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Leprous am 19.11.2025 im Docks, Hamburg

Die pure Perfektion

Event: Leprous – Melodies Of Atonement European Tour 2025

Bands: Leprous, Gåte, Royal Sorrow

Ort: Docks, Spielbudenplatz 19, 20359 Hamburg

Datum: 19.11.2025

Kosten: VVK ab 45 € plus Gebühren, AK 50 €

Zuschauer: ca. 1000

Genre: Progressive Metal, Alternative Metal, Progressive Rock, Art Rock, Folk Metal, Folk Rock, Alternative Rock

Link: https://docksfreiheit36.de/docks/

Setlist Leprous:

  1. Silently Walking Alone
  2. Illuminate
  3. Bonneville
  4. Alleviate
  5. Below
  6. Take On Me (A‐HA-Cover)
  7. Distant Bells
  8. The Price
  9. Like A Sunken Ship
  10. Third Law
  11. Forced Entry
  12. Castaway Angels
  13. From The Flame
  14. Atonement
  15. The Sky Is Red (Outro)
Leprous – European Tour 2025

Es gibt Bands, denen eilt der Ruf der Perfektionisten voraus. Klar, Dream Theater ist so eine Combo. In den vergangenen Jahren haben sich Leprous einen ähnlichen Status erarbeitet. Der ehemalige Live-Support von Ihsahn und Emperor, Einar Solberg, hat diverse hochkarätige Musiker an seiner Seite, wovon vor allem Drummer Baard Kilstad einen exzellenten Ruf genießt. An einem nasskalten Abend pilgern circa 1000 Menschen ins Hamburger Docks, genau gegenüber des Spielbudenplatzes, wo bereits ein Weihnachtsmarkt stattfindet. Bei den wenig angenehmen Wetterbedingungen ist der Aufenthalt im Club bestimmt die bessere Variante.

Royal Sorrow – Docks, Hamburg – 2025

Mit leichter Verspätung öffnen sich einige Minuten nach 18:30 Uhr die Pforten. Der Andrang ist zu Beginn überschaubar. Bereits um 19:15 Uhr steht die erste Band auf der Bühne. Royal Sorrow kommen aus Finnland und haben mit Innerdeeps 2025 via Inside Out ihre erste Platte veröffentlicht.

Zu hören gibt es einen Mix aus Alternative Rock & Metal mit progressiven Ansätzen, bei dem der Gesang auch mal keifend aus den Boxen dröhnt. Primär liegt der Fokus im modernen bzw. alternativen Metal, wobei sich schnelle und druckvolle Passagen mit zerbrechlichen Elementen die Hand reichen. Gewisse Ähnlichkeiten zu den neuen Werken von Leprous sind vorhanden, nur kann die Instrumentalfraktion von Royal Sorrow nicht ganz mit dem Sextett aus Norwegen mithalten. Trotzdem: interessanter Newcomer, der auf der Tour mit Leprous viel lernen wird.

Gåte: Eurovision Song Contest und Nordic Folk

Gåte – Docks, Hamburg – 2025

Die Umbaupause ist mit circa 15 Minuten kurz und knapp, aber ausreichend für Gåte, die mit diversem Geäst, Nyckelharpa und zwei Gitarren vollkommen andere Töne in die Location bringen. Dreh- und Angelpunkt der Band ist Sängerin Gunnhild Sundli, die aber auch mit Geige unterstützt und das Gebräu in Richtung traditionellen nordischen Folk schiebt. Dagegen stehen die Saitenarbeiter, die teilweise harte Riffsalven abfeuern, welche in Kombination mit der Nyckelharpa und der Geige eine hohe Eigenständigkeit liefern. Dass ein derartiger Soundmix nicht in jeden Gehörgang passt, versteht sich von selbst. Technisch gibt es hohe Kunst und mit Sachen wie Ulveham sogar auch Eingängigkeit. Das Stück war für die norwegische Jury eingängig genug, Gåte und Ulveham 2024 zum Eurovision Song Contest zu entsenden. Allerdings stieß die Vorliebe Norwegens für traditionelle Klänge in Europa nicht auf Gegenliebe und endete auf dem letzten Platz. Trotzdem: Wer auf ein sehr spezielles Gebräu zwischen Nordic Folk, progressivem Rock, elektronischen Elementen und teilweise harten Riffs steht, sollte Gåte antesten. Uninteressant ist das Material nicht.

