Between Oceans – Renaissance

Qualitätsmerkmal: Made in Denmark

Artist: Between Oceans

Herkunft: Kopenhagen, Dänemark

Album: Renaissance

Spiellänge: 33:52 Minuten

Genre: Metalcore

Release: 22.10.2021

Label: Prime Collective

Link: https://www.facebook.com/betweenoceansband

Bandmitglieder:

Gesang (Clean) – Nico Paidar
Gesang (Screams) – Mikkel Rützou
Gitarre – Dan Nielsen
Bassgitarre – Patrick Christoffersen
Schlagzeug – Daniel Winther

Tracklist:

  1. Intro
  2. Legacy
  3. Oblivion
  4. Pressure
  5. Signal
  6. Breaking Point
  7. Watercarrier
  8. Crossroads
  9. In Your Eyes

Schon ganz geil, was da in den letzten fünf, sechs Jahren an Modern Metal aus unserem Nachbarland Dänemark kam. Ghost Iris und Daze Of June fallen mir spontan ein. Wer nach der ersten und zweiten Welle des Erfolgsmodells Metalcore noch Bock auf dieses Genre hat, kann einige Newcomer entdecken. Diese Musikrichtung lebt.

Seit 2015 macht die junge Metalcore-Band Between Oceans schon den Underground ihrer dänischen Heimat unsicher. Drei Jahre später erschien die erste EP Oxymoron und erzielte beachtliche Ergebnisse auf den gängigen Streamingplattformen. So verschaffte man sich in Abstinenz von Livekonzerten zumindest Gehör in der Szene. Nach zwei Jahren Zwangspause und einigen Wechseln im Line-Up schlägt jetzt die Stunde des Debütalbums Renaissance. Das neue Material wurde von Produzent Nicklas Sonne (Beneath The Silence) und Chris Kreutzfeldt (Ghost Iris), der für Mix und Mastering verantwortlich war, in Szene gesetzt. Mikkel Rützou, der „Schreihals“, der auf Renaissance zu hören ist, ist leider seit über zwei Monaten nicht mehr Teil von Between Oceans. Schade eigentlich, denn seine Performance gefällt mir ausgesprochen gut. Da man in Freundschaft auseinandergegangen ist, hat man sich gegen eine Neuaufnahme der Vocals von Mikkel entschieden, da er an der Entstehung der Songs beteiligt war.

Also, die Regler auf elf und mal schauen, was die junge Truppe zu bieten hat. Nach dem Intro macht Legacy gleich deutlich, worum es der Band geht: Eine ausgewogene Mischung zwischen Melodie und Härte zum Ausdruck gebracht durch das Wechselspiel zwischen Nico und Mikkel am Mikro, welches extrem gut funktioniert. Vereinzelt werden progressive Elemente eingeschoben, für die vor allem Gitarrist Dan verantwortlich ist. Atmosphärische Passagen wechseln sich mit beinharten Knüppelorgien ab. Ähnlich wie bei den Amerikanern Wage War gibt es dezente elektronische Parts, die den Bandsound anreichern.

Sänger Nico erklärt, dass Legacy einer der persönlichsten Songs auf Renaissance ist: „Er dreht sich um die Beziehung oder das Fehlen einer solchen, die ich zu meinem Vater hatte, als ich ein junger Teenager war, bis ich die Verbindung zu ihm im Alter von 22-23 Jahren abbrach. Man fragt sich laut, wie es sich für die Eltern anfühlt, ein Familienmitglied aufgrund ihrer Handlungen auf psychische Weise verloren zu haben, und am Ende haben sie im Grunde ihr „Erbe“ und ihr „Recht“ verloren, ein Teil des Lebens dieser Person zu sein. Ich hoffe, dass der Song Menschen erreicht, die sich genauso fühlen, und ihnen sagt, dass sie damit nicht allein sind, dass es besser wird und dass man jemanden nicht als solchen behandeln muss, nur weil er blutsverwandt ist.“

