Queensrÿche, Firewind und Mirrorplain am 07.08.2019 im Z7 in Pratteln

Pratteln feiert den Oldschool-Shit

Event: The Verdict Tour 2019

Headliner: Queensrÿche

Vorbands: Firewind, Mirrorplain

Ort: Konzertfabrik Z7, Kraftwerkstr. 7, 4133 Pratteln, Schweiz

Datum: 07.08.2019

Kosten: 46,00 CHF VVK

Besucher: ca. 1200

Genre: Progressive Metal, Heavy Metal, Power Metal, Alternative Metal, Hardrock, Alternative Rock

Veranstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch und Good News Production AG https://www.goodnews.ch

Link: https://www.facebook.com/events/2051075505192111/

Setlist Queensrÿche:
01. Blood Of The Levant
02. I Am I
03. NM 156
04. Man The Machine
05. Walk In The Shadows
06. Condition Hüman
07. Queen Of The Reich
08. Silent Lucydity
09. Operation: Mindcrime
10. Propaganda Fashion
11. Screaming In Digital
12. Take Hold Of The Flame
13. Eyes Of The Stranger
14. Light-Years (Zugabe)
15. Jet City Woman (Zugabe)
16. Empire (Zugabe)

Setlist Firewind:
01. Ode To Leonidas
02. We Defy
03. Head Up High
04. Few Against Many
05. World On Fire
06. The Fire And The Fury
07. Mercenary Man
08. Maniac (Michael Sembello Cover)
09. Falling To Pieces

Setlist Mirrorplain:
01. No. 1-0-7
02. Northstar
03. Judgement Day
04. Sealed Off
05. Drown

Härter und progressiver sollen die neuen Songs von US-Progressive Metal Flaggschiff Queensrÿche auf dem mittlerweile dritten Album The Verdict mit dem Ex-Crimson Glory Frontmann Todd LaTorre sein. Ob dem so ist, davon kann sich das Schweizer Publikum beim heutigen Auftritt in der Konzertfabrik Z7 überzeugen. Als Support fungieren heute die griechischen Power Metaller von Firewind und und die Landeier von Mirrorplain aus dem Sauerland. Für einen Mittwochabend ist der Ansturm relativ groß, doch bei dem Billing ist das nicht wirklich verwunderlich.

Mit wenigen Minuten Verspätung starten Mirrorplain aus dem unschönen Finnentrop im schönen Sauerland in den Konzertabend. Die Band um Frontmann Christian Döring ist seit 2011 aktiv und steigt nun mit No. 1-0-7 vom aktuellen Album Lost In Paradise in ihr Set ein. Für eine, hier in der Gegend, eher noch unbekannte Band finden sich auffällig viele Besucher vor der Bühne ein, auch wenn sich der eine oder andere einfach nur schon mal einen guten Platz für die nachfolgenden Bands sichern will. Oder liegt es doch daran, dass es draußen recht ungemütlich geworden ist und zeitweise recht ordentlich schüttet? Man weiß es nicht. Obwohl die Band aus meiner früheren Heimatregion kommt, habe ich noch nie von ihr gehört, aber sie hat sich auch erst nach meinem Wegzug gegründet. Auch die beiden bisherigen Alben Path Of Salvation (2017) und Lost In Paradise (2019) kenne ich nicht, doch was hier bei dem ebenfalls aktuellen Northstar aus den Boxen dröhnt, bewegt sich irgendwo zwischen Alternative Rock und Metal. Der rockige Sechser macht durchaus eine gute Figur und gerade die explosive Mischung aus Rock und Metal macht die Songs interessant. Die Songs wissen zu gefallen und Döring verausgabt sich total. Harte Riffs treffen auf eingängige Mitgeh-Melodien und epische Synthi-Einflüsse treffen auf die markante Stimme von Fronter Döring. Auch die nachfolgenden Songs Judgement Day, die Single Sealed Off und das abschließende Drown stammen allesamt vom neuen Album. Ich hätte gerne noch etwas altes Material der Jungs gehört, aber es ist nachvollziehbar, dass man die Möglichkeit nutzen will, die neuen Songs vorzustellen. Nach fünf Songs ist dann leider auch schon Schluss, doch die Sauerländer können den Auftritt durchaus als Erfolg verbuchen. Newcomer an die Front! Einen Abzug in der B-Note muss man sich allerdings für die Bühnenpräsenz gefallen lassen, denn abgesehen vom agilen Frontmann, herrscht auf der großen Z7-Bühne zu wenig Bewegung, aber woher soll die ganz große Bühnenerfahrung auch schon kommen?