Der Umbau für Leprous dauert etwas länger und gegen 21:15 Uhr erlischt das Licht in dem ehemaligen Kinosaal, der nach seinem Umbau mit einer guten Soundanlage punkten kann. Diese Soundanlage macht sich vom ersten Ton von Silently Walking Alone positiv bemerkbar. Klar, die Crew benötigt etwas zum Eipendeln, dann kommen Leprous nahezu perfekt rüber.

Leprous – Docks, Hamburg – 2025

Leprous: traurige Zerbrechlichkeit in Perfektion

Waren die Anfänge der Band eher von rauen Tönen geprägt, änderten Solberg und Co. ihre Ausrichtung zu mehr Eingängigkeit und weniger harschen Tönen. Spätestens mit dem 2019-Release Pitfalls wabern die Herren zwischen Rock und Metal, zwischen progressiven Klängen und zerbrechlichem Artrock. Über allem schwebt die betörende Stimme von Solberg. Bonneville und Illuminate vom 2017er-Album Malina sorgen für reichlich Bewegung auf der Bühne. Sowohl die Saitenfraktion als auch Sänger Solberg springen bei den eher derben Klängen wild über die Bühne. Das ändert sich mit Alleviate und Below von der bereits erwähnten LP Pitfalls. Die traurige Zerbrechlichkeit zelebriert das Sextett in purer Perfektion. Die Crowd ist so gebannt, dass die berühmte Stecknadel beim Herunterfallen zu hören ist.

Dass an den Drums mit Baard Kilstad ein Ausnahmekönner agiert, zeigt sich bei den härteren Elementen. Leprous greifen in ihre Schatztruhe und holen Sachen wie Forced Entry, Third Low oder The Price hervor. Die Stücke feiern vor allem die progressiven Fans, und neben Kilstad bekommen auch die Saitenarbeiter reichlich Freiraum, sodass es ein beeindruckendes Soundgewitter auf die Ohren gibt.

Leprous – Docks, Hamburg – 2025

The Sky Is Red ist nur das Outro

Mit Castaway Angels wird es erneut ruhiger, bevor From The Flame vorläufig den Deckel auf die Show von Leprous setzt. Erstmalig ist Drummer Kilstad komplett zu sehen. Bei den eher eisigen Temperaturen agiert Kilstad oberkörperfrei und verteilt seine Drumsticks. Jedoch fehlt noch etwas. Die Hoffnung, dass es den Überflieger The Sky Is Red zu hören gibt, erweist sich als nicht richtig. Atonement, der Titeltrack und Namensgeber der Tour, erklingt als Zugabe. Der Fanliebling The Sky Is Red dient als Outro nach circa 100 Minuten Show.

Leprous liefern einmal mehr pure Perfektion. Egal ob Solberg an den Vocals, Kilstad an den Drums oder die Saitenarbeiter Tor Oddmund Suhrke und Robin Ognedal: Technisch gibt es nicht viele Bands, die auf dem Niveau unterwegs sind. Leprous haben ihren Sound seit der Malina 2017 neu gestaltet und sind lange nicht mehr so progressiv und hart wie in den Anfangstagen. Wer generell ein Interesse an progressiver, technisch hochwertiger Rockmusik hat, sollte die norwegische Combo unbedingt antesten.

Gegen 23 Uhr endet der Konzertabend und es geht für die Musikfans in die kalte und nasse Nacht. Der Genuss der musikalisch hochklassigen Kost entschädigt für den wenig angenehmen Heimweg.