen unter einen Hut zu bringen und freuen uns dann darüber, wenn wir musikalisch gesehen nicht so leicht einzuordnen sind.

Dust & Bones – GoGoGo (2019):

Time For Metal / Andreas F.:
Ihr habt 2005, nach zwei Demos, euer Debüt Liberator veröffentlicht, 2006 habt ihr mit 666 Neurotic Bombs nachgelegt und 2014 folgte noch einmal die EP RockItDeEP. Dann wurde es recht lange ruhig um euch, bis nach gut sechs Jahren im letzten August 2019 das grandiose Album The Great Damnation Stereo Parade erschien. Im Bezug auf die Songs trifft das High Energy ja noch immer zu, aber was ist in den Jahren passiert, dass es so lange bis zur Veröffentlichung gebraucht hat?

Dust & Bones / Thorsten:
Erst mal ein fettes Dankeschön, dass dir The Great Damnation Stereo Parade gut gefällt. Das freut uns alle sehr. Sorry, die 666 Neurotic Bombs Scheibe ist 2010 erschienen, da waren also auch ein paar Jahre dazwischen. Wir haben uns eigentlich immer die Zeit gegeben und genommen, die es gebraucht hat, um unsere Songs zu schreiben. Da haben wir uns selbst keinen Druck gemacht und glücklicherweise auch nicht machen lassen. Das High Energy bezieht sich auf die Art und Weise unseres Sounds, wie dieser, unserer Überzeugung nach, klingen und gespielt werden soll. Auch haben wir den Anspruch, bei unseren Liveshows immer das rauszuhauen, was gerade so in uns drinsteckt. Unserem Publikum mit Power und Vollgas jedes Mal eine kurzweilige Show zu bieten und dabei selbst den größtmöglichen Spaß zu haben. Wenn wir diesen Spirit auch auf unseren Platten irgendwie rüberbringen, Ziel erreicht.

Time For Metal / Andreas F.:
Ups, sorry, da hat mein Kumpel, der Fehlerteufel, doch wieder seine Finger mit im Spiel gehabt. Wie muss ich mir das vorstellen, wenn ihr sagt, dass sich alle neuen Songs zuerst live bewähren mussten? Habt ihr tatsächlich jeden neuen Song direkt beim nächsten Gig live gespielt und die Reaktionen gecheckt, entweder geil oder Müll? In dem Fall war dann aber das fertige Album keine wirkliche Überraschung mehr für eure Fans, denn regelmäßige Besucher eurer Konzerte kannten ja schon alle Songs.

Dust & Bones / Thorsten:
Beim nächsten Gig sicher nicht, sondern wir haben ihn dann ins Liveprogramm mit aufgenommen, wenn wir das Gefühl hatten, das könnte jetzt passen. Und dann immer nur höchstens ein oder zwei neue Songs, an denen wir gerade gearbeitet haben. Die Songs haben wir dann auch regelmäßig gewechselt. Da wir uns bei der ganzen Sache zusätzlich Zeit gelassen haben, konnten wir die Songs ganz gut verteilen. Den einen oder anderen Song kannten die regelmäßigen Besucher unserer Konzerte dann mit Sicherheit schon, das stimmt, war aber, glaube ich, über die Strecke kein Problem.

Dust & Bones / Jarle:
Shaky Mountains war z.B. schon abgeschrieben, weil die Ur-Version live nicht zündete. Nach einer Weile in der Schublade wurde der Song umgeschrieben und jetzt ist das ein sehr grooviger Livekracher.

Dust & Bones / Thorsten:
Unsere Art von Musik sollte, aus meiner Sicht, irgendwie immer sofort zünden, sonst macht sie keinen Sinn. Wo kann man das besser testen als vor Publikum? Ich sehe uns da auch in der Tradition klassischer Pub-Rock-Bands, mit dem Unterschied, dass wir fast ausschließlich eigene Songs spielen. Das macht schon Spaß, wenn das dann funktioniert, besonders in Locations, in denen uns niemand, oder nur sehr wenige kennen. Dann möglichst viele im Publikum auf unsere Seite zu ziehen, ist das Größte.

Dust & Bones – Get The World Sucker (2019):

Time For Metal / Andreas F.:
Wie verträgt sich so viel Perfektionismus mit dem (in)offiziellen Band-Motto „Spaß haben, Bierchen trinken & Lärm machen“?

