The New Roses, Nothing But Wild Tour 2022 am 03.06.2022 in der Kieler Räucherei

Ob vor Zigtausenden oder vor einigen Hundert, The New Roses geben immer alles

Event: Nothing But Wild Tour 2022

Bands: The New Roses, Losing Gravity

Ort: Räucherei Kiel (verlegt vom Albatros, Bordesholm)

Datum: 03.06.2022

Kosten: 29,50 Euro VVK, ausverkauft

Genre: Rock ’n‘ Roll

Besucher: 450

Veranstalter: Kulturverein Räucherei

Link: https://www.thenewroses.com/home.html

Setlisten:

  1. Just For The Summer
  2. Nothing Gonna Change This
  3. All You Never Needed
  4. Feel Alive
  5. Get Loose
  6. Best Of Me
  7. Something Better
  8. Living In Riddles
  9. This Feeling
  10. King Of The Hill

  1. Nothing But Wild
  2. Can’t Stop Rock ’n‘ Roll
  3. Life Ain’t Easy (For A Boy With Long Hair)
  4. Dancing On A Razorblade
  5. It’s A Long Way
  6. Heartache
  7. For A While
  8. Whiskey Nightmare
  9. Devil’s Toys
  10. Don’t Stop Believin‘ (Journey Cover) Stadtsong akustisch
  11. Glory Road
  12. Gimme Your Love
  13. Every Wildheart
  14. One More For The Road
  15. Down By The River (Bob Seeger Cover)

Zugabe:

  1. Ride With Me
  2. Forever Never Comes
  3. Thirsty
  4. Old Time Rock’n‘ Roll

Der heutige Abend steht ganz im Zeichen des Rock ’n‘ Roll. The New Roses kommen im Rahmen ihrer Nothing But Wild Tour mal wieder in den hohen Norden. Geplant war das Konzert bereits 2020 im Albatros in Bordesholm, der Location, in der wir die vier 2015 im Rahmen der Without A Trace Tour kennenlernen durften. Heute sind sie nun in der Kieler Räucherei, um ihre, nach eigenen Worten, längsten Tour der Bandgeschichte (die Tour begann 2020) fortzuführen. Der eigentliche Austragungsort musste leider pandemiebedingt seine Tore schließen. Das Konzert ist seit Langem ausverkauft und so finden gute 450 Gäste den Weg in die Kulturveranstaltungsstätte. Heute spielen zeitgleich in der Kieler Pumpe Mono Inc., zu denen wir eigentlich auch wollten. Das sind die Auswirkungen der ganzen Tourverlegungen, und so kommen solche Überschneidungen zustande. Wir haben uns für die Rosen entschieden, da wir die Monos bereits vor drei Wochen in Hamburg gesehen haben (Bericht hier). Als Vorgruppe haben die The New Roses die noch junge Band Losing Gravity dabei, die mit ihrem ersten Full Length Longplayer im Gepäck die Leute anheizen soll.

Pünktlich um 20:00 Uhr geht dann auch das Licht aus und die fünf Jungs aus Texas, Frankfurt und Österreich kommen auf die Bühne. Bereits im Vorfeld habe ich von Ultra-Hardcore-Roses-Fan Debbie Rädel erfahren, dass nur der Sänger ein waschechter Amerikaner ist. Bisher kannte ich die Band nicht, aber das ist ja das Schöne an unbekannten Bands, man entdeckt immer wieder geile, neue, aufstrebende, engagierte Musiker. Mit Just For The Summer vom aktuellen Album Headed South starten diese und von der ersten Minute an wird gerockt. Vom ersten Moment volle Pulle und Sänger Chase Wilborn kann nicht nur mit gutem Aussehen punkten, sondern hat auch noch Stimme. Schön kratzig und rau passt er zu dem mit leichtem Südstaaten-Charme versehenen Track. In diesem Stil geht es munter weiter. Die Kapelle hat neben einem Frontmann mit Ausstrahlung auch noch hinter den Drums einen weiteren sehenswerten Musiker. Max Friedrich bearbeitet seine Felle mit einer Vehemenz und mit Präzision, dass es eine Freude ist, ihn dabei zu beobachten. Schnell ist er schweißgebadet und spielt im Sitzen und Stehen und liefert dadurch eine stabile Basis, die durch Bassist Lars Palenzatis kraftvoll unterstützt wird. Da ich die Band ja nicht kannte, fiel mir erst später auf, dass der Stammgitarrist Julian Lapp nicht dabei ist und durch Ricco Urner, Zwillingsbruder des Keyboarders Lucas, ersetzt wurde. Das hat dieser souverän gemeistert und nicht selten gibt es ein feines, kleines Solo. Auch Sänger Chase kann in bester Manier nur mit Stimme und Gitarre überzeugen. Ansonsten geht es schnell und rockig durch die Songs, die live noch ein Stück härter rüberkommen als auf Platte (im Nachgang geholt und angehört). (K)eine Überraschung gibt es dann beim Song Living In Riddles. Da kommt Timmy Rough mit auf die Bühne und der Song wird zusammen gespielt. Das hätte man sich natürlich denken können, denn auch auf der Platte ist dieser Track von beiden zusammen eingesungen worden. Nach This Feeling, einem der ersten Songs, mit denen Losing Gravity Aufmerksamkeit erregten, wird mit King Of The Hill der Gig beendet. Das war ein gelungener Auftritt, der den Jungs viele neue Fans beschert haben dürfte.

