Metal Cross – Soul Ripper

Solider Heavy Metal mit Tradition

Artist: Metal Cross

Herkunft: Randers, Dänemark

Album: Soul Ripper

Spiellänge: 42:32 Minuten

Genre: Heavy Metal

Release: 25.02.2022

Label: From The Vaults

Links: https://www.facebook.com/metal.cross.dk
http://www.metalcross.dk/

Bandmitglieder:

Gesang – Esben Fosgerau Juhl
Gitarre – Michael Steen Sørensen
Gitarre – Jon Lybæk
Bassgitarre – Ole Quist
Schlagzeug – Peter Mogensen

Tracklist:

  1. My Time
  2. Soul Ripper
  3. Written In The Sand
  4. Fall Of Cimbria
  5. Distasteful Party
  6. Memento Mori
  7. The Drone
  8. Vernal Equinox

Ich bespreche heute ein Debütalbum einer Band, deren Anfänge in das Jahr 1983 zurückreichen. Ja, richtig gelesen, ein Debütalbum! Was in Gottes Namen muss geschehen sein, dass eine Band mehr als 38 Jahre Zeit verstreichen lässt, um ihr erstes Studioalbum zu veröffentlichen? Nun, solche Gründe kennt man durchaus auch von anderen Bands. Alles begann zunächst verheißungsvoll, die dänische Heavy Metal Formation Metal Cross veröffentlichte in ihrer ersten Schaffensphase im Zeitraum von 1984 bis 1989 insgesamt zwei Demotapes. Crucifying The Virgins (April 1986) und M.A.D.H.O.U.S.E. (September 1988) genießen heute immer noch Kultstatus. Im Jahr 1988 mischten Metal Cross zudem auf der Compilation Metal Outlet mit, bis sich die Band kurz danach 1989 auflöste. Metal Cross machten sich in Dänemark in den 1980er-Jahren darüber hinaus auch durch ihre Live-Auftritte u. a. mit Artillery und Invocater einen Namen. Ihr letztes Konzert spielten Metal Cross am 16.12.1989 in ihrer Heimatstadt Randers, kurz nach deren Auflösung. Danach sollte es lange Zeit still werden um diese Band.

Im Hintergrund der Band unternahmen 2009 offensichtlich zahlreiche Personen im Business den Versuch, die Band wieder zu einer Reunion zu bewegen. Als Ergebnis dieser Bemühungen wurde 2014 die zweite Doppel-Vinyl-Compilation Metal Cross veröffentlicht. Auf diesem Album fanden sich Songs der Demotapes wie auch diverse Livemitschnitte der Konzerte wieder. Mit Erscheinung der Compilation konnten Metal Cross 2014 zu einem Auftritt auf dem Metal Magic Festival begeistert werden. Der Warm-up-Gig dieses Festivals führte Metal Cross und Artillery nach 26 Jahren wieder gemeinsam auf die Bühne, und zwar mit nachhaltig positiver Resonanz.

2014 sollte somit das Jahr der allseits herbeigesehnten Reunion von Metal Cross werden. 2019 erfuhr die Band im Line-Up noch einen Wechsel am Gesang. Esben Fosgerau Juhl ersetzte Sänger Henrik „Faxe“, der Metal Cross verließ.

Am 22.10.2021 erschien die Single The Drone zum kommenden Debütalbum und am 25.02.2022 nun erscheint Soul Ripper. So viel zur Historie dieser Band.

Womit wartet Soul Ripper auf? Mit schlichtem, solidem und kraftvollem Heavy Metal, dessen Wurzel unzweifelhaft in der Tradition der 1980er-Jahre liegt und mit einer gehörigen Portion Power ausgestattet ist. Wirkt dabei aber keineswegs verstaubt oder altbacken. Insbesondere der Opener My Time setzt ein erstes Ausrufezeichen. So habe ich den Heavy Metal dieser Tage wahrgenommen. Präzise vorgetragen und transparent im Songwriting. Die Besonderheit liegt freilich in der technischen Produktion. Mit den heutigen Mitteln klingt Old School angehauchter Heavy Metal natürlich wuchtiger, druckvoller und sicher auch moderner, dies schadet My Time allerdings nicht. Der Titeltrack Soul Ripper folgt auf dem Fuße. Der Druck im Arrangement zieht in der Tat mit.

Die Songstrukturen sind so angelegt, dass das Songwriting übersichtlich, ausgewogen und hiermit ausgesprochen nachvollziehbar durch die Boxen knallt. Das eher ruhigere Written In The Sand fördert die Instrumentierung und die Vocals homogen zutage. Ein wenig progressiver, epischer und teilweise sogar symphonisch bringt dieser Track trotz der vorhandenen Komplexität Kurzweile mit sich.

Etwas verspielter weiß Fall Of Cimbria mit einem zunächst unerwarteten Refrain auf sich aufmerksam zu machen. Die Rhythmusfraktion drückt ordentlich aufs Gaspedal. Gleiches gilt für Distasteful Party. Für mich geriet dieser Song gar zu einem Highlight der Scheibe. Das Songwriting ist derart opulent, vor allem die progressiven Anteile bringen zumindest für mich ihren Reiz mit sich. Memento Mori bringt den Flow erstmals etwas zum Erliegen, besitzt zwar Pathos, wirkt allerdings gelinde uninspiriert und langatmig. The Drone nimmt den roten Faden wieder auf und glänzt mit einer speziellen Kompromisslosigkeit. Je öfter ich diese Nummer höre, fühle ich mich in diverse Erzeugnisse von Metallica nach dem Black Album zurückversetzt. Sollte der Vergleich an dieser Stelle hinken, sei es mir an dieser Stelle bitte nachgesehen. Die Vocals sind sehr direkt in der Modulation und folgen der gleichermaßen kompromisslosen Songstruktur. Esben Fosgerau Juhl ist ohnehin ein Sänger, der auf präzise Aussprache und Modulation setzt. Seine grundlegend melodische Ausrichtung wird immer dann mit Ausdruck angereichert, sobald der Song es verlangt. Leider kann mich der letzte Song des Albums nicht wirklich überzeugen. Vernal Equinox kommt im Songwriting etwas wirr aus der Verdeckung und zieht sich fast wie Gummi, ohne dabei Signifikantes darzubieten. Dennoch, die acht Tracks auf Soul Ripper vermitteln über die knapp 43 Minuten ein durchgängig hohes musikalisches Niveau, mit eher wenigen Ausreißern nach unten.

Metal Cross – Soul Ripper
Fazit
Der überaus lange Weg zum Debütalbum hat sich gelohnt, wenn man das so sagen kann. Soul Ripper bringt zwar keine musikalischen Neuerfindungen mit sich, die Band wird sich mit diesem Studioalbum in jedem Falle in der Szene bemerkbar machen. Wie so oft, ist auch hier der Weg das Ziel. In einigen Bereichen sicher noch ausbaufähig, steht den Dänen Metal Cross unter Wahrung ihrer Talente und Disziplin meines Erachtens ein guter Weg bevor.

Anspieltipps: Distasteful Party, My Time und The Drone
Peter H.
7.7
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