DeVicious – Black Heart

Auf zu neuen Ufern

Artist: DeVicious

Herkunft: Karlsruhe, Baden-Württemberg, Deutschland

Album: Black Heart

Spiellänge: 51:07 Minuten

Genre: Hard Rock

Release: 14.04.2022

Label: Pride & Joy Music

Links: https://www.facebook.com/deviciousband/
https://www.devicious.band

Produktion: von Alex Frey in den Tower 13 Studios, Karlsruhe produziert, von Patrick Damiani in den Tidalwave Studios, Karlsdorf gemischt und von Robin Schmidt bei 24-96 Mastering Karlsruhe gemastert

Bandmitglieder:

Gesang – Antonio Calanna
Gitarre – Radivoj Petrovic
Keyboards – Denis Kunz
Bassgitarre – Alex Frey
Schlagzeug – Lars Nippa

Gastmusiker:

Baol Bardot Bulsara (TNT) & Michael Bormann im Bereich des Backgroundgesangs

Tracklist:

  1. Afterlife
  2. Heroines
  3. A Special Mind
  4. Liar
  5. Black Heart
  6. Not What It Seems
  7. Welcome The Night
  8. After Midnight
  9. Falling
  10. Miles Away
  11. Escape From Reality (Bonustrack)
  12. Axenya’s Dream (Bonustrack)

Die Pandemie bringt die gesamte Szene nach wie vor durcheinander, einige zaghafte Änderungen deuten sich allerdings an. Neuveröffentlichungen von Alben, Konzerten, Festivals und ganze Tourneen wurden teils um Jahre verschoben. Einige Bands haben aufgegeben und die Kulturbranche hat leider zu viele Eventlocations verloren. Wenn man die trostlose und von Tatenlosigkeit geprägte Zeit allerdings kreativ zu nutzen weiß, treten unter anderem auch Erzeugnisse zutage, denen man deutlich entnehmen kann, dass die zwangsweise auferlegte Wartezeit auch ein Segen sein kann. Zumindest in Hinsicht auf Songwriting und Produktion.

Im Falle der Karlsruher DeVicious darf man hier durchaus davon sprechen. Auch sie mussten ihre 2020 auf Phase Three angelegte Tour mehrfach verschieben. Nun, DeVicious wechselten in den zurückliegenden zwei Jahren zudem das Label und segeln aktuell unter der Flagge von Pride & Joy Music.

Alex Frey und ich nutzen 2020 die Zeit für ein umfangreiches Interview und Phase Three wurde seinerzeit von mir einer Rezension unterzogen. Ich darf behaupten, ich kenne die Musik der Band ein wenig und den neuen Silberling Black Heart erneut rezensieren zu dürfen, ist mir in der Tat eine Ehre. Das Vorgängeralbum Phase Three war für mich ein annähernd perfektes Album und deshalb stieg meine Spannung im Vorfeld von Black Heart immens.

Zehn Songs, zuzüglich zwei Bonustracks, die mir allerdings nicht vorliegen, warten darauf, gehört und bewertet zu werden. Legen wir los.

Quelle: DeVicious

Der Opener Afterlife startet erwartungsgemäß kraftvoll. Das Songwriting von Bassist, Mastermind und Produzent Alex Frey überrascht mich dahingehend nicht, da sich der Song sehr kompakt, zusammenhängend und instrumentell ausgewogen präsentiert. Insbesondere beim Vorgängeralbum Phase Three war dies eines der hervorstechenden Merkmale der Arrangements. Dieser Track wird von den Basslines und den Keyboards getragen. Gitarren und Drums werden abermals sehr akzentuiert dargeboten, was den Groove für DeVicious typisch unterstreicht. Antonio Calanna intoniert gewohnt präzise und der Refrain setzt in der ohnehin sehr melodiösen Ausarbeitung des Songs ein erstes Highlight.

Heroines ist ein eher Keyboard-orientiertes Stück. Deswegen aber nicht weniger tough. Die Songstruktur ist insgesamt weniger dicht gehalten und lässt bis auf den Pre-Chorus und den Refrain selbst mehr Spielraum für die Vocals. Im instrumentellen Mittelpart vor dem Solo deuten die Jungs erstmals etwas härtere Klänge an. Steht der Nummer allerdings gut zu Gesicht.

Bei A Special Mind liegt die Besonderheit in meinen Augen in der Rhythmik der Gitarren, die zunächst der Headline des Keyboards folgen. Das Taktgefüge und die Tightness sorgen für einen krassen Groove. Auch hier kommt eine dezente Härte zum Tragen, die Antonio Calanna ansprechend zu ergänzen weiß. Wo auch immer die Herren, insbesondere Antonio Calanna diese Inspirationen für die Melodien hernehmen, jene stehen immer sehr deutlich im Zentrum der Arrangements.

Etwas einfach strukturierter und direkter kommt Liar durch die Lautsprecher. Das Tempo nimmt zu und auch diese Nummer ist eine typische DeVicious Angelegenheit, wenngleich der Pathos etwas fehlt. Das abrupte Fade-out kommt an dieser Stelle beinahe zu hart.

