Versengold, MPS Spätsommer Rockheide 1, am 12.09.2020, Eventgelände Luhmühlen

Musik, Menschen, Tiere, Sensationen und eine ganze Menge Spaß

Eventname: Mittelalter Phantasie Spectaculum Spätsommer Rockheide 1

Headliner: Versengold

Vorband(s): Mr. Hurley & Die Pulveraffen, Cobblestones

Ort: Eventgelände, Luhmühlen

Datum: 12.09.2020

Kosten: 50,80 € VVK (sold out)

Genre: Folk Rock, Irish Folk Rock, Piraten Rock, Comedy, Mittelalter Rock

Besucher: ca. 1000 Besucher

Veranstalter: Produzent und Veranstalter der Veranstaltungsreihe Mittelalterlich Phantasie Spectaculum, Herr Gisbert Hiller (https://www.spectaculum.de/indexMPS.php und https://www.facebook.com/mpsfestival)

Links: https://www.versengold.com/
https://www.facebook.com/Versengold/
https://www.pulveraffen.de/
https://www.facebook.com/pulveraffen
https://www.cobblestones.de/
https://www.facebook.com/cobblestones.offiziell.fans

Setliste:

  1.  Ye Jacobites By Name
  2. Leaving Of Liverpool
  3. All For Me Grog
  4. Mary Mack
  5. Rolling Hills
  6. Whiskey In The Jar
  7. Blarney Roses
  8. Star Of The Countydown
  9. The Crack Was 90
  10. Donnegal Danny
  11. Bonnieship The Diamond
  12. Monto
  13. Paddy Murphy
  14. I Tell Me Ma
  15. Rare Old Mountain Dew
  16. Loch Lomond

 

 

  1. Intro
  2. Affentotenkopp
  3. Unser Untergang
  4. Trau Keinem Piraten
  5. Leviathan
  6. Tortuga
  7. Knüppel Aufn Kopp
  8. Meuterei
  9. Schrumpfkopf Im Rumtopf
  10. Scherenschnitte
  11. Santa Sangria
  12. Hol Uns Der Teufel
  13. Der Kodex (Kein Versprechen)
  14. Ach Ja !?
  15. Achtung, Fertig, Prost
  16. Percussion / Auf Zu Neuen Ufern
  17. Medley
  18. Blau Wie Das Meer

 

  1. Intro Nordlicht
  2. Durch Den Sturm
  3. Niemals Sang- Und Klanglos
  4. Lichterloh
  5. Märchen Von Morgen
  6. Verliebt In Eine Insel
  7. Winterflut 1717
  8. Teufelstanz
  9. Der Tag, An Dem Die Goetter Sich Betranken
  10. Solange Jemand Geige Spielt
  11. Haut Mir Kein Stein
  12. Feuergeist
  13. Hoch Die Krüge
  14. Braune Pfeifen
  15. Thekenmaedchen
  16. Funkenflug
  17. Der Rode Gerd
  18. Paules Beichtgang
  19. Butter Bei Die Fische
  20. Ich Und Ein Fass Voller Wein
  21. Weinfass Tune
  22. Abgesang

