Wacken Open Air 2013 vom 01.08. – 03.08.2013

”Groß, Größer, Wacken!“

Eventname: Wacken Open Air 2013/ Das 24. Wacken Open Air

Informationen und Statistiken

Bands: 9MM, Agnostic Front, Alestorm, Alice Cooper, Alpha Tiger, Amorphis, An Apple A Day, Annihilator, Anthrax, Anvil, ASP, Asthma, Backjumper, Behold The Grave, Benighted, Blaas Of Glory, Black Messiah, Blechblos’n, Bob Wayne And The Outlaw Carnies, Bull-Riff Stampede, Bullet, Callejon, Candlemass, Chrome Molly, Chronosphere, Comes Vagantes, Coppelius, Corvus Corax Meet Wadokyo, Count To Six, Crimson Shadows, Danzig, Deep Purple, DevilDriver, Devoid, Dew Scented, Dezperadoz, Die Apokalyptischen Reiter, Die Kassierer, Doro, Dr. Living Dead, Dunderbeist, Eat The Gun, Eisbrecher, Emergency Gate, Eskimo Callboy, Faun, Fear Factory, Fejd, Feuerschwanz , Finsterfrost, Fozzy, Gnida, GOD The Barbarian Horde, Gojira, Grave Digger, Haggard, Hardcore Superstar, Harpyie, Hate Squad, Heaven´s Basement, Hellride, Henry Rollins Spoken Word, Ignis Fatuu, Ihsahn, Impius Mundi, Kamikaze King, Karma Zero, Kill With Hate, Kryptos, Kärbholz, La Chudra, Lamb Of God, Legion Of The Damned, Leprous, Lingua Mortis Feat. Rage, Live Karaoke Rockstarz, Mambokurt, Mandowar, Masters Of Comedy, Meshuggah, Midnight Scream, Motörhead, Mr. Hurley & Die Pulveraffen, Mustasch, Mysterious Priestess, Nachtblut, Naglfar, Neaera, Nightwish, Nine Treasures, Null DB, Ophidaian I, Overroth, Pampatut, Powerwolf, Pretty Maids, Rabenschrey, Ragnarok, Rammstein, Rebattered, Rotten Souls, Rotten State, Run Liberty Run, Russkaja, Sabaton, Santiano, Scott Ian (Spoken Word), Secret Sphere, Serum 114, SIC, Skyline, Soilwork, Sonata Arctica, Soulless, Spitfire, Spring And Autumn, Stahlmann, Subway To Sally, Suidakra, Thunder, Trallery, Tristania, Trivium, Ugly Kid Joe, Uli Jon Roth, Utopium, Vengha, Versengold, Victims Of Madness, W:O:A Firefighters, Whitechapel & Wirrwahr

Running Order: Wacken Open Air 2012 Running Order

Location: Wacken, Nähe Itzehoe, Schleswig-Holstein, Deutschland

Homepage: http://www.wacken.com

Datum: 01.08.2013 – 03.08.2013

Einlass: Anreise ab Montag möglich (Frühanreisezuschlag: 20,-€ /p.P.) 24/7, Großteil der Stände ab Mittwoch 10:00 Uhr geöffnet bis spät in die Nacht (teilweise 5:00 Uhr) offen / Konzertbeginn: größtenteils ab 11:00 Uhr bis 03:00 Uhr nachts

Kosten: VVK als X-Mas Special: 130 € + 10 € VVK-Gebühr; Restlicher VVK: 140 € + 10 € VVK-Gebühr

Geschätzte Kosten des Festivals: ca. 10 Millionen Euro

Besucher: 84.500 Menschen, davon 75.000 zahlende Besucher sowie 9.500 weitere Teilnehmer (VIP/Artists/Crew/Presse/etc. – gefühlte Besucherzahlen: ca. 125.000 Personen)

Größe des Geländes: ca. 240 Hektar (324 Fußballfelder)

Anzahl der Bands: 134 (inkl. Comedians)

Bühnen: Neun Stück: Black Stage, True Metal Stage, Party Stage, W.E.T Stage (im Bullhead City Circus), Headbanger Stage (im Bullhead City Circus), Wackinger Stage (im Wackinger Village, Beergarden Stage, Bühne im Metal Markt-Zelt und Presse Bühne (im Pressezelt)

Sanitätsdienst: ca. 600 Mitarbeiter (Stand 2012)

Feuerwehr: 23 Wehren mit rund 650 Kameraden im Einsatz (Stand 2012)

Bierausschank: ca. 100.000 Liter

Müll: ca. 600 – 700 Tonnen

Anzahl der Toiletten: ca. 1.500 mobile Toiletten

Veranstalter: ICS Festival Service GmbH (http://www.ics-int.de)

Index:

 

Vorwort

Es ist August 2013 und da es etwas gibt, was für einen Metalhead auf dem Kalender rot (ich meine natürlich schwarz) und ganz fett markiert sein sollte, gibt es einen Grund, warum du dir diesen Artikel durchliest! Es ist das alljährige Wacken Open Air, welches in dem beschaulichen 1.844 Seelen-Dorf Wacken im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein stattfindet, was nicht nur Massen vor Ort zusammenführt, sondern auch dich auf diese Seite.

Nach Wacken zieht es, wie auch in den letzten 23 Jahren, unzählige Anhänger der harten Musikrichtungen, denn für das Holy Wacken Land sind für 2013 nicht nur die Neue Deutsche Härte-Giganten Rammstein angekündigt worden, sondern auch noch 133 andere Metalbands und Comedians. Mit Alice Cooper, Doro Pesch, Motöread und Deep Purple wurden bereits die Hard Rock-Klassiker auf das Poster gedruckt. Mit Soilwork, Gojira, Devil Driver, Neaera, Whitechapel, Amorphis und Fear Factory sollte die Death Metal- und Deathcore-Szene bedient sein, wobei der moderne Metalcore durch Callejon und Eskimo Callboy vertreten wird. Wer eher episches und Power Metal-lastiges Vergnügen verspüren möchte, der findet mit Sonata Arctica, Sabaton, Grave Digger, Nightwish und dem Lingua Mortis Orchestra feat. Rage genau das Richtige auf der Liste des Line-Ups. Annihilator, Anthrax und Trivium vertreten den Thrash Metal und getanzt werden darf es zu den Klängen von Die Apokalyptischen Reiter, Russkaja und Subway To Sally. Wem jetzt noch der Black Metal und Pagan Metal fehlt, sollte die Shows von Black Messiah und Ihsahn keineswegs aus den Augen verlieren.

Warum ich alles hier aufzähle, ist relativ simpel: Über das Wacken Open Air wird sehr viel berichtet, doch wenn ich ehrlich bin, bin ich bisher über die Berichterstattung der großen Medienanstalten immer sehr enttäuscht gewesen. Man begnügt sich damit, die wenigen Schlammschlachten, die Biertrinker, die Headbanger und das Dorf ins Auge zu nehmen und vergisst dabei, worum es beim Wacken Open Air seit nunmehr 24 Jahren geht – um die Musik, unseren Heavy Metal.

Da, wo heute in der Tageszeitung (deren Namen ich nicht nennen brauche) erzählt wird, wie toll der Auftritt von Heino) doch war – und dieser dauerte maximal 120 Sekunden – wie schön es ist, dass man im Bullhead City Circus sehen kann, wie Frauen sich in Öl wälzen, hätte eigentlich stehen müssen, wie friedlich das diesjährige Wacken Open Air war, wie gut alle miteinander auskommen und das, egal ob sie aus Deutschland, Frankreich, Polen oder Mexiko kommen. Es hätte dort stehen müssen, dass Bands wie Neaera sich den (sorry für das Wort) „Arsch“ aufgerissen haben und eine echt geile Show gespielt haben! Es hätte dort ebenso davon berichtet werden sollen, dass Emperor ein geniales Album neu auflegen werden, um den Fans ein unvergessliches Konzert auf dem Wacken Open Air 2014 bieten zu können. Jedoch wird nur davon erzählt, was der „Otto-Normal-Bürger“ lesen will.

Es gibt zwar immer die Stimmen, dass das Wacken Open Air eher einem Volksfest gleicht als einem richtigen Festival und wenn ich mir selbst ehrlich bin, ist das weltgrößte Heavy Metal-Festival sicher kommerzieller angehaucht als 90% der anderen Festivals, doch bringt es die Größe nun mal mit sich, dass man die Prioritäten auf andere Gesichtspunkte legt. Warum man das tut, ist relativ einfach – weil man es kann!

Metal ist schon lange keine Randerscheinung mehr und das beweist nicht nur dass noch immer die CD-Verkaufszahlen steigen, sondern auch, dass immer mehr Veranstalter erkennen, dass, wenn man es richtig anstellt und ein Festival ordentlich plant, mit der Szene Geld zu verdienen ist.

Doch das, was ich bzw. wir (und ich wette einen Kasten Bier darauf, dass ich gerade mit den Worten aller im Team spreche) will/wollen, ist eine ehrliche Berichterstattung, so wie es ein Fan vor Ort sehen würde, wie es ein Metalhead empfinden würde und nicht so, wie es uns gerade so in den Kram passt! Und genau das ist das, was wir mit diesem Artikel erreichen wollen – von Metalheads für Metalheads!


Tag 0 und 1 – Montag und Dienstag (und davor)

Die Anreise

Reise, Reise, Wackenreise: Dieses Jahr reisen wir mit einer stark vergrößerten Gruppe an: Unsere coolen Nachbarn vom letzten Jahr sind wieder mit an Bord und trotz einiger veränderter Personalien kommen wir auf dreizehn Leute, die – Achtung: Spoiler!- sich alle gut bis sehr gut verstehen, wie sich im Laufe der Woche herausstellen soll. Die Grundlagen werden schon auf der Anreise gelegt: So bringt jeder Material für die gesamte Gruppe mit, z.B. Herdplatten, Kühlboxen, Instantkaffee, Geschirr, Nahrung oder Bier, so dass das Camp zu einem kommunistischen Ministaat umfunkionalisiert wird. Das reißt eventuelle Barrieren von vornherein ein, macht aber auch das Beladen der Fahrzeuge zu einer logistischen Meisteraufgabe. Erster Treffpunkt ist in Meerbusch, danach geht’s weiter nach Kamen und zusammengeführt wird die Gruppe in Neumünster unweit von Wacken, wo ein Mitglied der Gruppe in Rage verfällt, weil er sein Parkticket verlegt hat und man kein Ersatzticket ziehen kann. Glücklicherweise wird das vermisste Ticket unter dem Sitz des betroffenen Autos wiedergefunden, so dass die Reise weitergehen kann.

Am Ziel der Träume angekommen, wird im Verhältnis zu anderen Festivals extrem schnell eingecheckt, keine stundenlangen Karawanen und ewige Wartezeiten – innerhalb von knapp 30 Minuten ist die gesammelte Mannschaft auf dem Campingplatz und baut munter die Pavillons und Zelte auf.

Kurz gesagt: Alles läuft reibungslos ab und bis auf die unverschämt dreiste Parkkarte gibt es keine Zwischenfälle. Gut für uns, schlecht für die Spannung des Berichtes 😉

Das Dorf Wacken

Wer hat es noch nicht gesehen? Das wohl berühmteste Dorf Deutschlands, das in seiner Berühmtheit eigentlich nur aus einer Straße besteht, jedenfalls wenn es nach Medienberichten geht. Hier wuseln sich eine Woche lang unzählige Metalfans, Schaulustige und Ballermannurlauber, die Bock auf gute Musik haben und den offiziellen Wackenstore besuchen möchten, sich im Edeka mit Nahrungsmitteln eindecken wollen oder sich im Uhrenladen eine Uhr aus der Wacken-Kollektion zulegen wollen, die das Schaufenster in der Woche des Festivals dominiert. Aus dem Dönerladen schallt Rammstein, die Kinder haben an Selbstbewusstsein zugelegt und sprechen jeden Metalhead an, ob er die Waren transportiert bekommen möchte. Dafür hat man sich im Laufe der Zeit richtig schicke Go-Karts zugelegt, die einen großen Anhänger aufweisen und prima ein paar Paletten Bier fassen. Wer mit dem Shuttlebus fährt, wird bis zum Freibad gebracht, dazu jedoch mehr im Freibadabschnitt!

Etwas schade ist, dass man abseits der vorgefertigten Strecke viele Absperrungen sieht und der Rest des Dorfes quasi gesperrt ist und man deshalb nur das erblickt, was man sehen soll. Aber hey, immer positiv denken: Die Anwohner der Hauptstraße verkaufen günstig Frühstück und bieten teilweise ihre Duschen an. Das ist im Vergleich zu anderen Festivals eine extreme Gastfreundschaft. Nur das Geschiebe nervt etwas, da zu viele Fans auf zu kleinen Gehwegen langlaufen, sich davon aber die Laune nicht verderben lassen und beinahe jeden Autofahrer mit einem freundlichen „WACKÖÖÖÖN“ begrüßen. Das Dorf ist auf jeden Fall Pflicht, wenn man nach Wacken fährt, da es für einen Großteil der Atmosphäre sorgt!

Infrastruktur 1 – Der Campground

Rund 85.000 Besucher des größten Metal Festivals der Welt wollen irgendwo untergebracht sein – und dies geschieht ganz klassisch auf einem Campground, der den Hauptanteil an der gesamten Geländegröße von 240 Hektar (ca. 300 Fußballfelder) hat.

An der Aufteilung bzw. dem Grundriss des Campgrounds hat sich im Vergleich zum letzten Jahr nichts geändert – nach wie vor ist es so, dass das Gelände in die Abschnitte A bis Y unterteilt ist und die Festivalbesucher je nach Anreisetag und –zeit dem jeweiligen Bereich zugeteilt werden. Dabei gilt: Je früher die Anreise, desto näher ist man den Bühnen, jedoch muss man mit zunehmender Bühnennähe damit rechnen, dass der Zeltplatz überlaufener und auch ein wenig unordentlicher wird, da hier die Metalheads von den hinteren Campgrounds zwangsweise vorbeikommen, um zu den Bühnen zu gelangen.

Wir haben das Glück und können dieses Jahr trotz früher Anreise am Montag auf Campground D unser Lager aufschlagen und sind so dem in unserer Gruppe eher unbeliebten Campground C mit seinem weniger idyllischen „Shitwood Forest“ entgangen. Wobei wir noch nicht wissen, dass ebendieser in diesem Jahr wieder durch Bauzäune abgesperrt ist und nicht mehr für die Festivalgänger zur Verfügung steht – ob dies eher Glück oder Pech bedeutet, ist jedoch fraglich – die Natur wird sich gewiss freuen. Dafür gibt es für uns diverse Vorteile wie einen relativ kurzen Weg zu den Bühnen, nächtliche „Ruhe“, weniger durchlaufende Festivalgänger und die Nähe zum nächsten Duschcamp.

Eine Neuerung im Jahr 2013 ist die vorgegebene Anordnung von Fahrzeugen und Zelten. So werden die Zeltlager von den Fahrzeugen „umzäunt“, während um die jeweiligen Fahrzeugreihen herum wiederum Wege freigelassen werden (Schema: Weg, Fahrzeugreihe, Zelte, weitere Fahrzeugreihe, Weg, usw.). Nach wie vor kann also jeder Besucher des Wacken Open Airs unweit seines Fahrzeuges campen, jedoch sorgt die strikte Sortierung dafür, dass Rettungswege freibleiben und Rettungswagen so schnellstmöglich zu ihrem Ziel gelangen können.

