Baltic Open Air 2019 vom 22.- 24. August 2019 in Haddeby bei Schleswig

Das Festival der kurzen Wege geht in die 9. Runde

Eventname: Baltic Open Air 2019

Bands: Zaunpfahl, Unantastbar, Stinger, Primal Fear, Accept, Schandmaul, Ensiferum, Stahlmann, Schlussakkord, Frei.Wild, Tri State Corner, Canterra, Axxis, Backyard Babies, John Diva, Kissin Dynamite, Stainless Steel, Hannes Wendt Band, Tears For Beers, Die Stromies, Outfield-Westwood, Blind Man‘s Gun, Big Harry

Ort: Wikingerland – Haddeby bei Schleswig

Datum: 22. – 24. August 2019

Zuschauer: Donnerstag ca. 5000, Freitag ca. 12.000, Samstag ca. 13.000

Kosten: Drei-Tages-Ticket, 86,50 € VK, Tages Ticket, 66,50 €, Camping Ticket, 18,90 €, Wohnmobil, Wohnanhänger inkl. 1 Camping Ticket, 23,90 €

Genre: Rock, Heavy Metal, Neue Deutsche Härte, Folk Rock

Veranstalter: Baltic Eventmanagement GmbH

Link: http://www.baltic-open-air.de/de/home/

http://www.openair-gmbh.de/

Nun ist es da, das Baltic Open Air 2019. Wie bereits im vergangenen Jahr, ist bereits am Donnerstag ab 12:00 Uhr die Auffahrt zum Gelände möglich. Das interessiert viele aber nicht wirklich, und so sind bereits weitaus früher eine große Anzahl an Gästen vor Ort. Das führt zwangsläufig zum Handeln der Polizei, die die Straße zum eigentlichen Gelände freihalten muss. Dadurch werden alle, die pünktlich anreisen, zunächst auf den Tagesparkplatz geleitet, um einen Puffer zu bilden. Wohnmobile und Wohnwagen werden durchgelassen, so dass zusammenhängende Gruppen auch gern mal getrennt werden. Nach einer guten Stunde wird dann der Autoparkplatz nach und nach ohne viel Organisationstalent geleert, so dass die Campgrounds befüllt werden können. Derer gibt es bereits sechs, und C1 und C2 sind demzufolge recht schnell voll.

Vor Ort erfolgt dank der ausreichenden Ordner die Zuteilung zügig, und dem Aufbau des Platzes steht nichts im Wege. Nach getaner Arbeit gibt’s ein Stück Grillfleisch und eine Kaltschale, die sich redlich verdient wurde. Das Programm am ersten Tag ist ja noch sehr übersichtlich, und so haben wir Gelegenheit, unsere Bändchen und das aktuelle T-Shirt zu erwerben. In der Zwischenzeit spielt auf der Viking Stage der Rock Dj einige gute Songs.

Donnerstag

Das eigentliche Programm beginnt um 18:00 Uhr auf der

Viking Stage

Big Harry

Big Harry und seine Band beginnt heute auf dieser vorgelagerten Bühne. Wie immer sind hier die Meinungen zwiegespalten. Einige sagen, das ist gut zur Einstimmung. Andere sind da nicht so freundlich gesinnt, aber er macht seine Sache für den Anfang recht gut, und nicht wenige bleiben auch vor der Bühne stehen und lassen ihre bierselige Freude lautstark raus. Geboten werden stimmungsmachende Coversongs von Torfrock, AC/DC oder CCR. Was sofort auffällt, ist das große, leere Schlagzeugpodest. Er ist wegrationalisiert und kommt von einem Drumcomputer. Der Infield Vorplatz ist gut gefüllt, und es gibt immerhin Pizza, Pasta und Getränke. Die Jungs und Mädels beim Getränkestand können einem fast schon leid tun. Groß ist der Andrang und da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Vielleicht ein zweiter Bierwagen in der Nähe, und dem Problem könnte begegnet werden. Es sind eben schon viele durstige Gäste da. Trotzdem ist die Stimmung gut, auch wenn es zu höherem Getränkekonsum hätte kommen können.

Tears for Beers rocken den Donnerstag!

