Ulthar – Anthronomicon

Kalifornische Lovecraft-Jünger mit ihrem dritten Streich

Artist: Ulthar

Herkunft: USA

Album: Anthronomicon

Spiellänge: 40:50 Minuten

Genre: Black Metal, Death Metal

Release: 17.02.2023

Label: 20 Buck Spin

Link: https://ulthar666.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Shelby Lermo
Gesang und Bassgitarre – Steve Peacock
Schlagzeug – Justin Ennis

Tracklist:

1. Cephalophore
2. Fractional Fortresses
3. Saccades
4. Flesh Propulsion
5. Astranumeral Octave Chants
6. Coagulation Of Forms
7. Larynx Plateau
8. Cultus Quadrivium

Ulthar ist ein Dorf im Cthulhu-Mythos von H.P. Lovecraft und eben der Namen dieser amerikanischen Truppe, die bereits seit 2014 unterwegs ist. Nach einem Demo erschien 2016 das Debüt namens Cosmovore und vier Jahre später Album Nummer zwei namens Providence. 2020 wurden die bereits veröffentlichten Songs in einer Compilation zusammengefasst. Nun haut man Album Nummer drei heraus, zeitgleich mit einer Zwei-Song-EP. Warum auch nicht?

Begeben wir uns dann mal auf die Reise in die Lovecraft Welt und begonnen wird diese mit dem Song Cephalophore. Fieses Geröchel, so wie es sein soll, kommt uns gleich zu Beginn entgegengeschallert. Ein vertracktes Riff, grooviges Drumming und dann bricht die Hölle los. Dabei stellt man schnell fest, dass die Burschen ihre Instrumente absolut beherrschen. Aus einem Death Metal Part wird rasender Black Metal und so geht es hin und her. Technisch auf sehr hohem Niveau. Die Riffs sind sehr kopflastig, aber man bleibt absolut im Flow. Dieses liegt überwiegend an der hervorragenden Drumarbeit von Kollege Justin. Der drückt und groovt immer an der richtigen Stelle und kann natürlich auch ordentlich blasten. Während die Kumpels sich die Finger wund riffen, sorgt er für den richtigen Rhythmus, damit auch alles zusammenpasst. Schon sehr versiert und kein Zeug von der Stange. Diese eingestreuten melodischen Leads im Zusammenhang mit dem Screaming und eben den Drums haben es in sich. Gute Mischung aus Death und Black Metal. Gefällt.

Im Grund setzen die Burschen ihre Reise dort fort, wo sie bei dem Album Providence aufgehört haben. Der Death Metal von ihnen war schon immer blackig angehaucht und nun lassen sie dieser Spielweise noch ein wenig mehr Raum.

Dieses ist auch gut beim nachfolgenden Song Fractional Fortresses zu hören. Kurze Einleitung mit langsamem, betonendem und melodischem Riffing und dann beginnt die schwarzmetallische Vernichtung. Eins, zwei, drei und volle Attacke. Feinste Black Metal Riffs kommen aus den Boxen geflogen und Justin versohlt dem Teufel ordentlich den Hintern. Wobei das Trio sehr viel Wert auf technisches Vermögen legt. Zur keiner Zeit verlassen sie diese Strategie. Die nachfolgenden Riffs sind dann wieder kurz deathmetallisch und dann schrauben sie wieder an ihrer Dunkelheit. Hier wird nun gegrowlt und gescreamt. Finster, gar keine Frage. Mir gefällt echt, das hört man vielleicht heraus, was der gute Herr Ennis hier abliefert. Diese schnelle Uftata auf einem vertrackten Gitarrenpart kommt echt sehr geil, denn dadurch hält er das Ganze am Laufen und man hat nicht das Gefühl, man ist in einer anderen Welt. Alles auf einem echt hohen Niveau. Selbst der Groove, wenn man es so nennen will, kommt sehr verspielt. Auch in diesem Song wird klar, wovon die Band lebt. Chaos und Vernichtung. Das Songwriting ist schon teilweise anstrengend, aber sie schaffen es immer wieder, das Ding in geregelte Bahnen zu lenken. Auch nach dreimal durchhören habe ich das Gefühl, ich entdecke immer noch etwas Neues an diesen Song.

Saccades klingt da natürlich nicht anders. Hier gibt es allerdings von der ersten Sekunde an Gummi und Haue ohne Ende. Nach dem Knüppelpart mit tiefen Growls fördert man ein feines, melodisches Riff ans Tageslicht und verwendet dazu das passende Screaming. Hier hat alles Hand und Fuß und nichts wird dem Zufall überlassen. Kommt sehr gut. Der Part klingt sehr bedrohlich und düster, so wie es eben sein soll. Diese Stimmung wird dann mit geilem Geballer wieder zerstört und die Growls dürfen wieder ran. Ein hektischer, aber nachvollziehbarer Part folgt, und man zwingt den geneigten Zuhörer quasi dazu, immer auf der Achse zu sein. Kurz wieder ins Blackige, um dann einen abgehackten Part zu präsentieren. Dieses wandelt man dann in einen bedrohlichen Black Metal Part um und prügelt danach so, als ob es keinen Morgen mehr geben würde. Ja, das hat was. Und über allem schwebt das Chaos. Dieses Gefühl hat man. Dann ist plötzlich Schluss und man meint, man wäre gerade eben von einer Dampfwalze niedergemetzelt worden.

So geht es immer weiter und weiter, bis man dann mit dem letzten Song Cultus Quadrivium das Ganze beendet. Hier bietet man den Death Metal Fans wieder etwas mehr. Der Song geht aber sieben Minuten und hat natürlich viel Zeit, um auch blackiges Riffing mit einzubauen. Ein technischer Death Metal Song mit flirrender Tremoloarbeit, wie es auf dem ganzen Album zu hören ist. Die schwarzmetallische Raserei darf nicht fehlen und im Grunde ist der Song nach vier Minuten zu Ende, denn dann folgen noch atmosphärische Klänge und leise Gitarrenklänge.

Gutes Album, welches ein bisschen das helle Leuchten der Sonne Kaliforniens verdunkelt.

Ulthar – Anthronomicon
Fazit
Die Mischung aus Death und Black Metal haben diese drei Amerikaner absolut drauf. Zurücklehnen und entspannen muss man woanders, denn hier gibt es Raserei, Technik und vor allem viel Chaos. Vor allem das Drumming kann mich überzeugen. Der doppelte Gesang und die dunkle Produktion erledigen dann Rest. Auch nach dreimal durchhören hat man das Gefühl, es gibt noch sehr viel zu entdecken. Schockt!

Anspieltipps: Cephalophore und Saccades
Michael E.
8.7
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