Wie bereits erwähnt, haben wir Glück und sind in der Nähe des nordöstlichen Shower Camps zwischen U, D, I und X. Und obwohl in diesem Jahr weniger Matsch und aufgeweichte Wege vorzufinden sind, sind die sanitären Einrichtungen zu fast jeder Zeit maßlos überlaufen. Frauen sind in dem Vorteil, dass sie in der Minderheit sind und so weniger lange an der Toilettenwarteschlange anstehen müssen, dafür müssen sie jedoch – im Gegensatz zu den Männern, die schon mal die Ökotoilette des Wegesrandes aufsuchen können – für alle wichtigeren und unwichtigeren Geschäfte auf Toiletten jeglicher Art zurückgreifen. Morgens sind sowohl die Shower Camps, wassergespülten Toiletten als auch die Dixi-Klos überlaufen und man muss teilweise mit Anstehzeiten von bis zu einer Stunde (!) rechnen – wenn man bedenkt, dass manche Notdurft wirklich dringend ist, ist das eigentlich keine akzeptable Wartezeit mehr. Das entschuldigt zwar nicht die Person, die ihr großes Geschäft in den frühen Morgenstunden zwischen zwei unserer PKWs verrichtet hat, macht die Misere jedoch deutlich. Auch wenn zumindest ein weiteres Shower Camp mit Duschen und Toiletten sowie weitere Chemietoiletten nötig wären, bleibt das Wacken Open Air eines der wenigen Festivals, das zumindest annähernd ausreichend sanitäre Anlagen anbietet.

Für Essen und Getränke ist zu jeder Zeit gesorgt, da Breakfast-Zelte und Supermarkets über das gesamte Gelände verteilt sind. Die Qualität der angebotenen Dinge sowie der Preis sind auch größtenteils in Ordnung, jedoch kommen wir hierzu noch im weiteren Verlauf unseres Berichts.

Nachstehend noch ein paar Zahlen zum Vergleich der Infrastruktur-Situation auf dem Campinggelände der Jahre 2012 und 2013:

  • Chemietoilettenstationen: 2012: 41 Stück; 2013: 39 Stück
  • Shower Camps: 2012: 5 Stück; 2013: 5 Stück
  • Breakfast-Zelte: 2012: 19 Stück; 2013: 13 Stück
  • Supermarkets: 2012: 8 Stück; 2013: 9 Stück
  • Garbage Base (Müllrückgabe und Ausgabe von Müllsäcken): 2012:6 Stück; 2013: 6 Stück
  • Cold Wacken Beer & Met-Stände: 2012: 8 Stück; 2013: 8 Stück
  • W-Lan Hot Spots: 2012: 15 Stück; 2013: 15 Stück

Tag 2 – Mittwoch

Bull Riff Stampede – Headbanger Stage, 13:45 Uhr

Zu Beginn des Auftritts von Bull Riff Stampede aus Großbritannien habe ich den Eindruck, ich mache einen Zeitsprung zurück in das Jahr 2006 und Bullet For My Valentine absolvieren noch einmal ihren Auftritt in Brixton. So groß ist meiner Meinung nach die Ähnlichkeit und die Aggressivität der beiden Frontmänner. Der Sänger von Bull Riff Stampede hat allerdings eine neongrüne Gitarre. Das Debütalbum der Band ist aus 2012, aber man arbeitet schon an einem neuen Album und bringt auch einige Kostproben davon zu Gehör. Da Thrash Metal nicht so ganz meine Richtung ist, kann ich eigentlich nur relativ wertneutral sagen, dass die Jungs einen gut gelungenen Auftritt hinlegen. Den anderen Besuchern im gut gefüllten Zelt scheint es aber sehr gut zu gefallen.

SIC – W.E.T. Stage, 15:25 Uhr

Die Band SIC hat das Metal Battle auf den Färöer Inseln gewonnen. Von dort kommen auch die wohl bekannteren Týr, ansonsten ist die Metal-Dichte auf den Inseln noch geringer als die Bevölkerungsdichte mit ca. 34 Einwohnern pro km². Das Zelt des Bullhead City Circus ist zu gut einem Drittel gefüllt, als die Jungs ihren Auftritt beginnen und uns ihren Thrash Metal um die Ohren hauen. Die Ansage des Sängers Mikkjal G Hansen „We are SIC from Färöer Islands and nobody knows who the fuck we are“ stimmt aber wohl nicht ganz. Ich kannte sie schon vorher, vor allem mit ihrem letzten Album Fighters They Bleed und auch einige weitere der Besucher scheinen doch sehr textsicher zu sein. Diejenigen, die die Band SIC vorher wirklich noch nicht kannten, dürften sie nach diesem sehr gut gelungenen Auftritt allerdings in Zukunft auch auf dem Zettel haben.

An Apple A Day – Headbanger Stage, 15:50 Uhr

Der Gewinner des Metal Battles in Luxemburg will hier auf dem Wacken Open Air mit Hardcore begeistern und das Zelt ist auch relativ gut gefüllt. Mit einem Urschrei „Waaaaacken“ kommt der Sänger auf die Bühne und los geht’s. Leider ist die Show von An Apple A Day nicht wirklich begeisternd, zu rumpelig kommt es rüber, was die Jungs da abliefern. Der Großteil des Publikums sieht es wohl ähnlich, denn außer einem kleineren Moshpit kann ich nicht viele überschäumende Reaktionen erkennen.

Fejd – Wackinger Stage, 16:00 Uhr

Bei strahlendem Sonnenschein betreten Fejd die Bühne und starten mit Nagelfar, dem Titelsong vom neusten Album. Mit Den Skimrande gibt es ein weiteres aktuelles Lied, ansonsten ist die Mischung ausgewogen und geht mit Yggdrasil sogar zurück zu den Anfängen in 2002. Auch Storm darf natürlich nicht fehlen. Die Stimmung unter den ca. 1.500 Zuschauern ist klasse, auch wenn kaum jemand die schwedischen Texte mitsingen kann. Und was im härteren Metal der Circle Pit ist, ist bei Fejd eine Polonaise, die quer durch die Menge geht und immer länger wird. Ein rundherum gelungener knapp einstündiger Auftritt. Nur mit den Zwischenrufen „Noch ein Bier“, die bei Sabaton-Konzerten längst Standard sind, können die Brüder Rimmerfors nichts anfangen; ihre fragenden Gesichter sorgen für einige zusätzliche Lacher.

Backjumper – W.E.T. Stage, 17:05 Uhr

Was für eine Musik der italienische Metal Battle-Gewinner BackJumper nun eigentlich spielt, erschließt sich mir nicht so ganz. Angekündigt sind sie als Post Hardcore-Band, aber es sind durchaus auch viele progressive Elemente in ihrer Musik enthalten. Ein ganz dickes Lob muss ich der Instrumentenfraktion aussprechen, wie hier die Finger über die Saiten flitzen und der Schlagzeuger sein Arbeitsgerät bearbeitet, ist schon beachtlich.

Asthma – W.E.T. Stage, 15:55 Uhr

Die Thrash Metal-Band Asthma hat das Metal Battle in Lettland gewonnen. Als die Show beginnt, ist das Zelt zu gut einem Viertel gefüllt. Und dann kommt die erste Überraschung, der Sänger macht einen Großteil seiner Ansagen nämlich in deutscher Sprache und das sogar relativ akzentfrei. Bravo! Ansonsten wettert er so ziemlich gegen alles, schimpft auf kritiklosen Konsum, auf übermäßige Internetnutzung, auf kaum noch vorhandene echte Beziehungen. Als hier dann aber zwei Gummipuppen ins Spiel kommen und der Sänger fragt, ob diese nicht vielleicht ein bisschen durchgef…. werden wollen, wird es mir dann doch zu dumm. Ganz abgesehen davon, dass mich die musikalische Darbietung auch nicht wirklich vom Hocker reißt. So gehe ich also nach etwa der Hälfte des Konzerts und werde darum auch wohl nie erfahren, warum der Bassist die ganze Zeit auf einem Stuhl sitzt.

Crimson Shadows – Headbanger Stage, 19:10 Uhr

Auf diesen Auftritt war ich sehr gespannt, denn die Band Crimson Shadows aus Kanada soll Power Metal spielen. Tut sie auch, aber was der Sänger da hervorbringt (anders kann ich es nicht nennen), ist meiner Meinung nach unterirdisch. Er versucht sich in einer Mischung aus Growling und Shouting, aber er kann beides überhaupt nicht. Nach dem ersten Lied hoffe ich ja noch, dass er sich erst einsingen muss. Dann beginnt das zweite Lied, die Riffs erinnern mich an DragonForce, aber dann legt der Sänger wieder los. So leid es mir tut, aber es wäre besser gewesen, den Gitarristen an das Mikrofon zu lassen, der singt den Chorus wesentlich besser und angenehmer für die Ohren.

W:O:A Firefighters – Beergarden Stage, 20:00 Uhr

Wenn man meint, dass auf dem weltgrößten Heavy Metal-Festival nur Metal läuft, der hat vergessen, dass der Verein der Freiwilligen Feuerwehr Wacken seit nunmehr zehn Jahren zum Standard-Repertoire des Open Airs gehört. Anlass hierfür war die Eröffnung des bayrischen Biergartens im Jahr 2001, zu dem schlicht und ergreifend einfach Blasmusik gehört. So gehört es seither zur Tradition des Wacken Open Airs, am ersten Tag das Festival mit einem Auftritt der W:O:A Firefighters zu eröffnen. So trifft man sich mit – für die kleine Bühne des Biergartens viel zu vielen Metalheads – die ebenfalls, diesen Auftritt zu ihrem „Must-Have“ erklärt haben. Gerufen wird nicht „Firefighters“, sondern „Wacken, Wacken, Feuerwehr und schon betreten die Firefighters die kleine Bühne, um den gefühlt 2.000 Fans ein Ständchen zu spielen. Im Publikum wird zwar auch geschunkelt, doch haben hier das Headbangen und ein kleiner Moshpit die Charakteristiken eines vollwertigen Heavy Metal-Konzertes – Metalheads eben!

Count To Six – Headbanger Stage, 20:50 Uhr

Die Band Count To Six kommt aus der Russischen Föderation und spielt Metalcore. Ihr Sänger ist sowohl für die Screams als auch für die Clean Vocals verantwortlich und liefert eine klasse Leistung ab. Auch die Bühnenshow insgesamt ist beeindruckend, teilweise springen bzw. headbangen die Mitglieder vollkommen parallel, und die Breakdowns jagen mir einen über den anderen Schauer der Begeisterung über den Rücken. So muss das sein! Beim letzten Lied erinnern mich die Riffs ein ganz klein wenig an Dreamshade, allerdings scheint sich der Bewegungsdrang des Sängers doch ein wenig zu rächen, denn die Clean Vocals kommen jetzt doch relativ schwach. Insgesamt aber ein klasse Auftritt.

Devoid – Headbanger Stage, 21:40 Uhr

Da mir einige gute Bekannte aus dem Heimatland der Band Devoid, nämlich Indien, empfohlen haben, diesen Auftritt anzuschauen, stehe ich pünktlich vor der Bühne und harre der Dinge, die da kommen mögen, auch wenn ich ja kein Thrash Metal-Fan bin. Da das Spieltempo innerhalb der recht aggressiv vorgetragenen Lieder des öfteren variiert, ist diese Show aber sehr kurzweilig. Laut Ansage des Sängers wird das Debütalbum derzeit eingespielt. Das Album wird All Gods Lie heißen, was nach Auskunft des Sängers denkwürdig sei, da Indien ja ein Land mit vielen Göttern ist. Dieser Auftritt hätte gern noch ein wenig länger gehen können.

Santiano – Wackinger Stage, 22:00 Uhr

Die wohl metalischste Schlagerband Deutschlands kehrt wieder zurück zum Wacken Open Air. Ganze 90 Minuten dürfen die fünf Flensburger die Wackinger Stage rocken und ich muss ehrlich sagen, so voll habe ich es vor der Bühne noch nie erlebt und so voll wird das Wackinger Village wohl auch nie wieder sein. Selbst wenn Santiano nächstes Jahr wieder spielen sollten, sollen sie dies bitte auf einer größeren Bühne tun, um dem Andrang gewachsen zu sein. Bei 90 Minuten Auftritt, aber nur zwei Alben in der Diskographie, sollten die meisten Songs zu schaffen sein. So gibt es zum Beispiel die Lieder Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, Auf Nach Californio und Es Gibt Nur Wasser auf die Ohren, welche das Publikum natürlich herzlich abfeiert und kräftig mitsingt.

Die größte Überraschung des Auftritts ist jedoch der Besuch von Subway to Sally-Sänger Eric Fish, der für zwei Songs das Mikrophon übernimmt. Zusätzlich verkündet Eric noch, dass Santiano ebenfalls bei Subway To Sally auf der Bühne erscheinen werden und dass wohl auch bei Doros Jubiläumsshow ein Besuch von Fish ansteht. Eine Zusammenarbeit von drei der bekanntesten Bands im Metal-Bereich Deutschlands scheint also im Programm zu sein. Ob das nun gut oder schlecht ist, mag jeder für sich selbst entscheiden, doch spätestens seit dem Gerücht, dass Heino nach Wacken kommt, um Rammstein mit seiner Stimme zu bereichern, sind die Grenzen zwischen Metal und Schlager für mich überwunden.

Santiano jedenfalls werden herzlich von den anwesenden Metalheads gefeiert und liefern ein 90-minütiges Programm voller Spiel, Spaß und Spannung. Ein gelungener Auftritt einer eigentlich völlig fehlplatzierten Band, die es wahrscheinlich nie so weit gebracht hätte, wenn es nicht uns verrückte Metalheads gäbe, die Santiano scheinbar lieben.

Infrastruktur 2 – Foodcheck

Was gehört zu jedem menschlichen Bedürfnis? Richtig, essen und trinken. Auch auf dem Wacken Open Air soll keiner verhungern und verdursten. Wir klammern jetzt mal die selbst mitgebrachte Nahrung aus (obwohl so eine Dose lauwarme Currywurst auch was hat) und haben uns deshalb mal auf die Suche nach dem ultimativen Wacken Food Stand gemacht und dabei das ein oder andere doch recht schmackhafte Ergebnis erhalten.

Eins vorweg: Wer in Wacken satt werden möchte, der sollte doch schon über genügend Kleingeld verfügen, denn sechs Tage sich rein von den Festivalständen zu ernähren, geht richtig ins Geld. Die Preise gehen von 3,50 €(Bratwurst+ Brötchen) bis 10 € für eine Tim Mälzer-Pizza, aber das meiste bewegt sich so im fünf bis sechs Euro-Bereich.

Hie mal eine kleine Liste, was so hingelegt werden muss:

  • Döner 5,00 €
  • Bratwurst 3,50 €
  • Burrito 6,00 €
  • Pizza 5,50 €
  • Currywrst 4,50 €
  • China Nudeln ( ohne Fleisch) 5,00 €
  • China Nudeln (mit Fleisch ) 6,00 €
  • Hot Dog 5,00 €
  • Hanfbrot gefüllt mit Putenfleisch und Salat 6,50 €
  • Hanfbrot gefüllt mit Putenfleisch und Schafskäse 7,00 €
  • Thai Penne (Gosch) 8,50 €
  • Frittierte Calamares Ringe im Bierteig (Gosch) 5,50 €
  • Backfisch im Brötchen (Gosch) 4,50 €
  • Baguette (Subway) 5,00 €
  • Cookie (Subway) 1,00 €

Das ist nur ein Auszug von dem, was man kulinarisch auf dem Wacken Open Air geboten bekommt. Ich glaube, es ist da für jeden etwas dabei auch für die vegetarische Fraktion.

Ich empfehle auf jeden Fall für die Leute, die auf Fleisch stehen, einmal das Wackinger Village zu besuchen, denn da bekommt ihr alles, was läuft, fliegt und schwimmt vom Grill (Jammmm!).

