Unto Others – Never, Neverland

Fahren harte Riffs zurück und setzen noch mehr auf einschnürende Atmosphären

Artist: Unto Others

Herkunft: Portland, Oregon, Amerika

Album: Never, Neverland

Spiellänge: 46:49 Minuten

Genre: Heavy Metal, Gothic Rock

Release: 20.09.2024

Label: Century Media Records / Sony Music

Link: https://www.untoothers.net/

Bandmitglieder:

Gesang – Gabriel Franco
Gitarre – Sebastian Silva
Bassgitarre – Brandon Hill
Schlagzeug – Colin Vranizan

Tracklist:

  1. Butterfly
  2. Momma Likes The Door Closed
  3. Angel Of The Night
  4. Suicide Today
  5. Sunshine
  6. Glass Slippers
  7. Fame
  8. When The Kids Get Caught
  9. Flatline
  10. Time Goes On
  11. Cold World
  12. I Am The Light
  13. Farewell…
  14. Raigeki 雷撃
  15. Hoops
  16. Never, Neverland

Die aufstrebenden Amerikaner von Unto Others haben für diesen Herbst ihr drittes Studioalbum fertiggestellt. Als Idle Hands gestartet, mussten sie sich nach einem Rechtsstreit umbenennen. Das hat Sänger und Gitarrist Gabriel Franco überhaupt nicht geschadet. Die alten Idle Hands Alben und Merchandise gehen teils für astronomische Preise bei Onlinebörsen über den Plattentisch. Nach diversen Touren und Festivalauftritten gibt es nach Strength neues Material für alle Heavy Metal- und Gothic Rock-Fans, bevor es im Frühjahr für Unto Others erneut nach Europa geht.

Nach den starken ersten beiden Werken und den dazugehörigen Singles liegt der Druck mittlerweile auf der vierköpfigen Band. Wo sie vorher frei aufspielen konnten, steht ihnen jetzt eine beachtliche Fangemeinde gegenüber. Mit Strength gelang schon der Sprung in die deutschen Albumcharts, welcher mit Never, Neverland bestätigt werden soll. In 46 Minuten springt Gabriel Franco mit seinen Männern durch 16 Songs. Kurze Sequenzen prägen Never, Neverland als ein düsteres wie atmosphärisches Werk, welches Old-School-Feeling versprüht, aber auch moderne Einflüsse aufgreift. Abgeschwächter Horror Rock gleitet in fesselnde Balladen, mittendrin der Frontmann Gabriel Franco mit seiner einmaligen Stimme. Butterfly und Momma Likes The Door Closed machen sofort Spaß, während der dritte Track Angel Of The Night den emotionalen Anker auswirft. Die ersten beiden Songs geben deutlich mehr Gas. Bei Unto Others stimmt weiterhin die Balance aus harten Passagen, eingängigen Refrains und einem fesselnden Gitarrensound. Suicide Today legt mit Sunshine nach, das wiederum an einen Achtziger Radio-Rock-Song erinnert. Sunshine wäre ohne Probleme mainstreamtauglich, ohne aus dem eigenen Soundraster zu fallen. Das kurze Zwischenintro Glass Slippers bereitet auf Fame vor. Ein kleines bisschen härter unterwegs, bleiben die Männer aus Portland sachlich gelassen. Die wilden Attacken der ersten beiden Veröffentlichungen werden zurückgefahren. Mehr Feeling, weniger Härte – das könnte man als Fazit stehen lassen. Das Hitpotenzial muss den emotionalen Ebenen ein wenig weichen.

When The Kids Get Caught zieht die düster-heavy-metal Handlung ein wenig an und lässt Gabriel genug Platz zur Entfaltung. Flatline explodiert, die Stimmung schwenkt in frostige Gefilde ab und der Hass steigt. Unto Others drehen sich um 180 Grad, deftige Hooks ziehen den Hörer aus dem verträumten, giftigen Kosmos. Time Goes On hätte auch einen Platz auf Mana haben können, für mich persönlich ein Höhepunkt des Silberlings, der immer noch sechs Titel in petto hat. Cold World greift Strength-Handschriften auf. Unto Others sind gewillt, den Schulterschluss zu den ersten beiden Longplayern zu suchen und trotzdem immer wieder neue Wege zu gehen. Auf eine ruhige Ader setzend, gleitet Never, Neverland stilvoll dem Ende entgegen. Die Melodienwände stehen und ziehen den Hörer in bislang unbekannte Tiefen. Raigeki 雷撃 gibt schnellere Impulse, Hoops schenkt Hoffnung, und Never, Neverland schließt mit einem weinenden Auge das dritte Kapitel.

Unto Others – Never, Neverland
Fazit
Unto Others blicken weiterhin intensiv nach links und rechts. Der Weg wird immer wieder verlassen, die eigene Handschrift jedoch nicht verwässert. Charakterstark, bedacht und mit vielen emotionalen Spitzen können sie zum dritten Mal ihr Potenzial abrufen. Dem einen oder anderen Hörer könnte die Entwicklung nicht gefallen: Weniger Explosionen, nur gestreute harte Heavy-Metal-Spitzen und viele melodische Facetten prägen Never, Neverland. Ein Werk, das ich persönlich diesen Herbst nicht missen möchte, bei dem die ganz große Überraschung jedoch ausbleibt.

Anspieltipps: Butterfly, Time Goes On und Raigeki 雷撃
René W.
8
Leserbewertung2 Bewertungen
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8
Punkte