Dust & Bones / Jarle:
Wir sind ja nicht übertrieben perfektionistisch. Perfekten Spaß haben, perfektes Bierchen trinken und perfekt gemachten Lärm produzieren, ist doch kein Widerspruch.

Time For Metal / Andreas F.:
Dem ist wohl nichts hinzuzufügen, wo du Recht hast, hast du eben Recht. Wie müssen wir uns den Songwriting-Prozess bei euch vorstellen? Schreibt ihr die Songs im Kollektiv, oder wie seid ihr da aufgestellt?

Dust & Bones / Jarle:
Jemand bringt die erste Grundidee, dann wird beim Proben ein spontan klingender, eingängiger Song geformt.

Dust & Bones / Thorsten:
Super, Jarle, Spontanität durch harte Arbeit. Ja, so ist das in der staubigen Knochen-Soundküche. Ich z.B. halte meine Ideen immer in Garageband am Laptop fest. Da mache ich erste Demos und spiele alles drauf. Gitarre, Bass und singe natürlich dazu. Erste Ideen entstehen auch oft auf meiner halbakustischen Gitarre und das schneide ich dann schnell mit dem Handy mit. Da die Songs ja auch direkt ins Ohr gehen sollen, kein, aus meiner Sicht, schlechter Weg. Natürlich spiele ich die Demos im Rahmen meiner Möglichkeiten ein, besonders meine Gitarrensoli gehen gerade so als Platzhalter durch. Wenn ich dann denke, ich kann das Ergebnis meinen Jungs zumuten, spiele ich das Demo in der Regel im Proberaum vor und warte gespannt auf die Reaktionen. Fallen diese positiv aus, wird der Song im Kollektiv im Proberaum weiterentwickelt und auf den Punkt gebracht. Bernd hält seine Ideen ähnlich fest, allerdings inkl. feinen Soli. Was auch eine super Sache an dieser Arbeitsweise ist, ich kann mir schnell meine Demos selbst aufs Smartphone senden. Diese höre ich mir auch regelmäßig beim Autofahren an und da stellt sich, zumindest für mich, schnell raus, welche Ideen Mist sind und an welchen Ideen ich weiterarbeiten sollte. Da wir nicht so mega viele Songs schreiben, sollten diese auch nach Jahren beim Spielen noch Spaß machen. Und am Ende sollen sich die Songs auch am besten live bewähren.

Time For Metal / Andreas F.:
Worauf basieren eure Songs? Ausschließlich auf Ereignissen und persönlichen Erfahrungen, oder welche Inspirationen stecken dahinter?

Dust & Bones / Thorsten:
Inspirierend kann alles sein, was man so im Leben mitbekommt. Ich bin da völlig frei und folge keiner Regel. Es sollte halt ein guter Rocksong daraus entstehen.

 

Time For Metal / Andreas F.:
Ihr habt im Vorfeld der Veröffentlichung von The Great Damnation Stereo Parade einen internationalen Plattenvertrag bei El Puerto Records unterschrieben, dem Label von Torsten Ihlenfeld und Bernd Stelzer. Was habt ihr euch für Veränderungen versprochen und inwieweit haben sich eure Erwartungen erfüllt?

Dust & Bones / Thorsten:
Beide Jungs sind mit absolutem Herzblut bei der Sache und das sind wir auch. Auch haben sie nach dem ersten Kontakt von unserer Seite aus direkt Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt. Was uns sehr gefreut hat, zumal sie z.B. mit Undertow eine Band unter Vertrag haben, die wir super finden. Wenn wir Fragen haben, sind sie am Start, die Label-Philosophie passt und die Unterstützung ist so, wie wir es uns im Großen und Ganzen vorgestellt haben. Und es sind durchgängig sympathische Zeitgenossen. An dieser Stelle auch einen dicken Gruß an Matt, unseren Promoter bei El Puerto Records. Schade ist natürlich, dass uns auch hier Corona etwas den Stecker gezogen hat. Gerne hätten wir das aktuelle Album in diesem Jahr verstärkt live promoted und dadurch mehr unter die Leute gebracht. Gerade bei Bands unserer Größenordnung ist das ein wichtiger Aspekt. Da kann natürlich immer mehr gehen für uns und unser Label.