Natürlich gibt es auch eine etwas preiswertere Alternative zum Festivalgelände und zwar das Dorf Wacken. Da ist es zwar etwas billiger, aber wer mag schon für eine Bratwurst 2 Kilometer laufen (ich nicht!)?
Aber eins muss ich sagen, ich habe nach dem Einkauf im Ort in der ansässigen Dönerbude gegessen und es war mit 3,50 € für Döner komplett in Ordnung und hat sehr gut geschmeckt. Lediglich die Lautstärke der Musik in der Bude war jenseits von Gut und Böse ( Hammerfall bei ca. 150 db), da bekommt der Begriff „in Ruhe essen“ eine ganz andere Bedeutung.

Fazit: Es ist ein Festival! Wer auf 5 Sterne Gastronomie steht, wird eher enttäuscht sein, aber für alle anderen, die Abstriche machen können, ist es geschmacklich in Ordnung und die Portionsgrößen reichen für ein paar Stunden.

Tag 3 – Donnerstag

Schwimmbad und Auftritt von Blaas Of Glory – Schwimmbad Wacken

Genau wie im letzten Jahr zieht es uns auch heute wieder in das Wackener Schwimmbad. Bisher kann man zwar noch nicht sagen, ob es bei dem warmen und sonnigen Wetter bleibt, da sich morgens noch einige kleine Wölkchen zeigen, aber ein echter Metalhead lässt sich davon nicht abhalten. So geht es für uns gegen Mittag zum Wacken Open Air Bus Shuttle, wo wir unseren Augen nicht trauen können als wir die lange Warteschlange für den Pool Shuttle erblicken. Auf Empfehlung einiger hilfsbereiter Ordner entschließen wir uns sodann mit insgesamt acht Personen zwei Taxis zum Schwimmbad zu nehmen. Die Kosten von ca. 8,50 € pro Taxi und somit guten 2 € pro Person (Kosten für den Pool Shuttle: 1 € pro Fahrt) sind mehr als in Ordnung, denn schließlich hat man den Luxus eines Sitzplatzes sowie einen direkten Transfer ohne Wartezeit. Das Wackener Freibad kostet genau wie im Vorjahr 2,50 € Eintritt. Ein Preis, der durchaus gerechtfertigt ist, schließlich ist das Schwimmbad ausreichend groß (ein flaches Nichtschwimmerbecken, ein Schwimmerbecken sowie ein Kleinkinderbecken sind vorhanden) und gut in Stand – nach der 1.000.000 € kräftigen Beteiligung des Veranstalters an der Sanierung des Freibades im Jahre 2008 ist dies aber auch kein Wunder.

Kaum im Schwimmbad angekommen, geht es für uns direkt in das kleine Nichtschwimmerbecken, um dort einen Circle Pit zu starten. Die Metalfans lassen nicht lange auf sich warten und machen prompt mit bei dem Spaß, der noch einige Minuten mit Wall Of Deaths und weiteren Circle Pits weitergehen soll. Auch das Wacken Open Air hat für eine weitere Belustigung der Festivalbesucher gesorgt, indem im Freibad vier übergroße Wasserbälle mit einem geschätzten Durchmesser von 1,80 m verteilt wurden. Gerade als wir uns entschließen eine kurze Pause einzulegen und zu unserem Sitzplatz zurückzukehren, ertönt von außerhalb der vertraute Klang der Blaskapelle Blaas Of Glory, die schon im letzten Jahr für einen kurzen und ungeplanten Auftritt in das Freibad gekommen ist. Die munteren Niederländer spielen Rock- und Metalklassiker wie The Final Countdown, We Will Rock You und Aces Of Spades und fordern die versammelten Metalheads zu weiteren Circle Pits, Rutschen von der Kinderrutsche sowie Sprüngen vom Springturm auf. Wer kann da noch widerstehen?

Nach dem erneut sehr grandiosen Auftritt müssen wir uns erst einmal stärken und besuchen den Schwimmbad eigenen Imbissstand. Mit Currywurst, Pommes und Eis versorgt, geht es weiter an den Getränkestand, der neben dem normalen Angebot auch Besonderheiten wie Captain Morgan Cola anbietet (hier sei angemerkt, dass die Mischung wirklich gut ist und ungewöhnlich viel Captain Morgan enthält). Die Preise sind auch hier normal.

Einziges Manko ist erneut die Duschsituation vor Ort. Eine offene Dusche pro Umkleidekabine ist wirklich nicht ausreichend und sorgt nur für unnötiges Anstehen und Stau. Toiletten sind dafür ausreichend vorhanden. Insgesamt also eine Situation mit der man sich arrangieren kann.

Nach genügend Rumgeplantsche geht es für uns diesmal mit dem Pool Shuttle zurück zum Festivalgelände.

Infrastruktur 3 – Das Infield

Wacken, unendliche Weiten… Ort des „Ast Ablaufens“ und der konditionellen Betätigung. Egal, auf welchen Campground ihr seid, das Infield wird eure Ausdauer in Anspruch nehmen, zumindest, wenn ihr versucht, in der Breite von links nach rechts zu laufen, dürftet ihr, vor allem bei dem Wetter, gut ins Schwitzen kommen. Das Infield ist der vermutlich größte Bühnenbereich, den ich je gesehen habe und den es möglicherweise gibt. Das Fassungsvermögen ist immens, muss es aber auch sein, denn nicht nur die beiden Hauptbühnen sind dort platziert, auf denen abwechselnd gespielt wird, sondern auch die „Party Stage“, die unabhängig von den beiden Bühnen bespielt wird.

In den letzten Jahren hatte ich das Gefühl, dass der Platz ausreichend ist, aber in diesem Jahr scheinen einige Bands den gesamten Campground zu ziehen, anders ist die unfassbare Fülle nicht zu erklären. Die Menschen drücken sich bei den Mainacts in jede Ecke, viele Besucher resiginieren und schauen von außerhalb des Infields aus weiter Ferne auf die Leinwände oder nutzen die extra abgekoppelte Leinwand, ohne die Bühnen zu sehen. Ob das Sinn der Sache ist, sei mal dahingestellt. Wenn ich 150 € + ein paar Zerquetschte für eine Karte zahle, wäre es schon nett, die Bands, für die ich hingefahren bin, auch persönlich zu sehen und nicht mit Hilfe von Leinwänden. Dann kann ich mir auch eine Live-DVD kaufen.

Ich selber bin davon nur bei Anthrax betroffen; Ich bin nicht wegen den Mainacts in Wacken (okay, klar, wegen Rammstein eigentlich schon) und habe deshalb sehr häufig freie Platzwahl. Aber es wäre echt klasse, wenn die Verantwortlichen dieses Problem erkennen und beheben würden, dafür gibt es logistisch gesehen verschiedene Ansatzpunkte, die man durchsprechen müsste. Also, liebe Veranstalter, wenn ihr das lest: BITTE baut das Infield aus! Und wenn es in letzter Konsequenz bedeutet, das Gelände auf Kosten von Zeltplätzen zu erweitern, es lohnt sich!

Russkaja – W.E.T. Stage, 11:00 Uhr

Was machen Russen am Vormittag? Richtig, entweder Wodka trinken, in der U-Bahn hocken oder genau: Party auf Wacken.

Rein zufällig, wirklich nur am Rande, gehe ich durch das Infield (ja, ich bin schon wach) und sehe mir auf der Party Stage Russkaja an. Was soll man viel dazu schreiben, es ist einfach nett, am Vormittag mit russischer Folklore unterhalten zu werden – und genau das machen Russkaja.

Sofort bekommt man Lust zu tanzen, zu hüpfen und natürlich zu trinken. Genau das ist es auch, was einen guten Start in den Festivaltag ausmacht: Spaß. Gute Laune, nette Leute, Party, Russkaja! In diesem Sinne Prost!

Behold The Grave – W.E.T. Stage, 12:40 Uhr

Zu einer relativ ungünstigen Zeit muss der Metal Battle-Gewinner Behold The Grave aus Mexiko ran, aber das Zelt ist trotzdem schon gut gefüllt und es werden im Publikum sogar Mexiko-Flaggen hochgehalten. Die Stimmung ist also schon mal gut. Die Band spielt eine Mischung aus Melodic Death Metal und Hardcore, der Sänger growlt und shoutet sich durch die Lieder und bei seinem Bewegungsdrang wird ihm anscheinend auch so warm, dass er schon beim zweiten Lied sein Muscleshirt auszieht. Die Show reißt mich zwar nicht vom Hocker, aber ich habe auch schon schlechtere Bands gesehen.

Industrial City – W.E.T. Stage, 14:40 Uhr

Da ich neugierig bin, wie Industrial Metal in Georgien klingt, stehe ich zum Showstart vor der ganz in blauem Licht gehaltenen Bühne. Rote Lichteffekte setzen gekonnt Akzente. Bei der Begrüßung „Welcome to Industrial City“ durch den Sänger habe ich kurz das Gefühl, David Draiman von Disturbed steht auf der Bühne, aber das ändert sich sehr schnell, als der Gesang einsetzt. Das erste Lied, dessen Titel ich leider wegen der geschrienen Ansage genau so wenig verstehe, wie die anderen, klingt für mich wie eine Mischung aus Rammstein und Nightwish, aber es hat was. Der Klargesang im zweiten Lied ist dann richtig klasse, und das dritte Lied ist doch tatsächlich eine reinrassige Ballade. Respekt! Zum Abschluss noch einmal Industrial Metal und die Show ist leider schon wieder zu Ende. Natürlich klingt Industrial Metal in Georgien genau so, wie überall auf der Welt – und das ist auch gut so. 😉

Annihilator – W.E.T. Stage, 17:15 Uhr

Am Donnerstag geht es für mich als erstes mit der Band Annihilator auf der Black Stage los. Bis auf den Klassiker Alison Hell kenne ich keine anderen Lieder von der Band, aber ein paar Freunde haben sie mir empfohlen.

Als erstes beginnt Annihilator mit dem Song Smear Campaign, mit dem der Auftritt relativ gut beginnt, aber schon schnell langweilig wird. Bis auf das einzige noch verbleibende Gründungsmitglied Jeff Waters wirkt der Rest der Band eher unmotiviert, da sie sich kaum bewegen und die Gesichter sehen auch nicht gerade voller Freude aus. Aber auch die Ansprachen sind witzlos und 08/15 mäßig, fast immer erwähnt die Band, dass sie nach zehn Jahren wieder in Wacken – der Rest sind Standardansagen, die man schon oft gehört hat. Wenn man das mit einigen anderen Bands vergleicht, die richtig froh sind, in Wacken zu spielen und dies auch offen zeigen und sich dafür auch etwas einfallen lassen, ist das enttäuschend.

Haggard – Headbanger Stage, 18:25 Uhr

Ich persönlich war ja immer der Meinung, dass eine Band wie Haggard nicht festivaltauglich sei, aber ich wurde da echt eines Besseren belehrt.
Am 01.08.2013 abends um 18 Uhr mache ich mich mal auf den Weg in das doch recht heiße Bullhead City Zelt und bin doch recht erstaunt, dass ich nicht der einzige bin, der diese Idee hat. Das Zelt ist richtig gut gefüllt und alle warten gespannt auf Haggard.

Und ich muss zugeben, ich bin echt von der Akustik des Auftrittes von Haggard begeistert: Einfach genial, wie die Band mit ihrem kleinen Orchester zusammenpasst. Alles ist deutlich rauszuhören, selbst der Gesang ist sauber und verständlich. Wer die Band kennt, weiß, dass man in 45 Minuten Spielzeit nur maximal vier bis fünf Songs um die Ohren bekommt und genau so ist es dann auch. Genau fünf Songs geben die Jungs und Mädels zum Besten, wobei Hits wie Awaking The Centuries nicht fehlen dürfen.

Deep Purple – Black Stage, 20:15 Uhr

Vor dem Hauptakt am Donnerstag, Rammstein, gibt es noch eine 1,5 Stunden Show von Deep Purple und „nur“ als Vorband oder Aufwärmband von Rammstein kann man dieses Konzert nicht beschreiben, denn die alten Herren zeigen, dass sie es noch voll drauf haben und dass sich auch noch die jungen Bands was von der Abteilung 60+ abgucken kann.

Am Anfang geht es sofort mit dem Klassiker Highway Star aus dem legendären Album Machine Head los. Man merkt Deep Purple an, dass sie ordentlich Spaß haben, aber nach über 40 Jahren sehr entspannt beim Auftritt sind. Nach den drei ersten Klassiker Songs folgt Vincent Price vom aktuellen Album Now What?! , was man auf jeden Fall auch sehr gut hören kann und das ist wohl auch der Grund, warum es auf Platz 1 der Album Charts landete.

Während viele Bands ihre Setlist einfach nur so durchballern, lassen sich die alten Engländer vor den Songs ein bisschen Zeit und sind hier und da mal am Rumsolieren, egal, ob es der Keyboarder oder Gitarrist ist und dann teilweise auch minutenlang. Bei dem bekanntesten Song Smoke on the Water, den die Band selbst wohl nach mehr als 40 Jahren nicht mehr hören kann, kommt dann die Gitarrenlegende Uli Jon Roth hinzu, der sich kurz vor dem Song ein kleines Gitarrenbattle mit Steve Morse liefert und danach geht es dann los. Während des Refrains ist die Menge am Mitbrüllen, egal ob Deep Pruple-Fan oder nicht oder ob jung oder alt. Nach zwei Coversongs und Black Night als Abschluss ist der Auftritt der Legende leider schon vorbei.

Ragnarok – Headbanger Stage, 22:05 Uhr

Als sich der Vorhang für den Auftritt der Band Ragnarok öffnet, wird es gefühlt ein paar Grad kälter im Zelt, denn die Band zelebriert norwegischen Black Metal. Die Bühne ist komplett in dunkelblaues Licht getaucht, die Türme rechts und links daneben in rotes. Da ich Ragnarok vorher noch nie gehört habe, kann ich leider zu den überwiegend schnellen Liedern nichts sagen, aber die Show ist beeindruckend. Sänger Hans Fyrste, wie üblich mit blutverschmiertem Oberkörper, hält seine ganz persönliche satanische Messe ab und huldigt gemeinsam mit dem Publikum unter lauten „Hail Satan“-Rufen seinem Meister. Auch wenn das nicht meiner ist, werde ich diese Band sicherlich im Auge behalten.

Wacken 3D – Trailer – Auf allen Leinwänden, 20:45-21:30 Uhr

Expansion schützt vor Regression; so müssen die Verantwortlichen von Wacken denken, anders ist der nächste Schritt kaum zu erklären: Nach der mehr als soliden Dokumentation Full Metal Village geht man jetzt fünf Schritte weiter und plant die Veröffentlichung eines Wacken-3D-Films, der mit einem neuen Rekord beworben werden soll: Die meisten Zuschauer bei einem 3D-Trailer – gleichzeitig, versteht sich. Und so wird vor Rammstein der Trailer gezeigt, was den Rekord gesichert haben dürfte. Im Vorfeld wurden artig die 3D-Brillen (leider die Rot-Grün-Technik) verteilt, so dass auch jeder in den Genuss der 3D-Effekte kommen wird. Ich gehöre zu den glücklichen Personen, bei denen diese Technik ohne Probleme funktioniert und darf mich über eine unglaubliche Anzahl an 3D-Effekten freuen. Klar, man sieht hauptsächlich Leute, die im Schlamm suhlen (Klischee, Klischee…) oder am Posen sind und natürlich eine Menge Bands, aber die Effekte wirken wirklich gut. Begleitet wird der Trailer von Darkness Within von Machine Head, dass unglaublich scharfsinnig vom Blasorchester unterbrochen und von Mambo Kurt weitergeführt wird, letztendlich aber zum ursprünglichen Lied zurückführt. Dementsprechend werden auch die Szenen angepasst, so sieht man natürlich das Freibad, wenn die Blasmusik erklingt oder solirende Gitarristen, wenn das Solo von Darkness Within läuft.

