Architects – For Those That Wish To Exist At Abbey Road

Metalcore meets Symphonic

Artist: Architects

Herkunft: Brighton (East Sussex), England

Album: For Those That Wish To Exist At Abbey Road

Genre: Metalcore, Post Hardcore, Progressive Metal

Spiellänge: 59:01 Minuten

Release: 25.03.2022

Label: Epitaph / Indigo

Link: https://www.facebook.com/architectsuk

Bandmitglieder:

Gesang – Sam Carter
Leadgitarre, Hintergrundgesang – Josh Middleton
Rhythmusgitarre, Hintergrundgesang – Adam Christianson
Bassgitarre, Keyboards, Drum Pad – Alex „Ali“ Dean
Schlagzeug, Percussion, Programmierung – Dan Searle

Orchester – Parallax Orchestra (Line-Up: hier)

Tracklist:

1. Do You Dream Of Armageddon? (Abbey Road Version)
2. Black Lungs (Abbey Road Version)
3. Giving Blood (Abbey Road Version)
4. Discourse Is Dead (Abbey Road Version)
5. Dead Butterflies (Abbey Road Version)
6. An Ordinary Extinction (Abbey Road Version)
7. Impermanence (Abbey Road Version)
8. Flight Without Feathers (Abbey Road Version)
9. Little Wonder (Abbey Road Version)
10. Animals (Abbey Road Version)
11. Libertine (Abbey Road Version)
12. Goliath (Abbey Road Version)
13. Demi God (Abbey Road Version)
14. Meteor (Abbey Road Version)
15. Dying Is Absolutely Safe (Abbey Road Version)

2004 wurde die britische Metalcore-Band Architects von den Zwillingsbrüdern Dan und Tom Searle gegründet, anfänglich noch unter dem Namen Counting The Days. 2005 fand der Namenswechsel zu Architects statt. In diesem Zuge veröffentlichte die Formation ihr erstes Demo-Album, das nur für Familienmitglieder und ausgewählte Freunde zugänglich war. Im Jahr 2021 wurde davon ein Exemplar zu einem guten Zweck versteigert. Wie die Searle-Brüder, stammten alle weiteren Gründungsmitglieder aus Brighton, East Sussex. 2006 gab es schon den ersten Wechsel im Line-Up. Sänger Matt Johnson verließ die Band, an seine Stelle trat Sam Carter hinters Mikro, der für seinen markanten Schreigesang bekannt ist. Sein Gesangsstil wurde schon mit dem von Metalcore-Kollegen Oliver Sykes (Bring Me The Horizon) verglichen. Um seiner Stimme mehr Bandbreite zu verleihen, nahm er speziell dafür Gesangsunterricht. In den vergangenen Jahren waren die Architects auf zahlreichen Touren, unter anderem mit Parkway Drive, August Burns Red, Bring Me The Horizon etc. Hierbei erlebten sie sowohl Höhen als auch Tiefen und weitere Veränderungen im Line-Up.

Ein Tiefpunkt war 2016 erreicht, als Gitarrist und Songschreiber Tom Searle nach drei Jahren Krebserkrankung mit nur 28 Jahren nach Fertigstellung des 7. Studioalbums All Our Gods Have Abandoned Us (2016) starb. Für die Aufnahmen der Single Doomsday hatte es leider nicht mehr gereicht. Diese wurden mit dem neuen Gitarristen Josh Middleton vollendet, der seit 2017 fester Bestandteil der Band ist. Am 26. Februar 2021 veröffentlichten die Architects ihr neuntes Studioalbum For Those That Wish To Exist, worauf im Dezember ein weltweiter Livestream mit einer Liveshow in den Abbey Road Studios folgte. Hieraus entstand ihr orchestriertes Album For Those That Wish To Exist At Abbey Road in den legendären Studios, wo schon die Beatles und Pink Floyd ihre Aufnahmen gemacht haben. Am 25.03.2022 fiel dann der endgültige Startschuss zu ihrem neuesten Werk, das sie mit der Unterstützung vom Parallax Orchestra unter der Leitung von Dirigenten Simon Dobson aufnahmen. Simon Dobson hat hierfür die Orchesterarrangements geschrieben. Kenny Macleod übernahm dabei die Produktionsleitung im Abbey Road Studio One.

Der ursprüngliche Architects-Sound gestaltete sich zunächst rau, dabei ging der größte Einfluss von der US-Band The Dillinger Escape Plan aus. Später wechselten ihre Kompositionen eher in eine melodische Post-Hardcore-Richtung. Dieser Wandel kam nicht bei allen Fans gut an, daher kehrten sie wieder zurück zu mehr Härte mit Melodic ausbalanciert. Die britische Metalcore-Formation hat im Laufe ihrer Karriere verschiedene stilistische Entwicklungen vollzogen. Sam Carter erklärte 2011 in einem Interview, dass jedes Album anders klingen sollte. Diesem Plan ist die Band offensichtlich gefolgt. Ihre neueste Produktion For Those That Wish To Exist At Abbey Road könnte man mit dem Prädikat “Metalcore meets Symphonic“ versehen. Das war jedenfalls mein erster Gedanke, als ich mir die üppige Tracklist zu Gemüte geführt habe.

