Artist: Code Orange
Herkunft: Pittsburgh, USA
Album: Underneath
Spiellänge: 47:33 Minuten
Genre: Hardcore, Metal, Industrial
Release: 13.03.2020
Label: Roadrunner Records
Link: https://www.codeorangetoth.com/
Bandmitglieder:
Gesang und Gitarre – Reba Meyer
Gesang und Schlagzeug – Jami Morgan
Gitarre und Synthesizer – Eric Balderose
Gitarre – Dominic Landolina
Bassgitarre – Joe Goldman
Tracklist:
- (Deeperthanbefore)
- Swallowing The Whole Rabbit
- In Fear
- You And You Alone
- Who I Am
- Metal.Place
- Sulfur Surrounding
- The Easy Way
- Erasure Scan
- Last Ones Left
- Autumn And Carbine
- Back Inside The Glass
- A Sliver
- Underneath
Kaum eine Band war in den letzten Jahren so spannend wie Code Orange. Slipknot Sänger Corey Taylor nannte sie kürzlich erst „The future of heavy music“ – eine starke Ansage, welcher die Band versucht, mit ihrem neuen Album gerecht zu werden.
Bereits im Jahr 2012 veröffentlichten sie im Highschool Alter noch unter ihrem alten Namen Code Orange Kids ihr erstes Album. In ihren frühen Jahren waren sie zwar schon relativ erfolgreich, aber eher in der Underground Hardcore Szene präsent. Nach ihrem aufsehenerregenden I Am King Release 2014, welches die Grundlage für ihren experimentellen, harten Sound darstellte, folgte der Schritt zum großen Label Roadrunner Records. Dort erschien 2017 ihr drittes Album Forever, auf dem zum ersten Mal verstärkt auf den Einsatz von Synthesizern und elektronischen Elementen gesetzt wurde. Anschließend hat sich die Band aber keine Pause genommen, sondern war fast konstant auf Tour, unter anderem als Vorgruppe für Slipknot. Nebenbei waren sie auch im Studio aktiv, denn Anfang dieses Jahres meldeten sich Code Orange mit der ersten Single Underneath zum gleichnamigen Album zurück. Wieder einmal bewiesen sie, dass man nichts von ihnen erwarten kann und besonders nicht, auf zwei Alben denselben Sound zuliefern. Nachdem bei ihren vorherigen Alben die erste Auskopplung jeweils ein eher Hardcore typischer Song war, versprüht Underneath eher 90er Jahre Grunge-Vibes.
Das Album ist eine düstere Mischung aus Einflüssen aus vielen Richtungen. Dabei ist es besonders von 90er Jahre Industrial Metal, Hardcore und unerwarteten, teils verstörenden elektronischen Elementen geprägt. Es fällt schwer, die 14 Songs unter einem Genre zusammenzufassen, denn Code Orange wollen mit diesem Album nicht in eine Schublade gesteckt werden, es findet jenseits aller Genregrenzen statt. Es werden bizarre dissonante Synthie-Einlagen mit ruhigen Klavierpassagen, harten Uptempo Parts und Breakdowns kombiniert. Gleichzeitig werden durch die Gesangsstimme von Gitarristen Reba Meyers auch noch eingängige Melodien und Ohrwürmer geschaffen.
Die Songs sind zwar nicht mehr so brutal wie früher, aber nicht minder hart. Unter anderem die Ungewissheit, dass man nicht weiß, was einen erwartet, macht das Album so spannend. Schon der erste Song nimmt den Hörer direkt mit in die tiefen Abgründe, die das Album erschafft. Während düstere atmosphärische Soundwellen wabern, macht das Vocal-Sample die Ansage „Let’s take a good a good look at you“. Anschließend erwacht man in einem Album, das keine Kompromisse eingeht. Songs wie Swallowing The Rabbit Whole und Last One Left setzen auf die bewährten Elemente der Band: Eine Kombination aus Industrial Einlagen, verstrickte Takte und harten Breakdowns.
Auf der zweiten Hälfte des Albums zeigt die Band, wie facettenreich sie ist. Der Gesangsanteil von Meyer nimmt zu und nahezu kein Song kann mehr als reines Hardcore-Werk durchgehen. Es klingt nach einer experimentellen Mischung aus 90er Industrial Bands wie Nine Inch Nails, mit dem harten Sound der anderen Code Orange Alben. Dabei sind besonders Songs wie Sulfur Surronding oder The Easy Way eingängig und beweisen das Hitpotenzial, das in der Band steckt.
Dabei lassen sich aber auch nach mehrmaligem Hören immer wieder kleine Details finden, die ein länger anhaltendes Hörvergnügen immer noch interessant gestalten. Beispielsweise wird durch das Vocal Sample „Thinner Of The Herd“ Bezug zu ihrem I Am King Album genommen.
Die Band hat es geschafft, die Härte von I Am King mit den Experimenten von Forever zu kombinieren und so endgültig den Sound zu erschaffen, von dem man auf den vergangenen Releases Ansätze gehört hat. Für Hörer, die mit den alten Werken der Band nicht vertraut sind, könnte es beim ersten Hören schwierig werden, Zugang zu der Musik zu finden, da es teilweise schon sehr vertrackt und wirr daherkommt. Wenn man sich aber etwas Zeit nimmt und darauf einlässt, findet man sicherlich den roten Faden und versteht vielleicht auch die Vision des Soundbilds etwas besser. Code Orange begehen mit diesem Album Wege, die vor ihnen noch keiner gegangen ist, und machen unmissverständlich klar, dass sie zur Zukunft des modernen Metal gehören.