Zwar wird man vom Trailer gut unterhalten, aber die große Frage bleibt natürlich offen: Kann das auch 90 Minuten lang funktionieren? Gibt es Dialoge, Interviews, allgemeine Informationen? Zu sehen bekommen hat man eigentlich „nur“ alltägliches Festivalleben, dafür sind die 7 Minuten Laufzeit eigentlich mehr als genug. So habe ich leichte Zweifel, ob der Film die Zuschauer auch bei der Stange halten kann; anschauen werde ich ihn mir trotzdem, alleine schon um sagen zu können, dass ich endlich mal in einem 3D-Film war, der den Namen auch verdient!

Rammstein – True Metal Stage, 22:15 Uhr

Seit der Bestätigung von Rammstein habe ich alles daran gesetzt, um wieder nach Wacken zu fahren und jeden Tag darauf gewartet, dass ich meine „erste“ gitarrenlastige Band endlich live sehen kann – nach sage und schreibe dreizehn Jahren. Auf ein Konzert von dieser Band will ich wohl erst seit neun Jahren, aber das macht den Kohl auch nicht mehr fett; es war eine VERDAMMT lange Zeit bis zum 01.08.2013 und ich bin froh, dass genau JETZT der Moment ist, wo das Warten ein Ende hat. Nach ungefähr einer Stunde durch die Massen wuseln habe ich endlich einen Platz gefunden, mit dem ich mehr als zufrieden bin und genieße erst einmal den 3D-Trailer, der wirklich gelungen ist, dazu mehr im eigenen Abschnitt.

Der Vorhang fällt und das Spektakel beginnt, Sänger Till Lindemann lässt sich per „Fahrstuhl“ von der Decke auf die um 20 Meter erweiterte Bühne abseilen und setzt damit schon einmal ein deftiges Ausrufezeichen. Die Bühne ist übrigens extrem aufwendig gestaltet, seit Mittwoch sitzen die Bastler daran, sie für den Auftritt herzurichten. Das sieht man auch an den ein wenig an Kronleuchter erinnernden Scheinwerfern, die quasi multifunktional sind. Man muss sie wirklich gesehen haben, um sie zu verstehen.

Was übrigens eine gute Überleitung zu einer Kernaussage ist: Vergesst Live In Berlin, Völkerball oder Youtube-Videos über Rammstein, man muss die Band live gesehen haben, um ihre Livequalitäten beurteilen zu können – auf den DVDs bekommt man, wenn überhaupt, nur einen Vorgeschmack von dem, was einen erwartet.

Als Beispiel sei Mein Teil genannt: Die Kesselszene ist legendär, das Duell zwischen Sänger und Keyboarder Flake dürfte mit zu den prägnantesten Ereignissen der Show gehören. Und auch wenn ich sie auf DVD bestimmt schon 10-15 Mal gesehen habe; es live mitzuerleben ist noch einmal eine ganz andere Nummer. Genau wie die Pyroshow insgesamt: Ja, die Armbrust ist bekannt, aber die Hitze zu spüren, intensiviert das Erlebnis um die Gradzahl des Feuers und so geht es mit allen Elementen: Sei es die Benzinflasche, in der, wer hätte es gedacht, Benzin ist und das Anzünden eines Statisten, seien es die Kopfflammenwerfer, die von drei der Musiker getragen werden: Dies mit eigenen Augen zu sehen, ist schlichtweg der Wahnsinn.

Neben der unglaublich gut ausgewogenen Setlist, die ein Querschnitt durch die Discographie ist (leider aber die stärkere zweite Hälfte von Mutter komplett ignoriert) gibt es, speziell für Wacken während der aus drei Liedern bestehenden Zugabe einen kleinen Bonus. Heino, ein aus meiner Sicht nicht gerade unterstützenswerter Musiker, wird bei Sonne als Gastsänger auf die Bühne geholt. Die Aussagekraft dieser Aktion ist immens: Schrieb ein bekanntes Boulveardblatt noch vor kurzem, dass Rammstein erwägt, Heino wegen dem Sonne-Cover zu verklagen, setzt die Band mit dieser Aktion ein klares Zeichen, ob an den Gerüchten etwas dran ist. Besser kann man auf die Geschehnisse nicht reagieren und ich erfreue mich deshalb auch an der Anwesenheit Heinos. Dieser singt überraschenderweise mal ohne Playback und wirkt leicht irritiert. Ob dies an der unglaublichen Anzahl von Zuschauern liegt oder an der extremen Hitze, die durch die Flammen verursacht werden, kann nicht zu 100% geklärt werden, ich tippe auf einer Kombination aus beiden. Im Vorfeld behauptete der ein oder andere Spezialist, dass Heino auf Mit freundlichen Grüßen Sonne besser als Till Lindemann gesungen habe; dies mag wohl sein, aber im direkten Vergleich und ohne Nachbearbeitung hat Till Lindemann deutlich die Oberhand, vielleicht liegt es am Heimvorteil, vielleicht auch am Altersunterschied, aber unabhängig davon setzt der Schlagerstar mit seinem Auftritt einen gelungenen Akzent. Trotzdem hoffe ich, dass das eine einmalige Angelegenheit bleibt und der Graben zwischen Metal und Schlager nicht weiter zugekippt wird; Bands wie Santiano liefern aktuell genug Schutt, der Übergänge zwischen einem wirklich guten und einem wirklich schlechten Musikgenre immer mehr verschwinden lässt.

Nach zwei Strophen verschwindet Heino dann auch wieder und das Konzert wird mit Pussy und einer riesigen und fahrbaren Peniskanone, die eine weiße Substanz ins Publikum feuert, abgeschlossen. Nach achtzehn Liedern ist damit Schicht und es hätten noch einmal locker die gleiche Anzahl an Songs folgen können, ohne dass es langweilig werden würde – dafür sorgt zum einen natürlich die starke Bühnenshow, zum anderen das starke Liedmaterial.

Da so ein Auftritt viel Vorbereitungszeit braucht, variieren Rammstein auf einer Tour die Lieder kaum bis gar nicht, weshalb ich paradoxerweise trotz einer großen Menge Spaß einige Zeit bis zum nächsten Konzert warten werde: Sollten Rammstein ein weiteres Album veröffentlichen, werde ich versuchen, mir eine Karte zu sichern, ansonsten werde ich die Konzerte meiden. Denn das ist die Krux an einer durchgestylten Show: Hat man sie einmal gesehen, sind Überraschungen tendenziell unwahrscheinlich (auch wenn man diesmal mit Heino zeigte, dass Überraschungen möglich sind) und man bekommt „nur“ das, was man erwartet: Eine sehr gute Show.


Tag 4 – Freitag

Infrastruktur 4 – Bullhead Circus

Faster, Harder, Louder, das ist das Motto des Wacken Open Airs, aber ein Adjektiv fehlt da doch noch? Richtig: Bigger! Denn der Bullhead Circus ist dieses Jahr erneut gewachsen. Letztes Jahr war es noch ein Neunmaster Zelt, dieses Jahr sind es bereits zwölf. Die Bühnen hingegen bleiben bei derselben Größe mit dem schicken Industrieventilator dazwischen. Eine weitere Verbesserung ist auch der Eingang zum Zelt, der letztes Jahr noch an der Seite lag, wodurch das Publikum auch nicht meinte das hintere Ende ausfüllen zu müssen. Genau an diesem Ende liegt nun der Eingang, während alle Seitenteile bereits leicht aufgeklappt sind, um sämtliche Notausgänge im Ernstfall sofort nutzen zu können. Somit lässt sich sagen, dass die Veranstalter zumindest hier zugehört und reagiert haben, um ein besseres Erlebnis zu ermöglichen.

Neaera – Black Stage, 11:00 Uhr

Neaera eröffnen den Konzertmarathon des heutigen Freitags mit gutem deutschen Deathcore. Die Münsteraner, die seit 2003 zusammen spielen, haben trotz der für Wacken frühen Uhrzeit, eine Menge Fans vor der Bühne stehen. Die Sonne steht noch gar nicht so hoch am Himmel, doch es ist trotzdem verdammt heiß vor der Black Stage, Neaera schaffen es dennoch, dem Publikum kräftig einzuheizen. Los geht es mit Ours Is The Storm vom diesjährigen gleichnamigen Album und sofort weiß man: Hier wird kein Weichei-Metal gespielt. Während Sänger Benjamin Hilleke überlegt, wie er denn zu den Fans runterklettern kann, gibt es erst mal das 2009er Stück Walls Instead Of Bridges auf die Ohren und die ersten Mosh und Circle Pits nehmen ihren Lauf. Eines der Highlights des Konzertes folgt: Armamentarium, der Namensgeber des sechs Jahre alten Albums. Hier bleibt keine Auge trocken und die Fans rennen wild durch den Circle Pit oder brüllen mit was das Zeug hält. Trotz lediglich zehn Songs in einer Stunde, schaffen es die Münsteraner fast alle Scheiben abzuarbeiten und so ist für jeden etwas dabei. Besonders wild wird es aber erst gegen Ende, als der Frontmann es tatsächlich schafft, zum Publikum zu klettern und ein wenig durch die ersten Reihen zu surfen, um möglichst viele abzuklatschen. Hierfür muss man einfach großen Respekt zollen! Ein starker Auftritt, der sich für die Frühaufsteher des Festivals gelohnt hat und ein Beweis dafür, dass Hitze und Zeit keine Rolle spielen, wenn man eine gute Band sehen und feiern will.

Tristania – True Metal Stage, 12:15 Uhr

Nach dem schweißtreibenden Konzert von Neaera muss ich erst mal wieder Flüssigkeit zu mir nehmen, so dass ich leider den Anfang des Auftritts von Tristania nur aus der Ferne höre. Der Opener Number vom neusten Album Darkest White wummert aber gleich mächtig über das Infield. Die folgenden Lieder sind ebenfalls hauptsächlich neueren Datums. Ob es an der großen Hitze liegt, dass sich Tristania relativ wenig auf der Bühne bewegen oder ob dies immer so ist, kann ich nicht beurteilen, da ich sie zum ersten Mal live sehe. Die Show mit insgesamt zehn Songs passt aber zur Musik, von daher war es ein durchaus gelungener Auftritt.

Naglfar – W:E:T Stage, 13:40 Uhr

Mit dieser Band ist es wie mit einem Fluch: Sie verfolgt einen! Ich war schon auf extrem vielen Veranstaltungen, auf denen Naglfar gespielt aber ich habe sie noch NIE live gesehen, obwohl ich es JEDES MAL wollte. Bwah! Aber dieses Mal klappt es! Einige Stimmen munkeln, dass ich optisch gewisse Ähnlichkeiten zu Frontmann Wrath haben würde, aber, wie es so ist: Ich erkenne das nicht wirklich… Vielleicht stehe ich auch zu weit weg, aber auch bei näherer Betrachtung weiß ich echt nicht, wer auf solche Vergleiche kommt.

Ist aber auch egal, die Musik zählt und ich verstehe schnell, wieso die Band so häufig geladen wird, denn sie strotzt nur so vor Energie. Schade, dass sie nur im Zelt und dann auch nur kurz spielen dürfen, aber Naglfar machen das Beste aus der Situation und spielen alle ihre Hits. Ich werde sie definitiv im Auge behalten und mir ein längeres Set anschauen, sobald es mir möglich ist!

Ihsahn – Black Stage, 16:00 Uhr

Auch beim Auftritt von Ihsahn brennt die Sonne unbarmherzig vom Himmel, aber da muss ich jetzt durch, denn diese Show hatte ich von Anfang an auf meinem Zettel. Und Ihsahn enttäuscht nicht. Ganz in Schwarz gekleidet, betreten er und seine Mannen die ebenfalls komplett in Schwarz gehaltene Bühne.

Die Show beginnt mit dem etwas progressiveren Song On The Shores vom Album After. Dann folgt ein abwechslungsreiches Set von acht Liedern, das quer durch alle Alben geht, wobei das Hauptaugenmerk auf After und Eremita liegt. Der Keyboarder scheint teilweise in Ekstase versetzt, so sehr bangt und mosht er vor und neben seinem Instrument, wenn er nicht gerade den Gesangspart übernimmt. Der Sound ist ebenfalls mal wieder sehr gelungen und nach dem Konzert ziehen die Fans zufrieden von dannen.

Pretty Maids – True Metal Stage, 17:15 Uhr

32 Jahre gibt es die dänischen Heavy Metaler von Pretty Maids nun schon und sie sind nach elf Jahren Abstinenz zum vierten Mal beim Wacken Open Air 2013. Mit 13 Alben, etlichen Singles und Demos liegt mehr als genug Material vor, um die eine Stunde Spielzeit am Freitagabend auszufüllen. So beginnen die Dänen mit Mother Of All Lies, gefolgt von I See Ghosts von der diesjährigen Motherland-Scheibe, was für helle Begeisterung bei den Zuschauern sorgt, auch wenn ein piependes Mikrophon zwischendurch stört. Als nächstes folgt eine Reise in die Vergangenheit: Back To Back inklusive Intro vom ersten Komplett-Album der Band Red, Hot And Heavy aus dem Jahre 1984. Die Zuschauer zeigen sich begeistert von dieser nostalgischen Setlist. So freuen diese sich ebenfalls sehr über Rodeo vom 1987er Werk Future World. Hier bindet Ronnie das Publikum, das bei der brütenden Hitze des Tages kaum den Wunsch ausstrahlt, sich zu bewegen, aber dennoch mitmacht, zum ersten Mal aktiv in die Show ein. Weiter geht es mit dem Song Needles In The Dark vom gleichen Album. Hier merkt man deutlich, wie schwach der Backgroundgesang klingt, während Ronnie mit seiner Rock-Röhre gut ankommt. Beim darauffolgenden Yellow Rain gibt es ein erneutes Duett zwischen dem Frontmann und dem Publikum, das sich nach dem Song um einiges ausweitet, hier bittet Ronnie nett um „Eier“ und spielt ein wenig Vokal-Tennis mit den Zuschauern á la „Ayo“, „Deeayo“ und „Weeayo“.

Nun aber zu ein paar aktuelleren Nummern, genauer gesagt vom Pandemonium-Album aus dem Jahre 2010: I.N.V.U. und Little Drops From Heaven. Spätestens hier ist das Publikum voll dabei und brüllt, dem piependen Mikrophon zum Trotz, den Chorus lautstark mit. Als der Sänger schließlich verkündet, dass Future World folgt, brechen alle Dämme und der Auftritt wird zum Fest und eine zweite Runde Vokal-Tennis geht los. Aber leider währt die Metal-Party nur kurz, denn man soll bekanntlich aufhören, wenn es am Besten ist. Somit schließen die Dänen mit Red, Hot And Heavy ab.

Resümierend lässt sich sagen, dass die Heavy Metaler aus dem nördlichen Nachbarland eine schöne Abwechslung aus Alt und Neu spielen und dabei aktiv mit dem Publikum arbeiten. Die Hitze gilt lange als Hemmschwelle, wird aber auch überwunden und so bleiben nur die Mikrophonprobleme als ein echtes Manko stehen.

Soilwork – Party Stage, 18:30 Uhr

Eines der heutigen Death Metal-Highlights steht an: Soilwork. Die Schweden, die seit 1996 im Melodic Death Metal-Bereich unterwegs sind, sind nun zum fünften Mal in Wacken und werden hier ihr diesjähriges Album The Living Infinite ein wenig promoten. Eine Stunde Spielzeit am frühen Abend gibt genug Zeit für insgesamt elf Songs, die das Sextett um Soilwork uns an den Kopf knallen.

