Bendorfer Summer In The City live mit Übertreiber und Pyracanda am 22.08.2020

Deutschrock und Speed Metal begeistern im Rahmen der „The Corona Concerts - Kirchplatz | Bendorf“

Bands: Übertreiber, Pyracanda

Ort: Kirchplatz, 56170 Bendorf

Datum: 22.08.2020

Kosten: 22,50 Euro VVK

Genre: Deutschrock, Speed Metal, Thrash Metal

Besucher: 350

Veranstalter: Arbeitsgemeinschaft Bendorfer Rockfestival e. V.

Link: https://summerinthecity-live.de/uebertreiber-pyracanda

Setlisten:

  1. Intro
  2. Lüge
  3. Spieglein
  4. Ja Oder Nein
  5. Scherbenhaufen
  6. Beste Freunde
  7. Jeden Tag Geburtstag
  8. Menschlichkeit
  9. Weg Zu Den Sternen
  10. Hey Pass Auf
  11. Mit Euch Zusammen
  12. Dämon

  1. Challenge Cup
  2. Two Sides Of A Coin
  3. Delirium
  4. Democratic Terror
  5. Dragons Cult
  6. Don’t Get Infected
  7. Dreamworld
  8. Rigor Mortis
  9. At The Abbyy
  10. Top Gun
  11. Dragons Cult (Zugabe)

Die Veranstaltungsbranche ist von der Corona-Pandemie schwer getroffen. Bendorf versucht, dieser Pandemie zu trotzen. Seit dem 4. Juli 2020 finden in Bendorf wöchentlich Konzerte verschiedenster Coleur im Rahmen der Veranstaltungsreihe Bendorfer Summer In The City live statt. Die sogenannten The Corona Concerts laufen noch bis zum 29.08.2020.

Heute, am 22.08.2020, freuen sich die Freunde des Deutschrocks und des harten Metals, denn Veranstalter Michael Enchelmaier von der Arbeitsgemeinschaft Bendorfer Rockfestival e. V. ist es gelungen, mit Übertreiber und Pyracanda Vertreter der härteren Musikfraktion auf die Bühne nach Bendorf zu bringen.

Zusammen mit meiner Frau haben ich mich mit ein paar Bekannten und Freunden für das Konzert verabredet. Dafür nehmen wir auch gerne den beschwerlichen Fußweg von 250 Metern von zu Hause auf uns. 🙂

Kurz vor Beginn (19:30 Uhr) sind wir am Einlass zum Kirchplatz. Direkt dort treffen wir bereits Dieter Wittbecker und Hansi Nefen von Pyracanda. Ich unterhalte mich ein wenig mit den Beiden. Sie sind froh, dass endlich konzerttechnisch mal wieder was läuft. So viele Proben konnten auch noch gar nicht stattfinden. Wir Fans sind natürlich ebenso froh, dass endlich mal wieder was läuft. Der Coronasommer ist ja leider anders.

Letztes Wochenende war ich auf dem genialen Hoflärm Backyard in Marienthal (hier geht es zum Livebericht). Heute also in Bendorf meine zweite Liveveranstaltung im Freien. Mit dem Gig von Sober Truth letzten Monat in der Groove Bar in Köln ist es erst der dritte Konzerttermin für mich seit Corona. Mein Gott, ich darf gar nicht darüber nachdenken, was ich dieses Jahr Großartiges verpasst habe. An diesem Wochenende würde eigentlich auf der anderen Rheinseite in Andernach das DeathFeast stattfinden. Heulen könnte ich…

Heute Abend also kein Heulen, denn endlich wieder ein Konzert. Auf dem Kirchplatz sind in vorgeschriebenen Abständen Festzeltgarnituren angebracht, zu denen man sich in Mund- / Nasenmaske hinbewegt. Am Tisch angekommen, darf man diese abnehmen. Meine Frau nimmt sich noch eine stylische Mund- / Nasenmaske am Merchstand von Pyracanda mit. Da kann sie dann Farbe bekennen und die Zähne fletschen.

Für Speis und Trank ist gut gesorgt. Getränke und Speisen werden durch ein Hunger/Durst Schild direkt vom Tisch aus geordert. Getränke werden mit einem Bollerwagen gebracht.

