Led Zeppelin: 50 Jahre Led Zeppelin IV – „Leider nicht mehr On Tour“ Today With Music From The Past

Der bleierne Zeppelin auf Höhenflügen

Mein Rückblick führt mich zurück ins Jahr 1971 und da zu Stairway To Heaven. Wer kennt diesen Song nicht? Da dürften eigentlich nur wenige Hände hochgehen – außer der Hörer ist jung und nur noch mit aktuellen Spotify oder ähnlichen Streamingdiensten verbandelt und tituliert jedwede Musik, die älter als zehn Jahre ist, als nicht hörenswert. Das ignorieren wir an dieser Stelle einmal, denn wer Stairway To Heaven kennt, der weiß auch, wer dafür verantwortlich zeichnet. Genau, das sind die Herren Robert Plant, Jimmy Page, John Paul Jones und der leider viele zu früh verstorbene Drummer John „Gonzo“ Bonham. Gegründet 1968, sind sie zu einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten geworden. Legendär sind ihre Alben Led Zeppelin I, II und III, die bis 1971 die Engländer an die Spitze des blueslastigen Hard Rock hievten. Mit Led Zeppelin IV, oder auch The Four Symbols (bezeichnet nach den im Cover abgebildeten kryptischen Symbolen Four Symbols) oder auch manchmal als Zozo benannten Werk, gelang es den Briten, immerhin gut 37 Millionen Stück (allein in Amerika 23 Millionen) abzusetzen. Sie festigten ihren Ruf als ernst zu nehmende Hard Rock Band, die sich nicht zu schade war, auch Folkeinflüsse in ihren Stücken zu verarbeiteten. Damit grenzten sie sich zwar von den anderen Bands wie Deep Purple Black Sabbath oder Uriah Heep ab, werden aber heute noch, neben den Genannten, als Wegbereiter des Hard Rocks und als Basis dessen gehandelt, was wir heute als Metal kennen.

Wie bereits erwähnt, ist eines der bekanntesten Stücke eben Stairway To Heaven, welches im Allgemeinen als der Rocksong schlechthin betitelt wird. Er erschien nie als Single, war nie in der Hitparade und trotzdem wird er sofort erkannt. Bereits die ersten zarten Akkorde auf einer akustischen Gitarre und die Blockflötenklänge ließen nicht wenige in meinem Alter zumindest früher feuchte Träume bekommen. Diese Halbballade wurde ständig auf unseren Kellerparties gespielt und erlaubte uns, die ersten zarten Berührungen mit unserer Angebeteten zu vollführen. Engtanz war angesagt und nur so konnten wir damals acht Minuten lang die Dame der Begierde im Arm halten und selbst der schnelle Mittelteil hielt uns nicht davon ab. Der Beginn des Tracks soll von der Band Spirit inspiriert worden sein, die späteren Plagiatsvorwürfe wurden dann gerichtlich aus dem Weg geräumt. Der Text von Stairway To Heaven soll am Kaminfeuer in Bron-Yr-Aur geschrieben worden sein. Diese legendäre Berghütte hat Led Zeppelin ja des Öfteren zu Höhenflügen animiert. Inhaltlich soll es sich um zynische Bemerkungen an eine Frau handeln, die zwar viel forderte, aber nicht bereit war, etwas dafür zu geben. So heißt es bereits in der ersten Strophe: „There’s a lady who’s sure all that glitters is gold ,and she’s buying a stairway to heaven. When she gets there she knows, if the stores are all closed,with a word she can get what she came for Ooh, ooh, and she’s buying a stairway to heaven.“ Leider ist die Übersetzung schwierig, da hier die genutzte Bildersprache eine eindeutige Aussage nicht zulässt. Ein weiteres Kuriosum, die angeblichen satanischen Verse, die beim Rückwärtshören von Stairway To Heaven zu hören sein sollen, (wurde nie nachgewiesen) taten ihr übriges.

Aber auch die anderen Songs auf Led Zeppelin IV konnten und können auch heute noch überzeugen. Bereits der Opener Black Dog ist ein genialer Hard Rock Track, der einen auf die Platte positiv einstimmt. Robert Plant beweist mal wieder, welch geiler Sänger er ist und Jimmy Page tut es ihm in nichts nach, nur dass er eben der geniale Gitarrist ist und mit seiner Doppelneck-Klampfe Töne hervorzaubert, die bis heute Generationen von Gitarristen beeinflussen. Dann ist da noch ein John Bonham, der dem Stück so einen fetten Wumms mit auf den Punkt gespielten Drums verleiht, dass es einem schwindelt. Das können sich heute Schlagzeugfreaks mal anhören, wie so etwas ohne elektronische Unterstützung gespielt wird. Sein viel zu früher Tod 1980 sorgte dann auch dafür, dass Led Zeppelin als Band nicht mehr existierten. Jegliche Versuche, die Band nochmals aufleben zu lassen, auch mit Bonhams Sohn Jason am Schlagzeug, verliefen im Sande. Dann ist da mit John Paul Jones noch der Vierte im Bunde, der es verstand, mit vehementem Bassspiel zusätzlichen Druck auf die Amps zu verursachen.

