Raven Black Night – Run With The Raven

Ein gutes Album, das mehr Höhepunkte verdient hätte

Artist: Raven Black Night

Herkunft: Adelaide, Australien

Album: Run With The Raven

Spiellänge: 49:50 Minuten

Genre: Doom Metal, Epic Metal, Hard Rock

Release: 30.10.2020

Label: Saol

Link: https://www.facebook.com/ravenblacknightofficial

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Jim Petkoff
Gitarre – Perligrino Amorino
Bassgitarre – Tom Petkoff
Schlagzeug – Con Tunis

Tracklist:

  1. Water Well
  2. Castle Walls (Tears Of Leonidas)
  3. Searching Your Love
  4. Angel Eyes
  5. Sheeba (Queen Of The Ravens)
  6. Visions
  7. Her Sword Of Tears
  8. Ancient Call (Instrumental)
  9. Fire And Steel
  10. Ancient Rivers
  11. Holy Monastery
  12. Sheeba – Slight Return

Auch im Lockdown dringen die Konserven aus Downunder noch zu uns nach Europa. Die vielseitigen Doomer Raven Black Night aus Adelaide haben ihren dritten Longplayer veröffentlicht. Düstere Riffs mit einer undurchdringlichen Bassnote dringen diesen Herbst über das Label Saol in die weit geöffneten Ohren. In 50 Minuten bringt das Quartett zwölf schwere Tonspuren auf den Silberling. Wem die Gruppe nichts sagt, der braucht nicht vor Scham im Boden zu versinken. Ihre letzte Hörprobe Barbarian Winter hat bereits sieben Jahre auf dem Buckel. Viel produktiver waren die Petkoff Brüder jedoch vorher auch nicht. Aus dieser erneuten Pause heraus, brechen sie nun in neue Abenteuer auf.

Anfänglich stehen die Songs von Run With The Raven dicht an dicht, wie auf einer Perlenkette aufgezogen. Im weiteren Verlauf wird es luftiger und die kleinen Sequenzen, drei Stück an der Zahl, brechen das Eis zwischen den einzelnen Kompositionen und suchen ganz gewollt den Schulterschluss. Feuer frei, Water Well steigt in den Kanonenlauf. Der Opener erschafft direkt eine Ebene, mit der man arbeiten kann. Die Doom Metal Basis ist fest verankert, während Blues, Rock ’n‘ Roll oder Hard Rock Elemente episch angereichert den Weg aus der Anlage finden. Völlig solide der erste Sektor von Run With The Raven, welches Castle Walls (Tears Of Leonidas) noch mal bestätigen kann. Weniger Gesang, mehr instrumentelle Einzelaktionen und trotzdem im Konzept verankert schaffen die Australier genug Anschlagpunkte, die ein Hörer für den festen Halt benötigt. Gesanglich muss man Jim Petkoff mögen, der amerikanische wie britische Tugenden verinnerlicht hat. Im Auftrag der Krone schützt er zwar nicht die Queen, würde ihr auf der anderen Seite niemals den Dolch in den Rücken rammen. Dass die beiden Petkoff in der Band dominieren, spürt man von der ersten Sekunde. Der Bass von Tom läuft schnell heiß, während Jim die zweite Gitarre hochdreht und die Lyrics herausposaunt. Wo Searching Your Love, einer der besten Titel der Scheibe, noch alles richtig macht, kann Angel Eyes den Schwung nicht ganz mitnehmen. Der Druck in der Ohrmuschel ist hoch, vergisst leider Gottes alle Sinnesorgane zu befriedigen und rutscht in der Gunst unter die ersten drei Kompositionen ab. Harmonischer veranlagt: Sheeba (Queen Of The Ravens). Platz zum Träumen gibt der beeindruckende Sternenhimmel der ewigen Steppe ihrer Heimat.

Trotz der positiven niedergeschriebenen Worte hat Run With The Raven viele kleine Kanten. Alles andere als charakterlos walzt der Raven Black Night Zug durch die eiskalte Wüstennacht. Rauchverhangen durch den alten Kohleantrieb der Zugmaschine, bleiben viele graue Flecken zurück. Die Protagonisten drehen gerne auf, überziehen ihre Kurve nicht und bleiben ihrer Handschrift in der Regel treu. Kein absoluter Überflieger. Spaß macht die einfache Handhabe beim Songwriting und die humorlosen Refrains wie bei Visions, die im Kopf bleiben. Schroff kann es gleichermaßen zugehen, was z.B. Fire And Steel und Holy Monastery offenbaren. Nicht immer bleiben die Raben ihrer anfänglichen Grundhaltung treu. Das gibt Platz für kleine Ausbrüche, die dem gesamten Konstrukt weiter guttun.

Raven Black Night – Run With The Raven
Fazit
Für mich bleibt das erste Drittel das Herz des Longplayers. Je länger die Rhythmen den Körper malträtieren, desto mehr Zugriff verlieren sie beim Hörer. Ganz aus der Hand lassen sie die Zügel nicht gleiten, nur kommen sie im Gesamtbild nicht über ein gelungenes Album hinaus. Für einen Achtungserfolg fehlt der Schlüssel, der bis zum letzten Ton die kleinen Schlösser öffnet. Schlecht ist es nicht, was Raven Black Night anbieten und es könnte durchaus vorkommen, dass Run With The Raven in den nächsten Wochen bei mir noch mal läuft.

Anspieltipps: Searching Your Love und Sheeba (Queen Of The Ravens)
René W.
7.3
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