Kiss am 06.07.2019 auf der Galopprennbahn in Iffezheim

Konzertabruch nach 40 Minuten wegen Unwetter

Event: End Of The Road Tour 2019

Headliner: Kiss

Support-Act: David Garibaldi

Ort: Galopprennbahn, Rennbahnstraße 16, 76473 Iffezheim

Datum: 06.07.2019

Kosten:

Stehplatz 96,55 €
Front of Stage 146,00 €
Sitzplatz PK1 180,50 €
VIP Meet & Greet Package 875,00 €

Genre: Rock ’n‘ Roll, Hard Rock, Glam Rock

Besucher: ca. 14.000

Veranstalter: Wizards Promotions Konzertagentur GmbH https://wizpro.com Vaddi Concerts GmbH https://www.vaddi-concerts.de

Link: https://www.facebook.com/events/305182753649087/permalink/454491308718230/?notif_t=feedback_reaction_generic&notif_id=1562577907124011

Setlist Kiss:
01. Detroit Rock City
02. Shout It Out Loud
03. Deuce
04. Say Yeah
05. I Love It Loud
06. Heaven`s On Fire
07. War Machine
08. Lick It Up
09. Calling Dr. Love
… danach Konzertabbruch wegen starkem Unwetter.


Im Geschichtsbuch des harten Stromgitarren Rocks können die US-Rocker The Demon, The Starchild, The Spaceman und The Catman mittlerweile so einige Seiten füllen. Jeder Fan und Liebhaber harter Rockmusik weiß nun natürlich sofort, von wem die Rede ist – Kiss!

Nun soll diese Ära zu Ende gehen und die Band kündigte ihre allerletzte Tournee mit dem passenden Namen End Of The Road – World Tour an. Nach über 45 Jahren on the Road wird es, laut Gene Simmons, Zeit, die Seite Tourneen im Geschichtsbuch der Rock Musik zu schließen. Alleine die Ankündigung sorgte im Netz für große Aufregung und Kreischalarm durch erwartungsvolle Fans. Gene Simmons kündigte ein fulminantes Fest an. Für alle, die Kiss schon einmal live gesehen haben, und für alle, die es bisher nicht geschafft haben, wäre es eine letzte Chance. Er kündigte die bisher größte und spektakulärste Show überhaupt an und versprach, Kiss werden gehen, wie sie 1973 gekommen sind…, unverfroren und unaufhaltsam! Nach gefühlten 20 Jahren auf Abschiedstournee scheint man es nun also wirklich ernst zu meinen und will das Kapitel des Buches endgültig schließen. Paul Stanley erklärte hierzu: „Wenn man das liebt, was man tut, aber weiß, das kann nicht ewig so weitergehen, sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist!“ Ob dieser Zeitpunkt nun wirklich gekommen ist, oder ob der schon vor 20 Jahren überschritten wurde, oder ob der noch in weiter Zukunft liegt, das können die Musiker wohl nur selbst beantworten. Es wird die größte Party aller Zeiten, schwärmt Stanley und verspricht, den Himmel durch eine Vermählung modernster Technik mit emotionalen Komponenten erschüttern zu lassen. Grandiose Lightshow, perfekter Sound, Pyros, Laser, alles ist mit an Bord und man darf deshalb gespannt sein.

Auch in Südbaden ist man seit Monaten gespannt, denn heute spielen die US-Rocker auf der Galopprennbahn in Baden-Baden/Iffezheim. Seit mittlerweile 160 Jahren galoppieren die Vollblüter über das Geläuf der Galopprennbahn Iffezheim, aber auch als Eventlocation wird dort unter dem Motto „Wir wollen die Rennbahn mit Leben füllen!“ alles geboten, was das Herz begehrt und bietet bei Konzerten bis zu 15.000 Open Air Besuchern Platz. Die perfekte Location also, um dort zusammen mit der Rocklegende Kiss, der Wizard Promotions Konzertagentur GmbH und Vaddi Concerts GmbH, die unter anderem auch für das Iron Maiden Open Air an der Messe in Freiburg im Jahr 2018 verantwortlich waren, die größte Abschiedsparty Südbadens zu feiern.

