Kaunis Kuolematon – Syttyköön Toinen Aurinko

Genregrenzgänger liefern passende Töne zur dunklen Jahreszeit

Artist: Kaunis Kuolematon

Herkunft: Hamina, Kymenlaakso, Finnland

Album: Syttyköön Toinen Aurinko

Spiellänge: 52:21 Minuten

Genre: Doom Metal, Death Metal, Melodic Death Metal, Melodic Doom Metal

Release: 27.11.2020

Label: Nobel Demon

Link: https://www.facebook.com/KaunisKuolematon/

Bandmitglieder:

Gesang – Olli Saakeli Suvanto
Gitarre und Backgroundgesang – Mikko Heikkilä
Gitarre – Ville Mussalo
Bassgitarre – Jarno Uski
Schlagzeug – Miika Hostikka

Tracklist:

  1. Sub Idem Tempus
  2. Syttyköön Toinen Aurinko
  3. Hautajaiset
  4. Mustavalkoinen
  5. Kylmä Maa
  6. Kuolevan Surun Alla
  7. Paha Ihminen
  8. Särkynyt
  9. Hyvästi

Bevor wir zur Band in dem Release kommen, ein Punkt vorab – es werden in den nächsten Zeilen viele schwierige und für den germanistischen Mund eher kompliziert auszusprechende Namen auftauchen. Das tut aber keinen Abbruch bezüglich der Musik, sondern liegt daran, das Kaunis Kuolematon alle Tracks in ihrer Heimatsprache verfassen. Die finnische Sprache wirkt beim Lesen etwas exotisch, klingen tut diese aber im Kontext mit der Musik hervorragend. Also keine Angst vor schwierigen Worten.

Fangen wir mit dem Namen der Band an. Das bedeutet übersetzt „schön unsterblich“. Ob die Herren sich mit dem dritten Werk bereits unsterblich machen oder ob sie einfach unsterblich schön sind, werden wir versuchen herauszufinden. In der Vita steht weiterhin, dass die Band sich 2012 gründete und bisher keine ehemaligen Bandmitglieder hat, d. h. man setzt im Osten Finnlands auf Kontinuität. Die Herren kommen aus Hamina, ca. 150 km östlich von Helsinki und sind damit recht nah in Richtung der russischen Grenze. Bisher veröffentlichten Kaunis Kuolematon zwei Langeisen mit Kylmä Kaunis Maailma (2014) und Vapaus (2017) sowie zwei EPs Namens Kaunis Kuolematon (2012) und Elämä Ei Tarvitse Minua (2019). Nun also Syttyköön Toinen Aurinko und mit dem dritten Langeisen ist man bei einem internationalen Label – und das m. E. völlig zu recht – sind doch die bisherigen Veröffentlichungen bockstark. Der Titel des aktuellen Werks bedeutet übersetzt „lass eine andere Sonne aufleuchten“ und ist sicher sehr passend zum Zeitgeschehen und für das Genre Doom/Death Metal.

Sub Idem Tempus ist ein knapp dreiminütiges Intro mit Sprechgesang und Keyboardklängen zum Titeltrack. Dieser wird bedrohlich doomig, gutturaler Gesang mit Chören im Hintergrund, es gibt aber auch Freiraum für eine akustische Passage und zeigt so einiges an Abwechslung trotz dunkler, melancholischer Stimmung. Hautajaiset bedeutet Beerdigung und auch mal heidnischer, kreischender Gesang ist zu vernehmen, wie man es aus dem Pagan oder Black Metal kennt. Die Gitarren werden etwas rasender gespielt, bevor der dunkle, schleppende Doom mit gutturalem und cleanem Gesang den Track vorwärts rollt. Sehr interessantes, abwechslungsreiches Teil mit Anleihen aus verschiedenen Subgenres. Bei Mustavalkoinen, übersetzt einfarbig, steht der Doom im Vordergrund, aber auch melodische Bögen sind zu finden sowie Chöre und Klargesang mit akustischer Untermalung. Gerade der hintere Part kann mich ziemlich begeistern mit seinen verschiedenen Wendungen und Drehungen. Kylmä Maa (übersetzt gefrorene Erde) hat etwas mehr Spirit im melodischen Todesblei mit schwarzmetallischen Einflüssen, die Gitarren werden angeschwärzt und mit dem kreischenden Gesang kombiniert. So prasselt eine heftige Klangwand auf den Hörer ein, die erst im letzten Drittel mit ruhigeren, doomigen Klängen aufgelöst wird. Kuolevan Surun Alla (übersetzt unter dem Kummer zu Sterben) kann ja nur melancholisch werden. Klargesang in bester My Dying Bride Manier tönt aus den Boxen, allerdings wechseln sich gutturale Passagen mit klarem Gesang ab und treiben die Nummer kräftig vorwärts. Im hinteren Drittel lassen akustische Töne den Hörer kurz verschnaufen, bevor es instrumental in Richtung Ende geht. Da gibt es nichts zu meckern, ein Top Song mit Gänsehautgarantie. Paha Ihminen (übersetzt schlechte Person) begrüßt den Zuhörer mit der akustischen Gitarre und Klargesang, es darf auch mal etwas Lagerfeuerromantik sein. Nach ca. zwei Minuten endet die Episode und es kommt fast typischer Melodic Death um die Ecke. Düster bezüglich der schlechten Person wird es erst zum Ende der Nummer und es bereitet das Brechen der schlechten Person vor. Särkynyt (übersetzt gebrochen) mischt doomige Passagen mit melodischem Death Metal, die kreischende Stimme ist für mich dann doch etwas irritierend, der Wechsel zwischen dem klaren und gutturalen Gesang dagegen eine Klasse für sich. Zum Ende gibt es noch die eine oder andere Wendung zwischen Doom und Melo Death. Ohne die kreischende Stimme hätte das Ding bei mir noch mehr gepunktet – aber auch so absolut hörenswert. Den letzten Song auf dem Werk einfach „auf Wiedersehen“ zu nennen, ist auch mal eine Idee. Hyvästi verabschiedet den Hörer mit dem bereits bekannten Mix, getragene akustische Passagen, Melo Death mit Keyboardklängen und der Wechselgesang klar und guttural liefern nochmals die Trademarks der Finnen, welche ihre Stärke ausmachen. Abwechslungsreich und melancholisch geht die Scheibe mit einer weiteren ganz starken Nummer seinem Ende entgegen.

Kaunis Kuolematon – Syttyköön Toinen Aurinko
Fazit
Wer sich zwischen Doom und Death Metal bewegt, diesen aber gerne mit intensiven Melodien garniert bekommen möchte, sollte unbedingt mal in das Werk aus Finnland reinhören. Über die gesamte Laufzeit ist es absolut spannend, dem Output des Quintetts zu lauschen. Ab und wann ist mir der harsche Pagan/Black Metal Gesang etwas zu viel, aber das ist auch der einzige Punkt, der bei mir nicht so ankommt. Ansonsten eine klasse Scheibe und ein Tipp für Freunde von melancholischen Tönen.

Anspieltipps: Mustavalkoinen, Kuolevan Surun Alla und Hyvästi
Jürgen F.
8.7
Leserbewertung6 Bewertungen
9.1
8.7
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