In einem Jahr, in dem es nur wenig Konzerte zu sehen gibt, veranstaltet das MPS fast vor meiner Haustür eine Veranstaltungsreihe mit Namen MPS Spätsommerkonzerte, Rockheide auf dem Eventgelände in Luhmühlen. Luhmühlen muss man nicht kennen, das ist wohl eher etwas für Pferdefreunde. In Luhmühlen finden diverse größere und kleinere Pferdeveranstaltungen statt, aber auch das MPS oder andere Musikveranstaltungen. Normalerweise gibt es vom Veranstaltungsort einen Shuttlebus zum Bahnhof Lüneburg. Das ist wegen Corona leider nicht der Fall, so heißt es wieder einen fahrbaren Untersatz organisieren. Das klappt bestens und so geht es die paar Kilometer in das Dorf Luhmühlen, welches zum Kreis Harburg gehört und südöstlich von Hamburg liegt. Das Navi führt mich sicher zum Ziel und von der Bundesstraße gibt es eine hervorragende Beschilderung. Parkplätze sind auch kein Problem, genauso wie die Akkreditierung. So wird sich erst mal auf dem weitläufigen Gelände etwas umgesehen. Begrüßt wird man von einem der drei Hunde – welcher der drei es war, kann ich nicht sagen, ich tippe mal auf Cloudy. Cloudy und Co. tigern den ganzen Tag völlig entspannt über das Gelände, nur die korrekte Fotoposition wollte er nicht einnehmen. Veranstalter Gisbert Hiller trifft man auch und bezüglich Fotos gibt es keine Restriktionen. Das ist doch schon mal sehr erfreulich. Im Gegensatz zu Hamburg ist die Corona-Regel deutlich weniger hart in Niedersachsen. Eine Maske muss nur in den Wartebereichen getragen werden. Abstand halten ist natürlich klar, es werden jeweils zehn Personen an den Biertischen gemeinsam sitzen. Recht weit vorne an der Bühne stehen Sofas, sodass eine Art Lounge entsteht. Es gibt zwei Sektoren, welche mittig durch einen Zaun geteilt sind, so sitzen zweimal 500 Menschen heute vor der Bühne. So gibt es keine größeren Staus auf den Wegen und ebenso bei den Toiletten. Weiterhin sind Merchstände der heute auftretenden Künstler aufgebaut, hier allerdings mit einer Plastikscheibe, sodass der direkte Kontakt nur in Bauchhöhe stattfindet. Natürlich gibt es auch Verpflegungsstände, wo man sich Kaltgetränke holen kann. Glasflaschen mit Pfand werden genauso an das Sitzplatzpublikum ausgegeben wie Gläser. Damit man nicht auf dem Gelände verhungert, sind auch diverse kulinarischen Angebote verfügbar, wo auch der nicht Fleischesser problemlos fündig wird. Wer noch ein entsprechendes Outfit für den heutigen Abend benötigt, kann sich ebenso eindecken, eine kleine Meile mit allerlei mittelalterlichen Dingen ist ebenso zu finden.

So liegt eine sehr entspannte Atmosphäre über dem Eventgelände, der eine oder andere Besucher hat einen eigenen Sitzplatz mitgebracht und verfolgt das Treiben sehr entspannt. Auf Heu kann man sich auch niederlassen und hat so eine Art Rückzugsecke aus den vorderen Bereichen. Der eine oder andere Schnack wird natürlich noch geführt, Wetter ist alles top, die Sonne verschwindet früh genug hinter den Wolken und es sind angenehme knappe 20 Grad. MPS bedeutet auch immer ein wenig „Modenschau“. Besonders interessant das Model „Drache coronakonform“.

Um 16 Uhr startet das Programm auf der MPS Bühne. Die erste Band des heutigen Tages sind Cobblestones aus Berlin. Die Truppe steht für handgemachten Irish & Scottish Folk mit Charme und Witz. So war man bereits auf einiges Bühnen auch außerhalb des Landes zu sehen, darunter völlig überraschend in Irland. Seit 2003 sind die Herren gemeinsam auf Tour und unterhalten ihre Zuhörer mit Partyfolk, der weder Auge noch Kehle trocken lässt und immer ihr einzig wahres Ziel erreicht: Ein gigantischer, durchtanzter Abend und ein breites Lächeln am Morgen danach. Das Tanzen muss bekannterweise heute leider entfallen. Das Quartett erscheint mit angeschwärzten Gesichtern und im ersten Moment würde ich eine ganz andere Musik erwarten als Irish Folk. Man schnappt sich aber entsprechende Instrumente und mit Ye Jacobites By Name (im Original von Noel McLoughlin) beginnt der fröhliche Reigen durch die irische Folklore. Leaving Of Liverpool hat wohl so ziemlich jede Band schon mal gespielt, sodass hier munter mitgesungen wird. So wird an den Tischen mitgeschunkelt, geklatscht und gesungen. Whiskey In The Jar kennt man auch von einigen Bands, für mich ist das auch eher Thin Lizzy als Metallica. Genauso wie Blarney Roses, was man von Fiddler’s Green bestens kennt. Dem Guinness wird natürlich auch gehuldigt und mit einem „1,2,3,4 Tranke“ das schwarze Gold vernichtet. Paddy Murphy sorgt ebenso für etliche Gesangseinlagen wie zum guten Schluss Loch Lomond, bestens bekannt u.a. von Runrig. So geht die erste Show des heutigen Tages nach ca. 75 Minuten zu Ende. Erster Eindruck von Sound und Location: Top! So geht Livemusik auch mit 1.000 Leuten. Es ist keine Videoshow und es gibt auch keinen Sound aus dem Autoradio. Weiter hinten ist es sicher keine Clubatmosphäre mehr, sondern eher Open Air Feeling. Aber der Sound kommt überall an und der Bass ist im Magen zu spüren – so soll es sein!

