Nosturaack – Call From The Outer Space

Spannungsbögen zwischen Schöpfung und Zerfall

Artist: Nosturaack

Herkunft: Schwerin, Deutschland

Album: Call From The Outer Space

Genre: Black Metal, Death Metal, Melodic Death Metal

Spiellänge: 48:13 Minuten

Release: 05.09.2025

Label: Independent / Unsigned

Link: https://www.facebook.com/Nosturaack

Bandmitglieder:

Gesang – Zoi
Gitarre, Backround Gesang, Chöre – Arillus
Bassgitarre – Schaacki
Gitarre, Backround Gesang – Oz
Schlagezeug – Basti

 Tracklist:

בְּרֵאשִׁ֖ית . 1 (Bereshit)
2. Fusion
3. Terraformation
4. Black Hole Demon
5. Martian Blues
6. Nullpunkt
7. Maelstrom
8. Saggitarius A*
9. A Glimpse From The Other Side
10. Collapse
11. Apocryphus: Sub Specie Aeternitatis

Nosturaack aus Schwerin blicken auf eine mittlerweile fast zwanzigjährige Geschichte zurück. Gegründet im Jahr 2007, durchlief die Band einige Umbrüche, bevor sie seit 2015 in stabiler Besetzung am Start ist. Schon das Debüt Ilsomir (2017) zeigte, dass hier eine Band am Werk ist, die ihren Black/Death Metal nicht als bloße Kopie der großen Namen begreift, sondern in Eigenregie eine eigene Sprache finden will. Drei Jahre später folgte die EP Tolas, die diesen Weg fortsetzte und live bei Shows mit Gruppen wie Friisk, Verheerer oder Groza erprobt wurde. Call From The Outer Space, das am 5. September 2025 ohne Labelunterstützung in kompletter Eigenregie veröffentlicht wurde, ist nun das zweite vollständige Album der Band – ein Werk, an dem über Jahre gearbeitet wurde, aufgenommen im Irsins Sound Studio, veredelt von Alexander Pojda im Holodeckstudio und cover-optisch gekonnt eingefasst von Drowned Orange.

Der Opener בְּרֵאשִׁ֖ית (Bereshit) legt bereits sehr früh den Grundstein: ein beschwörender Beginn, der Schöpfung und Anfang thematisiert. Fusion zieht das Tempo an, wirkt scharfkantig und mit einem deutlichen Death-Metal-Einschlag, bevor Terraformation die kosmische Bildwelt des Albums erweitert – Entstehung, Wachstum, die Verlockung des Neuen. Mit dem Song Black Hole Demon schlägt das Pendel deutlich in Richtung Black Metal aus, voller Tremolo-Riffs und Schlagzeuggewitter, während Martian Blues eine trockenere, fast wüstenhafte Atmosphäre trägt und so einen willkommenen Kontrast schafft – zudem bleiben die hymnenhaften Melodien nachhaltig hallend in Erinnerung und man mag den Song einfach gern erneut hören.

Die Mitte des Albums setzt dann andere Akzente. Nullpunkt geht mit schwerem, doomigen Schritt voran, kalt und eindringlich, ehe Maelstrom seinen Wirbel entfaltet. Kein Zufall, dass genau dieser Song als erste Single und als Videoauskopplung erwählt wurde: Er bündelt den Sog und die Wiederkehr, die das Album auszeichnen, ohne auf schnelle Eingängigkeit zu setzen.
Saggitarius A* blickt an den Ereignishorizont eines schwarzen Lochs, während A Glimpse From The Other Side wie ein vorsichtiges Herauslehnen in eine andere kosmische Dimension wirkt.

Im letzten Drittel des Albums zieht sich der Bogen enger zusammen: Collapse markiert spürbar den Punkt des Zerfalls, ein Rückgratstück mit klarer Struktur, das direkt in das Finale Apocryphus: Sub Specie Aeternitatis überleitet. Dieser letzte Song bringt keine künstliche Überladung, sondern eine ruhige, konzentrierte Verdichtung – fast wie ein Blick von oben auf den gesamten Zyklus des Albums.

Was das Album Call From The Outer Space in Gänze ausmacht, ist weniger die einzelne Stärke eines Songs, sondern die Balance der elf Stücke als Ganzes. Nosturaack schaffen es, zwischen Tempo und Schwere, zwischen Black- und Death-Metal-Elementen, zwischen kosmischer Weite und erdiger Direktheit eine klare Dramaturgie zu entwickeln. Zoi am Mikrofon setzt die passenden Akzente – rau, kantig, aber immer nachvollziehbar – und die Gitarrenarbeit von Arillus und Oz baut Klangflächen, die nie in überflüssige Ornamentik abdriften. Die Produktion ist differenziert und trocken gehalten, was die Musik zu jeder Zeit atmen lässt: Drums und Bass stehen klar im Raum, die Gitarren haben Körnung, der Gesang sitzt präsent, aber nicht überlagernd.

Das Resultat ist ein Album, das nie vorhersehbar wirkt und bei dem keine Langeweile aufkommt. Kurze, nachhaltige Hooks wechseln sich mit langen Spannungsbögen ab, ohne dass die Songs beliebig wirken. Nosturaack zeigen hier nicht nur gewachsene Erfahrung im Songwriting, sondern auch ein sicheres Gespür für Dynamik.

Nosturaack – Call From The Outer Space
Fazit
Call From The Outer Space ist ein überzeugendes zweites Album, das die Stärken der Band bündelt und zugleich neue Facetten offenlegt. Mit elf Songs, die einen Bogen von Entstehung bis Zerstörung spannen, liefern Nosturaack ein Werk, das durchdacht, packend und in jeder Sekunde handwerklich sauber umgesetzt ist. Die Produktion trägt ihren Teil dazu bei, dass Details erkennbar bleiben und nichts im Klangbrei untergeht. Vor allem aber sorgt das Songwriting dafür, dass die Platte kurzweilig bleibt und immer wieder überrascht. Eine 8,9 von 10 ist hier ohne Frage gerechtfertigt.

Anspieltipps: Martian Blues, Maelstrom und Nullpunkt
Dave S.
8.9
Leserbewertung6 Bewertungen
8.9
8.9
Punkte