Brodequin – Harbringer Of Woe

Tennessee Mittelalterfolterexperten wieder im brutalen Death Metal Rausch

Artist: Brodequin

Herkunft: USA

Album: Harbringer of Woe

Spiellänge: 31:59 Minuten

Genre: Brutal Death Metal

Release: 22.03.2024

Label: Season Of Mist Underground Activists

Link: https://brodequin.bandcamp.com/album/harbinger-of-woe

Bandmitglieder:

Gesang und Bassgitarre – Jamie Bailey
Gitarre – Mike Bialey
Schlagzeug – Brennan Shackelford

Tracklist:

1. Diabolical Edict
2. Fall ​Of The Leaf
3. Theresiana
​4. Of Pillars And Trees
5. Tenaillement
6. Maleficium
7. VII Nails
8. Vredens Dag
9. Suffocation In Ash
10. Harbinger Of Woe

Wer Brodequin nicht kennt, hat die Welt verpennt. Zumindest die Welt, in der der brutale Death Metal das Zepter schwingt. Mit dem Album Instruments Of Torture haben sie im Jahre 2000 einen absoluten Blast Beat Meilenstein herausgehauen. Ein Jahr später folgte dann Festival Of Death, ebenfalls ein wahnsinniges Album. Ich war und bin Fan dieser Combo aus Tennessee und bin absolut glücklich, dass meine Band Tears Of Decay 2004 eine Split mit ihnen machen durfte. Kurze Zeit später erschien Album Nummer drei namens Methods Of Execution und dann war erst einmal Feierabend. Drummer Jon Engman konnte nicht mehr zocken. 2015 kamen sie noch einmal wieder und Jon programmierte die Drums. Sah live irgendwie komisch aus. Der junge Shannan Brackelford kam 2020 hinzu und zerlegt seitdem die Drums. 2021 folgte eine EP, die Lust auf mehr machte und nun endlich Album Nummer vier.

Mit angezogener Handbremse durch das Universum zu reisen, ist nun wirklich nichts für Brodequin. Gleich der Opener nimmt mich als Die-Hard-Fan mit auf die Reise. Feinster, brutaler Ami Death der alten Schule. Bei Diabolical Editc bekommt man gleich ein fettes Riff um die Ohren geknallt, die Snare ist am töckern und die Blast Beats fliegen mir links und rechts um die Ohren. Die Produktion ist besser als auf den ersten Scheiben und die Rohheit und die Brachialität kommen meines Erachtens immer noch klar und eindeutig durch. Die Vocals sind natürlich absolut derbe, da gibt es keine zwei Meinungen und so knattert es ordentlich im Gebälk, bis man dann nach neunzig Sekunden das Tempo verringert und im Midtempo tanzt, um dann das Tempo runterzufahren. Die Gitarre spielt das Riff weiter, kleine Spracheinlagen erfolgen und es wird groovig. Dieser Part wird dann wieder fortgesetzt und danach holt man erneut zum feinsten Geballer aus. Brodequin scheinen in Sachen Songwriting ein wenig reifer und abwechslungsreicher geworden zu sein, denn am Ende groovt man quasi, um dann noch einmal den Blast Beat herauszuholen.

Druckvoll und schnell geht es bei Fall Of The Leaf weiter. Genau mein Ding. Da sind sie wieder, die alten Texaner. Lasst die Ballerspiele gewinnen. Jawohl. Aber auch hier haben sie wieder ein feines Riff am Start, bauen den Groove mit ein und geben danach wieder absolut Vollgas. Der Drummer variiert sein Spiel dermaßen, dass man nur grinsend auf dem Sofa liegen kann. Tatsächlich grooven oder slammen die Burschen hier auch wieder ordentlich, fahren dann aber noch einmal hoch und nehmen mich absolut mit auf diesen Untergangstrip.

Solche Songs schreiben ja nur noch wenige Bands wie z.B. Stabbing oder natürlich die indonesischen Undergroundkapellen, auf die ich so abfahre. Viele Bands haben sich mittlerweile vom brutalen Death Metal mit Slam-Anteil zu brutalen Slam Bands mit Death Metal Anteil entwickelt, was ja auch absolut in Ordnung , aber nicht unbedingt mein Cup of Tea ist.