Nach Big Harry wird umgebaut, damit Teers For Beers um 20:00 Uhr beginnen kann. Die unterhalten mit schmissigem Folk Rock die Gemeinde und begleiten die Anwesenden in die Dämmerung. Bei Coversongs wie Home Boys Home und Black Betty ist gute Laune vorprogrammiert. Aber auch eigene Songs begeistern. Nach dem spontanen Ausstieg von Sängerin Joy Smith in der letzten Woche wird wieder die härtere Gangart eingelegt. Raggle Taggle, Sam Hall oder Devil Watch Out bringen die immer größer werdende Menge vor der Bühne zum Tanzen. Der anderthalbstündige Auftritt zeigt mal wieder, dass hier auf der Bühne auch am Donnerstag etwas geboten wird. Der Wandel in der Setlist hingegen kommt an. „Endlich wieder Speed-Folk, wie damals“ gröhlt mir ein ebenfalls langjähriger Fan zu. Gegen 22:00 Uhr darf dann die Hannes Wendt Band den Abend musikalisch beschließen. Da sind wir bereits wieder auf dem Campground und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Die Nacht verläuft allerdings sehr unruhig, weil unsere lieben Zeltnachbarn der Meinung sind, dass das Stromaggregat durchlaufen muss. Wir bekommen also kaum ein Auge zu.

Freitag

Übernächtigt sitzen wir heute Morgen am Frühstückstisch, als das lärmende Etwas endlich den Geist aufgibt. Wir halten uns dezent mit Hilfestellung oder gut gemeinten Ratschlägen zurück und genießen die einkehrende Ruhe. Na ja, genießen geht anders, aber erst mal ist zumindest der Lärmpegel erträglich geworden. Da war dann noch die Sache mit dem Stuhl … aus vier mach zwei ^^ Einer unserer Kollegen hatte noch am Donnerstagabend eine unsanfte Begegnung mit einem bösen Campingstuhl, der das Duell für sich entschieden hat. Das Resultat daraus ist ein gebrochener Fuß. Heute Mittag ist die Entscheidung gefallen, dass es das Beste ist, samt „Pflegerin“ den Heimweg anzutreten. Noch zwei Tage mit dem lädierten Fuß über das Festivalgelände zu asseln, kommt nicht mehr infrage. Gegen 15:30 trudelt unsere Ablösung ein, die eigentlich das Team weiter aufstocken sollte. Somit sind wir jetzt doch noch zu zweit unterwegs und holen uns etwas später als geplant unsere Festivalbänder an der Ausgabestelle ab. Zu dem Zeitpunkt spielt bereits die zweite Band des Tages auf der

Viking Stage

Guilty Deafness aus Schleswig bringen ab 14:00 Uhr die ersten halb wachen Fans, die nach dem Gelage von Donnerstag bereits auferstanden sind, mit Hardrock Songs wie Killing In The Name Of (Rage Against The Machine) und Keep On Rocking In A Free World auf Kurs. Um 15:00 Uhr unterhält dann das Quintett Outfield Westwood das immer noch recht übersichtliche Partyvolk mit Irish Folk und Rock. Wir bekommen davon nur wenig mit, da wir uns schon auf die Socken zum Opener machen, der in wenigen Minuten das Baltic Open Air Festival eröffnet.

Odin Stage

Zaunpfahl

Pünktlich um 16:00 Uhr geht es los. Veranstalter Daniel Spinler ergreift das Mikro und eröffnet offiziell das 9. Baltic Open Air. Danach legt sich die Punkrock-Combo Zaunpfahl, die Ihre Musik selbst als hardcorebeeinflussten Deutsch-Metal-Punk-Rap bezeichnen, bei einem noch mäßig gefüllten Infield gleich ins Zeug. Der Start ist etwas holprig … Kaum erklingen die ersten Akkorde, ist die erste Saite gerissen. Einer von den Jungs erklärt dann, dass die Gitarren frisch bespannt sind und es keine Ersatzinstrumente gibt. Mit Galgenhumor nehmen Zaunpfahl die Panne gelassen hin und spielen unverdrossen weiter. „Kann nichts passieren ham se gesagt…“ Nach dem zweiten Song ertönt ein fröhliches „Prost Ihr Säcke“ von der Bühne. Weiter geht es dann mit Punkrock gegen Rechts.