In der Umbaupause unterhält Gaukler Lupus mit Charme und kleinen und großen Kunststücken, sodass man genügend zu Lachen hat. Ansonsten werden die Getränkebestände an den Tischen wieder aufgefüllt. Ein Tisch mit vier Damen zeigt sich besonders trinkfest und verzichtet auf das Returnieren der leeren Flaschen. Na dann mal Prost!

Es folgt aus dem karibischen Osnabrück ein Piratenquartett mit dem Namen Mr. Hurley & Die Pulveraffen. Vom Namen kann man bereits ableiten, dass der Zuhörer nun genaustens hinhören muss und jedes Wort auf die Goldwaage zu legen ist! Der Spaß mit irischer Folklore ist nun zu Ende. So entert das Quartett gegen 17:45 Uhr die Bühne im bekannten Piratenoutfit und startet mit Affentotenkopp vom letzten Langeisen Leviathan (2019). Passend zur aktuellen Situation folgt Unser Untergang und jetzt sollte die Feierei endgültig ein Ende haben und zum Nachdenken anregen bei Lyrics wie „Wir laufen voll wie unser Kahn, Komm, wir grölen unser’n Abgesang, Und es geht abwärts mit nem Affenzahn, Wir feiern unser’n Untergang“. Die Stimmung auf den Sitzplätzen ist prächtig und es wird geschunkelt, gesungen und allerlei Schabernack getrieben. Trau Keinem Piraten (Tortuga, 2017) ist genauso in der Setlist wie Leviathan, Tortuga und Knüppel Auf’n Kopp. Meuterei ist eine Nummer, welche während des Lockdowns als Onlinesession entstand und tatsächlich etwas ernsthafter als die Masse der Mr. Hurley Tracks ist. Der ernsthafte Ausflug ist kurz und der Schrumpfkopf Im Rumtopf behandelt wiederum klassische Themen. Die Zugabe startet mit einem Percussionintro, gefolgt von Auf Zu Neuen Ufern, ein sehr passender Titel für den heutigen Abend. In einem Medley werden viele bekannte Melodien im Pulveraffen Kleid präsentiert, u.a. auch Engel von Rammstein. Der Schlusspunkt ist Blau Wie Das Meer, was mehr oder weniger von der feierwütigen Meute aus vollem Herzen mitgegrölt wird. Zum guten Schluss steht dann das Publikum und feiert die Band nach ca. 90 Minuten Show nochmals richtig ab. Nach der Show ist der Piratenhaufen unweit seines Merchstandes zu finden und signiert alles Mögliche und Unmögliche, Corona-konform mit Maske sind Fans und Band ausgestattet und alle warten geduldig mit Abstand. Ganz starkes Zeichen!

Headliner des heutigen Abends sind die Bremer Folkmusikanten, oder einfach Versengold um Frontman Malte Hoyer. Versengold zeigen sich seit Beginn der Pandemie so ein wenig als Vorreiter in vielen Dingen. Zunächst wurden einige Tracks als Onlinesession kreiert, gefolgt von einem Streamingevent vs. Cash, Autokinokonzerte, Online-Geburtstagsparty und nun haucht die Truppe dem MPS Leben ein. Luhmühlen ist von Bremen keine zwei Stunden entfernt. Hamburg ist klassisches Versengold Einzugsgebiet, so ist das Sextett gleich an zwei Abenden auf dem Eventgelände Headliner: heute und am kommenden Weekend, dem 19.09.2020. Durch die Konzerte kommen Veranstalter, Techniker, Händler, Catering und der ganze Rattenschwanz, welcher an den Veranstaltungen hängt, wieder in Arbeit und kann Geld verdienen. Das geht natürlich nicht ohne Fans und der heutige Abend ist ausverkauft. Für kommendes Weekend gibt es noch Tickets, später dazu mehr. Ich sehe Malte heute tatsächlich das dritte Mal auf der Bühne in 2020. Time For Metal hatte das Glück, von einem der Autokonzerte berichten zu dürfen (Klick). Dazu waren Knasterbart vor der Pandemie in der Hamburger Markthalle (Klick).

