RPWL – Crime Scene

'Böse' Inhalte atmosphärisch verpackt

Artist: RPWL

Herkunft: Freising, Deutschland

Album: Crime Scene

Spiellänge: 45:05 Minuten

Genre: Prog Rock, Artrock

Release: 17.03.2023

Label: Gentle Art Of Music

Link: http://www.rpwl.net

Bandmitglieder:

Gesang, Keyboards – Yogi Lang
Gitarre, Keyboards – Kalle Wallner
Schlagzeug – Marc Turiaux
Bass – Marcus Grützner

Tracklist:

  1. Victim Of Desire
  2. Red Rose
  3. A Cold Spring Day In ’22
  4. Life In A Cage
  5. King Of The World
  6. Another Life Beyond Control

Die bayerischen Artrocker von RPWL veröffentlichen ihr bereits 19. Album (Live und Studio). Mit Crime Scene widmen sie sich dem Bösen und den Abgründen des menschlichen Verhaltensspektrums. In sechs Songs wird das Perverse, Morbide besungen und mit einem typischen dichten, atmosphärischen Teppich umhüllt. Dabei wird dann auch das neue feste Bandmitglied am Bass, Marcus Grützner, gebührend vorgestellt. Er ersetzt die Gastbassisten Sebastian Harnack, Jürgen Richter und Frank Thumbach. Dass er seine Sache hier bereits mehr als nur zufriedenstellend erledigt, ist an vielen Stellen zu hören.

Mit Victim Of Desire beginnt das Album. Bereits die ersten Töne lassen keine Zweifel aufkommen, dass hier nicht nur RPWL draufsteht, sondern auch drin ist. Kalle Wallner brilliert an der Gitarre, während Yogi Lang an den Keys und im Gesang dem Stück Unverwechselbarkeit verleiht. Dazu untermalend, punktiert und sing-dienlich Grützner, der Neue, und Marc Turaux, die sichere Bank am Schlagzeug. Gefühlt schon mal in dieser Art gehört, erschließt sich aber immer wieder Neues bei mehrmaligem Hinhören. Die Grundmelodie weiß hier zu gefallen und zeigt uns mal wieder, dass sich der deutsche Artrock nicht verstecken braucht. Mit über acht Minuten ein komplexer Opener. Red Rose schließt sich an. Etwas verhaltener als das Eröffnungsstück wird nun mehr Wert auf akustische Gitarre und die inhaltlichen Themen gesetzt. Dabei wird an dieser Stelle die Liebe von Carl Tänzler zur verstorbenen Elena thematisiert. Dabei handeln die Songs inhaltlich nicht nur von den Gräueltaten bekannter Gewalttäter wie Karl Denke, sondern lassen sich auch auf die Lockdown-bedingten Zunahmen von häuslicher Gewalt adaptieren. Trotz der schon fast romantischen Anwandlungen im Track erscheint der Song zunächst etwas unzugänglicher und man hat das Gefühl, die Handbremse ist noch angezogen. Das bleibt auch so und irgendwie fehlt die Initialzündung. Hier ist ein mehrmaliges Zuhören vonnöten, was ja grundsätzlich nicht schadet. Es folgt der kürzeste Song der Platte. A Cold Spring Day In ’22 gibt sich da poppiger. Leicht, locker und trotzdem RPWL tauglich. Inhaltlich geht es da schon nicht ganz so leicht und locker zu. So heißt es in einer Textzeile: ‚Time has left six corpses without head‘. Gesanglich bietet Yogi die gesamte Bandbreite seiner Stimme und geht mehr in die Offensive. Deutlich ist dies in Life In A Cage zu hören, bei dem dann die Stimme verfremdet erklingt. Kalle kann mal wieder seine Klasse als Gitarrist zeigen und das starke Solo wird leider viel zu früh ausgeblendet. Marc Turaux beweist einmal mehr, wie wichtig sein Drumming für die Songs ist.

Dann kommt das Highlight der Platte. Der dreizehn Minuten lange Track King Of The World vereint alle Tugenden von RPWL. Große Melodie, Instrumentalisierung vom Feinsten. Yogi Lang und Kalle Wallner, die sich hier die Bälle zuspielen und dazu Basssequenzen, die zeigen, dass der richtige Mann am Viersaiter steht. Das auf den Punkt gespielte Schlagzeug rundet das ab und gibt Platz für die Sphären, in denen sich die Gitarre ausleben kann. Das Wechselspiel von Synthis und Gitarre ist schon ganz großes Kino und bedarf keiner Worte, einfach nur lauschen. Live muss das göttlich sein. Der letzte Song Another Life Beyond Control hat es da schwer. Trotz Gilmour angelehnter Klampfe, den leichten, jazzigen Einflüssen und dem thematischen über dreißig Opfern des Massenmörders und Kannibalen Denke, dient der Track trotzdem als gekonnter Abschluss eines insgesamt überzeugenden Werkes.

RPWL – Crime Scene
Fazit
Der Ausflug in das All ist abgeschlossen und die Rückkehr zur Erde hat insgesamt gutgetan. Auf Ihrem neuesten Streich wird sich der dunklen Seite der Menschheit gewidmet. Die gesellschaftlichen und persönlichen Schattenseiten haben die Songschreiber animiert und die Frage, ob es genetische, soziale oder andere Faktoren gibt, die das Böse beeinflussen, werden hier nur angekratzt. Musikalisch steht RPWL auf dem Cover und innen drin findet sich das auch wieder. Gelungenes Album mit ein, vielleicht zwei nicht sofort greifenden Tracks. Insgesamt aber eine überdurchschnittliche Scheibe.

Anspieltipps: Victim Of Desire, Life In A Cage und King Of The World
Kay L.
9
Leser Bewertung3 Bewertungen
6.1
9
Punkte