Band: Zatokrev
Ort: Schweiz
Album: Bring Mirrors To The Surface
Label: Pelagic Records
Release: 29.08.2025
Genre: Post Black Metal, Doom
Link: https://zatokrev.bandcamp.com/
Bandmitglieder:
Gitarre & Gesang – Frederyk Rotter
Bass & Gesang – Lucas Löw
Gitarre & Gesang – Matthieu Hardouin
Schlagzeug – Frédéric Hug
Tracklist:
- Red Storm (ft. Bölzer & Schammasch)
- Blood (ft. Inezona)
- The Only Voice
- Unwinding Spirits (ft. Manuel Gagneux/Zeal & Ardor)
- Faint
- Changes (ft. Schammasch)
- Pearl Eyes
- Deep Dark Turns Green (ft. Minsk)
In einem Landstrich, in dem der Donner nur ein Echo der Berge zu sein scheint und die Nebel des Rheins die Landschaft in ein graues Schweigen hüllen, erhebt sich die Basler Band Zatokrev erneut, um die Stille mit einem monströsen Echo zu zerreißen. Ihr sechstes Album Bring Mirrors To The Surface ist nicht nur ein neues Kapitel in ihrer Diskografie, sondern eine seismische Welle, die die Fundamente des Doom und Post Black Metal erschüttert. Es ist wieder mal erstaunlich, was die Schweiz für ein unerschöpfliches Reservoir an Bands besitzt, die sich der düsteren Seite der eisig alpinen Landschaft widmet.
Jeder Ton, jeder verzerrte Saitenanschlag, jeder Hieb auf das Drumset hat das Gewicht eines Findlings, der langsam und unausweichlich einen Berghang hinabstürzt. Die Wucht dieser Sound-Lawine ist fast schon physisch spürbar. Es ist die unaufhaltsame Kraft eines Gletschers, der sich durch uraltes Gestein schiebt und dabei alles unter sich begräbt. Die massiven Riffs erzeugen eine Schwere, die kaum zu tragen ist, und die sich in den Ohren festsetzt wie ein Tinnitus der Seele. Es ist ein Gefühl einer massiven Überwältigung, das uns daran erinnert, wie klein und unbedeutend wir im Angesicht der Naturgewalten sind – oder im Angesicht dieser Klanggewalt. Zatokrev schaffen es, in dieser kalten und distanzierten Atmosphäre eine beinahe unmenschliche Masse zu formen.
Doch inmitten dieser Wucht und Kälte verbirgt sich eine zarte, aber tiefsitzende Melancholie. Zatokrevs Musik ist nicht einfach nur dumpf und laut. Die neun Stücke sind vielschichtig und durchzogen von feinen Nuancen, die erst bei wiederholtem Hören zum Vorschein kommen. Diese Momente der Klarheit sind aber kein Sonnenaufgang, da sie fragil wirken und stets davon bedroht sind, von der gewaltigen Welle des Lärms verschluckt zu werden. Diese subtilen Schichten machen das Album zu einem etwas über 60-minütigen, fesselnden Hörerlebnis.
Das Quartett aus Basel beweist mit Bring Mirrors To The Surface eine Meisterschaft darin, Gegensätze zu vereinen. Die Distanz wird durch die massive Präsenz des Sounds überwunden. Die Härte der Riffs, der Mahlstrom der Blast-Beats und die pure Verzweiflung in den Vocals stehen in einem ständigen Dialog mit der zerbrechlichen Melancholie und den meditativen, gleichförmigen Passagen. Es ist diese Dualität, die aus Bring Mirrors To The Surface ein eigenständiges Werk macht, das aus der hohen Kunst atmosphärischer Musik aus der Schweiz hervorsticht.