Der Opener Do You Dream Of Armageddon startet mit einem episch anmutenden Instrumental-Intro. Direkt darauf folgt das kraftstrotzende Black Lungs, untermalt mit reichlich Bombastgetöse. Die Stimmung wechselt von brachialen Wutausbrüchen bis hin zu melancholischen Wehmutparts, zwischendrin entfalten sich Dramatik und Spannung gleichermaßen. Bei der Hymne Giving Blood herrscht eine ruhigere Atmosphäre zur mitreißenden Melodie. Es entsteht eine Stimmung, bei der man seine Augen schließt und einfach nur mitgrooven möchte. Discourse Is Dead startet danach wieder mit Bombastfaktor durch. Auch diese Nummer hat Hymnencharakter, allerdings mit erheblich mehr Durchschlagskraft. Das Ding geht einfach straight nach vorne – Breakdowns, Blastbeats satt. Zudem wird die Variabilität von Sänger Sam Carters Stimme erstmals deutlich wahrnehmbar. Dead Butterflies schlägt danach wieder deutlich softere Töne an, die an Herzschmerz grenzen. Bei Ordinary Extinction brüllt sich Carter vor lauter Frust und Verzweiflung nahezu die Lunge aus dem Leib. Impermanence setzt den eingeschlagenen Weg fort, allerdings zusätzlich aufgemotzt durch eine stampfende Rhythmik, sodass man gar nicht anders kann, als den Nacken in Bewegung zu setzen, um mitzunicken. Wer hier nicht mitgeht, dem kann man nicht helfen. Flight Without Feathers wechselt danach die Richtung in ruhigere Gefilde, die auch bei Little Wonder zunächst beibehalten wird. Hierbei rückt anfänglich das Wechselspiel von Schlagzeug, Bass, Bläser und Streicher in den Vordergrund. Später kommt der immer stärker aufbegehrende Gesang hinzu. Animals setzt mit einem satten Soundteppich erneut mehr auf Dramatik und Bombastgetöse. Melodie und Hooks entpuppen sich als Ohrwurm und verfehlen ihre Wirkung nicht. Dieser Song bleibt garantiert im Hirn hängen. Libertine setzt noch einmal gehörig eins obendrauf und prescht mit voller Wucht nach vorne. Gerade habe ich mich erholt vom ersten Nackenbrecher Impermanence, geht es wieder voll zur Sache. Goliath und Demi God halten sich anschließend etwas zurück, aber auch hier sind einige Ausreißer nach oben drin. Etwas Erholung passt an dieser Stelle sehr gut rein. Bei Meteor kommt schon wieder mehr Druck auf den Kessel. Dieser Song sorgt für erneute Bewegung der Nackenmuskulatur. Dying Is Absolutely Safe fährt zum Abschluss mit seiner melancholischen Melodie jegliche Anspannung komplett runter. Nach gut einer Stunde Spielzeit sorgt diese Nummer für eine Art Cooldown-Phase. Ich hätte als Rausschmeißer zwar einen letzten Kracher erwartet, bin aber dennoch nicht enttäuscht, dass stattdessen eine sentimentale Ballade die Tracklist abschließt.

Wer sich For Those That Wish To Exist At Abbey Road zu Gemüte führt, verschwendet keine Sekunde seiner Zeit.

Formate: Digital Album, Stream

Architects – For Those That Wish To Exist At Abbey Road
Fazit
For Those That Wish To Exist At Abbey Road ist eine verdammt gut gelungene Symbiose aus Metalcore und Symphonic. Bei diesem Longplayer stimmt einfach alles. Ich gebe hierfür eine absolute Kaufempfehlung. Man verspürt nicht eine Sekunde das Bedürfnis, Songs überspringen zu wollen. Diese 15 Tracks lassen sich flüssig und ohne Unterbrechung in einem Stück durchhören. Wer For Those That Wish To Exist bereits als Studioalbum gefeiert hat, wird die Abbey Road Version lieben. Architects haben ganz klar bewiesen, dass Metalcore und Symphonic eine perfekte Mixtur ergeben können, wenn man die richtige Auswahl des Orchesters getroffen hat. Gerne hätte ich mir die Briten in diesem Jahr live gegeben. Leider mussten sie ihre Headliner Shows für Deutschland auf 2023 verschieben. Bis dahin heißt es, sich in Geduld zu üben.

Anspieltipps: Black Lungs, Discourse Is Dead, Impermanence, Animals und Libertine
Sandra R.
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