Der Titeltrack Black Heart wirkt anfangs etwas verspielt und bedarf mehrerer Drehungen. Von der Rhythmik und der Herangehensweise an das Songwriting her gesehen hebt sich Black Heart signifikant ab. Der Refrain könnte nachhaltig für Irritationen sorgen, aber das ist an dieser Stelle dem persönlichen Geschmack geschuldet. Für mich fügt sich der Refrain nicht ganz so flüssig in den Song ein, wie ich es bis zu diesem Zeitpunkt des Albums gewohnt bin. Ich bin mir nicht recht schlüssig, wie und wo ich Black Heart einordnen soll.

Not What It Seems dürfte als balladeskes Hard Rock Schmankerl durchgehen. Die Keyboards leiten in eine kraftvolle und gitarrenbezogene Rhythmik über und münden in ruhigere Strophenpassagen. Dieser Refrain folgt weniger der Prägnanz, dafür aber einer sehr harmonischen Melodie. Insofern trägt Not What It Seems alle Attribute einer kraftvoll interpretierten Hard Rock Ballade in sich. DeVicious zeigen sich hier zudem durchaus experimentell und das lockert das Gesamtgefüge des Songs zugunsten der Attraktivität auf.

Entfesselt am Bass wird Welcome The Night eingeleitet. Der Meister selbst, so meine Wahrnehmung, slapt hier spielend leicht über das Griffbrett. Eine lupenreine Hard Rock Komposition, die erneut von einem prägnanten Refrain ausgekleidet wird. Die Nummer wirkt ernsthaft und eindringlich. Die Gitarren stehen dezent im Hintergrund, sorgen neben den Keyboards dennoch für Opulenz. Antonio Calannas Stimmfarbe ist in diesem Song besser zu identifizieren, da mehrmals auch die tieferen Tonlagen intoniert werden. Wie bereits erwähnt, sorgt das Slaping am Bass nach meinem Dafürhalten für den Unterschied.

Sollte man im Songwriting bei DeVicious von Progressivität sprechen können, steht After Midnight hierfür Parade. Musikalisch bietet dieser Track zahlreiche Facetten auf, die ich von DeVicious in dieser Ausprägung so noch nicht gehört habe. Schon allein deshalb ist dieser Song hörenswert und verdient Respekt.

Falling ist eine durchaus gefällige Nummer, die das Niveau der Scheibe allerdings nicht wirklich weiter anhebt. Auch hier ist vieles richtig gemacht, aber das gewisse Etwas fehlt mir irgendwie. Den Abschluss des Albums ziert Miles Away. Dieser Track geht am ehesten in die Riege der Songs des Vorgängeralbums. Zum Finale schlagen zehn Songs zu Buche, die durchweg Freude bereiten. Scheinbar hat die auferlegte Zwangspause zur Experimentierfreude positiv beigetragen. Und für wahr, DeVicious haben ein goldenes Händchen für Melodien, das muss an dieser Stelle auch mal gesagt sein!

Im Zuge des neuen Albums brachte DeVicious 2022 zudem ihre eigene Comic-Serie namens Dollhouse DV heraus. Die auf dem Albumcover dargestellten Models stellen zugleich die Hauptcharaktere der Serie dar. Die Comics selbst wie auch das Cover-Artwork entstammen komplett der Feder der Band. Für den offiziellen Soundtrack zu den Comicbüchern wurden insgesamt drei Songs des Albums auserkoren.

Black Heart ist als CD Digipak sowie auf pinkem Vinyl, als Tape und als limitierte Boxset Edition hier https://www.devicious.band/shop zu erwerben.

Diskografie: 

Never Say Never (2018)
Reflections (2019)
Phase Three (2020)
Black Heart (2022)

DeVicious – Black Heart
Fazit
Das Album Black Heart ist anders, zumindest anders als der direkte Vorgänger Phase Three. DeVicious haben es sich hier augenscheinlich nicht leicht gemacht und versuchten andere Stilelemente zu verarbeiten. Das ist meiner Ansicht nach auch gelungen. Black Heart zeigt vielerlei neue Facetten auf und könnte vielleicht den Aufbruch in eine andere musikalische Welt von DeVicious andeuten. In den Bereichen Songwriting und technischer Produktion wurde rein gar nichts dem Zufall überlassen. An den Instrumenten stehen Profis, die ihr Handwerk in die Tiefe verstehen und sich entsprechend versiert auf dem Album verewigen. Zu hören sind überdies Soli, die ihresgleichen suchen. Wenn ich Kritik äußern darf, dann, dass Black Heart für mich etwas zu glatt produziert rüberkommt. Antonio Calanna weiß überwiegend zu glänzen, wenngleich mir die Art und Weise seines Gesangs auf Phase Three zugänglicher erschien. Das Zutun von Baol Bardot Bulsara und Michael Bormann im Backgroundgesang vermag das ohnehin durchdachte Konzept in puncto Mehrstimmigkeit und der Chöre zu erfrischen. Trotz geübter Kritik, Black Heart ist ein starkes, experimentierfreudiges Melodic Hard Rock Album geworden, das vor allem live viel Spaß bringen dürfte. Und wer weiß, vielleicht ist dieser Sound tatsächlich der Wegbereiter für eine etwas andere Musik von DeVicious. Mir gefiel der Vorgänger persönlich besser, da er ein durchgehend hohes musikalisches Niveau in der Gesamtheit der Songs aufwies. Aber das ist mal wieder Jammern auf sehr hohem Niveau.

Anspieltipps: Afterlife, Heroines und Welcome The Night
Peter H.
9.3
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