Den Anfang machen die Jungs mit The Momentary Bliss vom bereits erwähnten 2013er Werk, das bei den vielen erschienenen Fans zögerliche Begeisterung aufkommen lässt. Parasite Blues folgt sogleich, doch leider stören gelegentliche Mikrophonaussetzer den Auftritt etwas, was auch beim Opener der Fall war. Nun aber ein kurzer Sprung zurück ins Jahr 2005, denn Weapon Of Vanity ist als nächstes dran, doch vorher zeigt Sänger Speed noch wie oft man in wenigen Sätzen fluchen kann – und da ist er bei weitem nicht der einzige Sänger des Festivals. Das Publikum ist allerdings super drauf und Soilwork knüppeln einen Song nach dem anderen auf der Party Stage, trotz der direkt auf die Bühne scheinenden Sonne und über 30 Grad. Besonders die Wechsel zwischen Shouts und Clear Vocals funktionieren überraschend gut, was ja nicht jedem beim Vergleich von Studio- zu Bühnenarbeit so ist. Allerdings muss mir noch jemand erklären, wie man auf die Idee kommt, im Sitzen und Liegen Bass zu spielen, wie es beim Song Nerve der Fall ist, auch wenn es doch sehr unterhaltsam ist. Die Erklärung folgt später durch Sänger “Speed“.

Eines der überraschenden Highlights dieses Auftrittes ist das Stück Let This River Flow, was auch das einzige vom The Panic Broadcast-Album ist. Trotz des vermeintlich ruhigen Tempos, ist das Publikum voll dabei und unterstützt Speed durch den kompletten Song hindurch. Mit Long Live The Misanthrope hebt sich das Tempo sofort wieder.

Dann braucht der Fontmann erstmal eine Verschnaufpause und bittet tatsächlich das Publikum darum, ob er sich denn hinlegen dürfe. Natürlich dauert dies nur wenige Sekunden, aber an der Aussage, dass dies seine bisher anstrengenste Show ist, mag durchaus etwas dran sein, wenn man bedenkt, wie verdammt warm es heute ist.

Mit Stabbing The Drama schließen die Schweden dann auch ihren Auftritt ab und das erste Feierabendbier wartet schon im Kühlschrank, dessen bin ich mir sicher!

Sabaton – True Metal Stage, 19:45 Uhr

Nachdem die dänische Band Pretty Maids bereits vor etwa zwei Stunden die Bühne der True Metal Stage verlassen hat, hing (wie immer) ein schwarzer Vorhang vor dem Bühnenbild der Hauptbühne, die dieses Jahr erneut ein wenig größer geworden ist. Noch ist es sehr hell und die gefühlte Temperatur liegt bei mindestens 32°C (im Schatten) und die Menge ruft bereits nach dem kommenden Act, der gerade auf der Slotmashine auf den Leinwänden „ausgelost“ wurde.

Pünktlich wie die Maurer fällt der Vorhang und Sabaton beginnen die Show mit dem gesamten Song The Final Countdown (Europe – 1986), um dann bei ihrem ersten Lied The Art To War die Menge, die bereits vor der Bühne steht, zu empfangen. Sänger Joakim Brodén macht einen sehr agilen Eindruck und ist sich nicht zu schade, nach Ghost Division sich von dem Publikum zu einem Bier überreden zu lassen.

Während die Gäste „NOCH EIN BIER“ fordern, starten die schwedischen Power Metaler mit einigen Songs ihres aktuellen Albums Carolus Rex, um in der nächsten Pause erneut vom Publikum aufgefordert zu werden, „NOCH EIN BIER“ zu trinken. Jedoch wird dieses Mal verneint, da bei den aktuellen Temperaturen das Bier weniger als Abkühlung als wohl eher als Betäubung wirken würde, jedoch scheint Joakim Brodén nun einen anderen Plan zu haben, denn er bietet seine Weste zum Tausch an und macht damit einen Zuschauer zum glücklichsten Fan des Tages.

Passend zum optischen Stil der Weste, wird der „Westentausch“ mit dem Song Midway untermalt und es folgt mit Karolinens Böm der einzige schwedisch besungene Song des Tages. Die beiden Lieder Primo Victoria und Metal Crüe sorgen für den perfekten Abschluss des Auftritts. Als Fan des 2010 veröffentlichten Albums Coat Of Arms, hätte ich mit zwar noch den Song Screaming Eagles gewünscht, doch dafür war in der vierzehn Song starken Setlist leider kein Platz mehr und so verlassen Sabaton die True Metal Stage, um die aufgewärmten Bretter für Doro Pesch frei zu machen, die um 22:30 Uhr hier ihr Jubiläumskonzert spielen wird.

Corvus Corax – Party Stage, 21:00 Uhr

Corvus Corax sollte ein Name sein, der vielen etwas sagt, steht die Band doch recht weit oben auf den diesjährigen Wacken-T-Shirts. Es handelt sich bei dieser Gruppe um eine siebenköpfige Medieval Folk-Band, die sich für dieses Festival etwas Spezielles haben einfallen lassen. Die Könige der Spielleute, wie sich die Truppe ebenfalls nennt, haben Wadokyo mit am Start, welche die Kunst der Kodo-Trommeln erlernt haben. Also gibt es eine Kombination dieser asiatischen Musikrichtung und der klassischen Mittelaltermusik.

So fängt das ganze Spektakel mit Trommeln an, bevor Dudelsäcke und Schalmeien mit einstimmen. Dieses Zusammenspiel klingt sehr interessant und meine Neugier ist geweckt. Sänger Castus Rabensang spricht ebenfalls im Stile des Mittelalters und fordert natürlich zum Mettrinken auf, bevor es musikalisch weiter geht. Ich bin ebenfalls erstaunt, wie voll es doch tatsächlich vor der Party Stage ist, wenn doch gerade Motörhead auf der Black Stage spielen. Einige Songs folgen, bis zwei Lieder meine Aufmerksamkeit besonders auf sich ziehen: Zum einen hätten wir da ein mittelalterliches Sauflied, bei dem sich die ohnehin gute Stimmung noch weiter hebt, zum anderen hätten wir da ein altes dänisches Lied namens Havfruens spådom, dass die Gruppe leicht abgeändert hat. Ich als Däne muss zugeben, es hätte wesentlich schlimmer klingen können, doch besonders gut war die Aussprache nun auch nicht. Für die Leute, welche die Sprache nicht kennen, wird es aber definitiv überzeugend genug sein und ich meine wohl, das sollte ausreichen, schließlich ist das hier ein Festival, kein Sprachkurs.

Was folgt ist ein sehr netter Anblick eines extrem aktiven Publikums in der Abenddämmerung. Die Arme wedeln wild durch die Gegend, während Corvus Coraxund Wadokyo ein weiters Stück auf die Bretter zaubern. Es ist schön zu sehen, dass auch diese altertümliche Musik auf einer größeren Bühne als der Wackinger Stage mitreißend zu sein scheint. Zumal, wie ich im Nachhinein erfahren durfte, Lemmy wohl frühzeitig abbrechen musste und somit sicherlich noch mehr Zuschauer vor der eh schon gut gefüllten Party Stage stehen und feiern. Das passt gerade recht zum Cover der Viking Metal-Band Amon Amarth, denn Corvus Corax spielen doch tatsächlich Twighlight Of The Thundergod, wenngleich der Sänger definitiv nicht sehr gut Englisch spricht oder singt. Es ist trotzdem interessant zu sehen, wie gut sich Songs in verschiedenen Subgenres des Metals anhören.

Somit lässt sich sagen, dass der Auftritt von Corvus Corax und Wadokyo ein sehr gelunger ist, bei dem die Leute viel Spaß hatten, sich viel bewegt haben und dazu sicherlich noch an dem einen oder anderen Met genippt haben. Dies ist der Beweis, dass Mittelaltermusik zu mehr taugt als „nur“ der Wackinger Stage.

Doro – True Metal Stage, 22:30 Uhr

Doro feiert heute ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum mit einer 90-minütigen Headliner-Show am Freitagabend. Nachdem dieses Urvieh des Metals es allerdings geschafft hat, 40 Minuten zu spät zu ihrer 1½-stündigen Autogrammstunde zu kommen, habe ich meine Zweifel an der Spiellänge.

Als Opener gibt es I Rule The Ruins und Burning The Witches aus alten Warlock-Zeiten auf die Ohren. Das deutet ja schon mal auf eine Show hin, die erneut die ersten paar Jahre von Doro aufgreift, anstatt ihre eigenen Werke, die seit 1989 in den Läden stehen. Als nächstes folgt dann doch etwas Neueres mit Rock Till Death vom letztjährigen Raise Your Fist-Album. Bereits jetzt kann man sagen, dass es wirklich nicht schwierig ist, bei Doros Texten mitzusingen, aber die Entscheidung, ob dies jetzt wirklich positiv gemeint ist oder von fehlenden lyrischen Fähigkeiten kommt, sei anderen überlassen.

Nun aber zum ersten Gastauftritt des heutigen Abends, denn einige werden noch folgen, so viel sei verraten. Chris Boltendahl, Sänger von Grave Digger, gibt zum Song East Meets West seine Stimme zum Besten. Nach ein paar Sekunden Tonprobleme wird dieses Duett tatsächlich zu ein paar Minuten voller Heavy Metal-Spaß. Eine kleine Leinwand-Show folgt, der man aber nicht viel abgewinnen kann, um dann mit The Night Of The Warlock weiter zu machen.

Darauf folgt einer der großen Klassiker des Festivals und Doros Wacken-Hymne We Are The Metalheads. Wer hier nicht mitmacht, ist selber schuld, denn selbst ein paar eingefleischte Fans dürfen hier auf die Bühne! Auch bei Raise Your Fist In The Air, eines der kreativen Lieder, die Doro mit auf die Bühne bringt, sollte man dazu im Stande sein, dem Titel zu folgen. Nun ein kleines Saxon-Cover, bei dem Sänger Biff Byford ebenfalls seine Stimme beisteuert – Denim And Leather ist der Titel.

Nach Hellbound folgt wohl der Doro-Song schlechthin: Für Immer, gespielt für Ronnie James Dio. Uli Jon Roth ist so nett und gastiert an der Gitarre, während im Publikum bestimmt die eine oder andere Träne fließt, da Ronnie James Dio einfach eine Legende ist und war. Es bleibt jedoch keine Zeit für Trauer und Frust, denn schließlich sind wir hier auf Wacken. Nach einer kompletten Bandvorstellung folgt eine recht verspätete, jedoch lautstarke Präsentation des heutigen Acts durch den Gitarristen. Die Verwirrung hält jedoch nicht lange an und weiter geht es mit Revenge. Die beiden letzten Gastauftritte des Abends folgen mit Eric Fish von Subway To Sally und Phil Campbell, Gitarrist von Motörhead. Fish unterstützt Doro in einem Metal Tango und überreicht ihr zusätzlich noch eine kleine Trophäe von Subway To Sally. Campbell hilft daraufhin beim Cover des Judas Priest-Klassikers Breaking The Law aus, was doch überraschend gut klingt und bei den Fans auch ankommt, auch wenn Doro bei weitem kein Rob Halford ist.

Doch ein Song fehlt noch in dieser Setlist und was könnte es anderes sein als All We Are, bei dem sich Eric Fish und Joakim Brodén, Frontmann von Sabaton, auf die Bühne schleichen. Die Stimmung im Publikum erreicht hier den Siedepunkt, weshalb sich nur noch sagen lässt: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Darum verlässt die Truppe um Doro nach diesem Song unter lautstarken Ovationen die Bühne.

Ich muss zugeben, dass die vielen Gastmusiker dieses Headliner-Auftrittes eine sehr starke Bereicherung waren. Musikalisch war dieses Konzert spitze, doch Doros Stimme ist gelegentlich nervig, vor allem weil sie es beim Reden des öfteren nicht schafft ein „th“ ordentlich auszusprechen und alles eher nach Denglish klingt. Dennoch kann man nur sagen, dass diese Jubiläumsshow ein Knüller war und man wirklich etwas verpasst hat, wenn man nicht anwesend war. Vielleicht schafft es die Band ja bis zum 50-jährigen Jubiläum, für alle, die nicht dabei waren. 😉

ASP – Black Stage, 00:15 Uhr

Mit einem Festival verhält es sich so wie mit gutem Essen, die Gewürze (im Fall von Wacken: Die Bands) bringen den Geschmack. Was würde passieren, wenn man eine Suppe zum Beispiel nur mit Salz würzt? Richtig, es schmeckt langweilig und fad. Und ASP sind der Peffer in der Wacken-Suppe.

ASP spielen Gothic Rock der besten Sorte und sehen sich selber als Fremdkörper auf dem Wacken Open Air. Ich mache mich also Punkt Mitternacht auf dem Weg zur Black Stage und muss erstaunt feststellen, dass es da richtig voll ist. Gespannt und mit doch etwas Vorfreude starre ich auf den Vorhang, der die Bühne verdeckt, bis dieser dann mit einem elektronischen Intro nach unten fällt.

Und los geht sie die Show rund um die Geschichte des schwarzen Schmetterlings. ASP nehmen gleich von Beginn an keine Gefangenen. Es folgt Hit auf Hit und zu meinem Erstaunen ist das Wacken-Publikum auch noch sehr textsicher – bei Ich bin ein wahrer Satan singen fast alle mit. (Gänsehaut)

Alexander „ ASP“ Frank Spreng ist dabei einer der charismatischsten Frontmänner, die ich je gesehen habe, er hat das Publikum komplett im Griff und man hat das Gefühl, er könnte einem alles verkaufen (Staubsauger, Versicherungen, usw.). Wahnsinn.

Nach noch mehr Hits und sogar einem Type O Negative-Cover ( I Don´t Wanna Be Me) endet dann pünktlich um 01:30 Uhr mit Ich Will Brennen eine Show, die lange hängenbleibt.

Fazit des Auftritts: Wacken und Gothic, ja es funktioniert. Lieber Veranstalter, wie wäre es 2014 mal mit einer Lacrimosa-Show? Ich wäre dabei!

Amorphis – Party Stage, 00:15 Uhr

Die Finnen von Amorphis haben einen schwierigen Start erwischt, da ASP auf der Black Stage spielen. Trotzdem ist der Platz vor der Party Stage gut gefüllt. Die Rückkehr nach Wacken feiern die Jungs mit einem kleinen Akustik-Set am Anfang ihres 75-Minuten Auftritts, der durch einen Saxophonisten begleitet wird. Fast 30 Minuten geht dieses Unplugged-Set und bildet eine gelungene Abwechslung, bei der man tiefenentspannt zuhören kann. Es ist eine neue Erfahrung, die man nicht missen möchte, auch weil man wahrscheinlich nie wieder in den Genuss kommt, Amorphis in dieser Form zu hören.

Nach einem Moment des Umbaus geht es Plugged weiter mit dem Auftritt der Finnen. Shades Of Grey erweist sich hier als Opener der zweiten Hälfte des Sets, gefolgt von Nightbird’s Song, beide vom diesjährigen Circle-Album. Als nächstes kommt mit Silver Bride wohl einer der Publikumslieblinge, was man auch deutlich an der steigenden Stimmung der Zuschauer merkt. Die melodischen Finnen trumpfen noch mit dem einen oder anderen Klassiker, aber auch neueren Werken auf, bevor sich mit House Of Sleep und My Kantele ein hervorragender Abschluss bildet, bei dem das Publikum nochmal voll auf seine Kosten kommt und lautstark mitsingt. Viel besser hätte es die Gruppe aus dem Land der 1000 Seen mit ihrer Setlist nicht treffen können, die den Großteil der zwölf Studioalben abdeckt. Ein fantastischer Auftritt zu einem scheinbar unglücklichen Zeitpunkt, der dennoch gut besucht ist.