Dust & Bones / Vöhri:
Wir haben mit El Puerto auf jeden Fall einen Partner an unserer Seite, der uns so supported, wie wir sind. Gemeinsam wollen wir noch Großes erreichen.

Time For Metal / Andreas F.:
Meine nächste Frage habt ihr mit der erwähnten Live-Promotion teilweise schon beantwortet. Das Jahr 2019 hätte mit dem neuen Album im Rücken und einer coolen Releaseshow als Headliner auf dem Dalmstock Open Air für euch dann ja wohl kaum besser laufen können. Das Jahr zum 20-jährigen Bandjubiläum habt ihr euch aber bestimmt anders vorgestellt, oder? Zwar konntet ihr Anfang des Jahres noch einen ordentlichen Jubiläums-Gig spielen, mit euren Fans feiern und die Korken knallen lassen, aber dann kam der Corona-Lockdown und hat die ganze Veranstaltungsbranche zum Stillstand gebracht und viele auch in eine ernste Krise gestürzt. Inwieweit kam eure Rock ’n‘ Roll-Maschinerie ins Straucheln, hattet ihr schon bestätigte Gigs, oder ’ne Tour, die ihr canceln musstet?

Dust & Bones / Thorsten:
In erster Linie sehe ich die gesundheitliche und existenzbedrohende Katastrophe für viele Menschen bei uns und noch heftiger in anderen Regionen auf der ganzen Welt. Da bin ich erst mal einfach nur massiv dankbar, dass es in unserem Umfeld bisher keine krassen Fälle gibt. Für mich pures Glück. Natürlich fehlen mir die Livekonzerte und auch die persönlichen Kontakte. Besonders betroffen macht mich auch der Stillstand in der Veranstaltungsbranche. Da ich hier auch einige Leute kenne, die nur davon leben und ohne Veranstaltungen aktuell vollkommen unverschuldet fast keine oder gar keine Chance haben, in ihrem Beruf Geld zu verdienen. Dieser Branche muss richtig geholfen werden. Kultur ist im Allgemeinen, und da gehört für mich nicht zu knapp auch Rockmusik jeglicher Couleur dazu, ein unverzichtbares Gut. Hier sind viele Menschen und Institutionen gerade kurz davor, komplett unter die Räder zu kommen. Da muss etwas passieren, dass dies nicht eintritt. Hoffentlich zeitnah.

Dust & Bones / Vöhri:
Klar hätte der Zeitpunkt des Corona-Lockdowns für uns als Band nicht blöder kommen können. Gigs und Festivalslots wurden abgesagt, das 20-jährige Bandjubiläum kann dieses Jahr nicht wie geplant weiter gefeiert werden usw. Aber ich persönlich sehe es ähnlich wie Thorsten auch. Wir in der Band und im Bekanntenkreis sind bis jetzt glücklicherweise alle gesund und haben durch COVID-19 keinen geliebten Menschen verloren. Wir nutzen die Zeit, um neue Sachen zu machen und auszuprobieren, und sehen das Ganze auch irgendwie als Chance. Und einen runden Geburtstag kann man auch fünf Jahre lang feiern, oder?

Time For Metal / Andreas F.:
Aber locker, auch zehn Jahre bis zum nächsten Runden. Nun sind langsam wieder kleine Social Distancing Konzerte mit allen möglichen Auflagen möglich. Ist das für euch eine Alternative, über die es sich nachzudenken lohnt? Viele Rock und Metalbands nutzen aktuell jede Gelegenheit, um live zu spielen, spielen sogar vor einer Handvoll Leute im Autokino, vor Strandkörben …, aber ich denke, zu eurem Sound gehört zwangsläufig ein schwitzender, tobender Mob vor der Bühne, der ausrastet und den Laden zerlegt.

Dust & Bones / Vöhri:
Wir machen das getreu dem Motto: Für jeden Spaß zu haben, aber wir müssen auch nicht jeden Spaß mitmachen. Du kannst bei solchen Gigs mit unserem Sound schwer einen persönlichen Kontakt zum Publikum aufbauen. Und der ist uns sehr wichtig, sei es vor, während und nach dem Konzert. Da sind wir uns absolut einig.