Pünktlich um 19:30 Uhr begrüßt Michael Enchelmaier die Fans und bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen und die Unterstützung durch die Stadt Bendorf. Die Fans sind unter Coronabedingungen wirklich auch recht zahlreich erschienen. Ein paar wären vlt. noch gegangen. Es ist nicht ganz Sold out, aber trotzdem recht voll!

Die Bendorfer Deutschrockformation Übertreiber beginnt am heutigen Abend. Die Fans auf dem Kirchplatz sind nicht nur durstig und hungrig, sondern auch noch richtig hungrig auf die Musik heute Abend. Da Übertreiber Bendorfer sind und vor heimischem Publikum spielen, passt einfach alles. Die nicht mehr so ganz jungen Männer werden von den Fans hervorragend aufgenommen und tatkräftig unterstützt.

Die Songs von Übertreiber kommen aus eigener Feder. Wie der Name schon sagt, ist es eine Deutschrockformation, deren Rocksongs eben in Deutsch gesungen werden. So ganz unbekannt sind diese den Fans hier auf dem Kirchplatz wohl nicht, denn da wird auch schon einmal lauthals mitgesungen, oder besser noch: mitgeschrien. Übertreiber stellen Songs von ihrem ersten Album Beste Freunde vor, welches auch am Merchstand der Band zu erwerben ist. Das sind Songs aus dem Leben; Situationen, die wohl jeder einmal erlebt hat. Man kann sich gut in die Songs reinversetzen/reindenken. Es sind rockige Songs, aber auch nachdenkliche Balladen sind dabei, wobei der rockige Anteil ganz klar überwiegt. Bei der Ballade Beste Freunde sitzt Gitarrist Chris vor dem Schlagzeug auf der Bühne.

Beste Freunde, der Titel des Albums, beschreibt die Band auch ganz gut. Das wirkt wirklich so, als wenn da vier Freunde auf der Bühne stehen, die ein gemeinsames Hobby haben, nämlich die Rockmusik. Ich muss sagen, das kommt authentisch und auch professionell rüber, was das Quartett oben auf der Bühne veranstaltet.

Frontmann „Eschi“ Patric Eschment am Mikrofon unterhält die Fans nicht nur während der Songs ausgezeichnet, er weiß auch noch in den Songpausen etwas (zu den Songs) zu erzählen. So erfahren wir, dass er den Song Scherbenhaufen geschrieben hat, als er alleine im Proberaum saß. Für seine verstorbene Schwiegermutter Marlene stimmt die Band den Song Weg Zu Den Sternen an. Rockig und emotional, das sind Übertreiber, ohne es zu übertreiben.

Guiseppe, der Schlagzeuger, verbirgt sich hinter seiner großen Schießbude. Vorne haben Gitarrist Chris (Groogy) und Bassist Marc eine Menge Spaß und gehen das eine oder andere Mal aufeinander zu, um sich gemeinsam zu messen. Die Band, die in dieser Formation seit 2017 besteht, wird nach dem letzten Song Dämon von den Fans mit großem Applaus verabschiedet.

In der Pause dann eine Menge Begrüßungen mit vielen bekannten Gesichtern. Mit Mund- / Nasenmaske kann man schließlich umhergehen. Man freut sich allerorts, dass man endlich etwas geboten bekommt, und freut sich auf den nächsten Act Pyracanda, die Kultband des teutonischen Metals aus dem hiesigen Raum.

Auf dem Kirchplatz ist es mittlerweile dunkel geworden. Passend zur Bühnenshow von Pyracanda, jener Band, die am 08.02.2020 unweit von hier im JUZ in Andernach ihr sensationelles Reunionkonzert feierte. In diesem Sommer sollten für Pyracanda ein paar größere Konzerte/Open Airs anstehen. Wie dann alles gekommen ist, weiß ja jeder. Die Band freut sich natürlich mächtig, heute Abend hier in Bendorf zu sein. Ein besonderes Erlebnis für die Fans und die Band.