Tag 5 – Samstag

Callejon – True Metal Stage, 12:00 Uhr

Man Spricht Deutsch – genau so hieß die letzte Veröffentlichung aus dem Jahr 2013 der Düsseldorfer Kapelle Callejon (oder lieber Kallejon?). Was im Januar als Coveralbum anfing, entpuppte sich zum erfolgreichsten Callejon-Release aller Zeiten (drei Wochen Platz Sieben in den deutschen Charts).

Als Harry Metal auf die Bühne kommt, um die True Metal Stage zu eröffnen, wird klar, dass es bis zum Konzert nur noch wenige Augenblicke dauern kann. Mit dem Blitzkreuz ist nicht nur die Bühne verziert worden, sondern bietet sich der gleichnamige Song auch als eine wunderbare Vorlage an, die die fünf Rheinländer auch glatt ausnutzen.

Basti Basti scheint heute nicht ganz fit zu sein, bleibt er größtenteils eher zurückhaltend ruhig auf der Bühne und sorgt nur zwischen den Songs für ein wenig Stimmung, die zwar bei Schwule Mädchen (Coversong von Fettes Brot – Release 2001) auf der Publikum überschwappt, doch ist der Zenit der guten Laune erst bei Porn From Spain und dem Ärtze-Cover Schrei Nach Liebe (1993) so wirklich im Publikum angekommen. Etwas kontraproduktiv bzw. abbremsend wirkt hingegen die Singleauskopplung Kind Im Nebel des 2012 erschienenen Albums Blitzkreuz. Die Ballade schafft es, die eben noch eingesetzte Tanz- und Mitsinglaune eher etwas zu hemmen.

Wären Sommer, Liebe, Kokain und der Abschlusssong Porn From Spain 2 nicht, hätte man meinen können, dass für die frühe Zeit (der Auftritt startete um 12:00 Uhr) zwar viele Fans vor der Bühne stehen, doch dass die Party-Stimmung, die Callejon mit ihrem Auftritt verkaufen, nicht wirklich weiter als die ersten zehn Reihen zu schwappen scheint.

Fear Factory – Black Stage, 13:15 Uhr

Das Quartett gehört zu der Fraktion „Kenne ich, mag ich, hör ich kaum“. Ohne zu wissen warum. Schon nach dem ersten Lied stell ich mir die Frage nach dem „Warum“ noch einmal schärfer: Was die Jungs da vom Brett reißen, ist schlichtweg Wahnsinn. Nörgler könnten Frontmann Burton etwas Unbeweglichkeit und eine etwas hohe Fehlerquote beim Cleangesang vorwerfen, aber das ist auch alles, was negativ auffällt. Ansonsten sind Fear Factory neben Candlemass die Überraschung des Festivals. Eine pure Welle der Zerstörung rollt über die Fans, technisch einfach irre.

Die Rhythmik ist teilweise jenseits von Gut und Böse, vor allem die Lässigkeit der Musiker dabei ist Wahnsinn, zumal ich schon beim Zuhören ins Schwitzen komme. Rene fasst das Konzert extrem gut zusammen: „Das ist Metalcore, der mir gefällt“. Fans werden jetzt aufschreien und auf Industrial bestehen, aber Ähnlichkeiten zu Metalcore sind wirklich hörbar, aber es wird sich nicht auf gängige Bausatzteile verlassen, sondern extrem kreativ an den Liedern gewerkelt. So vergeht die Stunde im Fluge, Repica sticht aus der Masse wie erwartet hervor und zurück bleiben garantiert ein paar frischgeborene Fear Factory-Fans!

Alestorm – Party Stage, 13:15 Uhr

Alestorm, das schottische Spaßquartett, das seine Musik selbst als „Bacon Powered Pirate Core“ beschreibt, ist am frühen Samstagabend auf der Party Stage unterwegs. Derzeit stehen bei den Pirate-Metalern einige Festivalauftritte an – so konnte unser Kollege René Alestorm bereits vor drei Wochen auf dem ROCKHARZ Open Air in Ballenstedt bewundern und ähnlich wie er sind auch wir begeistert von der Truppe, die mit epischem Intro, das von einem Gameboy 8-Bit Sound gekrönt wird, beginnen. Elf Songs befinden sich auf der heutigen Playlist und die Themen drehen sich – wie sollte es auch anders sein – hauptsächlich um Piraterie, Alkohol, Weiber und nochmals Alkohol. So dürfen die Stücke Wolves Of The Sea, das in der zweiten Hälfte auf Deutsch gesungene Wenches & Mead (Weiber & Wein), Keelhauled, Captain Morgan’s Revenge und das abschließende Rum nicht fehlen. Nicht nur musikalisch sondern auch in ihren Ansagen zeigen Alestorm, dass sie sich nicht zu ernst nehmen – so werden die anwesenden Metalheads gefragt, ob sie Wikinger mögen, was natürlich bejaht wird. Für Sänger und Keytarist Christopher Bowes genau das Richtige, um zu verkünden, dass Alestorm Wikinger nicht mögen und dass diese doch auf ihren Schiffen untergehen sollen. Genauso gehört sich das für eine Bacon Powered Pirate Core-Band!

Devil Driver – Party Stage, 18:30 Uhr

Nachdem der Samstag schon recht früh gestartet ist, geht es für uns zu DevilDriver an die Party Stage. Ohne groß Zeit mit Gequatsche zu vergeuden, legen Dez Fafara und seine drei Kollegen los und lassen ihre Mischung aus Death und Thrash Metal aus den Boxen schallen. Von der Bühne aus gesehen stehen wir links neben dem FOH – eigentlich nicht wirklich weit weg, jedoch ist der Sound für die sonstige klangliche Qualität des Wacken Open Airs miserabel. Während der Beginn mit End Of The Line noch ein wenig holprig ist, erwartet man bei dem zweiten Stück und DevilDriver-Klassiker Cry For Me Sky eigentlich Besseres, jedoch hat man das Gefühl, dass der (schwache) Wind den Sound zurück in Richtung Bühne drückt.

So macht das Ganze wenig Spaß und das Ärgernis ist gerade bei den neuen Stücken des am 23.08.2013 erscheinenden neuen Albums Winter Kills (Ruthless und The Appetite) besonders hoch, da sie ja einen ersten Vorgeschmack des neuen Werkes bilden sollen. Was genau das Problem am Klang ist, lässt sich auch im Nachhinein nicht klären. Bei dem sechsten Song It’s In The Cards, der schon seit guten drei Jahren nicht mehr live gespielt wurde, fordert Dez Fafara zu einem kalifornischen Circle Pit auf, was das bedeutet, erklärt er sogleich: Ein sehr langsam gelaufener Circle Pit, der auf gar keinen Fall eine Wall Of Death oder Ähnliches entstehen lässt. Insgesamt werden vierzehn Stücke gespielt, mir persönlich fehlen zwar ein paar Songs der letzten beiden Alben (z.B. Black Soul Choir vom 2011er Album Beast und Bitter Pill vom 2009er Album Pray For Villains), jedoch scheint das Publikum zufrieden mit den US-Amerikanern zu sein – vielleicht hatten wir einfach wirklich nur Pech mit unserem Standort.

Die Apokalyptischen Reiter – True Metal Stage, 14:30 Uhr

In praller Mittagshitze geht es zu Die Apokalyptischen Reiter, die heute eine Stunde auf der True Metal Stage spielen werden. Wie ich es von den Auftritten der Weimarer gewohnt bin, geht es voller Energie und mit einer Menge guter Stimmung los. Komm leitet die Show ein, während Du Kleiner Wicht dann den ersten Song bildet, bei dem die Menge ordentlich mitsingt. Im vierzehn Song starken Set sind Dauerbrenner und Publikumslieblinge wie Es Wird Schlimmer, Adrenalin, Metal Will Never Die, Wir Hoffen, Seemann, Die Sonne Scheint und Reitermania. Zudem wurde mit Riders In The Sky ein Coversong zum Abschluss gewählt. Besonders bei Seemann scheint die Stimmung auf ihrem Höhepunkt angekommen zu sein, denn das Publikum klatscht und unterstützt den Song mit einer unaufgeforderten Sitz-Ruder-Einlage. Aber nicht nur das gut gelaunte Publikum bildet ein Highlight, nein, echte Fans werden vielleicht das YouTube-Gewinnspiel der Die Apokalyptischen Reiter sowie Lord Abbadon (einer der bekanntesten deutschen YouTuber mit über 100.000 Abonnenten) mitbekommen haben, bei dem zur Einsendung kreativer Videos aufgefordert wurde. Der in Aussicht gestellte Gewinn für die vier besten Einsendungen: Ein Auftritt mit Die Apokalyptischen Reiter auf dem Wacken Open Air 2013. Ich persönlich habe von diesem Gewinnspiel nichts mitbekommen und bin umso überraschter als auf einmal ein für mich unbekannter mit den Reitern auf der Bühne steht und mitsingt. Ihm folgen weitere vier Personen, die mir ebenfalls nicht bekannt vorkommen und als es dann noch heißt, dass 100 kostenlose Shirts verteilt werden würden und das Wacken Open Air dies eigentlich untersagt hat, Die Apokalyptischen Reiter sich jedoch nicht daran halten wollen würden, bin ich vollends verwirrt. Tatsächlich kommt es während der Show nicht mehr zum Verteilen der T-Shirts, jedoch wird angekündigt, dass hierfür am heutigen Tage schon noch eine andere Gelegenheit gefunden wird – z.B. bei der Autogrammstunde der Band, bei der die ersten 100 Besucher jeweils ein Shirt erhalten würden. Ich bin erleichtert, dass ich nicht die einzige Person bin, die mit der Situation überfordert ist, denn ich sehe noch einige fragende Gesichter. Trotz Knobeleinlage ist der Auftritt der Die Apokalyptischen Reiter wieder einmal ein voller Erfolg und macht enorm Lust auf das am 30.05.2014 erscheinende neue Doppelalbum.

Run Liberty Run – W.E.T. Stage, 14:40 Uhr

Angekündigt wird die Band mit den Worten, dass sie Pop mit Metal mischen. Ich würde das noch ergänzen und sagen „Pop meets Scooter meets Engel meets Metal“. Ganz in Weiß gekleidet starten die Jungs mit einem Cover und zwar Dance With Somebody von Mando Diao – viele Synthie-Sounds und viele Breakdowns. Tolle Abwechslung auf dem Wacken Open Air und es kommt noch ein Cover-Song. Dieses Mal ist es Titanium von David Guetta und es ist doch sehr erstaunlich, wie viele Metalheads da absolut textsicher sind. Die Band ist extremst spielfreudig, Sänger Schep rennt und springt über die Bühne wie ein Berserker, plötzlich läuft er singend durch das Publikum, im nächsten Augenblick klettert er schon am seitlichen Bühnenaufbau hoch und singt von hoch oben einen Song zu Ende. Die halbe Stunde Spielzeit vergeht wie im Flug, hinterher ist nicht nur die Band schweißgebadet.

Lamb Of God – Black Stage, 15:45 Uhr

Das erste Mal sind die US-Amerikaner in Wacken und der Auftritt wird vom Publikum mit Spannung erwartet. So zornig die Stimme von Sänger Randy Blythe klingt, so böse sieht derzeit auch der Himmel aus. Irgendwo weit rechts zieht etwas Schwarzes, Trostloses auf, passend zum Opener des Auftritts von Lamb Of God: Desolation.

Ghost Walking folgt sogleich und alle Dämme brechen, es wird gemosht was das Zeug hält. Weiter geht es mit Walk With Me In Hell und obligatorischem Mitbrüllen, um mit Set To Fail noch einen drauf zu legen. Im Laufe der nächsten Songs zieht die Wolkendecke immer weiter über das Infield und die wenigen, die einen Regenponcho mitgenommen haben, mich mit eingeschlossen, ziehen diesen an, da es doch langsam anfängt zu tropfen. Der schwache Nieselregen hält aber nicht lange an und ohne jeglichen Übergang fängt es an wie aus Eimern zu schütten. Viele ergreifen die Flucht, doch einige hartgesottene Kerle und Weiber bleiben an der Bühne, wo jetzt umso mehr Platz für einen Circle Pit ist. Es dauert auch nicht mehr als 30 Sekunden eines Songs, um den Sound, der durch den Sturm sehr schlecht wurde, wieder herzurichten. Somit geht die Death Metal-Party von Lamb Of God weiter, bei der sich die Band von dem Unwetter nicht stören lässt. Während einige einen Flachköpper in die größte Schlammpfütze des Platzes machen, laufen Lieder wie Laid To Rest und Redneck und ehe man es sich versieht, ist das Konzert auch schon wieder vorbei. Black Label bildet den Abschluss dieses phänomenalen Auftrittes, der durch das Unwetter leider viel Publikum verloren hat. Dennoch ist es eine extrem gelungene Show, bei der die Setlist das Beste vom Besten Lamb Of Gods bietet.

Sonata Arctica – Party Stage, 15:45 Uhr

Es wird dunkel. Doch das liegt nicht am Auftritt der finnischen Power Metal-Band Sonata Arctica, der heute Nachmittag auf der Party Stage des Wacken Open Airs stattfindet. Während Tony Kakko die Bühne betritt nähern sich dunkle Wolken, doch das stört das Quintett nicht im Geringsten. Only The Broken Hearts leitet das Spektakel ein. Passend zum Schwarz der Wolkendecke folgt Black Sheep, das Publikum bleibt verhalten, was unter anderem auch an dem nicht ganz getroffenen Gesang Tony Kakkos liegen mag. Erneut zeigt sich das Problem mit dem Sound der Party Stage – nicht alle Töne gelangen zum kompletten Publikum, was die Show vor allem aus den hinteren Reihen eher anstrengend macht. Zudem hört man immer wieder die Amerikaner von Lamb Of God von der Black Stage, die klanglich wesentlich besser unterwegs ist und somit einige Teile des Sonata Arctica-Publikums zu sich zieht. Erschwerend kommt für die Finnen ab I Have A Right, also bei etwas über der Hälfte des Auftritts, hinzu, dass das, was sich seit Beginn schon mit dunklen Wolken angekündigt hat, nun vom Himmel kommt: Es regnet dermaßen stark, sodass der aufkommende Wind sein Übriges tut und die Menschen der Reihe nach vertreibt. Nur wenige Hartgesottene, die kein Regencape dabei haben, bleiben stehen und lassen sich komplett durchnässen. Jedoch trennt sich so die Spreu vom Weizen und die Stimmung im Publikum verbessert sich schlagartig – schließlich sind jetzt wirklich nur noch die echten Sonata Arctica-Fans da. Die wohl gelungenste Aktion ist die Ankündigung des letzten Songs Don’t Say A Word, bei der es erst so scheint als würde Tony Kakko die Fans reinlegen, denn bei dem Nachsingen von Melodien schwenkt er auf einmal über zu „Tony shut the fuck up“ – und das Publikum macht mit. Aber dass das „Shut the fuck up“ nicht böse gemeint ist, wird klar, als bekannt wird, dass der letzte Song dann passend hierzu Don’t Say A Word ist. Auch wenn Sonata Arctica einen eher schwierigeren Start hatten und durch den parallelen Auftritt von Lamb Of God sowie das einsetzende Unwetter vor weniger Publikum spielen mussten, konnten sie ab ca. der Hälfte des Gigs überzeugende Arbeit leisten und die Stimmung somit umschwenken.