Dust & Bones / Thorsten:
Obwohl es für uns nie ein Problem war und jemals sein wird, vor einer Handvoll Leuten zu spielen und dabei alles zu geben. Auch solche Gigs haben uns schon viel Spaß gebracht. Was aber eigentlich immer irgendwie möglich sein sollte, ist, vor und auf der Bühne nach Lust und Laune abzugehen. Das gehört bei uns einfach mit dazu. Obwohl ich vor Kurzem auf einem Gig der AC/DC Coverband Hole Full Of Love aus Frankfurt war. Hammershow, nur AC/DC Klassiker und super gespielt. Zuschauen mit allen Hygieneregeln, aber trotzdem mega. Gefühlt war jeder an diesem Abend gut drauf und hat sich gefreut, endlich wieder eine Liveshow zu erleben, auch mit Einschränkungen. Ich sehe schon, es wird Zeit…

Dust & Bones – Nail You To The Wall (2019):

Time For Metal / Andreas F.:
Glaube ich dir, die Jungs von Hole Full Of Love spielen jedes Jahr im Januar an zwei Tagen im Freiburger Jazzhaus, habe sie schon ein paar Mal gesehen. Das neue Ding in 2020 sind ja Online-Streamingkonzerte, mit dem die Bands versuchen, trotz Konzertverboten doch noch den einen oder anderen Euro in die leeren Bandkassen zu spülen. Auch ihr spielt am 10. Oktober 2020 ein 20 Years Livestream from Backnang-Konzert, das ihr über euren Band YouTube-Kanal streamt. Wie kam es dazu und was bezweckt ihr damit? Ein Jubiläumskonzert gab es ja schon vor der Pandemie?

Dust & Bones / Thorsten:
Darauf freuen wir uns in diesem Jahr besonders, da, wie gesagt, fast alle nachfolgenden Konzerte im Anschluss an unser Jubiläumskonzert dieses Jahr ausgefallen sind. Unser 20-jähriges Bestehen hätten wir dieses Jahr nicht nur mit dem Jubiläumskonzert gefeiert, sondern das ganze Jahr auf unseren Gigs in unterschiedlichen Formen weitergetragen, das kannst du uns glauben. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, als Jürgen und Walther von Skyline und Superproduktion uns angeboten haben, dies gemeinsam auf die Beine zu stellen. Acht Kameras, 60 m² Bühne, ein für diese Livestreams extra ausgebautes Skyline Livestudio und Livetechnik vom feinsten. Natürlich fehlen die Zuschauer vor der Bühne und da bin ich auch doppelt gespannt, wie sich das so anfühlen wird, aber ich kann es kaum erwarten loszulegen und diese Erfahrung zu machen. Im Radio haben wir ja schon ein paarmal live gespielt, aber in dieser Art und Weise noch nicht.

Dust & Bones / Vöhri:
Wenn alles wie geplant klappt, übertragen ein paar Kneipen den Stream live. Dort gibt es dann 20 Jahre Dust & Bones Fanpakete für schlanke 20,- Euronen zu kaufen. Natürlich, solange der Vorrat reicht. Welche Kneipen das genau sind, könnt ihr dann auf unserer Website oder unseren Social Media-Kanälen checken.

Hier geht es zum Event: https://www.facebook.com/events/752656305492699/

Time For Metal / Andreas F.:
Die Corona-Krise zieht sich nun ja schon gefühlt ewig lange hin, nach ersten Konzertabsagen zur Eindämmung stand irgendwann die ganze Veranstaltungsmaschinerie still und sogar die allseits geliebten Sommerfestivals wurden abgesagt, was vorher wohl niemand für möglich gehalten hätte. Wie schätzt ihr die ganze Situation ein? Was glaubt ihr, werdet ihr in 2020 noch einmal auf einer Konzertbühne und vor ganz normalem Publikum spielen, oder wird sogar 2021 ein ähnlich schwarzes Jahr?

Dust & Bones / Thorsten:
Dazu kann ich nur sagen, ich hoffe nicht und glaube fest daran, dass es spätestens 2021 wieder möglich sein wird, wie gewohnt aufzutreten und das Schlimmste, egal wie, überwunden ist.

Dust & Bones / Vöhri:
Auch wenn mein Kopf nach einer Glaskugel aussieht, kann ich das leider nicht beantworten. Natürlich hoffen wir, für unsere Fans, die gesamte Branche und für uns alle, das Beste.

