Nervochaos – All Colors Of Darkness

Der südamerikanische Kampf gegen Korruption und Armut geht in die zehnte Runde

Artist: Nervochaos

Herkunft: Brasilien

Album: All Colors Of Darkness

Spiellänge: 32:59 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 11.02.2022

Label: Emanzipation Production

Link: https://nervochaos.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Brian Stone
Gitarre – Quinhi
Gitarre – Woeslei Johann
Bassgitarre – Pedro Lemes
Schlagzeug – Eduardo Lane

Tracklist:

  1. Wage War On The Gods
  2. Golden Goblet Of Fornication
  3. Dragged To Hell
  4. Beyond The Astral
  5. All Colors Of Darkness
  6. Gate Of Zax
  7. Umbrae Mortis
  8. Suffer In Seclusion
  9. Camazotz
  10. Demonomania (The Misfits Cover)
  11. Three Shades Of Black (Hank 3 Cover)

Die Brasilianer von Nervochaos sind keine Unbekannten mehr im Geschäft, schon seit 1996 dabei und hauen auch regelmäßig Alben heraus, so wie es sein soll. Allerdings, wie man es auch von vielen anderen Bands kennt, ist von der Originalbesetzung nur noch der Drummer Eduardo Lane übrig. 2020 kamen ein neuer Sänger und ein neuer Gitarrist dazu und so macht man weiter, weiter und immer weiter. Im letzten Jahr kam Album Nummer neun mit alten Songs heraus und nun ballern sie uns das zehnte Album um die Ohren.

Ich hatte zufällig das zweite Album Legions Of Spirits Infernal zur Hand und habe die Chance genutzt, noch eine Reise in die Vergangenheit zu wagen. Das Album stammt aus dem Jahre 2002, und gezockt wurde solider amerikanischer Death Metal in Richtung Cannibal Corpse.

Für viele scheint der südamerikanische Kontinent im Metalbereich immer noch einen Exotenstatus zu haben, aber gerade im extremen Metalbereich ist da unheimlich viel los. Betrachtet man die Lebensumstände, die dort herrschen, verwundert es einen nicht. Viele nutzen die Musik, um ihren Frust und ihre Ängste auszudrücken.

Nervochaos sind ja nun auch schon seit über 25 Jahren dabei und haben dort einen gewissen Status, aber auch in ihrer Musik hört und spürt man, wie heftig das Leben dort teilweise ist und so bedienen sie auch Themen wie Korruption und Armut.

Weiterhin bedienen sie sich dafür des amerikanische Death Metals. Frühere Morbid Angel, Cannibal Corpse, Deicide, aber auch Vader hört man immer wieder durchschimmern.

Dabei bleiben sie sich selber treu und halten die Songs recht kurz. Der Opener Wage War On The Gods kommt langsam und täuscht einem erst einmal was vor. Dann wird ein geiles Riff herausgeholt und das Geknüppel nimmt seinen Lauf. Sehr geil. Nach einer gewissen Zeit erscheint ein Break und ein Deicide Groove macht sich breit. Einige Spielereien, ein Solo und eine Knüppelpassage später ist dann auch schon Feierabend. Und ja, ich muss sagen, macht echt gute Laune.

Auch Golden Goblet Of Fornication kann mich irgendwie mitnehmen, obwohl sie nicht wirklich etwas Neues machen. Mit einigen Vorspielern eröffnet man den Spaß, spielt schnelle Drums dazu, Gitarre noch einmal alleine und dann wieder volle Attacke. Die Vocals sind schön tief und werden mit screamigem Gesang immer wieder gedoppelt oder teilweise mit diesen kombiniert. Das Tempo ist schön hoch, der Song treibt und treibt und das Riffing weiß zu gefallen. Ein Break, ein Scream und ab in einen fetten Midtempogroove. Sicherlich hat man dieses schon X-Mal gehört, aber der Übergang kann mich überzeugen. Dieses wird wiederholt und fetzt. Der Gesang passt sich sehr geil  an. Ein Bass spielt vorweg und es folgt das obligatorische Solo. Sehr gelungen, muss ich sagen. Geiler Song, der sicherlich Platz in meiner Radiosendung finden wird. Eine Gitarre noch einmal melodisch vorweg und so beendet man den Song. Lecker Teil.

Auch die Produktion, die ich bei vorherigen Alben von Nervochaos immer ein wenig nervig fand, hat es in sich.

Neben Standardgemetzel versuchen Nervochaos auch anno 2022 noch authentisch zu klingen und bauen kleine Gimmicks mit ein, so wie der dunkle Cleangesang, der richtig geil klingt, passt und mit flüsterndem Screaming kombiniert wird. Vor allem bei Dragged To Hell zu hören. Hier hört man auch, dass die Burschen dem Hardcore nicht abgeneigt sind, sowohl musikalisch als auch gesanglich, aber der Death Metal steht natürlich im Vordergrund.

Klar, die Burschen sind seit 25 Jahren dabei und die alte Schule bekommt man nicht aus den Musikern heraus, aber was soll ich sagen, ich find es gut. Alleine dieser Reiteruftata bei Beyond The Astral z.B. Hervorragend, das Tempo wird verschärft und wieder rückgängig gemacht. Die Gitarre heult ein wenig auf und das Screaming nimmt seinen Lauf. Fettes Teil.

Nicht alles kann mich überzeugen, muss ich zugeben. Hier und da klingen sie mir auch zu hektisch oder wiederholen sich, aber im Grunde machen sie richtig starken Death Metal der alten Schule.

Interessant ist auch schon fast der folkloristische Rausschmeißer Three Shades Of Black. Mit cleanen Klängen und cleanem Gesang geht es los. Er erfolgt Hardcore-mäßiger Gesang und der Spaß nimmt seinen Lauf. Es folgt choraler Gesang. Hier kann man sofort mit einsteigen. Brasilianischer Folk Metal? Keine Ahnung, total interessant. Natürlich nicht auf Dauer, aber am Ende eines Albums kann man so etwas schon einmal bringen. Es ist ja auch ein Cover.

Nervochaos – All Colors Of Darkness
Fazit
Die Brasilianer von Nervochaos sind auch nach 25 Jahren nicht müde und prangern weiterhin die Missstände in ihrer Heimat an. Eine Mischung aus amerikanischem Death Metal, wie man ihn von Morbid Angel und Deicide kennt und Hardcorelementen. Hier und da ist dieser sehr schwarz angehaucht und man hat eine gute rhythmische Seite, die man einsetzt. Nicht alle Songs hauen einen um, aber im Großen und Ganzen ist das hier fetziger Old School Death Metal, der zudem gut produziert ist.

Anspieltipps: Golden Goblet Of Fornication und Dragged To Hell
Michael E.
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