Pyracanda wurden im Jahre 1987 gegründet und veröffentlichten 1990 ihr Debüt Two Sides Of A Coin. Nach der Auflösung von des Labels No Remorse Records erschien 1992 das zweite Album Thorns bei Aaarrg Records. Beide Alben werden heute als Klassiker deutschen Speed/Thrash Metals betrachtet. Nach zahlreichen ausverkauften Livekonzerten befand sich die Band seit 1994 praktisch im Dornröschenschlaf, bis Pyracanda 2010 noch einmal für ein ausverkauftes Konzert erwachten.

Im Sommer 2019 ließ der Bendorfer Caliban Drummer verlauten: “My blast from the past is re-united again and we are doing things again from now on!”

Pyrancada möchten jetzt erneut in die Geschichte des teutonischen Stahls eingreifen. Neben den auch bei Caliban tätigen Musikern Patrick Grün (Schlagzeug) und Denis Schmidt (Gitarre) gesellen sich Dennis Vaupel (Gitarre), Dieter Wittbecker (Bass) und Hansi Nefen (Gesang) als Pyracanda Urgesteine dazu.

Die Setliste ist die gleiche, wie beim Reunionkonzert im JUZ in Andernach. Die damals vielleicht vorhandene Nervosität ist heute natürlich vorbei, da die Feuertaufe bestanden ist. Trotzdem liegt da eine Menge Druck, denn man konnte wegen Corona nicht mehr auftreten und Zeit zum Proben war auch kaum.

Am heutigen schwülen Sommerabend tauchen Pyracanda wie Thunder And Lightning auf der Bühne auf. Kurzes Intro und dann kracht es mit Challange Cup gewaltig. Der Blitz hat quasi in Form von Pyracanda hier auf dem Kirchplatz eingeschlagen. Da braucht es nicht lange, bis die Fans von diesem Blitz getroffen sind. Man erhebt sich von den Sitzplätzen und bangt vorbildlich unter Coronabedingungen. Darauf hat man hier gewartet. Den Fans macht es, trotz der eingeschränkten Bewegungsfähigkeit, eine Menge Spaß. Die Fäuste werden gerecht, die Mano cornuto (Pommesgabel) wird gespreizt!

Lichttechnisch werden die Musiker gewaltig in Szene gesetzt. Überwiegend blaues Licht oder auch immer wieder vollkommene Dunkelheit, unterbrochen durch grelle Blitze. Dazu ein sehr guter Sound. Da muss jetzt einiges raus, was sich die ganze Zeit angestaut hat. Was würde sich denn besser als Speed Metal anbieten!? Bereits nach dem ersten Song ist der Jubel groß. Eine Stunde gibt es was auf die Abrissbirne. Das Quintett setzt sich ausgezeichnet in Szene. Denis Schmidt an der Gitarre und Goldlöckchen Dieter Wittbecker am Bass sind eindeutig die Posingstars und in dieser Kategorie nicht zu übertreffen. Ihre Instrumente beherrschen sie zudem genauso vorzüglich. Nach Rigor Mortis geht die Band von der Bühne. Die Jungs kommen nach lauter Aufforderung der Fans, die restlos begeistert sind, wieder für weitere zwei Songs raus. Das war so von der Band geplant. At The Abbyy und Top Gun werden noch gespielt. Dann ist Schluss! Nö, die Fans geben keine Ruhe und die Band hat wirklich keine Chance, so kommt sie hier nicht weg. Die Band kommt wirklich noch einmal auf die Bühne. Da merkt man, dass das nicht geplant war. Damit hat die Band wohl selbst nicht gerechnet. Sänger Hansi kündigt an, dass man sich breitschlagen lässt und nochmals Dragons Cult spielen wird. Danach ist dann wirklich Schluss.

Fazit: In diesem erlebnisarmen (Metal/Rock) Sommer war das Konzert von Übertreiber und Pyracanda für die Fans hier ein einmaliges Erlebnis, welches sich gelohnt hat. Das Ambiente am Kirchplatz in Bendorf war der passende Ort für ein außergewöhnliches Konzert. Schön wäre es, wenn wir hier an gleicher Stelle im nächsten Jahr weitere Rock- und Metalkonzerte erleben würden. Dann dürfte jedoch die Konkurrenz durch Open-Airs riesig sein.

Für die Bands, Fans und Veranstalter war es hier eine neue Herausforderung. Die Arbeitsgemeinschaft Bendorfer Rockfestival e. V. hat dies sehr gut hinbekommen.