Time For Metal / Andreas F.:
Viele Bands stürzen sich gerade, wo keine Konzerte und Touren möglich sind, vermehrt ins Songwriting. Jetzt ist euer Album aber gerade erst ein Jahr alt, ist Songwriting schon wieder eine Option, oder wie nutzt ihr die konzertfreie Zeit?

Dust & Bones / Thorsten:
Wir schreiben eigentlich immer irgendwie neue Songs und jetzt gilt es auch, sich für den 20 Jahre-Livestream entsprechend vorzubereiten. Ja, ich glaube auch, dass für das nächste Jahr viele neue Platten in den Startlöchern stehen werden und da werden wir eher nicht mit dabei sein. Und unser neues Album ist ja auch erst ein Jahr alt, was sich, für unsere Verhältnisse, ja als gerade erst erschienen anfühlt.

Time For Metal / Andreas F.:
Ihr habt mit den MetalFighters im Sommer eine kleine Sightseeingtour durch die Bodenseeregion gemacht, habt im Feuerwehrtruck euren Song Bad Commando performt, wobei ein ziemlich cooles Video rausgekommen ist. Wie kam es dazu und wie war das für euch, erzählt mal!?

Dust & Bones / Vöhri:
Das war, ich denke, man sieht es dem Video auch an, ein richtig gelungener und spaßiger Tag für alle Beteiligten. Wer kommt auch schon auf die bekloppte Idee, sich ein Feuerwehrauto zu kaufen und damit dann auch noch Musikvideos zu drehen? Als wir das gesehen haben, wussten wir: Robin H. von In Control ist unser Mann, das wollten wir machen. Es war etwas ganz anderes und es passte perfekt zu unserer Einstellung, neue Dinge einfach mal auszuprobieren. Das Wetter hat gepasst, die MetalFighters-Crew mit Meli, Robin und Friends waren super drauf und es war, glaube ich, der schnellste Videodreh, den Dust & Bones bisher gemacht haben.

Dust & Bones / Thorsten:
Ja, Robin hat einen super Job gemacht. Absolut empfehlenswert. Viele Grüße an dieser Stelle an alle. Cheers!

Dust & Bones – Bad Commando @ MetalFighters 2020:

Time For Metal / Andreas F.:
Das Ergebnis spricht für sich. Nun finden aktuell zwar keine Konzerte statt, aber in den letzten Jahren war immer mehr zu beobachten, wie sich das Konzertverhalten der Menschen maßgeblich verändert hat. Die Leute sind bereit, für Tickets der ganz großen Acts wie Metallica, Rammstein, Iron Maiden, Slayer, Kiss … etc. teils utopische Summen zu zahlen, sind aber kaum noch bereit, 20 € für ein kleines Clubkonzert mit drei lokalen Undergroundbands auf den Tisch zu legen. Und während des Konzertes sind viele damit beschäftigt, durch das Display ihres Handys zu glotzen, um ein verwackeltes Video mit miesem Sound für YouTube aufzunehmen, anstatt das Konzert zu genießen und der Band so etwas zurückzugeben. Wie bewertet ihr solches Verhalten?

Dust & Bones / Thorsten:
Kommt, aus meiner Sicht, ganz darauf an, was man selbst von einem Livekonzert erwartet. Beides hat definitiv etwas, das große Bühnenspektakel mit einem Haufen bekannter Songs und der kleinere Clubgig. Der ist dann eher auch unsere Baustelle mit Dust & Bones. Ich lasse mich gerne auch mal positiv überraschen von einer Band, die ich noch nicht auf dem Schirm hatte, und das erlebst du, meiner Meinung nach, häufiger auf diesen kleineren Gigs. Ich denke bei Konzerten auch fast nie daran, das gerade Erlebte auf meinem Smartphone festhalten zu müssen. Da beschäftige ich mich viel lieber mit anderen Dingen. Vielleicht ist das auch etwas aus der Zeit gefallen, keine Ahnung. Bringt mir persönlich aber viel mehr. Dass viele Menschen allgemein nicht mehr bereit sind, Geld für Musik auszugeben, ist nicht nur bei Konzerttickets so. Die Kleineren trifft es hier leider umso härter. Vielleicht ändert sich das noch einmal, glaube ich aber eher nicht so daran.