Wir ziehen weiter in Richtung VIP-/ Pressebereich namens VIP-HALLA, um unseren Durst bei sonnigen 25 Grad zu stillen und ein wenig Schatten zu finden. Nach dem Genuss des Kaltgetränks ist es auch schon wieder Zeit sich zum nächsten Gig zu rüsten.

Thor Stage

Stinger-Sänger Martin Schaffrath

Um 17:00 Uhr ist Stinger-Time! Bei ihrem ersten von zwei Sets gibt es AC/DC in Reinform – ein Leckerbissen für alle AC/DC-Jünger. Voller Enthusiasmus spielt die Hardrock-Formation Kracher wie Dirty Deeds, Rock `N` Roll Damnation, Shoot To Thrill und ein verdammt geiles Touch Too Much. Der Platz vor der Bühne füllt sich merklich. Als kleinen Kalauer zwischendurch haut Martin (Schaffi) Schaffrath raus, dass er eigentlich Schlagersänger werden wollte … wer es glaubt. Das nimmt man dem zierlich gebauten Sänger mit der urgewaltigen Stimme, die so klingt, als würde Bon Scott auf der Bühne steht, wohl kaum ab. Besorgt um das leibliche Wohl seines Drummers brüllt er lautstark: „Basti braucht ein Bier!“ Danach geht es weiter mit Highway To Hell, TNT und Stiff Upper Lip. Es wird ein fantastisches Konzert, das wir bis zum letzten Song auskosten. Die haben ein echtes Brett geliefert! Dann heißt es aber flott, zum nächsten Act zu eilen. Wie gut, dass die Bühnen direkt nebeneinanderstehen und die Wege kurz sind …

Odin Stage

Unantastbar-Markenzeichen Sänger Joachim „Joggl“ Bergmeister

Um 18:00 Uhr geht es zur Sache mit Punkrock aus Tirol! Unantastbar zelebrieren in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bandbestehen. Los geht es mit Ihr Könnt Mich Mal und Rebellion. Die Meute ist in Rage und tobt sich beim Slamdancing aus. „Oh wie ist das schööööön“, dröhnt es aus den Kehlen der Fangemeinde. Die Setlist hat zehn Tracks auf Lager, vier Zugaben gibt es obendrauf. Zeitweise lässt der Sound etwas zu wünschen übrig, ein Mikro macht die Grätsche, was die Unantastbar-Jünger offensichtlich nicht stört. Wir brauchen eine kleine Pause und steuern erst mal die Futterstände an, der kleine Hunger fordert langsam seinen Tribut. Als wir für das leibliche Wohl gesorgt haben, wird es auch schon wieder Zeit für den nächsten Slot auf der

Stinger-Gitarrist Adrian Seidel im Fotograben

Thor Stage

Um ca. 19:15 Uhr präsentieren Stinger ihr zweites Set, welches komplett aus eigenen Songs besteht. Das macht sich auch sofort bemerkbar. Die Sound-Qualität ist gut, Riffs und Gesang sitzen, aber alles eine Nummer verhaltener – es fehlt der Biss von AC/DC. Man merkt die Unsicherheit bei der Band und den Fans, die jetzt nicht mehr so mitgehen, wie beim ersten Set. Nach etwas mehr als einer halben Stunde ist das Eis endlich gebrochen. Stinger dreht wieder auf, und vor der Bühne wird es voller und lebendiger. Das gegenseitige Beschnuppern hat sich am Ende gelohnt. Ohne über Los zu ziehen, machen wir uns wieder auf zur

Odin Stage

Ensiferum

Um ca. 20:25 Uhr wird es laut auf der Odin Stage. Die finnische Band Ensiferum fährt mit einem gewaltigen Sound auf. Sänger Petri Lindros kann gegen die schlechte Aussteuerung von Gitarren und Drums kaum standhalten, sein Growling geht gnadenlos unter. Dennoch ist es jetzt auf dem Infield deutlich mehr los als vorher. Eingefleischte Fans der Finnen lassen sich von der anfänglichen Sound-Kackophonie nicht beeindrucken und fröhnen unverdrossen den Klängen der Viking Metal-Formation. Der Sound ist nach rund drei Liedern unter Kontrolle. Das Konzert entpuppt sich doch noch als gelungenes Highlight. Langsam wird es frisch auf dem Set und wir holen unsere Jacken, bevor es weitergeht auf der

