Crematory – Oblivion

“Nicht mehr auf dem alten Level!“

Artist: Crematory

Herkunft: Worms, Deutschland

Album: Oblivion

Spiellänge: 53:53 Minuten

Genre: Gothic Metal

Release: 13.04.2018

Label: SPV / Steamhammer

Link: https://www.facebook.com/pg/CREMATORY/about/?ref=page_internal

Aktuelle Bandmitglieder:

Gesang – Felix
Gitarre, Gesang – Tosse
Gitarre – Rolf
Bassgitarre – Jason
Keyboard, Samples – Katrin
Schlagzeug – Markus

Tracklist:

  1. Expectation
  2. Salvation
  3. Ghost Of The Past
  4. Until The Dawn
  5. Revenge Is Mine
  6. Wrong Side
  7. Stay With Me
  8. For All Of Us
  9. Immortal
  10. Oblivion
  11. Cemetary Stillness
  12. Blessed
  13. Demon Inside

Fast ein Jahr her ist es, dass Crematory ihr vierzehntes Album Oblivion veröffentlicht haben. Um das Release sorgte die Gruppe für ordentlich Diskussionsstoff, vor allem bei den eigenen Anhängern. Manchmal sollte man seine Gedanken vielleicht nicht laut äußern. Wie dem auch sei, heute geht es rein um das Album mit dreizehn Titeln, die dem Gothic Metal zuzuordnen sind. Warum kommt jetzt eine Besprechung von uns zum Thema? Das hat teils logistische Gründe – unzählige Alben fliegen bei uns jeden Tag ins Haus und auch andere Sektionen müssen abgedeckt werden. Manche Alben können daher gar nicht begutachtet werden – Crematory mit dem neusten Output gar nicht zu erwähnen, wäre jedoch eine Schande und nach genug Abstand wollte ich mir einfach noch mal einen Eindruck machen, der direkt schriftlich festgehalten wird.

Die guten alten Crematory Zeiten dürften so manchen Leser damals gefesselt haben. Nur rutschte die Band um Frontmann Felix immer weiter in die Mittelklasse ab. Die Faktoren sind vielseitig. Die großen Hits blieben aus, das Genre hat sicherlich auch einen Wandel vollzogen und manchmal ist man eben zur falschen Zeit am falschen Ort.
Nach dem Intro Expectation darf Salvation ran. Der Refrain erinnert an sehr weich gespülten Melodic Metal und auch das ganze Drumherum sucht den Schulterschluss zu Mainstream Klängen. Da helfen auch die schroffen Vocals von Felix nicht. Die Rhythmen recht einfach und steril gehalten, wissen auch nach einem Jahr Hörpause nicht zu überzeugen. Nett ist es ja, aber mit dieser Voraussetzung kommt man heutzutage leider nicht mehr weit. Irgendwie fehlt einem der Griff, wo man sich dran festhalten kann, um auf das Crematory Pferd zu springen. Ohne Sattel und Zaumzeug rutscht man selbst beim gemächlichen Ausritt wild hin und her. Die Liebe und Hingabe zur Musik kann man den Künstlern gar nicht absprechen – nur hat man das Gefühl, sie wissen gerade selber gar nicht, wo sie stehen. Für den typischen Gothic Metal oft zu fröhlich, für radiotaugliche Klänge doch zu kernig und auf den erfolgreichen Symphonic Metal Zug kann man auch nicht aufspringen. Veränderung gibt es trotzdem, mit dem Ergebnis, dass nicht ein einziger Song zu 100 Prozent sitzt. Die Earcatcher (Refrains) bleiben nicht im Kopf, das Songwriting über die meiste Zeit plump und ohne zündende Ideen. Im Fußball wäre man mit Oblivion im Abstiegskampf angekommen und die Mannschaft würde sich nach den Gründen fragen. Eine Trainer-Entlassung ist meist die Folge, um einen Umbruch zu erzeugen. Das kann man in einer Band nicht so einfach umhebeln – eine kleine schöpferische Pause würde den Deutschen nach Oblivion vielleicht guttun. Seit 1991 haben sie brutal hart gearbeitet und zu Recht diverse Erfolge eingefahren – manchmal braucht man da einfach eine kurze Erholungsphase. Wrong Side oder For All Of Us haben nicht mehr den alten Glanz – dass gilt leider für alle Werke der Scheibe.

Fazit: Die Balance aus Clean und harten Vocals passt schon nicht zwingend, die Zutaten wurden zu sorglos gewählt und das Ergebnis hat dadurch nur Einheitskost für den eingefleischten Fan im Topf. Schade, denn von Crematory kann, darf und sollte man mehr erwarten, als nur platte Melodien, ein Refrainkostüm aus der NDH und zwei Gesichtern in Form von Felix und Tosse. Wobei mir Tosse da sogar noch besser gefällt, als der Mastermind. Fast ein Jahr ist Oblivion unter uns Lebenden und auch jetzt mag sie nicht hängen bleiben - der Wunsch nach einem krachenden Nachfolger wird immer lauter!

Anspieltipps: Stay With Me und Blessed
Rene W.
6
Leser Bewertung0 Bewertungen
0
6