Gegen 16:00 Uhr treffe ich in Iffezheim ein und schon im Ort wird schnell klar, dass die Ära Kiss in Deutschland hier und heute zu Ende geht, denn die Hauptstraße im Ort ist bevölkert von Kiss-Fans. Wohin man auch schaut, langhaarige Altrocker, unzählige Fans in Band-Shirts oder in Kutte und die Die Hard-Freaks gar mit kompletten Kiss-Make-Up. Das Verkehrschaos hält sich dagegen noch in Grenzen und ich komme recht problemlos zur Rennbahn und bekomme einen Parkplatz nah des Haupteingangs, jedoch die Parkgebühren in Höhe von 15,00 € sind heftig übertrieben. Vor den Eingängen zur Rennbahn ist schon mächtig was los, Hunderte Fans stehen schon Schlange, oder haben sich in unmittelbarer Nähe einen kühlen Schattenplatz gesucht. Wie ich erfahre, stehen einige schon seit heute Morgen um 8:00 Uhr hier in der prallen Sonne und harren geduldig aus, nur um sich nach Möglichkeit einen der begehrten Plätze in der ersten Reihe zu sichern. Wenigstens wurde bei der Wärme ein Getränkewagen aufgestellt, sodass man sich mit etwas Flüssigem versorgen kann. Nun heißt es sich in Geduld üben, denn der Einlass soll erst zwischen 18:00 und 18:30 Uhr beginnen. Um 17:30 Uhr bekomme ich meinen Fotopass und um 18:00 Uhr werde ich dann über den VIP-Eingang auf das Eventgelände gelassen, obwohl der Einlass noch gar nicht begonnen hat. Der soll dann tatsächlich erst etwa eine halbe Stunde später beginnen, aber gut, so kann ich wenigstens schon mal in Ruhe das Merch checken und das Gelände erkunden. Das Tour-Shirt bleibt dann letztendlich aber doch dort hängen, denn Preise zwischen 40,00 und 60,00 € bin ich definitiv nicht bereit zu zahlen. Gut, Kiss spielen in einer anderen Liga wie die allermeisten anderen Bands, aber das allein rechtfertigt auch keine Fanabzocke. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung, denn viele andere sind bereit, diese Preise zu zahlen, wie sich wenige Minuten später zeigt. Die meisten rennen allerdings um ihr Leben, als wäre Serienmörder Ted Bundy höchstpersönlich hinter ihnen her, und innerhalb kürzester Zeit sind die ersten Reihen unweigerlich voll. Während ich es jetzt völlig entspannt angehen lassen und endlich mal in Ruhe ein Bier trinken kann, herrscht draußen natürlich noch der Ausnahmezustand. Einige stehen bis zu anderthalb Stunden geduldig an, bis dann wirklich die letzten Besucher auf dem Gelände sind und das Konzert endlich starten kann.

Um 19:45 Uhr geht es dann auch endlich los, jedoch nicht, wie sonst bei Konzerten üblich mit einer Support-Band, sondern mit dem weltberühmten Performance-Maler David Garibaldi. Eine schwarze Leinwand wird auf die Bühne gebracht und dann erscheint Garibaldi in schwarzen Klamotten, in denen er ganz offenbar alle seiner Bilder gemalt hat, denn sie sind von oben bis unten voller bunter Farbspritzer. Der Mann ist ein Showman und steht garantiert nicht zum ersten Mal vor solch großem Publikum, denn bei dem, was in der nächsten halben Stunde auf der Bühne passiert, geht es nicht einfach nur um das Malen eines Bildes. Er macht daraus nicht nur ein genauestens durchgeplantes Showerlebnis, sondern auch ein kunterbuntes Farberlebnis. Zu den Klängen von Metallica explodieren die Farben förmlich auf der Leinwand, aufgetragen mit Pinsel und Händen, und innerhalb von wenigen Minuten entsteht ein ganz besonderes Porträt von James Hetfield. Der Mann ist gut, keine Frage, dennoch weiß ich nicht so recht, was ich von diesem ungewöhnlichen Support-Act halten soll. Wir haben 15 Minuten im Fotograben, doch die meiste Zeit davon widme ich mich dem Publikum, welches dann doch interessanter zu fotografieren ist. Auch die Besucher sind durchaus fasziniert von dem Geschehen auf der Bühne, doch die ganz große Begeisterung kommt nicht auf und ich wette, die allermeisten hätten lieber eine weitere gute Band gesehen und gehört. Geduldig harrt man bei schwül-warmen Temperaturen aus. Doch mit dem guten James Hetfield ist die One-Man-Show noch nicht zu Ende, denn im Anschluss ertönen Klänge von Rammstein und ein weiteres entsprechendes Bild entsteht und last but not least entsteht auch noch ein weiteres Bild von den großen Stars des Abends. Egal ob nun Metallica, Rammstein oder Kiss, die Bilder von Garibaldi sind definitiv geil und ich würde mir jedes einzelne davon in die Bude hängen, doch nach einer halben Stunde bin ich froh, dass der Mann sich bedankt und verabschiedet und der Umbau für Kiss beginnen kann.