Anthrax – True Metal Stage, 17:00 Uhr

Bei Anthrax herrscht, wie auch bei vielen der Mainacts, Menschenauflauf in der übelsten Form. Es ist SO UNGLAUBLICH VOLL, dass man aus gesundheitlichen Gründen entweder außerhalb des Infields stehen oder das Konzert auf der Leinwand begutachten sollte… Man kann sich natürlich auch dafür entscheiden, sich ungünstig zu platzieren, so dass man nichts sieht, aber das ist nicht Sinn der Sache. So eiere ich den Auftritt durch die Gegend und versuche, die Thrasher besser sehen zu können, was aber fast unmöglich ist. Deshalb kriege ich auch nicht alles mit. Bei TNT werde ich hellhörig, weil ich das Cover von Six Feet Under echt genial finde und gebe die Platzsuche für einen Moment auf. Auch das Antisocial-Cover rockt die Hütte, aber natürlich fehlen auch Hits wie Caught In A Mosh und I Am The Law nicht. Es ist schwierig zu sagen, welches Cover besser ist, denn beide sind auf ihre Weise genial und haben ihren Platz im Liveset verdient! Nur schade, dass ich so verdammt wenig sehe und so verdammt gequetscht stehe. Aber zum Infield habe ich mich ja schon im Infield-Text geäußert…

Secret Sphere – W.E.T. Stage, 17:35 Uhr

Mit ihrem bereits siebten Album Portrait Of A Dying Heart im Gepäck begibt sich die Power Metal-Band Secret Sphere aus Italien auf die W.E.T. Stage und legt auch vom ersten Augenblick an richtig gut los. Der Sound ist mal wieder tadellos und man darf gleich zwei klasse Stimmen genießen – die des Sängers Michele Luppi und die des Leadgitarristen Aldo Lonobile. Auch der Rest der Band legt eine hervorragende Leistung hin, so dass bei den hauptsächlich vorgetragenen Power Metal-Songs sowie einer Semi-Ballade keine Langeweile aufkommt.

Danzig – Black Stage, 18:30 Uhr

Manchmal kommt auch bei mir der Voyeur durch: Ich hab Danzig habe ich privat noch NIE gehört, ich kenne kein einziges Lied und gucke sie mir nur an, weil der beste Freund meines Vaters vor Neid erblassen wird als Fan dieser Gruppe. So ist jedenfalls der Plan, umso erstaunter bin ich, dass mich die Musik tatsächlich überzeugt. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Musikgeschmack auch in diese Richtung gehen könnte, bzw. würde, aber Danzig sorgen dafür, dass ich in Zukunft auch Heavy Metal hören werde. So kann es gehen. Scheinbar war es eine gute Idee von Glenn Danzig die Misfits zu verlassen, allerdings scheinen sie sich nicht komplett zerstritten haben, denn nach dem halben Konzert wird der ehemalige Misfits-Gitarrist auf die Bühne geholt und von da an gibt es nur noch Misfits-Lieder. Gewagt, gewagt, zumal es eine ganze Menge Danzig-Material gibt und eigentlich Danzig und nicht die Misfits geladen waren. Das gibt dem ganzen Konzert allerdings ein wenig mehr Abwechslung (klar, die Stile der beiden Gruppen unterscheiden sich schon merkbar) und man kann mit dem Klassiker Die Die My Darling abschließen. Warum auch nicht!

Rebattered – W.E.T. Stage, 19:10 Uhr

Dass ich den Auftritt von Rebattered erleben kann, habe ich dem Tipp eines Bekannten zu verdanken, denn ansonsten wäre der Name einer von vielen auf der Running Order gewesen, der von mir unbeachtet geblieben wäre. Anscheinend hatten aber nicht viele Wacken-Besucher diesen guten Bekannten, denn als Rebattered ihren Auftritt starten, stehen leider nicht sehr viele Zuschauer vor der Bühne. Davon lässt sich die Band aber anscheinend nicht beeindrucken, und es gibt eine gelungene Mischung aus Death Metal und Thrash Metal auf die Mütze. Der Bewegungsdrang von Sänger Sven Weidemann ist ungebrochen. Anscheinend erweckt die Wrestling-Bühne seine besondere Aufmerksamkeit, denn plötzlich steht er mitten in diesem Quadrat, nimmt ordentlich Anlauf und schmeißt sich einmal gegen alle Seile. Zur allgemeinen Erheiterung des Publikums werden dann aufblasbare Hämmer, Äxte und Morgensterne verteilt. Sänger Weidemann erklärt zu dieser Aktion, dass man ja Death Metal spiele und die Zuschauer sich dementsprechend mit diesen „Waffen“ gern ordentlich gegenseitig verprügeln dürfen. Aber auch ohne diese Aktion kann man den Auftritt von Rebattered auf jeden Fall als sehr gelungen bezeichnen.

Trivium – True Metal Stage, 19:45 Uhr

Es ist Samstag und zum Glück hat der Regen aufgehört, denn auch wenn der Boden durch den Wolkenbruch gegen 16:00 Uhr zu einer kleinen Matschpiste (inkl. Fützen) aufgeweicht ist, steht man vor der True Metal Stage doch noch auf einigermaßen festen Boden. Das ist auch sehr wichtig, denn hier werden heute Abend ja noch Bands wie Nightwish und zum Abschluss des diesjährigen Wacken Open Airs Subway To Sally erwartet. Doch jetzt geht es auf den Leinwänden zuerst einmal los mit der nächsten Slotmashine, die (was für ein Zufall) genau auf der Band stehen bleibt, die als nächstes die Bühne betreten soll – Trivium.

Wo man letztes Jahr beim Graspop Metal Meeting noch mit In Waves gestartet hat, geht Trivium dieses Jahr eine Platte zurück und wählt als Opener den Song Throes Of Perdition, der einen kurzen Blick zurück in die letzten Alben der Band anführen soll. So bewegt sich der Anfang der Setliste mit Becoming The Dragon (erschienen auf The Crusade – 2006) und Down From The Sky (erschienen auf Shogun – 2008) in der Vergangenheit, um dann das wahre Bühnenbild mit dem gerade vor zwei Tagen veröffentlichten Song Brave This Storm Preis zu geben. Auffällig ist, wie gut Frontman Matt Heafy zwischen den Songs in deutscher Sprache spricht, so wird das Publikum nicht nur einmal gefragt, wie es ihnen geht und mit „Wir sind Trivium!“ (welch eine Überraschung, nach dem dritten Song) zu einem Circle Pit angeheizt. Passend zum neuen Lied startet nicht nur der eben erwähnte (ca. zwanzig Meter Durchmesser große) Circle Pit, sondern auch der eben erwähnte Song, des im Herbst erscheinenden Albums Vengeance Falls, der nicht nur sehr melodisch klingt, sondern auch das In Waves-Konzept gekonnt in sich vereint.

Weiter geht es mit der (noch) aktuellen Platte. Hier bedient man sich mit Watch The World Burn und Black beim 2012er Album, um den Circle Pit, der seit Brave This Storm noch immer anhält, weiter anzutreiben.
Wer vor allem mit den aktuellen Songs etwas anfangen kann, der wird sich freuen, dass die ca. 40.000 Besucher vor der True Metal Stage zum Mitschreien des „Must-Have“-Songs Dusk Dismantled aufgefordert werden. Dass nur wenige sich nicht anfeuern lassen, bei dem „Pseudo“-Abschlusslied A Gunshot To The Head Of Trepidation mitzuhüpfen – was für eine geniale Metapher, wenn man hier den Titel des Songs wörtlich nimmt – stört zum Glück nur wenig.

Wie von anderen Konzerten der Band gewöhnt, verlassen Trivium die Bühne, um dann mit Capsizing The Sea und dem dazu anschließenden Song In Waves zurück zu kommen. Als wirklicher Abschluss wurde das bereits acht Jahre alte Lied Pull Harder On The Strings Of Your Martyr in die Setliste gewählt. Auch wenn sich die vier US-Amerikaner nur wenig auf der Bühne bewegten, lässt sich zusammenfassend sagen, dass es sich gelohnt hat, nach der Enttäuschung beim Graspop Metal Meeting 2012 mir die Band erneut anzuschauen. An den beiden Hauptbühnen stimmt so gut wie immer der Sound (nicht so wie beim Graspop) und da die Sonne so gnädig war, sich hinter den Wolken durchzukämpfen ist mir neben dem echt schönen Bühnenbild vor allem die gute „Mitmachstimmung“ im Publikum aufgefallen. Das einzige, was ich wirklich an dem Auftritt von Trivium vermisst habe, ist der Song Like Light To The Flies, aber den kann man aufgrund der kurzen Spielzeit und der gelungenen Auswahl an anderen Songs getrost aus der Setliste lassen.

Emergency Gate – Headbangers Stage, 19:50 Uhr

Wer die Flammen- und Pyroshow von Rammstein nicht gesehen hat, wird hier zumindest ansatzweise bedient, denn die Jungs aus Bayern haben ebenfalls Flammen in ihre Bühnenshow eingebaut. In den ersten Reihen wird es dadurch noch etwas wärmer, als einem bei der schweißtreibenden Show sowieso schon werden kann. Auch die Lichtshow, die genau die richtigen Effekte setzt, kann sich sehen lassen. Sänger Matthias Kupka, ganz in Weiß gekleidet, wirbelt über die Bühne, auch die Saitenfraktion wechselt ständig die Positionen. Die meisten der acht Songs stammen vom neuen Album You, aber die Fans sind natürlich textsicher bis zur letzten Silbe. Mich wundert nur etwas, dass sämtliche Ansagen auf Englisch gemacht werden, aber wir Metalheads sind ja international.

Fozzy – W.E.T. Stage, 20:30 Uhr

Mit einer mit Strass besetzten Lederjacke stürmt Fozzy die Bühne und ich frage mich sofort, wann er die wohl ausziehen wird. Bei dem Bewegungsdrang des Sängers dauert das auch nicht lange, aber wir alle im ziemlich gut gefüllten Zelt sind ja wegen der Musik da. Und das ist teilweise ziemlich rotziger Rock vom Feinsten. Es macht richtig Spaß, den Jungs auf der Bühne zuzusehen. Fozzy versteht es auch sehr gut, seine gesanglichen Fähigkeiten mit einem geschickten Posing zu kombinieren. Einzig seine ständigen Aufforderungen an das Publikum, „Fozzy, Fozzy“ zu rufen, irritieren mich etwas. Aber wir kommen seinen Bitten natürlich gern nach und haben unseren Spaß. Mehr wollen wir ja alle gar nicht und so sind am Ende alle zufrieden.

Candlemass – Party Stage, 21:00 Uhr

Undankbare Spielzeiten in Wacken: Ragnarok spielen gleichzeitig mit Rammstein, Die Kassierer mit Deep Purple und Candlemass mit Alice Cooper. Habe ich mich bei den beiden erstgenannten immer für den Hauptact entschieden, verzichte ich diesmal auf Alice Cooper und höre mir die Doom Metal-Götter Candlemass an. Obwohl ich „Kastratengesang“ auf den Tod nicht ausstehen kann, haut mich Candlemass buchstäblich um. Das Doom Metal live so gut sein kann, hätte ich im Leben nicht gedacht, aber die Gruppe tut einiges dafür, dass ich meine Meinung ändere. Gitarrensoli können bei Doom Metal scheinbar Wunder bewirken, denn immer, wenn man das Gefühl hat, dass es etwas trocken wird, kommt ein wirklich gut gespieltes Gitarrensolo um die Ecke. Schade, dass das Keyboard kaum bis gar nicht zu hören ist. Seltsamerweise tut das der Stimmung keinen Abbruch und so feiern einige hundert Fans Candlemass mit viel Hingabe.

Hervorheben möchte ich noch das Lied Black As Time: An neunter Stelle platziert (die Band spielt übrigens elf Lieder in 90 Minuten), wird das Intro vom Band abgespielt, was extrem gut zum Auftritt passt. Während wir von einem Ansager mit britischem Akzent erfahren, dass Zeit = Tod ist, hat sich Frontmann Mats in ein neues Outfit geworfen, dass wirklich gut aussieht und nur für dieses Lied getragen wird.

Ich bezweifle stark, dass Alice Coopers Auftritt mir mehr Freude bereitet hätte, zumal Sänger Mats Alice Cooper im direkten Vergleich mit dem kleinen Finger schlagen würde. Aber Ruf ist nunmal Ruf, was auch der Grund sein dürfte, warum die meisten Besucher lieber dem ehemaligen Werbeträger von Saturn gelauscht haben. Selbst schuld!

Finsterforst – Wackinger Stage, 22:00 Uhr

Sicher ist Finsterforst keine Band, die man unbedingt auf dem Schirm haben muss, doch ist der Auftritt, den ich im Vorbeigehen mitbekomme, echt nicht von schlechten Eltern. Die Band hat bereits einiges auf dem Buckel und kann mit der Debüt-EP Wiege Der Finsternis (Release 2006) bereits auf Material dreier weiterer Veröffentlichungen zurückgreifen. Die Viertelstunde, die ich bei einem Snack von Finsterforst mitbekomme, zeigt ganz klar, dass die Band ihr Handwerk versteht und mich (und das Publikum vor der Wackinger Stage) zum Headbangen animiert. Für eine ehrliche Bewertung habe ich sicherlich zu wenig mitbekommen und doch lässt sich sagen, dass Finsterforst mit ihrem Viking/Pagan Metal auch auf einer größeren Bühne hätten spielen können.

Nightwish – True Metal Stage, 22:45 Uhr

Kurz vor dem Ende ihrer eineinhalbjährigen Imaginaerum World Tour verschlägt es die finnische Band Nightwish auf das diesjährige Wacken Open Air. Da die bisherige Sängerin Anette Olzon die Band im Oktober 2012 verlassen hat, musste schnell ein adäquater Ersatz für die noch laufende Tour her, den man in der Niederländerin Floor Jansen gefunden hat. Die 32-Jährige ist kein unbeschriebenes Blatt und bereits aus der Band After Forever, die 1995 von Epica-Mastermind Mark Jansen gegründet wurde, sowie den Projekten Ayreon und Star One von Arjen Lucassen und selbstverständlich auch ihrer eigenen Band ReVamp bekannt. Für mich war also schon von Anfang an irgendwie klar, dass Nightwish mit Floor Jansen eine gute Wahl getroffen haben, auch wenn immer noch nicht feststeht, ob die Niederländerin auch nach Abschluss der Tour und weiteren Konzerten im Jahre 2013 als Sängerin der Band auftreten wird – hier lassen sich Nightwish einfach nicht in die Karten schauen…
… dennoch wäre es den Finnen zu empfehlen, die ganze Angelegenheit zu bestätigen, denn als Sängerin macht Floor einen wahnsinnig guten Job, was ihr Auftritt am letzten Tag des Wacken Open Airs 2013 nur noch einmal bestätigt.

Das Feld vor der True Metal Stage füllt sich zusehends und auch Schlamm und kühle Abendluft schrecken das Publikum nicht zurück. Spannung liegt in der Luft und man hört immer wieder Gespräche, in denen es um „die Neue“ bei Nightwish geht – wird sie in der Lage sein, den Aufgaben der Band gerecht zu werden? Kann sie Anette Olzon übertreffen und Tarja die Stirn bieten? Oder wird sie einfach nur ein Ersatz sein, der ok, dennoch aber nicht überzeugend ist? Kurz bevor es so weit ist, wird dem Publikum noch einmal mitgeteilt, dass der heutige Auftritt aufgezeichnet wird und später als DVD veröffentlicht werden soll – dann kann die Show ja nur grandios werden… oder?

Als der Vorhang des Wacken Open Airs fällt und den Blick auf die Bühne von Nightwish freigibt, steigt die Aufregung merklich. Das Intro, welches der Crimson Tide Theme von Hans Zimmer ist, ist gut gewählt, um die Spannung noch weiter in die Höhe zu treiben. Nahtlos geht es in den ersten Song Dark Chest Of Wonders, der von Once, dem letzten Album, das in Zusammenarbeit mit Tarja Turunen erschienen ist, über. Die Menge tobt, denn das hätte kaum einer erwartet – Floor Jansen erbringt eine einmalige Leistung. Als dann auch noch mit Wish I Had An Angel ein weiterer Track des Once-Albums folgt, der zudem ein echter „Klassiker“ ist, gibt es absolut kein Halten mehr. Floor Jansen lässt sich nicht lange bitten und unterbricht Tuomas Holopainen kurzerhand, um zu sagen, wie sehr sie sich über den heutigen Auftritt freut. Man merkt, dass die Freude nicht gespielt ist, sondern wirklich von Herzen kommt.