Primal Fear

Thor Stage

Um ca. 21:25 Uhr stehen Matt Sinner und seine Mannen von Primal Fear  für ihren Einsatz bereit, der kurzfristig wegen einem Totalausfall des Tons unterbrochen wird. Der Fehler ist schnell behoben, und die Power Metaller legen volles Brett los. Es dauert ein bisschen, bevor die Menge vor der Bühne richtig mitgeht. Ralf Scheepers weiß in Halfordscher Manier das Publikum zu Mitsingaktionen hinzureißen und damit auf Betriebstemperatur zu bringen, hier profitiert er von seiner langjährigen Bühnenerfahrung. Er ist zudem sehr gut bei Stimme. Am Ende des grandiosen Gigs dankt er dem Aushilfsdrummer Kevin Kott (Masterplan / Almanac). Michael Ehré, war mit The Unity auf dem Ripollet Rock in Spanien. Ein Dankeschön dafür, dass er der Mannschaft ordentlich in den Arsch tritt, wie er es selbst ausdrückt. Well done! Wir befeuchten schnell noch einmal unsere trockenen Kehlen, bevor es weitergeht auf der

Odin Stage

Accept-Frontmann Marc Tornillo

Wir freuen schon wie Bolle auf den Abriss von Accept um 22:30. Ihre Bühne ist im Industrial-Style konzipiert, wie man es eher von Bands anderer Metal Genres kennt. Marc Tornillo und seine Truppe sind bei bester Laune und spielerisch in Höchstform. Mit einer prall gefüllten Setlist, gespickt voller alter Gassenhauer wie Restless And Wild, Princess Of The Dawn, Fast As A Shark, Metalheart und Balls To The Wall bringen sie den Hexenkessel zum Kochen. Fast 47 Jahre hat das Metal-Flaggschiff Accept bereits auf dem Buckel und ist dabei kein bisschen ruhiger geworden. Flaggschiff Wolf Hoffmann heizt ein wie vor Jahrzehnten. Das Infield füllt sich rasant. Von der nachmittäglichen Beschaulichkeit ist nichts mehr zu spüren. Es wird wirklich rappelvoll! Nach einer kurzen Pause starten wir zur

Schandmaul

Thor Stage

Die Verzögerung, die seit dem Konzert von Unantastbar die Slots immer weiter nach hinten verschiebt, wirkt sich auch auf den Auftritt der Münchener Mittelalter-Folkrockband Schandmaul aus. Sie beginnen erst gegen 0:35 Uhr. Wir hören noch in die ersten drei Lieder rein und entschwinden dann müde in Richtung Campingplatz. Die Menge feiert noch lange weiter und wir lauschen den Klängen bei einem gemütlichen Absacker.

Odin Stage

Das Schlusslicht des Tages ist Stahlmann, die heute als Ersatz für die Apokalyptischen Reiter antreten. Fuchs, Sänger und Gitarrist der Band, hat sich eine ernsthafte Rückenverletzung im Bereich der Bandscheiben zugezogen und fällt für mehrere Wochen aus. Da kann man nur gute Besserung wünschen. Die Neue Deutsche Härte-Formation Stahlmann aus Göttingen mischt die Meute noch einmal ordentlich mit Klängen zwischen Rammstein und Eisbrecher auf und läutet abschließend das Ende des ersten Festivaltages ein.

Wir ziehen uns zurück in unsere Schlafgemächer und dürfen einer ruhigen Nacht entgegensehen – das Stromaggregat des Nachbarn schweigt erfreulicherweise beharrlich. Wir hoffen inständig, dass es auch so bleibt.

