Regarde Les Hommes Tomber – Ascension

Das Beste kommt zum Schluss

Artist: Regarde Les Hommes Tomber

Herkunft: Nantes, Frankreich

Album: Ascension

Spiellänge: 46:51Minuten

Genre: Black Metal, Post Black Metal

Release: 28.02.2020

Label: Season Of Mist

Link: https://www.facebook.com/pg/rlhtband/

Bandmitglieder:

Gesang – TC
Gitarre – JJS
Gitarre – AM
Bassgitarre – AB
Schlagzeug – RR

Tracklist:

  1. L’Ascension
  2. A New Order
  3. The Renegade Son
  4. The Crowning
  5. Stellar Cross
  6. La Tentation
  7. Au Bord Du Gouffre

Von der aus Nantes stammenden Band Regarde Les Hommes Tomber hatte ich vorher noch nichts gehört, dabei gibt es sie schon seit dem Jahr 2013. Gleich mit ihrem ersten Album, das sie nach dem Bandnamen benannten, konnten sie einige Aufmerksamkeit erringen. In 2015 gab es dann den Nachfolger Exile, und nicht nur mit ihren Songs, sondern auch mit ihren Liveauftritten konnten sie die Fanschar stetig vergrößern. Nun erschien am 28.02. über Season Of Mist der letzte Teil der Trilogie. Ascension heißt das Werk, das neben den fast schon üblichen Formaten CD, Digipak und Coloured Vinyl auch auf Kassette veröffentlicht wurde.

Draußen scheint die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, und ich sitze also mit meinem Laptop auf dem Balkon, um ein Review zu einem Black Metal Album zu schreiben. Geht nicht? Geht doch! Kopfhörer auf, einen Schluck von dem leckeren Rotwein genommen und auf „play“ gedrückt. Nachdem der erste Hördurchlauf sich aber doch ziemlich zog, habe ich mir mal zum Vergleich die beiden Vorgängeralben angehört. Und so nacheinander weg, kann man schon hören, welch‘ eine Entwicklung Regarde Les Hommes Tomber gemacht haben. Auf dem Debütalbum mäandern sie noch ziemlich unschlüssig umher, auf Exile kommen sie „ihrem“ Sound dann schon wesentlich näher. Zwischen den beiden Alben lagen zwei Jahre, aber für Ascension haben sie sich jetzt fünf Jahre Zeit gelassen. Jetzt sind sie wohl tatsächlich so weit, dass sie klingen, wie sie klingen wollen.

Nach dem Intro, das dem Album den Namen gab, ergehen sich Regarde Les Hommes Tomber überwiegend in sehr geilem Black Metal Geschreddere. Viel passiert beim groben Anhören nicht, hier mal eine etwas ruhigere Passage, dort mal ein Riff, das heraussticht. Wenn man allerdings genauer hinhört, tauchen nach und nach immer mehr Feinheiten aus dem Nebel auf, sind kurz klar zu sehen – bzw. natürlich zu hören – und verschwinden dann schon wieder. Bemerkenswert der Gesang von TC, bei dem ich mir immer noch unschlüssig bin, ob es ein klagender, ein anklagender oder ein aufrührerischer ist. Er passt allerdings richtig gut in das Korsett, das Regarde Les Hommes Tomber hier noch ziemlich straff geschnürt haben.

Dann kommt Stellar Cross, und ich habe das Gefühl, damit schauen die fünf Männer noch einmal zurück auf ihr Debütalbum. Im Verhältnis zu den drei vorangegangenen Songs gibt es hier sehr viele Tempo- und Rhythmuswechsel, ruhige Passagen werden abgelöst von purer Black Metal Ekstase. Hier singt TC dann auch mal im Klargesang, der ist allerdings „entbehrlich“. Er beherrscht tatsächlich besser die Post Black Metal-artigen Gesangsarten.

Beim letzten Interlude La Tentation komme ich mir dann vor, als ob ich Ohrenzeuge der Vorbereitung eines Beschwörungsrituals werde. Viele Stimmen flüstern und sprechen durcheinander und werden abgelöst von Kirchenglocken, die laut und regelmäßig erschallen. Der Höhepunkt des Albums ist dann mit dem letzten und zweitlängsten Song Au Bord Du Gouffre erreicht. Man möchte den Männern zurufen „warum denn nicht gleich so?“, wobei das wahrscheinlich über das ganze Album dann zu viel des Guten gewesen wäre. Hier zeigen sich die fünf noch einmal von ihrer sehr kreativen Seite und bauen eine Soundwand auf, die ich sonst nur vom Post Rock kenne. Streckenweise erinnern sie mich hier musikalisch tatsächlich ein wenig an einen Hybrid aus Behemoth und Imperium Dekadenz. Langsam und fast schon unmerklich baut sich dieser Song zum Kulminationspunkt hin auf, und Regarde Les Hommes Tomber führen den Hörer zum Schluss gefühlsmäßig in eine riesig große Treibsandfalle, aus der es kein Entrinnen gibt.

Regarde Les Hommes Tomber – Ascension
Fazit
Leicht haben es Regarde Les Hommes Tomber es mir mit Ascension nicht gemacht. Aber nach dem drölfzigsten Hören, und vor allem auch im direkten Vergleich mit den beiden Vorgängeralben ist das meiner Meinung nach tatsächlich eine massive Steigerung und der würdige Abschluss dieser Trilogie. Das Album wird wohl eher nicht in meinen Top 5 des Jahres 2020 landen, aber ich hoffe, dass die Männer auch in Zukunft zeigen, wie kreativ sie doch sein können.

Anspieltipps: A New Order, Stellar Cross und Au Bord Du Gouffre
Heike L.
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