Visions Of Atlantis auf Armada Europa Tour am 23.10.2024 in Stuttgart

"Hail Jolly Roger!" Große Piratenparty in Stuttgart

Event: Armada Europa Tour

Bands: Visions Of Atlantis, Illumishade, Seraina Telli

Datum: 23.10.2024

Genres: Symphonic Metal, Hard Rock

Besucher: ca. 500 (ausverkauft!)

Ort: Im Wizemann Club, Stuttgart

Veranstalter: SKS Michael Russ GmbH

Kosten: VVK 37,20 EUR

Setlisten:

  1. Addicted To Color
  2. Wish You Well
  3. I’m Not Sorry
  4. Monkey & Zookeeper
  5. Think!
  6. Modern Warrior

  1. Enter The Void (Intro)
  2. Elegy
  3. Enemy
  4. Here We Are
  5. Riptide
  6. In The Darkness
  7. Cloudreader
  8. Tales Of Time
  9. World’s End

  1. To Those Who Choose To Fight
  2. The Land Of The Free
  3. Monsters
  4. Heroes Of The Dawn
  5. Where Sky And Ocean Blend
  6. Clocks
  7. Legion Of The Seas
  8. Tonight I’m Alive
  9. Collide
  10. Hellfire
  11. The Dead Of The Sea
  12. Underwater
  13. Pirates Will Return
  14. Melancholy Angel
  15. Master The Hurricane
  16. Armada

Bericht: Alexandra W. und Oliver W., Fotos Alexandra W.

Ahoi ihr Landratten! Die Brigg der österreichischen Symphonic Metal-Freibeuter, Visions Of Atlantis, geht in Stuttgart vor Anker. Mit an Bord haben sie neben ihrem aktuellen Album Pirates II – Armada die Schweizer Seraina Telli und Illumishade. Nach einer sehr kurzfristigen Anfrage und einer noch kurzfristigeren Zusage schwingen wir uns am Mittwochabend in unser motorisiertes Landgefährt und brausen auf dem Asphaltfluss Richtung Süden, gen Stuttgart.

Seraina Telli, Pic. by Alex. Wahl
Seraina Telli, Pic. by Alex. Wahl

Pünktlich zu den ersten Klängen von Seraina Telli entern wir den mit 500 Leuten ausverkauften Wizemann Club. Die ehemalige Burning Witches Frontfrau macht seit 2019 ihr eigenes Ding und bezeichnet ihren Musikstil gern selbst als „In Your Face Rock“. Ihre markante, kräftige und rockige Stimme passt wundervoll zu ihrer an 90er-Collegerock, gepaart mit 90er-Punkrock erinnernden Musik. Ich brauche eine Weile, um mir klar zu werden, was mich an ihrer Musik so packt. Gegen Ende ihres Sets fällt es mir dann doch noch ein, die Stimme der Multiinstrumentalistin erinnert mich stark an die Musik meiner Kindheit. Als im Radio meiner Eltern Musik von Melissa Etherridge lief. Nach gut 30 Minuten verabschieden sich die drei Musiker von der Bühne unter lautem Applaus.

Bandtechnisch bleiben wir in der Schweiz. Illumishade betreten nach einer kurzen Umbaupause das Deck. Ich habe den Namen der Schweizer Combo zwar schon oft gehört, bin aber heute „Ersthöhrer“. Das heißt, ich habe bisher weder einem Album noch einem Konzert der Band gelauscht. Die Bühne wird dominiert von Cyan und Pink. Die beiden Eluveitie-Mitglieder Fabienne Ernie und Jonas Wolf haben sich drei weitere Musiker gesucht und aus dem Musikkonzept für Fabiennes Masterarbeit eine vollwertige Band geformt. Anders als viele Bands heutzutage erlauben sich Illumishade auch live ein Keyboard, bespielt von Mirijam Skal, auf der Bühne zu integrieren. Das ist mehr als konsequent für eine Band, bei der die synthetischen Klänge so im Vordergrund stehen.