Die Bühne heute ist deutlich kleiner als die Bühne beim Autokinokonzert, so kommt eine intimere Atmosphäre zustande. Der Start ist wie beim Autokinokonzert Durch Den Sturm gefolgt von Niemals Sang- Und Klanglos. Malte begrüßt das Publikum und freut sich, dass er mal wieder in Gesichter bei einem Gig schauen kann und nicht auf Windschutzscheiben oder Kameras. Lichterloh ist einer der Tracks, der in der Lockdown-Phase entstanden und auf dem Nordlicht – Märchen Von Morgen Release mit drauf ist. Die Verbundenheit zu irischer Folklore und Guinness bringt das Sextett mit Verliebt In Eine Insel zum Ausdruck, während Winterflut 1717 an eine Sturmflut vergangener Zeiten erinnert. Die Lichtshow kommt meines Erachtens deutlich besser rüber als beim Autokinokonzert und die Stimmung ist trotz Sitzplätze einfach gut. Man merkt, dass sowohl Band als auch Publikum einfach ausgehungert sind und den Livegig voll und ganz abfeiern. Teufelstanz wird mit Rauch und dunkler Atmosphäre begleitet, bevor man der Frage nachgeht, warum die Welt so derart viele Unzulänglichkeiten hat und darauf nur die Antwort fand, dass es zu viele Schnapsideen der Götter waren. Solange Flo Geige spielt, drehen sich Menschen auf Stühlen und auf Bänken mit den Haaren im Wind. Zu Haut Mir Kein‘ Stein kommt die passende Ansage von Malte, bevor einer meiner persönlichen Favoriten Feuergeist das Eventgelände erhellt. Die Krüge werden noch mal angehoben und Tanzen ist ja heute nicht – erst recht nicht nach braunen Pfeifen, egal, wie laut die auch immer keifen. Das Thekenmädchen hat es auch nicht einfach und Funkenflug gibt es von der Bühne und den verschiedenen Feuerkörben auf dem Gelände. Der Likör Der Rode Gerd (ich bin dann eher für Rode Mexikaner) und die Schmuggelstory leitet über zum Beichtgang von Paul und es dröhnt „Vater – Vater ich will beichten, Von den schweren und den leichten, Sünden sollt ihr mich befrei’n“ aus 1.000 Mündern über das Gelände. Butter Bei Die Fische zeigt Eike in purple und sorgt nochmals für beste Stimmung auf den Plätzen, bevor es zum Schunkelfinale mit Ich Und Ein Fass Voller Wein geht und hier nochmals der ganze Laden einstimmt: „Ich und ein Fass voller Wein, Und nur morsches Holz zwischen mir und den Fischen, Ich und ein Fass nur allein, Dem Himmel entrissen, oh drauf geschissen, Es könnte noch viel schlimmer sein“. Traditionell beschließt der Abgesang die Show von Versengold. Davor bedankt sich Malte bei dem anwesenden Publikum und vor allem auch beim Veranstalter Gisbert Hiller, der den Mut hat, Veranstaltungen zu organisieren unter den gegebenen Bedingungen. Versengold machten letzten November zweimal die Große Freiheit 36 in Hamburg voll (das sind etwas über 3.000 Zuschauer), obwohl man auch noch in Bremen, Kiel, Hannover etc. spielte. Heute hat man die 1.000 Tickets verkaufen können, für das kommende Wochenende sind bisher ca. 800 Karten verkauft, obwohl es nur sehr wenige Konzerte gibt. Die Menschen sind verunsichert, klar, aber es wird nicht viele Konzerte in diesem Jahr geben und vor dem Frühjahr 2021 wird wohl kaum etwas mit Livemusik möglich sein. Wer etwas mit Folkrock, Mittelalter oder MPS anfangen kann – ich kann es jedem nur empfehlen. Das ist top organisiert, ein riesengroßes Areal, die Disziplin war bei allen Zuschauern hoch, man kann sich auch gepflegt betrinken, wenn man mag und das Livefeeling stellt sich trotz Sitzplätze ein.

Tickets für kommenden Samstag, den 19.09.2020, Versengold und Mr. Hurley & Die Pulveraffen
https://www.spectaculum.de/vvk/spaetsommer/

Tickets für Samstag, den 26.09.2020, Feuerschwanz und Fiddlers Green
https://feuerschwanz.tourlink.to/FS2020

Versengold sind nach der ca. zweistündigen Show auch noch in ihrem Merchstand zu finden, wo man Corona-konform hinter Plastik noch Dinge signiert.

So endet ein besonderer Abend auch für mich, wohlwissend, dass es nicht mehr viele Veranstaltungen für mich in diesem Jahr geben wird und eine verdammt lange Durststrecke zu erwarten ist.