Durch die wirklich starke Produktion verpasst mir auch der nächste Titel Oblivion direkt eine Schelle. Wenn man sieht, was junge Bands ohne Millionenbudget für einen amtlichen Sound auf die Beine stellen, fragt man sich noch mehr, was Bands wie Maiden oder Running Wild falsch machen. Mikkel legt seine Screams über vertracktes Drumming, dann folgt eine schöne Hook, veredelt von Nicos Cleangesang. Ein kurzer Akustikteil leitet das getragene Ende ein, um dann wieder zurückzukehren. Das Songwriting ist für ein Debüt auf erstaunlich hohem Niveau.

Leicht angezerrte Gitarren leiten Pressure ein. Dieser verwandelt sich prompt in eine wilde Circle-Pit-Raserei. Doch Between Oceans variieren das Tempo immer wieder so geschickt, dass keine vorhersehbaren Metalcore-Blaupausen entstehen. An dieser Stelle möchte ich noch mal die starken Vocals von Mikkel Rützou hervorheben. Ich wünsche den Jungs, dass sie ihn adäquat ersetzen können. Der Cleangesang von Nico Paidar hat leider in manchen Momenten so seine Mühe, da mitzuhalten.

Auch Signal liefert wieder ausreichend Hooks, um Between Oceans eine ordentliche Portion Nachdruck und Wiedererkennungswert zu verschaffen. Hier werden beide Stimmen übereinandergelegt, was nicht immer ganz rund klingt, aber dennoch Charme hat. Man merkt, dass sich die Band Gedanken gemacht hat und nicht als nächste x-beliebige Core-Band abgestempelt werden kann. Dieser Part ab Minute 1:30, wenn der harsche Gesang einsetzt, geht unter die Haut.

Nach diesem eher gemäßigten Song gibt es in Breaking Point wieder gut was auf die Mütze. Der Breakdown liefert erst Stakkato-Sperrfeuer auf Knopfdruck und zum Abschluss entgleisen die Gesichtszüge endgültig – „face-melting“. Die Riffs sind wirklich auf den Punkt gebracht und die Synthies unterstützen den modernen Anstrich. Watercarrier lässt sich ebenfalls nicht lange bitten und legt mit dicken Gitarrenwänden nach. Auch hier gefallen mir die leicht progressiven Ansätze, denn diese heben den Bandsound auf ein höheres Niveau. Richtig böse kommen die Vocals von Shouter Mikkel nach dem Breakdown durch die Boxen gedröhnt.

Das Riffing zu Beginn von Crossroads erinnert mich an alte Unearth-Scheiben. Der Kontrast zu den poppigeren Gesangspassagen macht schon Eindruck. Durch immer wieder eingestreute, ruhige Strophen spannt man gekonnt den Bogen hin zu den explosiven Parts. Mit In Your Eyes geht das Debütalbum der Dänen nach knapp über 30 Minuten auch schon zu Ende. Die Einleitung durch den knurrenden Bass und die geile Gitarrenmelodie macht noch mal richtig Spaß. Das bekannte Wechselspiel zwischen den beiden Sängern wird zunächst etwas zu exzessiv betrieben, spielt sich aber im Verlauf der Nummer wieder besser ein. Gelungener Abschluss eines hervorragenden Debüts.

Between Oceans – Renaissance
Fazit
Renaissance wirkt zu keiner Sekunde langweilig oder berechenbar, was für ein Debütalbum umso erstaunlicher ist. Zumal einige Stimmen stets behaupten, dass im Metalcore bereits alles gesagt ist. Mitnichten, denn wenn man ein paar talentierte Jungs nimmt, die dazu noch richtig Bock haben, kann man auch 2021 in diesem Genre noch Feuer entfachen. Wenn die Band den Abgang des talentierten Shouters Mikkel Rützou kompensieren kann, muss man sich den Namen Between Oceans ins Notizbuch schreiben.

Anspieltipps: Oblivion, Breaking Point und Watercarrier
Florian W.
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