Bands: Defeater, Crime In Stereo, Watch Me Rise
Ort: Das Bett, Schmidtstraße 12, 60326 Frankfurt am Main
Datum: 22.10.2025
Kosten: 32,49 Euro zzgl. VVK Gebühr
Besucher: ca. 300
Genre: Post-Hardcore, Hardcore Punk, Melodic Hardcore
Veranstalter: Concertbüro Franken GmbH
Link: www.concertbuero-franken.de
Setlist Defeater:
- Bastards
- No Shame
- Mothers‘ Sons
- Spared In Hell
- Divination
- The Worst Of Fates
- List & Heel
- Dear Father
- Empty Glass
- Headstone
- Cowardice
- The Red, White And Blues
- Bled Out
Ich bin endlich im Das Bett. Nach 30 Stunden Wachzeit und 16 Stunden Autofahrt. Nicht in einem „richtigen“ Bett, sondern im Club in Frankfurt. Immerhin, hier ist es dunkel und warm. Ich befinde mich in einem sonderbaren, lethargischen Wach-Schlafzustand. Perfekte Voraussetzungen, mich in den typisch atmosphärischen Sog von Defeater ziehen und dort treiben zu lassen.

Watch Me Rise eröffnen den Abend. Fünf Jungs aus Frankfurt, Heimspiel also. Sie legen gleich richtig los, wie denn auch sonst. Der Schlagzeuger hat ein Mikro vor sich und singt mit. Dieses gleichzeitige Trommeln und Singen wirkt immer ein bisschen wie Überlebenstraining. Vollgas nach vorne und keine Kompromisse. Der Sänger Josh genießt den Auftritt, das bestätigt sich auch, als er sagt, dass er sich vor ein paar Tagen bei einem vorherigen Auftritt unwohl, unsicher fühlte. Heute hingegen sei alles gut. Sein Dank geht dabei besonders an ein paar bestimmte Leute, die anwesend sind und die das möglich machen. Der Auftritt ist so ungeschnörkelt und ehrlich, dass es mich wirklich berührt. Der Schlagzeuger ergreift das Wort und redet über Depressionen, über die innere Leere, Antriebs- und das Gefühl der Sinnlosigkeit. Die Musik hilft ihm, sie sei etwas, das ihn am Laufen hält und morgens weiter antreibt. Man merkt, wie sich der Hals zuschnürt und die Gänsehaut auf die Arme kriecht. In meinem eh schon gallertartigen Zustand haut das gerade besonders rein. Nach dem Set: Jubelrufe. Kein höfliches Klatschen, sondern ehrliche Anerkennung. Für die offenen Worte, für den guten Auftritt. Einfach echt und ungefiltert. So, wie man es mag. Diese Art Musik wird nicht als Produkt verstanden, sondern als Notwendigkeit. Josh bedankt sich auf Deutsch bei Defeater. Bis ein Besucher aus dem Publikum ruft, die Headliner könnten das eh nicht verstehen. Er lacht und wiederholt den Dank auf Englisch.
Crime In Stereo ist eine Band, die schon fast 25 Jahre auf dem Buckel hat. Gegründet 2001 in New York, liefern sie soliden Punk. Direkt, sauber, sympathisch. Sie wissen, was sie tun. Ich wippe mit und beobachte Derek, wie er zum Beat hinter dem Merchstand fleißig Luftschlagzeug spielt und gebannt zuhört. Sie machen ihre Sache sehr ordentlich. Punk, der überzeugt, und der Abend kommt weiter in Gang. Die Leute fangen an, sich zu bewegen, zu dem Mix aus schnelleren Punk-Songs und neueren Liedern, die zurück zu ihren melodischen Hardcore-Wurzeln finden.

Defeater, 2004 gegründet, betreten in Frankfurt mit Sänger Derek Archambault flink die Stage. Sie sind im Oktober endlich seit 2017 wieder auf kleiner Europatour, nach Jahren voller Brüche und Neuanfänge. Eine Band, die Musik als Narrativ betreibt. Mit fünf Alben und Themen über Schuld, Krieg, Trauma, Verlust und die Möglichkeit von Erlösung und Hoffnung.
Sie spielen präzise, fokussiert. Die Songs haben Gewicht, die Melodien wabern durch die dicke Soundwand aus Geschrei und Bass. Die Melodien ziehen mich fort und ich lasse mich treiben von den rhythmischen Gitarren. Derek schreit jedes Wort so glaubwürdig, als durchlebe er emotional das Thema in dem jeweiligen Song gerade selbst (noch einmal). Das Publikum ist aufmerksam, aber etwas zurückhaltend. Frankfurt eben – hier steht man lieber still und fühlt, anstatt komplett bei Songs wie Mothers‘ Sons oder Dear Father auszurasten. Vorne geht’s ab, hinten wird beobachtet. Die Videos vom Konzert in Paris, einen Tag später: Aggressivere Moshpits, Stage Dives, Chaos, eine ganz andere Energie, in klassischer Hardcore-Manier. Defeater klingen nach dem Versuch, Ordnung im Chaos zu finden, und ich mittendrin.
Nach Bled Out ist Schluss. Sie gehen von der Bühne. Es bleibt ein leichtes Nachbeben. Ein paar Minuten später höre ich, wie hinter dem Merchstand Lob von Watch Me Rise an Derek und umgekehrt zu den guten Auftritten ausgetauscht wird. Ich denke an die Worte von Watch Me Rise, über Musik als Rettung. An Dereks Stimme, irgendwo dazwischen, zwischen Schmerz und Trost. Drei Bands, drei Arten, mit der Welt fertig zu werden. Das spürte man. Kein Zirkus. Nur Menschen, die Musik machen, um sich selbst zu halten. Und manchmal reicht genau das.