Brodequin bleiben sich und ihrer Fangemeinde absolut treu. Weiter geht es mit Theresiana und endlich wieder einmal ein kleines Mittelalterintro. Natürlich reden wir hier von Foltergeräuschen, so wie wir es von ihnen kennen. Dann schon eigentlich etwas andere Geräusche. Riffs, die eher in Richtung neuere Napalm Death gehen, gefolgt von einem Break mit Mönchsklängen und dann holen sie wieder die alten Brodequin heraus, kombinieren diese aber wieder mit Napalm Death-artigen Parts. Drummer Brennan ist eine absolute Maschine, die ich auch schon live bewundern durfte. Er baut immer wieder kleine Schmankerl in sein Spiel mit ein und macht somit das Ganze absolut attraktiv, nicht nur für die alten Fans.

Kommen wir dann zur ersten Singleauskopplung des Albums und den Grund, warum ich mich so auf dieses Album gefreut habe. Die Rede ist von Of Pillars And Trees. Ein gnadenloses Beispiel, dass brutaler Death Metal durchaus in sich abwechslungsreich sein kann. Hier wird von der ersten Sekunde an gleich geholzt. Ein Wechsel findet statt, aber das Tempo ist hoch. Das Riff ist wieder markant und Brennan kann sich erneut austoben. Nach 80 Sekunden findet dann eine Verschleppung statt, welche es absolut in sich. Danach bieten sie einen atmosphärischen Part mit langem, dunklen Screaming an. Geht schon beinahe in die schwarzmetallische Ecke. Sehr, sehr geil. Zwischendurch röchelt sich Jamie wieder einen und der Song wird langsam wieder aufgebaut. Großartige Idee. Am Ende darf dann der Knüppel wieder ran. Diesen holen sie ja gerne einmal aus dem Sack. Dieser typische Groove bzw. Slam ist natürlich auch mit am Bord. Hammersong!

Und so marschieren sie gnadenlos weiter, auch der nachfolgende Song Tenaillement geht voll in die Gehirnzellen. Dass sie technisch versiert sind, hört man nicht nur hier, denn auch Brodequin frickeln ordentlich. Allerdings bauen sie diese Fähigkeiten mit ein und stellen sie nicht in den Vordergrund. Diese Mischung aus Ultrageballer und anspruchsvollem Slam haben die Jungs echt drauf.

Zudem überzeugen sie immer wieder mit geilem Riffing, so wie bei Maleficium. Auch hier bauen sie kleine atmosphärische Momente mit ein. Geil.

Der Spaß endet dann mit dem Knaller Harbringer Of Woe. Gleich volle Attacke. 240 Sekunden absoluter Wahnsinn, sofern man diesen mit brutalem Death Metal in Verbindung bringt. Das ganze Geknüppel wird immer wieder aufgelockert. Auch hier ist ein langsamer und grausamer Part mit drinn. Kurze Sprachsequenz und dann wird wieder geballert. Dieser Part wird noch einmal wiederholt und ausgebaut. Brodequin zeigen sich hier sehr innovativ und das in einem engen Rahmen, den sie sich selbst gesteckt haben.

Nach knappen 30 Minuten ist die Vernichtung erreicht und da man ja immer noch eine möchte, drücke ich lachend die Repeattaste.

Brodequin – Harbringer Of Woe
Fazit
Brodequin haben in den letzten 20 Jahren nichts verlernt und beweisen anno 2024, dass der brutale Death Metal lange noch nicht tot ist. Just Killers, no Fillers. Vertrackte und gelungene Arrangements, Rhythmus- und Geschwindigkeitswechsel, kleine atmosphärische Passagen, fette Breaks, slammige Breakdowns, fieser Röchelgesang und eine Maschine an der Schießbude. Die Produktion ist immer noch dreckig wie früher, aber transparenter. Ich bin begeistert. Ein absolutes Muss für jeden brutalen Death Metal Fan. Wenn ich nicht schon Fan wäre, wäre ich es jetzt definitiv. Eine sehr intensive Rückkehr der Band aus Tennessee.

Anspieltipps: Diabolical Edict und Of Pillars And Trees
Michael E.
9.5
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