Kiss haben im Anschluss an den Abend jedes der Garibaldi-Bilder signiert und diese werden für Online-Auktionen zugunsten lokaler Wohltätigkeitsorganisationen zur Verfügung gestellt.

Weitere Infos dazu gibt es hier:

https://translate.google.de
https://www.prizeo.com

Pünktlich um 20:35 Uhr werden wir dann auch erneut in den Fotograben geführt, doch unsere Geduld wird auf eine harte Probe gestellt. Die Bühne ist mit einem schwarzen Kiss-Vorhang verhüllt und dahinter ist der Umbau noch immer nicht beendet. Die Minuten verstreichen und mittlerweile stellt selbst der Vaddi-Mitarbeiter fest, dass wir doch durchaus noch hätten ein Bier trinken können. Gegen 21:00 Uhr fällt dann aber doch der Vorhang und mit allerlei Feuer und Radau startet die Show bei immer noch sommerlichem Wetter, doch da wir rechts der Bühne im Graben stehen, können wir die Eröffnung nicht wirklich verfolgen. Die Musiker werden offenbar mit ihren Plattformen runtergefahren auf die Bühne, während Feuersäulen und Raketen an den Weltuntergang denken lassen. Der Fotograben hat ja durchaus seine Vorzüge, doch jetzt hätte ich gerne in front of stage gestanden. Erst als der Vorhang weggeräumt ist, dürfen wir in den Fotograben und kommen somit gerade rechtzeitig zur bekannten Ansage „You wanted the best, you got the best!“. Die Band steigt mit Detroit Rock City in ihr Set ein, einem Klassiker vom 1976er-Album Destroyer. Nahezu 14.000 Fans sind begeistert und steigen gleich vom ersten Moment an mit ein. Tausende reißen die Arme hoch und feiern die Amerikaner voller Euphorie. Wie üblich wird das Wort Show bei den Konzerten großgeschrieben, so posen die Gitarristen Paul Stanley und Tommy Thayer sowie Bassist Gene Simmons wild drauf los und als Simmons seinen Bass auch noch mit seinem Markenzeichen, der XXL-Zunge, bearbeitet, brandet lauter Jubel auf. Doch auch wer nicht das Glück hat, direkt vor der Bühne zu stehen, um solche Details zu sehen, kommt hier nicht zu kurz, denn im Hintergrund der Bühne prangt eine riesige Leinwand, auf der auch Zuschauer im hinteren Bereich bedient werden. Auch Shout It Out Loud wird wild abgefeiert und lauthals mitgebrüllt. Während im Hintergrund der Bühne weitere Pyros explodieren und Feuersäulen hochsteigen, spielt Paul Stanley seinen Sechssaiter zwischen den Beinen und sorgt wieder für einen lautstarken Jubelsturm. Seine Pleks präsentiert er dabei immer wieder auf der Zunge, um sie dann in Richtung Publikum zu spucken, doch sehr zum Leidwesen der Fans landen die meisten im Fotograben zwischen irgendwelchem Pyro-Equipment. Während Simmons und Stanley überwiegend die Bühnenmitte beackern, begibt sich Gitarrist Thayer auch mal an den Bühnenrand und posiert vor den Kameras, während er seine brillanten Soli unters Volk haut. Einzig von Schlagwerker Eric Singer ist hinter dem gewaltigen Drum-Kit nicht allzu viel zu sehen, doch sein schlagwerkliches Talent ist nicht zu überhören. Während Deuce aus den Boxen dröhnt, müssen wir nach schon zwei Songs den Fotograben verlassen und müssen sogar das Gelände verlassen, um die Kameras ins Auto zu bringen. Erst während Lick It Up komme ich zurück vor die Bühne, doch mittlerweile ist das Wetter umgeschlagen. Düstere Wolken ziehen über die Rennbahn und es fängt an zu regnen, während entfernt erste Blitze zucken und den Himmel erhellen. Die Fans interessiert all das wenig, zwar schaut der eine oder andere besorgt in den Himmel, doch die Allermeisten feiern das folgende Calling Dr. Love. Auch die Band lässt sich bis hierher nichts anmerken, doch als der neunte Song zu Ende ist, ruft Paul Stanley plötzlich „We have to stop the show!“ ins Mikro und sofort darauf verlässt die Band fast fluchtartig die Bühne und Stagehands machen sich daran, das Band-Equipment abzudecken.

