Wintersun – Time II

Setzen ihren ganz eigenen Weg fort, ohne zurückzublicken

Artist: Wintersun

Herkunft: Finnland

Album: Time II

Spiellänge: 48:38 Minuten

Genre: Melodic Death Metal, Progressive Death Metal

Release: 30.08.2024

Label: Nuclear Blast Records

Link: https://www.facebook.com/wintersun/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Jari Mäenpää
Gitarre, Gesang – Teemu Mäntysaari
Bassgitarre, Gesang – Jukka Koskinen
Schlagzeug – Kai Hahto

Tracklist:

  1. Fields Of Snow
  2. The Way Of The Fire
  3. One With The Shadows
  4. Ominous Clouds
  5. Storm
  6. Silver Leaves

Egal wann und wo mir Wintersun über den Weg laufen, wird es persönlich. Seit ihrer Gründung 2004 verfolge ich die Band, die früher in unserem Freundeskreis mit Wintersun ein Heldenstatus erspielen konnte. Viele Konzerte, emotionale Augenblicke und immer waren Songs von besagtem Debüt mit anwesend. Jeder hat so spezielle Werke, die einem das Leben prägen bzw. andersherum die eigene Geschichte mit Erinnerungen füllen. Das Meisterwerk feiert dieses Jahr seinen zwanzigsten Geburtstag, passend dazu gibt es neues Material aus den Händen von Jari Mäenpää. Immer wieder wurde es ruhig um die Finnen, Time I erschein erst acht Jahre nach dem Debüt. Das letzte Werk von vor sieben Jahren, The Forest Seasons, darf man wohl nur als Zwischenepisode im Nachgang werten, denn jetzt steht Time II zwölf Jahre nach Part I auf dem Plan. Die Kulisse ist dennoch eine andere und der Bruch vom Debüt zu den anderen Werken ein mächtiger. Hätten Wintersun mit Wintersun das Kapitel als Heros schließen sollen, um ein neues unter anderem Deckmantel zu eröffnen? Die Forderung steht einem als Außenstehender ganz sicher nicht zu, schließlich ist die Entwicklung der Protagonisten bei dem Herzblut, das sie in die Werke legen, ein ganz bewusster Weg in ihre Zukunft.

Springen wir also endlich in die neue Scheibe Time II. Sechs lange Werke formen die fast 50 Minuten Spielzeit. Wie es das malerische Artwork bereits vermuten lässt, ist der japanische Einfluss auf dem Langeisen nicht zu leugnen. Fields Of Snow als Intro lässt behutsam die Schneeflocken gen Erde rieseln. Die anschwellenden Klänge verbinden sich und betten die gefrorenen weißen Flocken behutsam auf den Boden. Die progressive Ader drängt sich dominant in den Vordergrund, die japanischen Klänge sorgen für Fernweh. Dem Hörer wird der Einstieg leicht gemacht. Die Melodien schwören förmlich auf die kommenden fünf Stücke ein. Der Stress verfliegt aus Geist und Körper und öffnet die Seele. An alte Tugenden erinnert The Way Of The Fire – rasant wird der Schalter umgelegt, der Refrain donnert aus den Boxen. Die musikalische Untermalung dringt in den Hintergrund, bissige Gitarrenriffs sorgen für eine durchaus harte Session. Jari Mäenpää führt mit seinen Growls und auch Cleanvocals durch Time II. Immer wieder lebt der Silberling von langen instrumentellen Passagen. Düstere, progressive Schleier am Himmel werden mit Wärme und Energie beiseitegeschoben. One With The Shadows zieht zu Beginn den Stecker, langsam rollt die Magie des über sechs Minuten langen Epos an. Giftige Vocals und immer wieder japanische Einflüsse prägen den nächsten unglaublich komplexen Ausflug. Als Zwischensequenz fungiert Ominous Clouds. Wie eine gefährliche, aber auch wunderschöne Naturgewalt bereitet sie auf die letzten beiden Nummern von Time II vor. Storm beginnt als kleiner Windhauch und schwillt immer weiter an. 12 Minuten lang zieht dieser Sturm durch die eigenen Gedanken. Wenn man sich darauf einlässt, kann man in dieser Zeit seine eigene Seele erkunden. Härtere Passagen greifen in ruhige Elemente, schnelle Riffs lassen Platz für harmonische Atmosphären, die nicht in Lethargie verfallen. Noch einen drauf setzt der abschließende Silver Leaves. In über 13 Minuten lassen Wintersun das zweite Time-Album ausklingen.

Wintersun – Time II
Fazit
Um den Anfang noch mal aufzugreifen, vom Debüt spürt man auf Time II nur noch kleinste Elemente, die sich in den Werken verstecken. Eher kann man Passagen und Gedanken von Time I in diesem Klangwerk wiederfinden. Wintersun wären aber nicht mehr Wintersun, wenn sie nicht ihren eigenen Weg gehen würden. Der Blick in die Vergangenheit verblasst und die Gesichter blicken nur in die Zukunft. Einen großen Respekt kann man davor haben, wenn Musiker so frei arbeiten können. Ohne Zwänge lassen Jari Mäenpää und seine drei langjährigen Wegbegleiter ihren Gefühlen freien Lauf, ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer zu nehmen. Als melodisches wie progressives Metal Album, versehen mit feinen Death Metal Ankern, ein Meisterwerk, welches seinesgleichen sucht, aber nicht jeden Fan der Skandinavier abholen wird.   

Anspieltipps: The Way Of The Fire und Silver Leaves
René W.
9.5
Leserbewertung12 Bewertungen
7.5
9.5
Punkte