Dust & Bones / Vöhri:
Ich persönlich überlege ab einem gewissen Preisniveau schon, ob ich auf ein Konzert gehe, oder eben nicht. Natürlich sollte man immer auch mit bedenken, dass bei so einem Konzert viele Menschen im Hintergrund arbeiten und natürlich auch Geld verdienen wollen. Aber es gibt als Gegenargument eben auch die kleineren Bands, Veranstaltungsorte und Festivals, die unterstützt werden sollten und teils ums reine Überleben kämpfen. Immerhin haben alle großen Bands auch mal klein angefangen, das sollte man dabei nie vergessen.

Time For Metal / Andreas F.:
Wie würde eure Wunschtour/euer Festivalauftritt nach Corona aussehen und mit welchen Bands würdet ihr dort gerne einmal spielen?

Dust & Bones / Thorsten:
Festival oder Tour, oder beides. Rose Tattoo und wir direkt davor und am gleichen Tag sollten AC/DC nicht in der Stadt sein.

Dust & Bones / Jarle:
Schließe mich Thorsten an. Ansonsten wäre für mich ein Gig, oder eine Tour mit Godsmack ein Traum.

Dust & Bones / Vöhri:
Da bin ich offen für fast alles. Mir persönlich ist z.B. auf einer Tour sehr wichtig, dass ich mich mit den Leuten verstehe. Es gibt doch nichts Schlimmeres, als mit Menschen zusammenzusein, die man nicht leiden kann. Nur dann können wir, aus meiner Sicht, auch unsere ganze Stärke live an die Fans vor der Bühne weitergeben. Nach Corona sehr gerne stärker denn je.

Time For Metal / Andreas F.:
Manche Bands träumen ja davon, einmal im Leben auf dem Heiligen Acker in Wacken zu spielen. Wovon träumt ihr, bzw. welche Hürden würdet ihr gerne in nächster Zukunft nehmen?

Dust & Bones / Thorsten:
Wacken
wäre natürlich eine feine Sache, keine Frage. Sehr cool wäre es, in naher Zukunft mit Dust & Bones einfach so viele Menschen wie möglich zu erreichen, egal wo. Das war und bleibt unser wichtigstes Ziel. Es macht einfach zu viel Spaß, Gigs zu spielen, bekannte Leute wiederzusehen, neue Leute kennenzulernen und gemeinsam einen fetten Abend zu erleben. Dabei eigene Songs zocken, gigantisch. Wenn uns dann noch zeitnah ein paar gute neue Songs einfallen, wäre alles für mich ziemlich perfekt.

Dust & Bones / Jarle:
Für Wacken stehen wahrscheinlich eine Million anderer Bands mit uns in der Schlange.

Realistischer für uns wäre wohl eine Tour mit einer bekannteren Band, als wir es sind und die zu uns passen würde. Musikalisch und charakterlich.

Time For Metal / Andreas F.:
Mit der Million an Bands hast du wohl Recht, aber nichts ist unmöglich, andere Bands aus der Region haben den Sprung nach Wacken auch geschafft, z.B. The Privateer aus Freiburg.

Dust & Bones / Vöhri:
Klar gibt es Konzerte oder auch Festivals, die wir sicher nicht ablehnen würden und alles in Bewegung setzen würden, dass wir dort rocken können. Aber wir machen das nicht unbedingt vom Bekanntheitsgrad der Veranstaltung abhängig. Es muss zu uns passen und wir müssen Lust darauf haben.

Time For Metal / Andreas F.:
Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Dust & Bones / Thorsten:
Noch lauter am Rocken.

Dust & Bones / Vöhri:
Bei dir am Tisch, Andreas, mit einem kühlen Kasten Bier. Und wir reden darüber, was in den letzten fünf Jahren so alles passiert ist.

Time For Metal / Andreas F.:
Jap, das Date ist bereits im Kalender eingetragen, darauf komme ich zurück!

Nur wenige Musiker können von ihrer Kunst allein leben und ihr macht sicherlich auch nur semiprofessionell Musik. Was macht ihr sonst für Jobs?

Dust & Bones / Thorsten:
Ja, so ist es, ich bin Grafik- und Kommunikationsdesigner.

Dust & Bones / Jarle:
Ich bin im Maschinenbau in der Konstruktion tätig.

Dust & Bones / Vöhri:
Arbeiterklasse.