Als zweiter Song ist Rock ’n‘ Roll ein weiteres schnelles Stück auf der Platte und zeigt, wie man eben diesen Rock ’n‘ Roll spielt. Der Song wurde in Deutschland als Single veröffentlicht und war hier 16 Wochen in den Charts zu finden. Bemerkenswerterweise ist dieses Stück in England und Amerika nicht als Single erschienen. Ich erinnere mich gern an unsere Feten, wo die ersten Songs immer direkt hintereinanderweg gespielt wurden. Song Nummer drei ist ebenfalls ein Klassiker. The Battle Of Evermore wird getragen durch Akustikgitarre und Mandoline. Gesanglich sind Plant und Fairport Convention Sängerin Sandy Denny zu hören. Der folkige Song steht im krassen Kontrast zu den vorherigen Liedern und genau das macht den Charme des Albums aus. Tja, und nun folgt das bereits erwähnte Stairway To Heaven. Die prägnante akustische Gitarre, das ausufernde Gitarrensolo von Jimmy Page (bei Auftritten verwendete Page später eine Gibson EDS-1275 „Doubleneck“ – eine Gitarre mit zwei Hälsen –, wobei der obere Hals 12-saitig ist), dazu der gefühlvolle Gesang von Robert Plant und erst ab der vierten Minuten setzen dann Schlagzeug und Bass ein. Insgesamt acht Minuten, die Led Zeppelin unsterblich haben werden lassen bzw. zum anhaltenden Erfolg verhalfen. Es ist einer der wichtigsten Rocksongs überhaupt und hat das Album auf einen der vordersten Plätze der Alltime-Rockalben katapultiert – das ergab dann, mit 32 Millionen verkauften Einheiten, das kommerziell erfolgreichste Album der Band.

Die zweite Seite beginnt mit Misty Mountain Hop, einem funky-rockigen Stück, das durch leicht schrägen Gesang auffällt. Das Drumspiel von John Bonham verleiht dem Track, wie auch so vielen anderen, das Pointierte und Unverwechselbare. Bonham war einer der Schlagzeuger, der an seinem Spiel eindeutig zu erkennen ist und dadurch Led Zeppelin entscheidend prägte. Somit war es kein Wunder, dass sich die Band 1980 nach seinem Tod auflöste und bis auf einige wenige Charity-Auftritte (u.a. beim Live Aid und der Geburtstagsfeier von Atlantic Records) trotz immenser Gagen nie über eine Reunion nachdachte. Nun aber weiter mit den Songs von Led Zep IV.

Es folgt Four Sticks und es werden wieder härtere Seiten aufgezogen. Der Zeitgeist der frühen 70er ist allgegenwärtig und Lockenkopf Robert Plant zeigt eindrucksvoll seinen abwechslungsreichen Gesangsstil. Mit Going To California wird eine 180 Grad Wende durchgeführt und die rein akustisch gespielte Halbballade überzeugt in Gänze. Das nenne ich mal eine kreative Komposition und die Herren beweisen, dass sie sich nicht einfach in eine Schublade haben stecken lassen. Zum Schluss kommt noch When The Levee Breaks, ein Song, der von der Bluessängerin Memphis Minnie anlässlich einer Mississippi-Flut von 1927 geschrieben wurde. Diese Version gewinnt durch die rockigere Herangehensweise und wieder ist es ein entfesselt singender Robert Plant, der hier dem Status eines röhrenden Rocksängers mehr als nur gerecht wird. Die oftmals schräg klingende eingesetzte Mundharmonika verleiht dem Song einen leicht countrymäßigen Touch, der allerdings nur ansatzweise zum Tragen kommt. Wieder liefern Bonham und John Paul Jones die stabile und harte Rhythmusgrundlage, so das man sich vorkommt, als wenn man in einem knochentrockenen, von der Sonne ausgedörrten Flussbett steht. Ein würdiger Abschluss.

Mit knapp 43 Minuten Spielzeit bewegt sich Led Zeppelin IV im Rahmen der damaligen LPs und kann rückblickend als ein gänzlich gelungenes Album gewertet werden. Müsste ich Punkte vergeben, wäre ich bei 12 von 10 – somit gehört es neben den Klassikern wie Deep Purples In Rock, Black Sabbaths Paranoid oder Uriah Heeps Demons And Wizards mit zu einem der wichtigsten Alben der frühen 70er. Bis heute gilt es als Meilenstein des Rocks und kann auf immerhin 27 x Platin, 2 x Gold und 2 x Diamant Auszeichnungen blicken. Das ist eindrucksvoll. Damit endet der Rückblick auf 50 Jahre Led Zeppelin IV.

Gefällt euch die 50 Jahre Reihe? Dann guckt auch in die anderen Folgen einmal rein:

Black Sabbath: 50 Jahre „Black Sabbath“ und „Paranoid“, wenn auch nicht mehr „On Tour“

Deep Purple: 50 Jahre „Deep Purple In Rock“, damit natürlich nicht mehr On Tour

Led Zeppelin: 50 Jahre „Led Zeppelin III“ und die Band wird wohl nie mehr live zu sehen sein

Uriah Heep: 50 Jahre „…Very ’Eavy …Very ’Umble“ und der Beginn einer bis heute anhaltenden Karriere