Artist: Purpendicular
Herkunft: Deutschland
Album: Human Mechanic
Spiellänge: 47:01 Minuten
Genre: Hard Rock
Release: 23.09.2022
Label: Metalville
Link: http://purpendicular.eu/
Bandmitglieder:
Gesang – Robby Thomas Walsh
Schlagzeug – Ian Paice
Gitarre – Herbert Bucher
Keyboards – Christoph Kogler
Bass – Nick Fyffe
Tracklist:
- The Nothing Box
- Ghost
- No One’s Getting Out
- Something Magical
- Human Mechnaic
- Tv Stars & Internet Freaks
- Made Of Steel
- Soul To Soul
- Four Stone Walls
- Pathing Through
Tributebands von Deep Purple gibt es ja nun einige. Wenn aber ein oder auch mal mehrere Mitglieder des Originals bei der Band spielten und noch spielen (Ian Paice als fester Drummer), dann muss die Band schon etwas Besonderes haben. Diese Tributeband wurde bereits 2017 vom irischen Sänger Robby Thomas Walsh gegründet und fuhr schnell Erfolge ein. Nach einem Treffen mit Ian Paice im Jahre 2012 beschloss dieser, die Band zu deren 40-Jahre-Machine-Head-Tournee zu begleiten. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft, die bis heute anhält. Das Line-Up von Purpendicular erfuhr im Laufe der Zeit einige Veränderungen. Neben Roger Glover am Bass und Frank Pané an der Gitarre waren u.a. an der Entstehung der bisherigen Platten auch Ferdy Doernberg (Axel Rudi Pell) und Tony Carey (ex-Rainbow) beteiligt. Bereits 2015 wurde die erste Platte This Is The Thing mit eigenen Songs veröffentlicht und 2017 folgte Venus To Volcanus. Nun ist es immer schwierig für eine Tributeband, einen eigenen Sound zu kreieren, der sich doch vom Original unterscheidet und trotzdem unverkennbar bleibt. Das ist der Band bereits auf den ersten beiden Platten recht gut gelungen und jetzt kommt mit Human Mechanic die dritte Platte mit eigenem Liedgut auf den Markt. Gelingt es Purpendicular diesmal, sich aus der direkten Umklammerung von Deep Purple zu befreien? Das wird spannend, da ja Ian Paice als fester Bestandteil sein typisches Spiel beisteuert. In 47 Minuten werden wir das wissen.
Es beginnt mit The Nothing Box. Ein paar psychedelische Sequenzen, die von einer gekonnt gespielten Hammondorgel unterbrochen werden. Christoph Kogler hat sich von Jon Lord inspirieren lassen und bedient dieses Instrument wahrlich meisterhaft. Der Gesang von Walsh passt auch hierher (Gillan lässt grüßen) und die aufkeimenden Ähnlichkeiten zum Vorbild sind nicht zu leugnen. Gitarre trifft Orgel, auch das gab es ja schon, wird im Mittelteil eingeflochten und hätte von den Urvätern nicht besser gemacht werden können. Mit Ghost geht es weiter. Etwas schräg die Klampfe zu Beginn, aber viel Hammondorgel macht das wett. Der Refrain ist dann ein typischer Purple Refrain, der auch zu einer 90er-Jahre-Platte hätte passen können. Dann gibt’s ein Herbert Bucher Solo, das den gesamten Song aufwertet. Dabei wird nicht auf rasantes Spiel gesetzt, sondern eher im Midtempo-Bereich gegroovt. Hier ist auch der typische, minimalistische, auf den Punkt getrommelte Purple Sound zu hören. No One’s Getting Out wirkt etwas moderner, vor allem im Gitarrenbereich wird auf Eigenständigkeit gesetzt, auch wenn die eine oder andere Harmonie schon mal irgendwo zu hören war. Trotzdem ein starkes Stück. Das etwas schwächere Something Magical, das stimmlich und auch mit den eingebauten Breaks nicht so gut rüberkommt, ist als Nächstes dran. Der Song hat seine Wurzeln irgendwo in der bluesigen Vergangenheit der Urväter von Deep Purple und zumindest Hammond und Gitarre haben einen großen Auftritt – da könnte man sich live vielleicht ein Battle à la Lord/Blackmore vorstellen.
Der Titeltrack Human Mechanic hätte auch direkt von den omnipräsenten Vorbildern stammen können. Wäre der zu Zeiten von Mark II oder II herausgekommen, dann wäre da kein Unterschied feststellbar gewesen. Hatte Paice den vielleicht noch in der Schublade liegen? Es geht weiter mit Tv Stars & Internet Freaks, in dem die heutige Zeit angeprangert wird. Ohne Selbstdarstellung im Netz geht heute ja kaum noch was. Musikalisch groovt es ordentlich und wieder ist es Herbert Bucher, der mit seinem Spiel das Stück deutlich bereichert. Made Of Steel beginnt typisch wie ein Deep Purple Track und wird dann zu einem lockeren, ruhigeren Rocksong, der im Mittelteil Bucher-lastig wird. Dessen Spiel lässt den bis dahin eher verhaltenen Track noch mal richtig spannend werden. Soul To Soul ist eine Ballade, die mit Piano und Gesang auskommt. Dann wird es wieder rockig. Riff, Orgel, Drum und Bass bereiten den Boden für ein typisches Classic-Rock-Stück, bei dem das Hammondorgelsolo vom Gitarrensolo abgelöst wird, nur um dann gemeinsam weiterzumachen. Der Bass von Nick Fyffe pumpt derweil im Hintergrund und schlagzeugmäßig sehe ich Paice in typischer Pose vor mir. Das ist sein Stil. Mit dem instrumentalen Pathing Through endet die Platte. Hier hätte Morse seine Freude dran gehabt. Das ist so ein typischer Song, der auch von ihm hätte kommen können.