Wacken Winter Nights Spectaculum am 03.03. und 04.03.2023 im Landgasthof Wacken

Kleines, familiäres Minifestival mit Kneipencharakter

Wacken @ Wacken Winter Night Spectaculum; Foto Norbert Czybulka

In Anlehnung an die ehemaligen Wacken Winter Nights eröffnet der Landgasthof in Wacken unter neuer Führung mit dem Wacken Winter Nights Spectaculum am 3. und 4. März die Livemusik-Saison auf ihrer Club Stage im großen Saal mit einem mittelalterlichen Rock- und Metal-Festival. Fünf Bands laden an zwei Tagen zum Headbangen, Tanzen und Feiern ein. Auf der angrenzenden Fläche des Biergartens sowie einer Wiese entführen Mittelalterstände sowie Wikingerdarsteller in eine längst vergangene Zeit. Mit Feuershow, Schaukämpfen und kulinarischen Freuden können die Besucher im Innen- sowie im Außenbereich für ein Wochenende dem Alltag entfliehen und sich in vergangene Zeiten versetzen lassen. Trotz der Schwierigkeiten in der Branche, dem Sterben des großen Winterfestivals und gleichzeitigen Veranstaltungen in Kiel und Hamburg versucht der Landgasthof Publikum in das kleine Dörfchen zu ziehen und ein gehaltvolles Festival auf die Beine zu stellen.

Freitag, 03.03.2023
Rauhbein @ Wacken Winter Night Spectaculum; Foto Norbert Czybulka

Da leider noch die Arbeit ruft, schaffen wir die Anreise erst kurz vor dem ersten musikalischen Opener. Rauhbein aus Hessisch Lichtenau eröffnen um 19 Uhr mit ihren von Irland inspirierten Folk-Rock-Klängen die Bühne im Landgasthof. Sänger Henry steht stolz mit seinem Artist-Shirt des letztjährigen Wacken Open Air auf der Bühne. Heute sind sie zurück, um eine Stunde lang im Landgasthof mit Liedern über Abenteuer, Lust und Leid zu begeistern.

Thomas Jensen, Veranstalter des W:O:A, steht in der Schlange des Getränkestandes, zahlt seine Selter und ist für jeden, der ihn erkennt, für ein Gespräch oder ein Foto bereit. Im Wikingerlager lädt die bekannte Darstellertruppe, die auch die Wikingertage in Eckernförde und Schleswig zum Leben erweckt, um 20:15 Uhr zur Feuershow ein. Beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit die Darsteller ihre gefährlichen Darbietungen beherrschen.

Fuchsteufelswild @ Wacken Winter Night Spectaculum; Foto Norbert Czybulka

Headliner am Freitagabend ist dann um 21 Uhr die bekannte Regensburger Folk-Rock-Band Fuchsteufelswild mit ihren von Punk und mittelalterlicher Marktmusik beeinflussten Stücken. Sie hadern ein wenig mit der Technik, so fällt gleich zum Beginn der Song Stein Auf Stein den Problemen zum Opfer. Trotzdem kein Problem, sie haben ausreichend Songs dabei, um einen 75-minütigen Auftritt abzuliefern, für den Fans aus ganz Deutschland extra angereist sind.

Samstag, 04.03.2023
Wikinger Schaukampf @ Wacken Winter Night Spectaculum; Foto Norbert Czybulka

Einlass in den Landgasthof ist heute bereits um 10 Uhr. Hungrige Gäste, die eventuell sogar hier gecampt haben, wollen versorgt sein. Auch der W:O:A-Shop und das Outlet haben zu Sonderöffnungen aufgerufen. So lässt es sich einmal ohne Gedränge oder Zeitdruck ganz gemütlich shoppen.

Die Wikinger laden nach dem Mittag dann zu um 12:30 Uhr zu ersten Schaukämpfen. Wie auch bei der Feuershow geht es hier gefährlich zu.

Wie Fuchsteufelswild kommen auch Ingrimm aus dem Süden der Republik, aus Plattling, keine 70 Kilometer südöstlich von Regensburg entfernt. Ingrimm eröffnen dann um 14 Uhr die Bühne im warmen LGH. Mit ihrer Mischung aus Nackenbrechern, Balladen und fröhlichen Trinkliedern macht die Band Lust auf einen Festivalabend. Sie versprechen, hochdeutsch zu sprechen und ihr rauer mittelalterlicher Rock- und Metal kommt bei den Nordlichtern gut an. Sie spielen ein Set aus ihrer bisherigen Schaffensperiode, aber mit Tyrannei auch einen brandneuen, noch nicht gespielten Song. Der Saal ist schon zu dieser frühen Zeit gut gefüllt. Nach 60 Minuten ist dann leider schon Schluss. Die Umbaupausen im engen Landgasthof brauchen ihre Zeit.