Samstag
Helmut Feldmaus

Wir starten den Samstagmorgen mit einem ausgedehnten Frühstück. Schon bald  fällt die Entscheidung, auch das übrige Grillfleisch noch zu verwerten, bevor es verdirbt. So geht das Frühstück nahtlos ins Restegrillen über, bei dem die ein oder andere Gerstenschale zur Verdünnung zu Gemüte geführt wird. Auch unser Gastgeber, Platzwart Helmut Feldmaus mit seiner Gattin verliert die Scheu vor uns. Sein Mauseloch direkt unter dem Pavillon ist unter ständiger Beobachtung. Natürlich geht das Ehepaar bei uns nicht leer aus. Besonders ein paar Cracker vom Vorabend kommen bei den beiden gut an. Wir waren uns bislang noch unschlüssig, ob wir diese Nacht bleiben und erst am Sonntagmorgen den Campground verlassen wollen. Nach gründlichem Für und Wider kamen wir zum Ergebnis, dass es besser ist, noch heute Nacht zu fahren. Wir beginnen also mit der Reinigung des Campgrounds, dem Zusammenpacken von Zelten, Pavillon und dem übrigen Geraffel. Ehe wir uns versehen, ist es doch schon recht spät geworden. Wir machen uns flugs auf den Weg zum Festivalgelände. Das Bühnenprogramm startet schon auf der

Viking Stage

Um 14:00 Uhr beginnen Blind Man´s Gun das heutige Bühnenprogramm. Rockröhre Naddy und ihre Mannschaft eröffnen den zweiten Festivaltag. Die Band aus dem Hamburger Untergrund begeistert die ersten eintrudelnden Fans mit Heavy Rock. Um 16:00 Uhr übernehmen Die Stromies (ehem. Stromabnehmer Schultze) das Warm-Up. Die Lokal Heroes aus Eckernförde waren schon 2016 und 2017 auf dem Baltic Open Air und glühen auch in diesem Jahr mit ihrem selbst ernannten „Fischrock“ auf der Viking Stage vor. Zeitgleich startet auch die erste Band auf der

Odin Stage

Schlussakkord

Wir sichern uns noch rechtzeitig einen Platz vor der Bühne, um den Konzertbeginn von Schlussakkord nicht zu verpassen. Das Infield ist noch recht zerstreut und die Deutschrock-Formation aus Jena muss das noch etwas übernächtigte Partyvolk erst mal ordentlich pushen. Den Einstieg dazu liefert Ihr Mitgrölhit Vom Anfang bis zum Schlussakkord. Ab Song fünf füllt sich der Platz, die Fanbase ist jetzt auf Touren. Bei der Hymne Wir bleiben Stehen sind alle Arme oben und schwenken im Takt mit. Man merkt der Band richtig an, dass sie Bock haben, hier auf dem BOA zu spielen. Es folgt ein Drum- und Gitarrensolo, bevor die Band ihren nächsten Song Spieler Oder Bauer vom gleichnamigen Album zelebrieren – ein gelungener Auftakt! Danach steuern wir erst mal wieder den Pressebereich an, um die trockenen Kehlen zu befeuchten. Als Nächstes geht es zur

Thor Stage

Tri State Corner

Um 17:00 Uhr überraschen Tri State Corner mit einem Mix aus Hard Rock und traditionalem griechischen Bouzouki-Sound. Tri State Corner bezeichnen ihren Musikstil selbst als Bouzouki Rock. Die Jungs stammen aus Deutschland, Polen und Griechenland. Auch sie bleiben von Tonausfällen nicht verschont, beim dritten Versuch hält die Technik dann endlich Stand. Zum Song Sooner Or Later aus dem Album Historia fordert Sänger Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos das Publikum zum Mitklatschen auf, was nur mäßigen Erfolg erzielt. Den exotischen Klängen schlägt noch etwas Skepsis entgegen. Gewöhnungsbedürftig, aber dennoch gut gemacht.