Dann wird schnell abgebaut und alles für die The New Roses vorbereitet. Dabei unterstützt der gute Holli, der schon oft mit den Rosen auf Tour war und ist und auch heute die technischen Feinheiten regelt. Die gute halbe Stunde wird für Kaltgetränke Versorgung und etwas frische Luft genutzt. Auch ein Schwätzchen mit Debbie ist drin und so wird sich nach langer Zeit mal wieder ausgetauscht. Debbie hat inzwischen Jubiläum gefeiert und über hundert Auftritte ihrer erklärten Lieblingsbands gesehen und freut sich noch immer wie beim ersten Mal über die sympathischen Musiker. Außerdem hat sie immer nette kleine Anekdoten zu berichten, die ihr im Laufe der Jahre so untergekommen sind. Um 21:15 Uhr geht das Licht aus und unter lautem Applaus betreten Dizzy, Hardy, Urban und Timmy die Bühne. Sichtlich erfreut und gut gelaunt geht es an die „Arbeit“. Die beginnt dann erwartungsgemäß mit dem Song, der der Tour ihren Namen gibt. Nothing But Wild. Das dazugehörige Album ist ja ein Erfolgsalbum der Rosen gewesen, hat es in Deutschland immerhin in die Top 10 der Charts geschafft und für Aufsehen gesorgt. Gewohnt lässig agiert Hardy am Bass und gewohnt cool beackert Urban das Schlagzeug. Abgeklärt, Dizzy an der Gitarre, zwar nicht so ein Beau wie der ausgeschiedene Norman, aber trotzdem virtuos und dazwischen Frontsau Timmy, der ab der ersten Minute klarmacht, dass es heute Abend Rock ’n‘ Roll in Vollendung gibt. Damit könnte man es belassen und wer die Rosen kennt, der weiß, dass jetzt ein Feuerwerk an geilen Rocknummern folgt. Die ausverkaufte Räucherei ist dankbar und alles geht einfach mit. Can’t Stop Rock’n‘ Roll (wie passend) und Life Ain’t Easy (For A Boy With Long Hair) schließen sich an. Der höher gelegene Balkon ist ebenfalls gut besucht und auch da geht die Post ab. Überall wird sich bewegt, getanzt und mitgesungen. Timmy versteht es, das Publikum einzubeziehen und so entwickelt sich eine familiäre Atmosphäre. Immer wieder sucht der Frontmann den Kontakt zum Publikum und man merkt allen agierenden Musikern an, wie sehr sie es genießen, vor Publikum spielen zu dürfen. Wenn man bedenkt, dass die The New Roses vor Zigtausenden als Support von Kiss auftreten, dann muss das hier wie ein Wohnzimmerkonzert sein. Tja, und der Rest der Veranstaltung ist einfach nur geil. Es gibt Songs aus allen Schaffensphasen der Rosen. It’s A Long Way (der hoffentlich nicht so schnell zu Ende ist), For A While in einer geilen Version und Heartache lassen es an nichts fehlen. Dann gibt es mit Journeys Don’t Stop Believin‘ den speziellen Stadtsong, dem Glory Road und Gimme Your Love folgen. Immer wieder faszinierend Timmys Stimme, die sich wie nach Tagen auf staubiger Straße mit nichts außer Whiskey zum Benetzen anhört.

Mitsingpotenzial gibt es dann bei One More For The Road und bei It’s A Long Way, wobei sich der „Long Way“ der The New Roses ausgezahlt hat. Sie haben nichts von ihrer Popularität wie zu Beginn der Pandemie eingebüßt. Die zwei Jahre Zwangspause haben eventuell etwas an Kondition gekostet und auch die kleine pandemische Zulage in der Mitte des Körpers ist noch nicht ganz wider weg, aber sie können noch immer rocken und das beweisen sie hier eindrucksvoll. Nach Down By The River ist dann der reguläre Teil vorbei, wobei sich die Jungs nicht lange bitten lassen und mit Ride With Me, Thirsty und Forever Never Comes als Zugabe das Set beenden wollen. Dann gibt’s noch einen obendrauf. Zu Bob Seegers Song Old Time Rock’n’ Roll kommen Losing Gravity mit auf die Bühne und die beiden Frontmänner schmettern gemeinsam den Refrain in die kochende Halle. Damit endet dann die gemeinsame Tour, denn The New Roses stehen erst mal wieder mit Kiss und bei einigen Festivals auf der Bühne, bevor im Herbst die neue Platte und eine neue Tour anstehen. Für Losing Gravity geht eine spannende Zeit vorbei, bei der sie neue Fans und bestimmt auch viel Erfahrung sammeln durfte.

Genau so muss ein Abend mit cooler Mucke und einer bzw. zwei engagierten Bands sein. Den Rosen merkt man nicht an, dass sie heute vor „nur“ 450 Gästen spielen. Sie geben alles und man merkt in jeder Sekunde, wie sie es genießen, auf der Bühne zu stehen und endlich wieder live spielen zu dürfen. Kurz nach 23:00 Uhr ist das Spektakel dann zu Ende und die Räucherei wird hell erleuchtet. Beide Bands lassen es sich nicht nehmen und kommen für einen kurzen Plausch, Fotos, Autogramme und für ein „einfach nur bei den ausharrenden Fans zu sein“ vor die Bühne. Und das macht eine fannahe Band aus. Sie brauchen keine VIP-Tickets und sie schotten sich auch nicht ab. Sie sind einfach da und ich denke, sie genießen das auch in vollen Zügen. Vielleicht wird es ab der nächsten Platte und dem anhaltenden Erfolg irgendwann noch etwas anders, aber hier und heute ist es eine Band zum Anfassen. Nach einem ausführlichen Gespräch mit Urban über Kiss, Vitamin B in der Musikbranche und sonstigen spannenden Themen, verlassen wir zufrieden und happy die Location. Da die neue Tour bereits angekündigt ist, werden wir sie spätestens da wiedersehen, zuvor aber noch beim Soundcheck auf der Kieler Woche und auch als Vorgruppe bei Kiss in Hamburg.