Im Anschluss geht es mit der griechisch-deutsch-belgischen Kooperation Firewind um den griechischen Gitarrist Kostas Karamitroudis alias Gus G. weiter. Die filigranen Power Metaller sind nicht zum ersten Mal zu Gast im Z7 und  dementsprechend füllt es sich nun im Zuschauerbereich. Seit ich die Band zum letzten Mal gesehen habe, hat sich bei den Griechen einiges getan. Gus G.s Hauptaugenmerk liegt wieder bei Firewind und auch den Ex-Metallium Frontmann Henning Basse habe ich bei diesem Arbeitgeber noch nicht live gesehen, was einiges darüber aussagt, wie lange der letzte besuchte Gig zurückliegt. Das Gitarren-Genie habe ich zwar hier mit seinem Soloprogramm gesehen, aber das ist ja noch mal eine andere Baustelle. Mit dem epischen Ode To Leonidas geht es heute in die Show, was von dem feierwütigen Publikum lautstark honoriert wird. Nach dem Spoken Word Intro setzt sofort die Gitarre ein und erinnert an Electric Eye von Judas Priest. Mit dem anschließenden We Defy, ebenfalls vom noch aktuellen 2017er-Album Immortals wird es dann ungewohnt düster und schwer, doch ich finde, gerade hier passt die Stimme von Henning Basse sehr gut. Er schafft es problemlos, den Songs seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Am auffälligsten ist jedoch immer noch Bob Katsionis, der neben seiner Gitarre auch noch die Keyboards bedient, bemerkenswerterweise auch gleichzeitig und in unglaublicher Geschwindigkeit. Mit Head Up High geht die Zeitreise dann in der Bandgeschichte zurück und Basse schlägt sich auch hier in der Gute-Laune-Nummer recht gut. Egal, ob Few Against Many, World On Fire, The Fire And The Fury oder auch Mercenary Man, die Songs sind ein Feuerwerk an Power und spielerischer Virtuosität, für die natürlich Flitzefinger Gus G. sorgt, und nicht zuletzt ihren hymnenartigen Refrains. Glücklicherweise gehört der technisch versierte Gitarrist nicht zu der Saitenwichserfraktion, die mindestens einmal pro Song ihr Können in einem unnötigen Solo unter Beweis stellen müssen, er stellt sein Können ganz in den Dienst der Band. Sinnlose Frickelei bleibt heute außen vor. Das Publikum erweist sich als dankbar und feiert die griechische Multi Kulti Truppe vom ersten bis zum letzten Ton. Es wird getanzt, gebangt und gegrölt und selten verausgabt sich das Publikum hier so sehr bei einer Supportband, falls man Firewind noch als eine solche sehen kann. Doch hier geht noch mehr und komischerweise ist es wieder einmal das Michael Sembello Cover Maniac aus dem Film Flashdance, das hier am lautesten bejubelt wird. Die Fans geben noch einmal alles und nahezu das gesamte Z7, selbst in den hinteren Reihen, grölt die 80`s-Uptempo-Hymne mit. Dat Ding macht Spaß! Mit Falling To Pieces geht es dann noch einmal straight nach vorn und direkt ins fulminante Finale. Natürlich fehlen hier natürlich eine ganze Reihe von Songs, die man noch gerne gehört hätte, aber alles in allem ein perfekter Appetizer. Die Jungs dürfen gerne bald als Headliner wiederkommen!