Kissin´ Dynamite

Odin Stage:

Um 18:00 Uhr lassen es die Schwaben von Kissin` Dynamite im Bon Jovi-Style ordentlich krachen. Zum Auftakt gibt es Flammensalven und Gittarrengewitter. Die Masse strömt heran und die Band begeistert ihre Fans mit Stadion Rock vom Feinsten. Radio-BOB!-Hörer dürften ein echtes Déjà-vu für die Ohren erleben. Kissin`Dynamite finden in aller Regelmäßigkeit ihren Platz in der BOBschen Playlist. Ihr Song You Are Not Alone läuft dort gefühlt jeden Tag mindestens einmal. Die Setlist kommt super an. Lauthals fordert johlende die Menge eine Zugabe, die natürlich sofort erfolgt. Was für ein perfekter Gig! Wir nehmen uns danach erst mal eine Auszeit mit Kaffee und zuckerhaltigen Leckerlis. Alkoholische Getränke sind ab jetzt tabu, da wir ja noch sicher nach Hause kommen wollen. Frisch gestärkt ziehen wir wieder rüber zur

Thor Stage:

Canterra

Der Auftritt von Canterra aus Leipzig steht bevor. Ab 19:00 Uhr präsentieren sie Stücke aus ihrem Debütalbum First Escape, welches nach zwei Jahren Arbeit 2016 herauskam. Der Platz vor beiden Bühnen ist deutlich geleert. Die Fans brauchen wohl nach dem fulminanten Konzert von Kissin`Dynamite erst einmal eine Pause. Korinna König und Ihre Symphonic Metal-Band haben sichtlich zu kämpfen, die verharrenden Metalheads mitzuziehen. Dabei sind sie mit einer opulenten Doublebase-Salve und sattem Sound durchgestartet, der keine Wünsche übrig lässt. Auch optisch ist diese Formation ein echter Hingucker. Stimmliche Vergleiche mit Tarja Turunen halten der Realität zwar nicht ganz stand, insgesamt liefern Canterra mit Songs wie Come With Me eine solide Leistung ab. Danach erwartet uns volle Hard Rock-Power auf der

Backyard Babies

Odin Stage:

Um 20:00 brettern die Backyard Babies gleich mit Volldampf los. Sofort füllt sich der Platz vor der Bühne wieder merklich. Die völlig aufgedrehten Backyard-Maniacs hüpfen im Takt des Sounds hin und her, als wären sie allesamt zu Flummis mutiert. Die Schweden-Combo hat den Sound und ihre Fans fest im Griff. Uns hat die Flummiparade jetzt nicht so geflasht, daher ziehen wir uns zwecks Getränkezufuhr und Entlastung der strapazierten Gebeine in den Pressebereich zurück. Die Zeit rennt uns wieder unter dem Hintern weg. Los geht es zur

Thor Stage:

Axxis – Bernhard Weiß

Um 21:00 Uhr liefern Axxis, die sich anlässlich ihres 30-jährigen Bandjubiläums auf Tournee befinden, einen krachenden Act ab. Nach anfänglichem Knispeln und Schnarren hat der Tonmeister alles in die Spur gebracht. Die Mannschaft aus Lünen liefert volle Leistung ab. Eins kann man von Axxis behaupten – es ist alles live! Vom Sound und dem infernalen Gesang von Bernhard Weiß, der auch nach 30 Jahren noch über die gleiche Stimmgewalt verfügt, wie eh und je, klingt alles authentisch. Selbst als Entertainer weiß der Frontmann zu begeistern. Er holt den weiblichen Fan Steffi zu einer Instrumental-Performance auf die Bühne, wie er selbst sagt, ist es inzwischen zu einem festen Ritual geworden. Die Band und das Publikum haben maximalen Spaß. Axxis zelebrieren Klassiker wie Living In A World und Kingdom Of The Night, Touch The Rainbow aber auch die neue Hymne Monster Hero vom gleichnamigen Album aus 2018. Wir bleiben bei diesem Hitfeuerwerk bis zum Schluss und wechseln diesmal wieder direkt zur

Frei.Wild

Odin Stage:

