Men Without Hats am 11.09.2025 im Kieler Kulturverein Die Pumpe

Ungewohnte Klänge vom kanadischen One-Hit-Wonder


Als ich die Anzeige las, schaute ich sofort in den Kalender. Men Without Hats in Kiel? Really? Als damals Neunzehnjähriger kaufte ich mir 1982 für die üblichen sechs Mark die Single The Safety Dance. Den einzigen Song übrigens, den ich von dieser Band jemals gehört habe. Warum also nicht mal ein Konzert mit ihnen, wenn sie nach 40 Jahren noch immer in der Konzertlandschaft herumgeistern? Auch wenn ich nun doch dem Hardrock und Metal fröne, kann ich so ein wenig Nostalgie ab und an mal ab. Schnell war klar, dass die kanadische Synthiepop-Band, die der New-Wave-Bewegung zugeordnet wird, mit neuer Musik unterwegs ist. Vier EPs und acht Alben stehen auf ihrer Erfolgsliste. Allerdings ist das letzte Album Again (Part 2) jetzt auch schon zweieinhalb Jahre alt.
Twin Noir 2025 Kiel; Foto: Norbert Czybulka

Aber zuerst steht ein deutsches Duo auf der Bühne. Twin Noir stammen aus Berlin und wurden von Cody Barcelona und Ian Volt 2021 gegründet. Ihr zweites Album Chapter 2 feierte vor genau einem Jahr das Release. Der Dokumentarfilm zum ersten Album 2 Punks And A Tape Machine wurde genreübergreifend gefeiert. Zwei Freaks, die während der Coronapandemie in Mexiko-Stadt spartanisch wohnen und an ihrer Musik arbeiten, ist und war ungewöhnlich. Stilistisch würde ich ihren heutigen Auftritt irgendwo zwischen DAF (Deutsch-Amerikanische Freundschaft) und Electropunk der späten 80er einordnen. Beginnend und endend mit Marlene Diedrichs Ich Hab‘ Noch Einen Koffer In Berlin liefert das Duo eine Werkschau aus den beiden Alben ab, bei der der Titel des ersten Albums Programm ist. Das Programm kommt vom Band, während die beiden dazu live 45 Minuten performen. Besonders mit dem Opener Paul War Mal Punk und Ich Tanz können die beiden punkten. Auch ihr Ausflug durch die Menge kommt gut an.

Men Without Hats 2025 Kiel; Foto: Norbert Czybulka

Gegründet 1976 in Montreal, stammt der größte Erfolg von Men Without Hats, The Safety Dance, aus dem Jahr 1982. Von der ursprünglichen Band ist nur noch Songschreiber und Sänger Ivan Doroschuk übrig. Sein Bruder Colin Doroschuk ist vor kurzem ausgestiegen, so kommt der Bass vom Band. An den Drums sitzt Adrian White, an den Keyboards Sahara Doroschuk-Sloan, Tochter von Colin. Seit 2016 steht Sho Murray mit seiner Gitarre bei der Band auf der Bühne. Er sorgt für den rockig-punkigen Sound und treibt den Sound an. 43 Jahre ist der Opener und in Deutschland bekannteste Song Safety Dance alt. Auch wenn die Band nun als Rockband daherkommt, ist der Track allgegenwärtig und noch immer tanzbar, was von vielen Besuchern im abgetrennten Saal auch ausgekostet wird. Dass sich der Sound der Band gewandelt hat, ist insbesondere an ihrem Hit Pop Goes The World zu spüren. Viele Songs waren in ihrer Heimat noch in den Charts. Für viele im Saal dürften die Tracks Neuland sein. Dies tut der Stimmung allerdings keinen Abbruch. Die Menge wird zum Ende auf jeden Fall noch einmal auf ihre Kosten kommen. „Für alle, die später gekommen sind“, wiederholt die Truppe zum Ende des Sets den Safety Dance noch einmal in einer Akustik-/Rockballaden-Version sowie als klassischen Clubmix, mit vielen Effekten angereichert. Aber auch in Kanada scheint man die Gepflogenheiten von Zugaben zu kennen. Nach kurzer Unterbrechung kommt die Band noch einmal auf die Bühne und performt den Abba-Klassiker SOS sowie einen weiteren ihrer Hits, No Friends Of Mine. Dieser Song wurde zusammen mit dem Safety Dance in die Canadian Songwriter’s Hall of Fame aufgenommen.

Fazit: Eine Band, die alle Musikstile und Trends überdauert hat und ein Konzert abgeliefert hat, das in den Köpfen bleibt. Für viele unter dem Radar, denn der Wandel von der Elektro-Pop-Band ist vielen nicht bewusst. Die Pumpe lieferte wieder den perfekten Rahmen, teilte den Saal für eine bessere Akustik ab. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein, denn ich glaube nicht, dass ich noch einmal die Chance bekomme, diese außergewöhnliche Band zu sehen.