In der Umbaupause zum Hauptact des Abends wird es dann richtig voll, was ganz sicher weniger mit dem Sauwetter zu tun hat. Bald 40 Jahre im hart rockenden Geschäft unterwegs, mehr als 20 Millionen verkaufte Alben weltweit, nicht grundlos genießt die Prog Metal Legende Queensrÿche solch einen hohen Stellenwert in der Szene. Zwar stammen die ganz großen Meilensteine der Band aus der Geoff Tate Ära, doch seitdem sich die Band, nach dem langwierigen Rechtsstreit mit dem Ex-Frontmann, wieder auf das Wesentliche konzentriert, sind sie auch wieder dick im Geschäft. Obwohl man seit 2009 mittlerweile zum fünften Mal in Pratteln auftritt, sind Queensrÿche noch immer ein Publikumsmagnet. Wie fast schon zu erwarten, entern die Amis die Bühne und steigen mit dem Opener Blood Of The Levant ihres aktuellen Albums The Verdict in ihr Set ein. Ich finde den aktuellen Output eigentlich gar nicht schlecht, es handelt sich um ein anständiges Album mit anständigen Songs und es sind die besten Songs mit Todd LaTorre, dennoch kann auch der dritte Frühling die Naturgesetze nicht außer Kraft setzen, und die besagen, die Band hat zwischen 1984 und 1990 ihr Pulver weitestgehend verschossen und wird nie wieder dementsprechend nachlegen können. Der Rucksack, den man mit sich rumschleppt, ist ganz einfach zu groß! Hätte es Alben wie Operation: Mindcrime und Empire nie gegeben, dann wäre The Verdict heute wohl der Burner, so aber ist es leider nur ein Album, mit dem man endgültig wieder in die Spur gefunden hat. Logisch will man die neuen Songs live vorstellen, doch zum Einstand hätte ich mir einen Klassiker gewünscht, der das Z7 gleich mal auf den Kopf stellt. Den gibt es dann aber in direktem Anschluss auf die Ohren, denn I Am I vom 1994er-Album Promised Land hat den Weg zurück auf die Setlist gefunden und wird nun lautstark abgefeiert. Queensrÿche sind in der Schweiz immer wieder gern gesehene Gäste und so ist Todd LaTorres Frage, wer die Band heute zum allerersten Mal sieht, wohl eher rhetorisch zu sehen, denn die Mehrheit des heutigen Publikums ist Wiederholungstäter. Erster Oldschool-Shit folgt mit NM 156 vom 84er-Album The Warning und sorgt dafür, dass in vorderster Front geschüttelt statt gerührt wird. Da man sich aber nicht auf alten Verdiensten ausruhen will, so der Ex-Crimson Glory Sänger, folgt mit Man The Machine ein weiterer neuer Track. Ein kleiner Seitenhieb in Richtung Geoff Tate, der ja 2020 Rage For Order und Empire komplett auf die Bühne zurückbringen will. Rage For Order findet dann auch hier Beachtung in Form von Walk In The Shadows, während ich auf Condition Hüman auch gut hätte verzichten können. Dann geht es jedoch Schlag auf Schlag, auf Queens Of The Reich hat natürlich das gesamte Z7 gewartet und die Location flippt regelrecht aus. Mit Silent Lucidity wird noch einmal etwas Tempo rausgenommen, doch die Schweizer sind nun so richtig in Feierlaune und steigen auch hier voll mit ein. Hier brennt heute nichts mehr an, Operation: Mindcrime wird genauso gefeiert, wie die anschließenden Propaganda Fashion, Screaming In Digital und Take Hold Of The Flame. Mit Eyes Of The Stranger folgt ein weiterer Höhepunkt, doch damit geht das offizielle Set dann auch schon zu Ende. Zufrieden, aber noch hungrig verlangt der Mob nach mehr und bekommt es in Form des aktuellen Light Years, bevor im großen Finale dann noch einmal gemeinschaftliches Ausrasten bei Jet City Woman und Empire angesagt ist. Dem ist nichts mehr weiter hinzuzufügen, großes Kino!