Der Teufel trägt Geweih! So lautet das diesjährige Motto der Südtiroler Band Frei.Wild, die sich seit Anbeginn des Baltic Open Airs als feste Größe etabliert haben. Dementsprechend platzt das Infield jetzt komplett aus allen Nähten. Ein Polizeiaufgebot ist seit heute Nachmittag vor Ort und zeigt auch jetzt im Bühnenbereich Präsenz. 20:00 Uhr – Die riesige Fangemeinde wartet auf die frenetisch gefeierten Deutschrocker. Frei.Wild schafft mit Songs wie, Der Teufel trägt Geweih oder Rivalen und Rebellen den großen Abriss. Die Menge ist nicht mehr zu halten. Die Fans grölen textsicher mit und tobten, was das Zeug hält. Frei.Wild bewegt die Masse! Wir ziehen so langsam gen Ausgang in Richtung Campground. Für uns heißt es gleich Abfahrt, denn der morgige Sonntag verspricht leider kein langes Ausschlafen, sondern volles Programm. Für uns endet an dieser Stelle das diesjährige Baltic Open Air.

John Diva

Als letzten Acts des Tages stehen John Diva & The Rockets Of Love auf der Thor Stage um 23:30 Uhr und Stainless Steel, eine Böhse Onkelz Tribute-Band, um 0:30 auf der Odin Stage auf der Running Order. John Diva und seine Mannen lassen kaum ein Festival aus. Unzählige Festival-Auftritte haben sie bereits in 2019 hinter sich. Wer sie einmal live erlebt hat, den zieht es immer wieder zu ihren Gigs.  Stainless Steel haben Onkelz-Klassiker, wie Dick & durstig, Wir Ham` noch lange nicht genug, Mexico, Auf Gute Freunde und Auf Wiedersehen. Echte Onkelz-Fans dürften hier voll auf ihre Kosten kommen. Gern wären wir bis noch zum Schluss geblieben, mussten uns aus privaten Gründen jedoch leider anders entscheiden.

Verbesserungsmöglichkeiten

Wo Licht ist, ist auch immer Schatten. Verbesserungen im VIP-Bereich sind dringend notwendig. Dies betrifft z. B. die Toiletten. Sie werden gut gereinigt und mit den notwendigen Utensilien versorgt. Was jedoch unschön auffiel war der Umstand, dass die Männer bei offener Tür  unfreiwillig „im Rampenlicht“ stehen. Baulich muss sich bei den WCs auch noch etwas tun. Es hätte nicht viel gefehlt und es wäre zu einem Sturz von einem der Trittbretter davor gekommen, weil diese nicht richtig am Boden befestigt waren. Für Menschen mit einer Gehbehinderung eine wahre Herausforderung! Der Caterer ist neu in diesem Jahr, so wurde es uns mitgeteilt. Die Anzahl der Bestuhlung war am Freitag noch etwas dürftig, wurde aber Samstag nachgebessert. Die im Catering-Angebot offerierten Knabbereien kamen erst auf Nachfrage einiger Ticketinhaber, die für zwei Tage rund 95 Euro bezahlt haben. Entsprechend sollte die versprochene Leistung auch erbracht werden. In den sozialen Medien wurde Kritik zu den Shit & Shower-Tickets laut, für die satte 15 Euro gelöhnt werden musste. Das Konzept sollte noch einmal überarbeitet werden, da es für Unzufriedenheit gesorgt hat. Zudem wurde erneut Kritik wegen der noch sehr spät herumlaufenden Kinder auf dem Infield laut, zumal eines während eines Konzerts verletzt wurde. Der Veranstalter hat dazu in 2018 ein klares sowie auch nachvollziehbares Statement abgegeben, dass er die Verantwortung dafür sehr ernst nimmt. Das Baltic Open Air wurde als Familien Rockfest gegründet, und dieser Spirit wird auch beibehalten. Damit es auch so unbeschwert bleibt, ist es wünschenswert, wenn mehr freiwillige Helfer ein wachsames Auge auf die „Lütten“ haben.