Illumishade, Pic. by Alex. Wahl
Illumishade, Pic. by Alex. Wahl

Musikalisch lassen sich Illumishade für mich schwer einordnen. Zwar spricht Fabienne z.B. bei Into The Darkness von einem Power-Metal-Song, dem ich als Power-Metal-Enthusiast jedoch nicht wirklich zustimmen kann. Das für die Frontfrau nach eigener Aussage „sehr wichtige“ Rise von ihrem Debütalbum Eclyptic: Wake Of Shadows hat schöne Melodien, die meiner Meinung nach so auch in einem Disney-Film zum Einsatz kommen könnten. In Tales Of Time meistert Fabienne sogar die Growls, die auf Platte von Eluveitie-Fronter Chrigel Glanzmann performt werden, mit Bravour. Das Publikum hat mächtig Spaß bei dem Auftritt der Schweizer. Für mich persönlich funktioniert es heute Abend leider nicht so. Ich mag zwar die Stimme von Fabienne Erni und auch manche musikalischen Arrangements, aber irgendwie will der Funke an diesem Abend nicht auf mich überspringen.

Dann ist es so weit, die Crew des Flaggschiffs des heutigen Abends betritt unter Führung der Kapitänin Clémentine Delauney die Planken. Im blauen Scheinwerferlicht eröffnet die Frontfrau das Set mit dem Intro To Those Who Choose To Fight, das gleich zu Beginn Vibes aus den Fluch Der Karibik-Filmen aufkommen lässt. Die Mannschaft wird jubelnd vom Publikum empfangen, während das Intro fließend in The Land Of The Free übergeht. Auf die Frage, wer denn heute Visions Of Atlantis das erste Mal live erlebt, recken sich circa dreiviertel der Hände dem Dach der Halle entgegen. Das nimmt Sänger Michele Guaitoli gekonnt auf und animiert die Menge, die Arme gleich oben zu lassen, um den nächsten Song Monsters zu zelebrieren. Der Auftritt der österreichischen Combo ist gewohnt professionell, der Sound gut gemischt, wenn auch für die kleine Halle streckenweise etwas zu laut. Die beiden Fronter ziehen ihre Zuhörer von Beginn an in ihren Bann und steuern ihre Armada gekonnt durch den Abend. Die Stärke des aktuellen Albums sind die abwechslungsreichen Songs. Diese Besonderheit spielen die Piraten auch auf der aktuellen Tour voll aus. Während man zu den karibischen Rhythmen von Tonight I’m Alive Salsa tanzen möchte, zu Hellfire auditorisch in eine große Seeschlacht, bei der nur noch die Kanonensalven auf der Bühne fehlen, gezogen wird, entführen einen Visions Of Atlantis bei epischen Stücken wie The Dead Of The Sea in nahezu soundtrackhafte Momente, die auch perfekt auf der Bühne inszeniert werden. Wenn Michele mit einer Laterne allein im Dunkeln auf der Bühne steht und das epischste Stück des Albums intrudiert, bewirkt das bei mir, dass mir ein positiver Schauer über den Rücken läuft.

Visions Of Atlantis, Armada, 23.10.2024, Pic. by Alex. Wahl
Visions Of Atlantis, Armada, 23.10.2024, Pic. by Alex. Wahl

Doch auch die ruhigen Töne kommen nicht zu kurz. Bevor Clémentine das gefühlvolle Underwater anstimmt, fordert sie alle im Publikum, die einmal an einem emotionalen Abgrund standen und kurz davor waren zu springen und sich aufzugeben, dazu auf, an die Personen, Dinge oder Tiere zu denken, die sie davor bewahrten, den letzten Schritt zu gehen. Auch hier ist die Inszenierung wieder hervorragend. Das dunkelgrüne Tüllkleid der Frontfrau wird durch leichte Brisen eines Ventilators zum Wehen gebracht. In Kombination mit dem blauen Scheinwerferlicht wirkt es tatsächlich so, als wäre die Sängerin unter Wasser.

Visions Of Atlantis, Armada, 23.10.2024, Pic. by Alex. Wahl
Visions Of Atlantis, Armada, 23.10.2024, Pic. by Alex. Wahl

Die Setliste dieser Tour lässt nur wenige Wünsche offen. Ich persönlich würde mir zwar auch gerne mal wieder Lieder aus der Anfangszeit von Visions Of Atlantis wünschen, aber das ist tatsächlich Jammern auf hohem Niveau, wofür mich hoffentlich niemand über die Planke schicken wird.

Zugegebenermaßen fand ich das aktuelle Album zu Release nicht so stark wie Pirates, muss jedoch nach zwei Konzerten und einigen Durchläufen der CD mittlerweile gestehen, dass die aktuelle Platte abwechslungsreicher und nicht minder stark als das Vorgängerwerk ist. Visions Of Atlantis sind derzeit für mich eine der stärksten, wenn nicht gar die stärkste Symphonic Metal Band.