Ingrimm @ Wacken Winter Night Spectaculum; Foto Norbert Czybulka

Dafür geht es wieder raus in das Kalte, denn man möchte sich ja auch mal stärken und auf keinen Fall das zweite Schaukampf-Set verpassen, das bereits auf 16 Uhr angesetzt ist.

Um 17:30 Uhr betreten dann pünktlich Haggefugg die Clubstage im Landgasthof. Auf die Kölner habe ich mich gefreut, weil sie einen energetischen Mittelalter-Rock mit zwei Dudelsäcken spielen, wie ich ihn noch nirgends anders gehört habe. Für den einen oder anderen norddeutschen Nörgler in unserer Nähe hatte der 75-minütige Auftritt ein wenig von Karneval, aber nichtsdestotrotz bringen Songs wie Sang, Weib Und Wein oder die abschließende Zugabe Met, Wirt, Bestellt! einfach Spaß. Dabei nehmen sie sich doch selbst nicht ernst, sondern fordern immer wieder von der Menge „Wir sind Haggefugg – wir sind Haggevoll“. Das hatte schon wieder etwas Norddeutsches.

Während draußen im Wikingerlager zwei Sets der Feuershow warten, wird die Clubstage zum letzten Gig umgebaut. Wir gönnen uns eine Pause und schnacken auf dem Parkplatz mit diversen Gästen, die extra für dieses kleine Festival angereist sind. Ob Sauerland, Halle an der Saale oder Weserbergland. Ein klein wenig großes Festival lässt sich auch hier erahnen.

Haggefugg @ Wacken Winter Night Spectaculum; Foto Norbert Czybulka

Als Headliner stehen die Dresdner Letzte Instanz auf dem Line-Up. Der Saal ist rappelvoll und im Gegensatz zu den vier Bands vorher wird die Bühne dunkel gehalten und eingenebelt. Die hinteren Musiker sind auf der kleinen Bühne nur zu erahnen. Warum macht man das? Musikalisch überzeugen sie mit einem Mix aus Rock, Gothic Elementen und Streichern. Neben der üblichen Geige dominiert hier das Cello. Allerdings ist hier musikalisch kein Vergleich zu Apocalyptica … Als einzige Band haben sie einen 90-Minuten-Gig, der natürlich abgefeiert wird. Auch hier sind viele Gäste, die nur wegen dieses Gigs angereist sind. Für Letzte Instanz ist die Clubstage definitiv zu klein.

Wer sein Bier noch nicht aus hat oder einfach noch nicht nach Hause will, kann sich noch bis 1:00 Uhr nachts mit Klängen aus der Konserve beschallen lassen. Da waren wir allerdings schon in der Waagerechten.

Festival Fazit

Letzte Instanz @ Wacken Winter Night Spectaculum; Foto Norbert Czybulka

Viele Metalheads brachten ihre Kinder mit zu diesem Festival der kurzen Wege. Die Bands zeigten sich volksnah und waren stets ansprechbar und immer präsent. Dadurch, dass es keinen Fotograben im LGH gibt, muss man sich mit den Fans in der ersten Reihe arrangieren. Die Darsteller im Außenbereich waren wie gewohnt freundlich und gut drauf. Auch hier stets auskunftsfreudig und nett. Unauffällig, aber jederzeit hilfsbereit der Sicherheitsdienst und die etwa 300 Gäste jederzeit gut drauf und friedlich. Alles in allem ein kleines, feines Familienfest(ival). Professionell durchgeführt und der Nachschub an Getränken und (saugutem) Essen brach nie ab. Natürlich war der Spaß nicht zum Nulltarif zu bekommen. Etwas teurer war es schon, aber sein Geld lässt man natürlich gern in Wacken. Bis in 150 Tagen, wenn es wieder zum großen Urvater geht. Auch dort werden die Wikinger auf ihre Kosten kommen, denn dort sind sie das diesjährige Hauptmotto. Alles in allem ein gelungenes Minirevival der Wacken Winter Nights!