Fazit

Ein erfolgreiches 9. Baltic Open Air 2019 geht zu Ende. Die Fans sind wieder einmal voll auf ihre Kosten gekommen. Das Line-Up war maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der BOA-Fangemeinde. Das haben die gut besuchten Konzerte deutlich gezeigt. Die Organisation hat sich ebenfalls weiterhin verbessert. Wir sind guter Dinge, dass sich dies auch in 2020 fortsetzen wird. Die Beibehaltung der kurzen Wege ist ein echter Pluspunkt im Gegensatz zu anderen Festivals, bei dem Fußmärsche von nicht selten um die 30 Minuten zum Festivalgelände zu bewältigen sind. Sehr positiv ist uns auch der kleine Metalmarkt aufgefallen, bei dem man die notwendigsten Dinge für einen sehr moderaten Preis erwerben kann. Dieser Shop bietet Hygieneartikel und sogar Nähzeug, damit neu erworbenen Patches noch gleich vor Ort auf die Kutte kommen. Auch eine vergessene Zahnbürste, Deo oder Duschzeug ist kein Problem – es ist alles vorrätig. Für weitere Bedürfnisse gibt es die Möglichkeit mit dem Shuttlebus zu Edeka Fick nach Busdorf zu pendeln – kurzum, es ist für alles gesorgt. Die bewährt familiäre Atmosphäre hat auch in diesem Jahr maßgeblich mit zum Erfolg beigetragen. Das Baltic Open Air hat ein zukunftsfähiges Konzept, das auch Prognosen für ein weiteres Anwachsen der Besucherzahl sehr wahrscheinlich macht. Verbesserungen sind immer möglich. Konstruktive Kritik weiß der Veranstalter anzunehmen und umzusetzen. Dies hat er bewiesen, als es beim Unantastbar-Konzert am Freitag zu Meinungsverschiedenheiten unter einigen Besuchern gekommen ist oder auch Bengalos ins Infield geschmuggelt wurden. Sofort hat der Veranstalter reagiert und Maßnahmen zur Abhilfe ergriffen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren am Samstag deutlich strenger, Taschen wurden deutlich akribischer untersucht. Die Anzahl der Securitys war merklich höher als am Freitag. Gut und schnell reagiert! Die nächsten Bands sind bereits bekannt und lassen die Vorfreude auf das 10. Baltic Open Air in 2020 jetzt schon ansteigen.

Bis zum nächsten Jahr – wir kommen wieder!

Was sonst noch zu bemerken ist
Ausblick aus dem Bungee-Korb auf das Infield kurz nach Öffnung
Ausblick aus dem Bungee-Korb auf die Zeltplätze A und B sowie dem Vorfeld mit der Bändchenausgabe

Das Baltic-Open-Air ist ein Familien-Festival. Neben dem Mittelaltermarkt sowie den üblichen Futter- und Getränkeständen sind besonders zwei Dinge erwähnenswert. Als Erstes natürlich der Bungee-Kran. Mit Öffnung des Infields haben Spaßwillige für kleines Geld die Möglichkeit zu diesem Sprung. Dieses wird auch reichlich genutzt. Norbert, unser Fotograf erhielt am Samstag Mittag die Chance bei solch einem Sprung in der Gondel mit zu fahren. Allein der Ausblick ist sein Geld wert. Nebenan ist ein Kieswerk? Nie wahrgenommen … Das Infield füllt sich rasant? Von hier oben sieht es nach Spielzeug aus. Zelte soweit das Auge reicht? Na, geht so. Ist halt nur ein kleines Festival …
Das Zweite ist das Zelt mit dem Band Merch. Noch immer ein Geheimtipp, denn es ist immer nur relativ wenig los. Nach ihren Konzerten sind es nur wenige Bands die NICHT zu dem Zelt kommen. So kann man sich hier mit CDs, Shirts und anderen Devotionalien eindecken und diese gleich signieren lassen oder mit seinem Star oder Sternchen ein wenig plaudern und ein Bier trinken. Es gibt keine festen Zeiten, aber auch keine echte Garantie, dass die Bands tatsächlich erscheinen. Wer also Geduld mitbringt, wird hier noch sehr oft belohnt!

Für euch von Time For Metal unterwegs:

Sandra R. – Unser Schreiberling-Neuzugang, der gleich ins kalte Wasser gesprungen ist.

Norbert Czybulka, der Mann, der sich die Hacken für die vielen Fotos wundgerannt hat.

Kay Ledderer, der Schreiberling, der nach der Begegnung mit dem „Campingstuhl des Grauens“ den Stift an unseren Neuzugang übergeben hat.