Mütterlein: Amidst the Flames, May Our Organs Resound | Visual: Dehn Sora

Mütterlein – Amidst The Flames, May Our Organs Resound

09.05.2025 - Industrial/Doom Post-Punk – Debemur Morti Productions – 39:59 Minuten

Da rumort was. Ohne ihre Musik zu kennen, ist das schnell zu erahnen an der emblematischen Sichel von Mütterlein, allseits präsent in der visuellen Identität des Projekts von Marion Leclercq. Die Vibrationen sind im Moment nur für jene fühlbar, die das Ohr an den Türen zum französischen Untergrund haben. Oder Mütterleins Eröffnungsrituale für Amenra gesehen haben. Oder 2023 auf dem Roadburn waren. Seitdem ich die Multiinstrumentalistin für Liturgy habe eröffnen sehen, bin ich davon überzeugt, dass die ganze Welt diesen ihr völlig eigenen Postpunk-Doom-Genremix in all seinen Extremitäten kennen muss. Von ihrem dritten Album Amidst The Flames, May Our Organs Resound bin ich erwartungsgemäß überwältigt! Die Musik von Mütterlein ist so roh wie die menschliche Existenz, und ebenso zerbrechlich.

Drone-Sounds kündigen unseren Untergang wie Kriegssirenen an, Tremolos führen uns in die Dystopie, während ein hypnotischer Techno-Beat es leicht macht, zu folgen.
Was auch immer einst als „heilig“ galt, wird verzerrt von der dissonanten Orgel und fernen Synth-Chören, die schwermütig von der Hoffnung auf eine andere Art der Erlösung singen. All das ist so wunderschön wie man es sich erst nicht vorstellen kann in diesem eiskalten Industriegebiet der Tristesse. Selbst die maschinenhaft angeschlagenen Gitarrenakkorde trotten mit einer Seelenlosigkeit voran, die zu Tränen rühren vermag. Versteckt in der dichten Klanglandschaft sind elektronisches Ächzen, Loops schauerlicher Echos und elektrisierende Synths, die an den Spitzen meiner Gänsehaut-Knubbel bitzeln. Die Atmosphäre pulsiert im Noise, das synkopierte Drumspiel hackt sich unerbittlich und geduldig ins Bewusstsein hinein.
Wenn Leclercq nicht gerade sämtliche gepeinigten Geister der Vergangenheit und Gegenwart mit ritualistischen Beschwörungsgesängen zusammenruft, schreit sie ihr gesamtes Sein aus ihrem Körper heraus, um aus dem Äther heraus mit uns, mit anderen, mit allen gemeinsam zu trauern. Amidst The Flames, May Our Organs Resound explodiert punktuell wirksam nicht oft – denn Rage ist hier mehr als eine Emotion. Sie ist ein Zustand, statisch, der Status Quo. So dunkel wie die Geschichte des Frauseins in der Welt, die Geschichte unserer „faceless sisters“, um die es auf dem Album geht. Dieser Feminismus zieht an mit Entsetzen. Alliiert euch!

Weitere Informationen zu MütterleinAmidst The Flames, May Our Organs Resound in unserem Release-Kalender!

Mütterlein – Amidst The Flames, May Our Organs Resound
Eva B.
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