Bevor die Fans auch nur ihren Unmut darüber kundtun können, ertönt eine Durchsage und eine Stimme teilt mit, dass das Konzert aufgrund der aktuellen Wetterlage unterbrochen werden muss. Die Besucher werden aufgefordert, umgehend das Open Air Gelände zu verlassen und im Auto Schutz zu suchen. Auch wird gebeten, andere Konzertbesucher, die ohne Auto da sind, aufzunehmen. Auch die Musiker von Kiss werden mit einem Golfcaddy schnellstens in Sicherheit gebracht. Die meisten ahnen nun wohl schon, dass das Konzert nach nur neun Songs und knapp 40 Minuten für heute zu Ende ist, denn nur wenige suchen Schutz auf der überdachten Tribüne. Die Allermeisten verlassen das Gelände, suchen ihre Fahrzeuge auf und begeben sich auch auf den Heimweg. Bereits um 22:30 Uhr teilt Vaddi Concerts GmbH via Facebook mit, dass das Konzert abgebrochen ist und nicht fortgesetzt werden kann. Und nun geht das übliche Gemotze und Gemecker los und die Fans müssen ihren Frust loswerden, doch leider bleibt kaum jemand dabei sachlich und überlegt. Nicht nur über den Abbruch wird gemeckert, sondern auch über unprofessionelle Organisation, über lange Wartezeiten beim Einlass, zu hohe Parkgebühren, über Getränkepreise, über den Support-Act, darüber, dass sie nach dem Abbruch ihre Bierbecher nicht mehr abgeben konnten, um ihr Pfand zurückzubekommen …, etc. Einige wollen ihr Geld zurück, andere fordern eine Wiederholung des Konzertes. Aber so ist es ja fast immer bei Großveranstaltungen dieser Art, gemeckert wird immer, aber meist erst im Nachhinein, in der Anonymität des Internets. Selbst bei Konzerten, die nicht abgebrochen werden, wird im Nachhinein gemeckert. Im Laufe des Abends stören die hohen Getränkepreise offenbar niemanden und es wird gesoffen, auf Teufel komm raus, aber im Nachhinein war das alles ja soooo Mega-Sch…..! Nun ja, etwas professioneller hätte der Veranstalter schon zur Sache gehen können, man hätte sich z.B. besser mit Zeus / Jupiter absprechen können, damit es am Konzerttag nicht ganz so heiß und schwül ist und die Besucher nicht ganz so viel teures Bier zur Abkühlung saufen müssen. Nachdem man das aber verpasst hat, hätte man zumindest Gene Simmons motivieren können, jeden Einzelnen mit Sonnencreme einzureiben …, aber vielleicht klappt das dann ja beim nächsten Mal.

Vielleicht sollte man sich stattdessen mal darüber Gedanken machen, dass der Veranstalter und die Verantwortlichen wie Polizei und Feuerwehr gar nicht anders konnten, als das Konzert abzubrechen. Es war schließlich kein kleiner Sommerregen, der da in Iffezheim niederging, sondern ein heftiges Unwetter mit Starkregen und extrem Blitzlichtgewitter. Aus Sicherheitsgründen war gar keine andere Entscheidung möglich! Auch ich hätte mir gewünscht, etwas mehr von Kiss zu sehen, aber ich bin nicht Zeus, Gott des Blitzes, und habe es nicht in der Hand. Und ich habe noch viel weniger gesehen, als alle anderen, da ich ein paar Songs verpasst habe, während ich die Kamera ins Auto gebracht habe. Hätte man das Konzert weiterlaufen lassen und es wäre zum Blitzeinschlag gekommen, vielleicht sogar mit tödlichem Ausgang, auch dann wäre hinterher gemeckert worden, weil der Veranstalter so unprofessionell gehandelt und das Konzert nicht abgebrochen hat. Manche Leute sind zum meckern geboren und können gar nicht anders, traurig, aber wahr! Merkwürdig ist, über die wieder einmal zu Hunderten angereisten YouTube Handyfilmer, die anderen selbst die gespielten neun Songs versaut haben, regt sich keiner auf, nur über total logische Maßnahmen des Veranstalters.

Mittlerweile hat Vaddi Concerts GmbH über seine Facebook-Seite mitgeteilt, dass in den nächsten Tagen weitere Infos zum Konzertabbruch mitgeteilt werden. Man sollte allen Verantwortlichen wie Veranstaltern, Band, Management, Sicherheitskräften … etc. Zeit geben, das Ganze aufzuarbeiten und weitere Vorgehensweisen zu besprechen. Hier geht es schließlich nicht um irgendeine kleine Hinterhofband, mit der man innerhalb von fünf Minuten bei einem Bierchen ein Nachholkonzert absprechen kann. Habt Geduld, Leute …!!!

Unter folgenden Links findet ihr Berichte aus der Lokalpresse:

https://www.schwarzwaelder-bote.de
https://www.regioactive.de
https://www.bild.de
https://www.morgenweb.de
https://www.morgenweb.de
https://www.badische-zeitung.de
https://www.badische-zeitung.de