Klar, perfekt ist das Zusammenspiel der Band noch nicht und man merkt an einigen Stellen, dass es bei der Niederländerin noch an ein paar (wenigen) Textpassagen hapert, aber nach so kurzer Zeit eine so gute Show hinzulegen, das soll ihr erst mal einer nachmachen. Es folgen u.a. die Stücke Storytime, I Want My Tears Back, Nemo, Amaranth und Last Ride Of The Day als Abschluss der Show. Gerade durch diese Songauswahl wird klar, wie flexibel Floor Jansen ist und wie mutig Nightwis geworden sind, sie direkt diese Songs singen zu lassen, die die Diskografie der Band doch so massiv geprägt haben und teilweise auch durch die herausragende Stimme Tarja Turunens zu einem so großem Erfolg geworden sind.

Und der Mut der Finnen, Floor Jansen etwas derart Großes zuzumuten, wird belohnt, denn sie schafft auch die „Tarja-Songs“ ohne Probleme. Zwar gibt sie den Werken ganz klar eine eigene, recht rockige Note, aber genau diese eigene Note war immer ein Punkt, den Anette Olzon – meiner Meinung nach – nie einbringen konnte. Sie hatte zwar eine gute Stimme, jedoch fehlte ihr stets der markante Punkt, der etwas einmalig macht. Was ist also das Fazit zu Floor Jansen? Sie passt definitiv mit Abstand am besten in die Band. Wo Tarja Turunen zu klassisch und irgendwie auch zu steif war und Anette Olzon zu wenig auffiel, gibt Floor Nightwish genau das, was der Band bisher immer gefehlt hat: Pepp, neue Energie, eine rockige Note und viel Sympathie. Zudem macht sie sich wirklich gut auf der Bühne und ist eine echte „Augenweide“, aber wenn ich damit noch anfange, vergesse ich noch den Rest der Show. 😉

Der Auftritt Nightwishs kann sich echt sehen lassen, denn nicht nur das Bühnenbild an sich ist aufwendig, nein, auch mit einer kleinen, aber gut gemachten Beamershow, die teilweise Elemente des Imaginaerum-Films beinhaltet und einer Pyro-Show, die die von Rammstein noch übertrifft, legt das Quintett – meiner Meinung nach – den mit Abstand besten Auftritt des Wacken Open Airs 2013 hin. Respekt. Für mich eindeutig eine Überraschung, da ich Nightwish zwar recht gut finde, definitiv aber kein Fan bin. Sollte Floor Jansen jedoch offiziell als neue Sängerin bestätigt werden, dann wird sich dieser Zustand von meiner Seite auf jeden Fall insoweit ändern, dass die finnische Band einen weiteren Anhänger hat.


Tag 6 – Sonntag

Die letzten Eindrücke und die Abreise

Die ersten fahren bereits Donnerstagnacht los und hier geht es wie gesagt um die Abreise, nicht die Anreise. Das ist der lebende Beweis dafür, dass einige Besucher ausschließlich für Rammstein hier sind. So etwas finde ich recht armselig, wo man doch einiges an Geld für das Wacken-Ticket zahlen musste, um letztlich doch nur einen Headliner zu sehen. Doch genug des Meckerns, weiter geht es mit dem eigentlichen Thema.

Auch Freitagnacht und Samstagmorgen reisen einige ab, was jedoch jedes Jahr so ist. Ich habe in der Wartezeit zu irgendeinem Konzert ein Gespräch mitverfolgen können, in dem ein Familienvater sagt, dass er Samstagfrüh nach Hause fahren wolle, weil er seinen Kindern versprochen hat, mit ihnen Sonntag ins Schwimmbad zu fahren und er, wenn er Samstag noch bliebe, zu kaputt wäre, um dies noch zu tun. Das ist eine lobenswerte Einstellung und macht eine verfrühte Abreise mehr als verständlich.

Nun aber zum eigentlichen Haupttag der Abreise: Die Nacht zum und der Tag Sonntag. Trotz des Unwetters vom Samstag und der recht schlammigen Wege, fahren viele bereits nachts los, um dem vermeintlichen Verkehrschaos des folgenden Tages zu entweichen. Einige wenige bleiben auf dem Weg tatsächlich im Schlamm stecken, werden jedoch schnell rausgezogen, um die Straße frei zu halten. Doch welches Verkehrschaos gibt es überhaupt? Wir fahren Sonntagmorgen um 8 Uhr los und haben von Platz D nur einen kurzen Weg zu den befestigten Feldwegen, zu denen wir von Stewards gelotst werden, welche den Verkehr sehr gut organisieren. Bis zur Bundesstraße, die lediglich wenige Kilometer entfernt ist, bleibt der Verkehr flüssig mit seltenen Stop & Go Phasen, ab dort läuft alles wie am Schnürchen. Die wenigen von uns, die mit öffentlichen Transportmitteln das heilige Dorf Wacken verlassen, kommen gut bis nach Itzehoe und Neumünster durch und haben danach leichtes Spiel. Die Nachtfahrer von uns haben ebenfalls eine sehr angenehme Reise, wodurch nur noch die Frage offen bleibt, wie es denn mit dem Verkehr vormittag gen Süden aussieht? Auch hier lässt sich bestätigen, dass sowohl die Fahrt bis zur, als auch ab Autobahn sehr entspannt abläuft. Dies mag auch daran liegen, dass eben recht viele zu völlig verschiedenen Tages- und Nachtzeiten ihre Abreise antreten und somit jegliches Verkehrschaos vermeiden.

Fazit zum Wacken Open Air 2013

Das war es also – das diesjährige Wacken Open Air war aus unserer Sicht ein voller Erfolg und das, obwohl man mal mit 37°C im Schatten und mal mit Platzregen zu kämpfen hatte. Doch wenn man ehrlich ist, gab es doch ein paar Rückschläge, zum einen möchte ich im Namen von Time For Metal dem auf dem Festival verstorbenen und seinen Angehörigen unser herzlichstes Beileid aussprechen! Des Weiteren hoffen wir alle, dass „Lemmy“ Kilmister noch viele, viele Jahre lebt! Wir respektieren, dass jemand seinen Auftritt wegen gesundheitlichen Problemen nach einigen Songs abbrechen muss!

Jeder, der dieses Jahr auf dem Wacken Open Air gewesen ist, wird mir bestätigen können, dass es selbst mit einem Team von sechs Leuten kaum möglich ist, vor Ort alle Bands zu sehen. Dafür ist das Holy Wacken Land einfach viel zu groß und da wir dieses Jahr absichtlich auch einige Metal Battle-Gewinner unter die Lupe genommen haben und denken, dass diese einen Bericht viel mehr benötigen als eine Band wie Alice Cooper, Grave Digger oder Rage, haben wir uns dieses Jahr damit begnügt, nur ein paar Headliner aus der Running Order zu nehmen, um im Artikel ein wenig mehr Platz für ein paar unbekanntere Bands zu lassen. Bei den eben genannten Bands wissen wir, dass sie eine enorme Bühnenpräsenz vorzuweisen haben und dass sie wissen, wie man ein Publikum dazu bewegt, einen schönen Abend zu verbringen.

Geprägt wurde dieses Jahr eindeutig durch den Begriff „GRÖßER“! Somit baute man nicht nur die beiden Hauptbühnen True Metal Stage und Black Stage aus und platzierte einen neuen brennenden Schädel zwischen die Bühnen, sondern vergrößerte auch den Bullhead City Circus um drei weitere Masten. Doch trotzdem kam es aufgrund der mehr oder weniger gut platzierten Running Oder jeden Abend dazu, dass man zum Teil vergebens am Eingang des Infields stand und nur noch die roten Lichter der Eingangsampel zu sehen bekommen hat. Ich denke, dass sich der Veranstalter ICS dazu sicher etwas einfallen lassen muss, um den einen oder anderen Fan auf Dauer damit nicht abzuschrecken, dass man sich Bands wie Rammstein, Trivium, Nightwish und Sabaton aus gefühlten 200 Metern Entfernung anschauen muss.

Abschließend hat es mich gefreut, dass wir auf den Streifzügen über den Campground den ein oder anderen vom letzten Jahr wiedergetroffen haben und auch hoffentlich 2014 wiedersehen werden, wenn es wieder heißt – See You In Wacken – Rain Or Shine!

Fazit der Polizei (Quelle: www.presseportal.de)

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Mit den Klängen von Subway To Sally, dem letzten Haupt-Act auf der True Metal Stage, und dem so genannten Outro, endete des 24. Wacken:Open:Air am Sonntag gegen 3 Uhr.Aus Sicht der Polizei verlief es – abgesehen von einem Todesfall und der schweren Brandverletzung eines Besuchers – im Großen und Ganzen relativ reibungslos. Auch die Diebstähle hielten sich letztlich in Grenzen: Bislang sind 249 Eigentumsdelikte bei der Polizei zur Anzeige gebracht worden – davon waren 54 Taschendiebstähle, 157 Diebstählen aus Zelten, 1 Raub und 34 sonstige Diebstähle.Wie in der Vergangenheit, so war auch der diesjährige Verlauf fast frei von körperlichen Auseinandersetzungen: Zwölf Körperverletzungen und eine Gefährliche Körperverletzung wiegen zwar individuell schwer, sind bezogen auf die große Masse von Menschen (mehr als 75.000) zahlenmäßig aber eher marginal.Ähnlich ruhig war es auf den Straßen: Die Polizei registrierte 143 Verkehrsverstöße und verhängte neun Ordnungswidrigkeitenanzeigen und brachte 99 Verwarnungen auf den Weg.

Drogenproblem auf Wacken? Wohl eher nicht. Gemessen an weniger als 70 Gramm Haschisch, Marihuana und Amphetamin, die beschlagnahmt wurden, ist Wacken drogenfrei.

Im Zuge der gestrigen Pressekonferenz stellt die Polizeidirektion Itzehoe dann auch die insgesamt gute Stimmung auf dem Festival heraus und lobte das positive Miteinander zwischen Polizei, Veranstalter und allen Beteiligten. Das gilt auch für die große Menge der Metal-Fans: Die Polizei wurde von ihnen als „Freund und Helfer“ anerkannt und eingestuft. Insgesamt, so die Feststellung der Polizei, stehe auf dem W:O:A die Sicherheit im Vordergrund – für die Ordnungshüter und auch für den Veranstalter.

Auch aus Sicht der Rettungsdienst Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) ging das 24. Wacken Open Air so friedlich zu Ende wie es begann. Trotz der knapp 3.300 Versorgungen im DRK-Zelt war es laut Andreas Fitschen, dem Gesamteinleiter des DRK, ein ruhiges Festival. Auch der leitende Notarzt Dr. Achim Marx konnte von keinen besonderen Vorkommnissen berichten – mit Ausnahme des Todesfalles und der Brandverletzung eines Besuchers. 320 Patienten wurden zur weiteren Behandlung oder Untersuchung durch den Rettungsdienst der RKiSH in eine Klinik befördert. Selbst die teilweise extrem hohen Temperaturen auf dem Festivalgelände führten nicht zu einer besonderen Steigung der Einsatzzahlen.

Was speziell vorgefallen ist ab Sonnabendmorgen:

Um 14.08 Uhr wurde ein Btm-Sachverhalt gemeldet: Polizeikräfte suchten danach das Zelt eines Besuchers auf und stellten zwei Tüten mit Marihuana, Marihuana-Mühle und Filterpapier sicher. Der Beschuldigte kassierte die fällige Anzeige.

Gegen 16.40 Uhr bedrohte ein Gast einen Händler mit einem Messer. Der Beschuldigte wurde von Security-Kräften festgehalten und der Polizei übergeben. Die fertigte eine Anzeige gegen den Täter.

Kurz vor 19 Uhr stießen Besucher ihren Wohnwagen um und übergossen ihn mit Benzin. Die Feuerwehr rückte an und schäumte den Wagen zur Abdämmung der Brandgefahr ab. Mit eingeschaltet in die polizeilichen Maßnahmen ist auch die Kripo. Die Verantwortlichen stehen fest. Sie können sich jetzt auf eine Kostenrechnung einstellen. Kostenfrei sind die Maßnahmen, die getroffen werden mussten, für sie nicht.

Gefahndet wird seit 22 Uhr nach einem Mann (190 cm, lange blonde Haare, freier Oberkörper, kurze schwarze Hose), der einen anderen Festivalbesucher mit einem Messer verletzt hatte.

Gegen 22.30 Uhr zerstach ein Gast aus der Schweiz ein Zelt und bewarf den Bewohner mit Zeltstangen. Die Polizei schaltete sich ein, und der Verursacher zahlte 100 Euro an den Geschädigten.

Um 1.34 Uhr wurde ein Diebstahl auf dem Tagesparkplatz beim Edeka-Markt (Ortsausgang Wacken) gemeldet. Abhanden kamen aus dem Pkw zwei Geldbörsen mit Bargeld, Führerschein, Krankenkarte, EC-Karte, Campingutensilien (Isomatte, Zelt, persönliche Dinge).

Drei Personen trafen um 2.50 Uhr auf Eutiner Polizisten. Die bislang Unbekannten sprangen flugs von den Rädern, ließen sie liegen und flüchteten über die Wiesen in unbekannte Richtung. Bei den zurückgelassenen Zweirädern handelte es sich zwei Tracking-Fahrräder (Viktoria und Landing) und um eines der Marke Rabeneick. Zwecks Eigentumssicherung wurden die Räder mit auf die Wackener Polizeiwache genommen. Die rechtmäßigen Eigentümer können sich dort melden (04827/9207).

Rückfragen bitte an:

Polizeidirektion Itzehoe
Pressestelle
Heise / Schwichtenberg
Telefon: 04821 / 602 2010
E-Mail: pressestelle.itzehoe@polizei.landsh.de

Danksagung und Erwähnungen

Wie auch im letzten Jahr, möchten wir ein paar bestimmten Menschen und Personen danke sagen, denn diese haben uns entweder dabei geholfen, dieses Jahr wieder so zu gestalten, dass wir jede Menge Spaß hatten oder dass überhaupt alles reibungslos von Statten gehen konnte. Hier die Liste:

  • Den Damen am Breakfast-Stand 461, die uns leider mehrfach die Nummer der Notrufzentrale geben mussten
  • Den echt netten und gut gelaunten Menschen vom Saniteam.
  • Toni Gunner (http://mondkringel-photography.de/), die uns wie schon im letzten Jahr mit exzelenten Bildern aus dem PIT versorgt hat!
  • Dem Qonzern (http://www.qorn.de), der uns auch dieses Jahr wieder mit massig Material versorgt hat.
  • Unsere lieben Zeltnachbarn aus Rostock.
  • Der Langnese-Verkäufer, dessen Optik ein wenig an Kurt Cobain (Nirvana) erinnerte.
  • Den dreien mit der Sackkarre.
  • Unserem Kollegen Rene, denn ohne seine Arbeit, wäre auf dem Festival weder unsere Webseite gelaufen, noch die Akkreditierung vor Ort.
  • Den Veranstalter ICS, der mit seiner Crew wortwörtlich Massen bewegt und mit dem Wacken Open Air auch dieses Jahr ein Festival organisiert hat, bei dem man sich sicher gefühlt hat!
  • An alle, die mit uns das Zeltlager zusammengehalten haben.
  • An der Legion Of The Luftbumbe, mit einer Entschuldigung, dass das Treffen dieses Jahr leider nicht hingehauen hatte.
  • Alle anderen, die wir jetzt vergessen haben!