Time For Metal / Andreas F.:
Ihr seid ja nun schon einige Jahre aktiv. Was würdet ihr ändern, wenn ihr im Musikbusiness was zu sagen hättet?

Dust & Bones / Thorsten:
Sehr gute Frage. Vielleicht Bands vermehrt die Chance geben, sich über längere Zeit zu entwickeln.

Time For Metal / Andreas F.:
Welche Highlights aus eurer 20-jährigen Bandgeschichte sind euch besonders im Gedächtnis geblieben und woran denkt ihr nicht so gerne zurück?

Dust & Bones / Thorsten:
Oh Mann, da waren einige Highlights über die Jahre. Ein absolutes Highlight für mich in diesem Jahr war unser 20-jähriges Bandjubiläum in der Belinda in Sulzbach, oder der letzte Gig beim Festival Dahoim In Der RoFa (Herbschd Feschdival Dahoim) in Ludwigsburg. Das war energiegeladen, emotional, einfach klasse. Da ich allgemein nicht so zurückdenke, sind die schlechten Sachen schon fast alle irgendwo im Nirwana verschwunden.

Dust & Bones / Jarle:
Ziemlich am Anfang schon die Tour mit Onkel Tom Angelripper, diverse Gigs in unseren heimatlichen Gefilden, wo das Publikum vom ersten Song an Kopf stand und die Texte mitgesungen hat.

Dust & Bones / Vöhri:
Gar nicht gut ist die Erinnerung an mein erstes Konzert mit Dust & Bones, die hab‘ ich auch aus meinem Kopf gelöscht. 😉 Highlights sind klar die Konzerte und auch zu erleben, wie neue Songs entstehen.

Time For Metal / Andreas F.:
Geht ihr privat auch noch regelmäßig auf Konzerte? Wenn ja, welche Bands und Genres bevorzugt ihr da?

Dust & Bones / Thorsten:
Ja, auf jedem Fall, wenn auch nicht mehr so regelmäßig wie früher. Auch hier: Rose Tattoo, Volbeat, Mustasch, Metallica, Kvelertak …, inkl. Handyfoto bei der Autogrammstunde mit Marc Evans. Das hat mich als Fan enorm gefreut.

 

Dust & Bones / Vöhri:
Klar gehe ich noch gerne auf Konzerte, Hip Hop, Techno und Schlager fallen allerdings raus. Elektrogitarren müssen es schon sein und da bin ich auch offen für alles für mich Neues. Die letzten Jahre waren es Bands wie Slayer, Mantar, D.R.I., Kadavar, The Toy Dolls, Milking The Goatmachine, Sepultura, Napalm Death, Deep Purple.

Time For Metal / Andreas F.:
Auch wenn die Frage fast nicht zu beantworten ist, welche fünf Alben haltet ihr jeweils für die besten aller Zeiten?

Dust & Bones / Jarle:
Bei gefühlt Millionen von Rock- und Metalplatten, fünf bevorzugte hervorzuheben ist, wie du schon gesagt hast, praktisch unmöglich. Aber weit vorne ist bei mir auf jedem Fall alles von AC/DC bis 1980; Highway To Hell, Back In Black, If You Want Blood, Powerage, Let There Be Rock.
Dann noch von Judas Priest; British Steel, Point Of Entry, Screaming For Vengeance.
Rose Tattoo; 1, Assault & Battery.
Motörhead; Ace Of Spades, Bomber, Overkill.
Godsmack; The Oracle.
Iron Maiden; The Number Of The Beast. Aber wie gesagt, eine Begrenzung auf fünf Alben ist nicht möglich.

Dust & Bones / Thorsten:
Fünf Kopien des ersten Albums von Rose Tattoo.

Dust & Bones / Vöhri:
Zu viele, einfach zu viele.

Time For Metal / Andreas F.:
Ich bin soweit durch mit meinen Fragen. Gibt es etwas, was ihr den Time For Metal Lesern zum Schluss noch sagen wollt?

Dust & Bones / Thorsten:
Vielen Dank für deine Fragen. Ich wünsche euch allen, dass ihr schnellstmöglich wieder Livegigs eurer Lieblingsbands erleben dürft. Unbeschwert, mit möglichst wenig Einschränkungen und 100 % Rock ’n‘ Roll! Bleibt gesund!